Auf Suche nach meinem Klang - Flügelsuche... Feurich/ Grotian Steinweg

  • Ersteller des Themas Geokanee
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Schwierig? In diesem Zustand wäre das Instrument für mich vollkommen indiskutabel. Es scheint eine Krankheit von Klavierhändlern zu sein, angekaufte Instrumente ohne weitere Arbeiten potenziellen Kunden vorzuführen und die Instandsetzungen erst nach einem erfolgten Verkauf vornehmen zu wollen. Da kauft der Kunde die Katze im Sack.
Ja eigentlich hast du vollkommen Recht. Da ist man als "NichtProfi" einfach viel zu nett und lässt sich um den Finger wickeln. Dafür sind eure Tipps hier alle super! Da kommt man doch sehr ins Nachdenken.
Für mich war es das damals nicht, ich habe eine Gänsehaut und feuchte Augen bekommen und wusste: Der ist es! Damit er Platz hat habe ich Sitzecke und Tisch rausgeworfen.
So ging es mir auch als ich drauf gespielt habe - wenn ich mich mal nicht verspielt hab ;-) und als der Klavierbauer gespielt hat, hab ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten können. Es war jetzt auch der erste Flügel, den ich angespielt hatte und daher sagt einem der Verstand - du musst ja erst mal dir ein Bild machen und ganz viele ausprobieren. Aber ich werde nächste Woche nochmal alleine hinfahren und auch den Verkäufer bitten, ob ich mal alleine spielen kann - mit Publikum hab ich das leider überhaupt nicht. Ich hoffe, er versteht das ;-)
 
Es war jetzt auch der erste Flügel, den ich angespielt hatte und daher sagt einem der Verstand - du musst ja erst mal dir ein Bild machen und ganz viele ausprobieren.

Wozu noch andere anspielen, wenn Du "Deinen" Flügel gefunden hast? Sein Klang hat Dich zu Tränen gerührt - DAS ist es doch, was wir erleben wollen: Gänsehaut, aufgewühlt sein und Tränen vor lauter Ergriffenheit. Das Spielgefühl kann man anpassen, falls es Probleme gibt (bei meinem Flügel damals mit neuen Röllchen).

Den Verstand walten zu lassen ist gut, aber das Bauchgefühl ist oft - zumindest bei mir - der bessere Berater.
 
Hallo Geokanee, da möchte ich Dir meine Erfahrung erzählen: wie Du habe ich von Jugendtagen an von einem Flügel geträumt - nie war es möglich, zuerst kein Geld, dann Familie und 3 Kinder, zu kleine Wohnungen, dann hat mir jemand einen uralten geschenkt auf dem ich 30 Jahre mehr gedroschen als gespielt habe, vor 5 Jahren habe ich mich dann für die Rente um was umgesehen und habe von privat über ein österreichisches Portal einen Bösendorfer 200 Bj.84 kaum gespielt, einst von einem reichen Papa für die Tochter erworben, gekauft, von einem Top-Klavierbauer von Bösendorfer regulieren und stimmen lassen. Insgesamt habe ich dafür 34 k€ ausgegeben, aber seither spiele ich täglich und kann bei Schubert am Abend gar nicht aufhören, so wunderbar ist der Klang und die Freude daran.
Quintessenz aus meiner langen Klaviersuchgeschichte: 1) spare nicht bei einem Werkzeug fürs Leben, es ist wertvoller als jedes Schmuckstück oder Auto, 2) wenn Du einen 40-jährigen Premiumflügel zum halben Neupreis kriegst und er ist wenig gespielt - d.h.die Mechanik fast neuwertig, dann wirst Du viel Freude haben, 3) bei einem Gebrauchtklavier ist die Mechanik sogar wichtiger, als der Klang, weil man den leichter ändern kann, 4) ein Flügel sollte mind. 180 cm haben, auch bei mir hat der Raum nur 25qm, 5) hätte ich keinen leistbaren Premiumflügel gekriegt (Steinway, Bösendorfer, Bechstein, Blühtner etc.) wäre ich auf einen jüngeren oder neuen Yamaha od Kawai ausgewichen, 6) die Polyesterbeschichtung hat viele Vorteile.
Und wenn Du Dich einmal verliebt hast in so ein edles Werkzeug, gibst Du es nie mehr her und werden noch Deine Enkelkinder schätzen.
mit lieben Grüssen, Gerhard aus Wien.
 
Wozu noch andere anspielen, wenn Du "Deinen" Flügel gefunden hast?
Naja, beim ersten Flügel weiß man ja noch nicht, ob das dieser Flügel ist, oder einfach nur der Wechsel auf einen Flügel. Es schadet jedenfalls nicht, andere auszuprobieren. Und wenn es nur dazu dient, die Meinung bzgl. des ersten zu festigen.

Den Verstand walten zu lassen ist gut, aber das Bauchgefühl ist oft - zumindest bei mir - der bessere Berater.
Man braucht schon beides. Was hilft einem, verliebt in ein Instrument zu sein, wenn es in ein paar Monaten auseinanderfällt oder Reparaturkosten in Höhe des Kaufpreises zu erwarten sind?

