Bach/Hess Jesus bleibet meine Freude

motz-art

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Der momentane Stand der Dinge.
Eine 100% mackenfreie Version wird mir hoffentlich noch gelingen.
(95% wäre auch schon nicht schlecht;))

;)
 
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Hallo Motz-art
Ich habe mir deine Einspielung gerade mehrfach angehört. Ich erspare mir einen Kritikspagat ala "ganz ordentlich & nett, aber hier und da ist noch dies und das zu tun......".
Mir hats gefallen trotz Macken oder sogar gänzlich unabhängig von diesen (wo auch immer die sich befinden).

Viel Spaß noch weiterhin und tüchtig üben :)

Constantin
 
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Lieber motz-art,

diese unsterbliche Bearbeitung wird hier wohl noch einige clavios beschäftigen (von kreisleriana und von mir gibt es ja auch schon erste Annäherungen)! Sie ist einfach zu schön...

Freut mich, dass Du jetzt mit Zoom und neuem Flügel auch regelmäßig im "Aufnahmegeschäft" tätig bist :) Sowohl der Flügel- als auch der Aufnahmeklang gefallen mir sehr gut.

Auch die Aufnahme selbst gefällt mir gut! Dein Tempo finde ich z.B. wesentlich besser als dasjenige meiner Aufnahme (Du lässt Dir eine halbe Minute mehr Zeit). Im langsameren Tempo fällt natürlich auch jede kleinste Unregelmäßigkeit in der durchgehenden Triolenbewegung auf, und da gibt es m.E. noch ein kleines bisschen daran zu feilen. Diese Triolenbewegung könnte auch noch etwas "lebendiger" klingen, auch wenn es natürlich meistens nur die Begleitung ist. Der Bass ist für meinen Geschmack einen kleinen Tick (aber wirklich nur einen Tick) zu laut (aber das hängt vielleicht stark nur mit der Aufnahmeposition des Zoom zusammen) und manchmal ein kleines bisschen statisch (mein KL hat mich oft kritisiert, wenn ich mich auf jedes Viertel "draufsetze" und mir gesagt, ich soll auch diese Bässe immer als Linien mitdenken und -empfinden). Das sind alles nur kleine Nuancen und sicher auch Geschmackssache. Aber ich finde wir sollten uns hier auch bei guten Aufnahmen kollegial austauschen; viele Dinge fallen einem ja auch selbst nicht auf, bzw. man kann sie verschieden sehen, und wir wollen ja schließlich alle weiter lernen!

Danke jedenfalls für die schöne Aufnahme; ich hoffe, es kommen bald weitere!

Liebe Grüße,
pianovirus

P.S. Um 3:05/3:07 herum: das war sicher kein beabsichtigtes Innehalten (sonst würde ich davon abraten), sondern einfach ein kleiner Aussetzer, oder?
 
Guten morgen Pianovirus

Vielen Dank für deine ausführliche Stellungnahme zu meiner Interpretation. Deine Anmerkungen zur Gestaltung der Triolen und des Basses sind nachvollziehbar.

Ich versuche mal, verbaliter meine Idealvorstellung, die ich von diesem Stück habe, zu präzisieren.
Hier treffen drei Ebenen aufeinander: Oben eine schwebende Gigue in Zeitlupe. Gewissermaßen ein "Reigen seliger Geister". Wenn ich pianistisch dazu in der Lage wäre, sollte diese obere Sphäre völlig unakzentuiert und emotionsfrei ablaufen.
(Der sonst von mir hochgeschätzte J.E. Gardiner lässt das wie eine richtige Gigue abspulen. Für mich ein klassischer Fall von Thema verfehlt!)
Darunter der Choral, die vox humana. Durchaus emotional vor allem in der dritten Choralzeile nach der Modulation. Die Oberstimme sollte davon aber im Idealfall völlig unberührt bleiben.
Dass Angela Hewitt hier alle Stimmen zu einem einheitlichen dramatischen Höhepunkt verdichtet mag ich nicht.
Darunter der Bass, die unbeirrbar fortschreitende Zeit. 60 Viertel pro Minute ist für mich das Idealtempo. Ich habe bei aller angestrebten Tempokonstanz schon versucht, auch hier melodische Zusammenhänge herauszuarbeiten. Klappt leider noch nicht so ganz zufriedenstellend.

Ich (erklärter Agnostiker mit Tendenz zum Atheismus) bin von der Welt, die sich in dieser Musik auftut fasziniert. Gerade weil die innere Ruhe und Gewissheit, die diese Musik ausstrahlen kann für uns (oder auf jeden Fall für mich) heute so unerreichbar geworden ist.

Leider bin ich den hier beschriebenen Anforderungen pianistisch nicht wirklich gewachsen. Der Idealfall Lipatti wird wohl - und zwar nicht nur von mir - unerreicht bleiben.


Gruß Motz-art

P.S. Was ich noch sagen wollte: Ich würde für keine Note in dieser Bearbeitung das Wort "Begleitung" verwenden.
P.P.S. Ich habe mir gerade folgendes zum ersten mal angehört. Ich finde es furchtbar!

http://www.youtube.com/watch?v=jLyrY7RJYlE
 
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wunderschöner Satz

Hallo motz-art,

der Satz wird auch gerne von Streichquartetten gespielt, wunderschön, ich liebe ihn.:kuss:

So langsam klingts sehr feierlich, etwas schneller würde es mehr Schwung haben und mehr nach einer Gigue klingen, was mir persönlch besser gefällt; aber das ist Ansichtssache.....

