Bach Invention Nr. 13 in A moll

Verzichten muss man nicht auf historische Studien, das ist klar. Man kann den Notentext aber auch einfach musikalisch interpretieren. Schon alleine dadurch sind der "Beliebigkeit" Grenzen gesetzt. Grenzen, die Busoni z.B. ja auch einfach mal gerne überschritten hat mit seinen 'Verbesserungen'.

Was soll denn "einfach musikalisch" bedeuten? Das meint doch nichts anderes, als die Musik des Barockzeitalters in die Klang- und Ausdruckswelt des 19. Jahrhunderts zu übertragen. Bachs Klaviermusik verträgt das über weite Strecken sogar erstaunlich gut, aber schon Händels oder Telemanns Klavierwerke werden dadurch vollkommen ungenießbar. Ich halte das weder für klug noch für musikalisch. Es ist nichts weiter als eine bequeme Ausrede, die einem Arbeit und Nachdenken erspart.

Von Phrasierung habe ich übrigens nicht gesprochen. Und der Fingersatz ändert sich in der Tat ja nicht, wenn legato oder portato gespielt wird. Zumindest nicht im angesprochenen Beispiel. Für plausible Gegenbeispiele bin ich aber jederzeit offen.

Klar ändert sich der Fingersatz abhängig von der Artikulation. Im Legato braucht man spätestens bei dreistimmigen Stücken stumme Wechsel - im Portato oder Staccato sind diese völlig überflüssig und hemmend. Auch ist es im Portato oft sehr bequem und klanglich schön, zwei aufeinanderfolgende Töne mit demselben Finger zu spielen. Im Legato würde man das eher vermeiden. Und in Staccato- oder Leggiero-Passagen ist es manchmal eine gute Idee, auf den Daumenuntersatz zu verzichten und stattdessen z.B. den 2. oder 3. Finger über die Außenfinger zu setzen.

LG, Mick
 
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Ah, die Sendung ist wieder auf youtube, leider nur im originalen Französisch. Suche später nach der Stelle des Zitates.



0:36 ff und 0:36:35 ff Zitat
 
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Aber rückwärts lernen halte ich für äußerst bedenklich, es ist doch eher so, dass Stücke nicht fortwährend etwas neues bieten, sondern im Prinzip sich Teile A und B und vielleicht noch C abwechseln und dabei gelegentlich leicht abgewandelt werden. Und gerade am Anfang werden A und B eingeführt, wenn die sitzen ist der Rest gegessen, denn es wiederholt sich ständig.
Ich hab ja keine Inventionen gespielt, aber kürzlich ein Präludium und eine Fuge aus dem WTK. Da wiederholt sich reineweg gar nichts. Es entwickelt sich bis kurz vor dem Schluss immer weiter und verdichtet sich, d.h.
  1. Es ist jeder Takt anders und
  2. Es wird nach hinten zu immer schwieriger
Und gerade wegen 2. halte ich das rückwärts lernen für eine extrem gute Idee und habe damit, gerade bei Bach, gute Erfahrungen gemacht. Das schließt ja nicht aus, dass man sich vorher die Struktur des Stücks im Ganzen klar macht.
 
Rückwärts additiv übe ich auch gerne. Allerdings nicht das komplette Stück von hinten aufgebaut, sondern innerhalb einzelner kleiner musikalischen Sinneinheiten (meist so vier bis acht Takte). Die wechsle ich munter, also mal aus der Mitte, mal vom Anfang oder vom Ende.
Dafür muss ich allerdings vorab das komplette Stück schon einigermaßen gut im Ohr haben, wissen was es wo erzählen möchte. Dann ist das eine tolle Übemethode, es bringt mir eine Sicherheit, die ich mit vorwärts üben alleine nicht erreiche.
 

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