So harte Grenzen sind wenig sinnvoll. Innerhalb eines 180cm Flügels können die Saiten je nach Hersteller und Modell unterschiedlich lang sein, und auch die Saitenlänge alleine sagt dir noch nicht alles.
Individuell entscheiden. Auch unter den 170cm-Flügeln findet man Gute. Mir gefallen sogar zB die Modell VII von Ehrbar (155cm) recht gut.
 
So ging es mir auch als ich drauf gespielt habe - wenn ich mich mal nicht verspielt hab ;-) und als der Klavierbauer gespielt hat, hab ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten können. Es war jetzt auch der erste Flügel, den ich angespielt hatte und daher sagt einem der Verstand - du musst ja erst mal dir ein Bild machen und ganz viele ausprobieren. Aber ich werde nächste Woche nochmal alleine hinfahren und auch den Verkäufer bitten, ob ich mal alleine spielen kann - mit Publikum hab ich das leider überhaupt nicht. Ich hoffe, er versteht das ;-)
Grundsätzlich finde ich es auch gut, nach so viel Emotion am Anfang, sich noch weiter umzusehen. Ich war ganz am Anfang sehr bewegt von einem kleinen, älteren Bechstein Klavier und vermute, dass das einfach das akustische Erlebnis war und möglicherweise sogar die Kombination schwarzes Klavier und grüner Filz 🤷🏻‍♀️ Genommen habe ich dann später was ganz anderes, da war ich auch emotional, und dazwischen hab ich mein Herz noch an ein bereits verkauftes Klavier verloren. Und, wenn ich so drüber nachdenke, da war noch eins, das ich auch gut fand. Also abwarten und prüfen, wo die Reise hingeht. 💫
 
Jetzt habe ich nochmal mir alle Punkte aufgeschrieben und es ja eigentlich eine Frage ist, ob der Flügel größer oder kleiner sein soll. Ausgemessen habe ich und es passt beides. Mein Mann meinte - ach ist der nur so klein in 190 :-). Um die Verwirrung perfekt zu machen, habe ich nun einen Feurich 190 Baujahr 1978 in Langlau sogar 40 min von Nürnberg gefunden - alles hergerichtet Mechanik überarbeitet, reguliert, intoniert, Lack tip top für 19.500 Euro. Im Gegensatz zum Grotrian für 18.900 für eigentlich unklar nichts gemacht ja eine Alternative, wenn wir schon überlegen mit dem Budget hoch zu gehen. Vielleicht fahre ich da nächste Woche nochmal hin.
 
Was hilft einem, verliebt in ein Instrument zu sein, wenn es in ein paar Monaten auseinanderfällt oder Reparaturkosten in Höhe des Kaufpreises zu erwarten sind?

Meinen Verstand konnte ich abschalten, weil ich zwei Fachleuten vertraut habe, die mir gesagt haben, dass ich mit dem Kauf nichts falsch machen kann. Einer von beiden - ein im Forum hochgeschätzter Klaviermacher - hat mir geraten "zuzugreifen".

Mein Bechstein V200 feiert im März seinen 120. Geburtstag und erfreut sich bester Gesundheit. Die bisherigen Reparaturkosten (neue Röllchen, Regulierung, Pedalspiel vergrößert, Intonieren) lagen bei 1.100,00. Ansonsten wurde der "alte Herr" (seit vielen Jahren) nur gestimmt. Ich habe ihn an seinem Geburtstag zwölf Jahre bei mir.
:-)
 
Meinen Verstand konnte ich abschalten, weil ich zwei Fachleuten vertraut habe, die mir gesagt haben, dass ich mit dem Kauf nichts falsch machen kann.
Ok, aber den Luxus hat nicht jeder. @Geokanee scheint ihn nicht zu haben.
Du hast den Verstand damit meiner Meinung nach nicht abgeschaltet, sondern ausgelagert. Bzw. wenn nur noch Instrumente übrig sind, die vom Verstand her ok sind, kann man sich natürlich komplett auf das Gefühl verlassen.
 

habe ich nun einen Feurich 190 Baujahr 1978 in Langlau sogar 40 min von Nürnberg gefunden - alles hergerichtet Mechanik überarbeitet, reguliert, intoniert, Lack tip top für 19.500 Euro. Im Gegensatz zum Grotrian für 18.900 für eigentlich unklar nichts gemacht ja eine Alternative, wenn wir schon überlegen mit dem Budget hoch zu gehen. Vielleicht fahre ich da nächste Woche nochmal hin.
Den habe ich auch und bin von daher sehr positiv vorbelastet. Meiner lässt sich sehr leise und nuanciert spielen, was auch an den alten Hämmern liegt, die relativ leicht sind. Wenn "Deiner" auch noch die originalen hat, hätte ich keine Bedenken - die 26 qm sehe ich nämlich nicht als Platz-, sondern evtl. als Klangproblem. Ein recht dynamischer Flügel kann mit 190 cm da schon sehr laut werden. Ich würde also nochmals nach den Hämmern fragen und auf jeden Fall selbst das ppp-Spiel überprüfen.