Ich schließe mich dem Jesu-bleibet-meine-Freude-Fanclub freudig an!:)
 
Hallo motz-art, das ist eine sehr ehrenwerte, durchdachte Einspielung, gratuliere! Deine Ideen zu diesem Stück gefallen mir! Die Kempff-Einspielung: also ich finde sie nicht furchtbar, es ist ein "retrospektiver" Bach aus einer romantischen Haltung heraus, aber er macht das mit einer riesigen Überzeugung, die auf ihre Art auch heute noch bewundernswert ist!

Beste Grüsse

Felix
 
Hallo Felix

Schön, dass dir meine Interpretation gefällt. Aber noch ein Wort zu Kempff: Im Moment erarbeite ich mir seine Bearbeitung von "Wachet auf ruft uns die Stimme".
Hier ist der ausladende ff Höhepunkt stlistisch zwar anfechtbar, aus der Gesamtstruktur des Stückes heraus aber organisch gewachsen.
Das affirmative ff im "Jesu bleibet meine Freude" empfinde ich schlicht als zerstörerisch. Da passt es für meine Sicht auf dieses Stück (zugegebenermaßen stark von Lipatti beeinflusst) einfach nicht hin!
 
Hallo motz-art, das mit dem "zerstörierischen ff" kann ich absolut nachvollziehen, der Mann hatte einfach eine magische Art zu spielen, die mich im Moment des Zuhörens nicht daran denken lässt, ob es passt oder nicht, da weht einfach der Atem eines grossen Musikers. Natürlich könnte man sagen: das ist nur so, weil Du weisst, dass es Kempff ist, aber es geht mir oft so, dass ich am Radio in irgend etwas hinein höre, ohne zu wissen, wer da spielt, und sofort merke, das ist nicht irgendwer -- was sich dann immer bestätigt.... Auch Lipatti hat natürlich diese (sagen wir mal) Aura....
 

Diese "magische" Art, Klavier zu spielen trifft für mich insbesondere die legendäre Aufnahme des 4.Klavierkonzertes von Beethoven (vor allem der langsame Satz!)
Bei der Bachbearbeitung kann ich das nur schwer nachvollziehen.
 
Diese "magische" Art, Klavier zu spielen trifft für mich insbesondere die legendäre Aufnahme des 4.Klavierkonzertes von Beethoven (vor allem der langsame Satz!)
Bei der Bachbearbeitung kann ich das nur schwer nachvollziehen.

Es ist Geschmackssache :-) Ich höre es so, lasse aber auch jede andere ernsthafte Lesart (z.B. Deine) noch so gerne gelten. Wir würden uns wahrscheinlich wundern, wenn wir heute hören könnten, wie Mendelssohn als Wieder-Entdecker von Bach damals seine grossen Chorwerke aufgeführt hat -- für ihn gab es nichts Anderes! Auch Kempff ist ein Kind seiner Zeit, und gerade die Art, Bach zu interpretieren, ist besonders grossen Wandlungen unterworfen....
 
Hallo Felix
Was Mendelssohn angeht wären wir wahrscheinlich entsetzt. Aber - ohne jetzt allzu positivistisch jede neue Entwicklung gleich als Verbesserung anzusehen - glaube ich doch, dass uns die Originalklang Bewegung im Verständnis und auch in der Qualität der Interpretation von Barockmusik entscheidend weiter gebracht hat.
Wenn ich heute Bach Bearbeitungen von Hess, Kempff oder Busoni spiele ist das im Grunde schon wieder historisierend! Macht aber jenseits aller stilistischen Bedenken einfach Spaß. Und da hätte Bach (hoffentlich) nichts dagegen gehabt!
Übrigens (um Missverständnissen vorzubeugen) bin ich großer Anhänger von Kempffs genialem Klavierspiel, werde mich aber mit der zur Diskussion stehenden Interpretation nur schwer anfreunden können!
 
Keine Sorge, lieber motz-art, ich verstehe das schon richtig, und das, was Du in Deinem letzten Beitrag geschrieben hast, bringt alles schön auf den Punkt, mit dem klitzekleinen Unterschied, dass ich Kempff sogar diese Interpretation abkaufe :-) Ich gratuliere Dir nochmals zu Deiner Einspielung und wünsche Dir weiter viel Spass mit all diesen "bedenklichen" Bearbeitungen!
 
Übrigens (um Missverständnissen vorzubeugen) bin ich großer Anhänger von Kempffs genialem Klavierspiel, werde mich aber mit der zur Diskussion stehenden Interpretation nur schwer anfreunden können!
geht es um eine Interpretation oder um eine Bearbeitung?
ich kenne Kempffs Bearbeitung, sie ist eine Art Busoninachfolge, und sie steigert sich zu massivem Fortissimo - ja und? das tut Gounods Meditation über das erste Praeludium WTK I auch, es ist nicht verboten :):)
Myra Hess´ Bearbeitung enthält keine derartige Steigerung, und auch das ist ok.
 
Gounods unsäglicher Schmachtfetzen hat meines Erachtens hier nun gar nichts zu suchen!
 
Gibt es nicht auch WTK-Bearbeitungen von Siloti?
gibt es, und es gibt auch Bach-Bearbeitungen von J. Raff --- aber es ging um was anderes: Kempff hat eine Bearbeitung von Jesu bleibet meine Freude gemacht, vor ihm hat das auch Busoni gemacht, Myra Hess hat die Busonibearbeitung weiter bearbeitet. Wie das so ist in klavieristischen Bearbeitungen werden manche laut, manche nicht. Nun kann man sich natürlich aussuchen, welche man wählt und man kann große Steigerungen ablehnen, dann sucht man sich was ohne solche - eigentlich ganz harmlos.
 

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