Vielleicht interessiert es dich, deltafox, ansonsten einfach überlesen:
Hier
YouTube - Chopin 1st Impromptu op. 29 - played on an historical instrument spiele ich in Wien im Instrumentenmuseum auf einem Pleyel-Flügel, wie Chopin ihn besessen hat. Ich habe vorher noch nie auf einem Hammerklavier gespielt und mir war nicht wirklich bewusst, inwiefern Chopins Instrumente von den heutigen verschieden waren.
Tatsächlich ist das Spielgefühl deutlich anders, und es ist sehr hilfreich für das Verständnis der chopin'schen Kompositionen und Überlieferungen der Vortragsanweisungen, ein wenig darüber zu wissen.
Mein Eindruck: Das Instrument fühlt sich viel zerbrechlicher und weniger robust an. Man könnte damit niemals so umgehen wie mit einem heutigen Flügel, den man ja bei entsprechenden Stücke durchaus mal zum wackeln und vibrieren bringen kann.
Der Spieltisch ist niedriger (vermutlich bedingt durch die damals noch geringere Körpergröße), ich, als 1,70 große normal-Frau bringe gerade so meine Knie darunter.
Die dynamische Bandbreite ist geringer, sowohl in ihrem absoluten Umfang (max. Lautstärke, verglichen mit einem heutigen Flügel, höchstens mezzoforte) als auch in der Abstufung zwischen den Lautstärken.
Wie schon beschrieben, ist der Tastentiefgang und das Anschlagsgewicht geringer, man muss die Tasten nur angucken, schon bewegen sie sich.
Es fühlt sich mehr nach einem "Drüberspielen" oder "auf den Tasten schweben" an, der Kontakt mit dem Instrument ist ein anderer.
Ich habe einen Takt vom Larghetto des 2. Konzertes angefügt, leider habe ich keine Version mit dem Chopin-Fingersatz gefunden. Beim dolcissimo benutzt Chopin in den ersten Tönen mehrmals hintereinander den 4. Finger (ich hab leider meine Ausgabe nicht hier, falls du, Rolf, das Beispiel vollständig hast, sei doch so lieb und ergänze es, wenn du magst.). Auf den ersten Blick erscheint das merkwürdig, doch mit dem Hintergrund solcher Instrumente sieht man das anders. Der FS ist aber auch auf modernen Flügeln nicht ganz unsinnig einsetzbar ;)
Der Klang ist auch verschieden, abgesehen von den anderen Dynamikmöglichkeiten.
Durch die geringere Saitenspannung (u.a. daher die geringere Lautstärke) und den Holzrahmen verstimmt das Instrument
viel schneller und klingt immer etwas "verstimmt", was ich aber nicht negativ meine. Es ist ein lebendigerer Klang, der farbvoller und runder oder welliger ist, als der gerade Flügelklang von heute.
Ich finde, das passt hervorragend zur Chopinmusik. Er hat sich das Instrument eben vollkommen zu eigen gemacht.
Gleichzeitig hat er aber auch wohl geahnt, dass die Instrumente noch größere Klänge produzieren können werden, denn manche Stellen wirken doch einfach besser mit satten Bässen und größerer Dynamikbreite.
So, jetzt hab ich viel mehr geschrieben, als ich wollte, ich hoffe, es hat jemanden interessiert :p
liebe Grüße
Stilblüte