Noch ein Wort zur „Liga". Die Langlau-Feurichs haben nichts mit den heutigen China-Feulichs gemein. 1978 dürfte der Preis für den 190er um etwa 45.000 gelegen haben und das war damals eine sehr ordentliche Hausnummer, nahezu identisch mit Steinway-Preisen und ganz sicher teurer als Grotrian-Steinweg! Übrigens ist irgendwann um diesen Zeitpunkt die Gussform kaputt gegeangen, weshalb der 190er neuer nicht erhältlich ist und (vielleicht) eine kleine Rarität darstellt.

Und ganz zum Schluss tatsächlich auf den Bauch hören, wie marlene bereits schrieb!

Viel Glück!
 
Es scheint eine weitere Krankheit von Klavierbauern zu sein, dem potentiellen Kunden die Instrumente vorzuspielen. Ich verstehe den Sinn dahinter nicht. Stell dir mal vor, Du interessierst dich für ein Auto und der Verkäufer sagt "der Wagen ist super - warten Sie hier, ich drehe ein paar Runden um den Block und Sie können von hier aus sehen, wie toll der fährt!" Mich nervt sowas. Wer mir einen Flügel verkaufen will, der muss mich darauf spielen lassen, und zwar nur mich.
 
Den habe ich auch und bin von daher sehr positiv vorbelastet. Meiner lässt sich sehr leise und nuanciert spielen, was auch an den alten Hämmern liegt, die relativ leicht sind. Wenn "Deiner" auch noch die originalen hat, hätte ich keine Bedenken - die 26 qm sehe ich nämlich nicht als Platz-, sondern evtl. als Klangproblem. Ein recht dynamischer Flügel kann mit 190 cm da schon sehr laut werden. Ich würde also nochmals nach den Hämmern fragen und auf jeden Fall selbst das ppp-Spiel überprüfen.
Er hat die originalen. Nur sind sie halt abgezogen und intoniert worden. Ich bin auch sehr gespannt.
Schön dass du auch so ein feurich Liebhaber bist.
 
Den habe ich auch und bin von daher sehr positiv vorbelastet. Meiner lässt sich sehr leise und nuanciert spielen, was auch an den alten Hämmern liegt, die relativ leicht sind. Wenn "Deiner" auch noch die originalen hat, hätte ich keine Bedenken - die 26 qm sehe ich nämlich nicht als Platz-, sondern evtl. als Klangproblem. Ein recht dynamischer Flügel kann mit 190 cm da schon sehr laut werden. Ich würde also nochmals nach den Hämmern fragen und auf jeden Fall selbst das ppp-Spiel überprüfen.
Er hat die originalen. Nur sind sie halt abgezogen und intoniert worden. Ich bin auch sehr gespannt.
Schön dass du auch so ein feurich Liebhaber bist!

 
Es scheint eine weitere Krankheit von Klavierbauern zu sein, dem potentiellen Kunden die Instrumente vorzuspielen. Ich verstehe den Sinn dahinter nicht. Stell dir mal vor, Du interessierst dich für ein Auto und der Verkäufer sagt "der Wagen ist super - warten Sie hier, ich drehe ein paar Runden um den Block und Sie können von hier aus sehen, wie toll der fährt!" Mich nervt sowas. Wer mir einen Flügel verkaufen will, der muss mich darauf spielen lassen, und zwar nur mich.
Ich habe das etwas Missverständlich geschrieben. Ich hab ihn gebeten zu spielen. Damit ich auch mal einen Eindruck von anderen Stücken bekomme, die ich nicht spiele bzw spielen kann. Und ich muss mir den Flügel ja auch anhören wenn meine Kinder oder meine Mama spielt. Das wollte ich dann schon wissen. Denn ich finde aus der Entfernung hat man schon noch ein anderes Hörerlebnis. Aber ich stimme dir zu, es gibt schon auch Verkäufer und Verkäufer ;-)
- wir haben Dinge erlebt, die kann man hier gar nicht schreiben :007:
 
Er hat die originalen. Nur sind sie halt abgezogen und intoniert worden. Ich bin auch sehr gespannt.
Freu Dich. Meine sind sogar massiv abgezogen/neu geformt. Ich habe testweise mal neue bei ein paar Tönen einsetzen lassen. Ging gar nicht - war ein völlig anderer, v.a. lauterer Flügel. Ich sage immer, dass mein F. ein verzeihender Flügel ist, der Fehler nicht bloßstellt (wie z.B. mein Klavier), sondern eher versöhnlich kaschiert Er macht einfach Freude. Rotwein, Whisky, Zigarre - so ein Flügel ist das ;-)

Schön dass du auch so ein feurich Liebhaber bist!
Ja, irgendwie scheinen die F-Besitzer allesamt kleine Fans zu sein - in den USA gabs/gibts eine eigne community.
 
Ich habe das etwas Missverständlich geschrieben. Ich hab ihn gebeten zu spielen.
Ach so, dann finde ich das gut. Klavierbauer kennen meistens ihre Instrumente sehr gut und wissen, wie man sie besonders positiv erklingen lässt. Aber als Service für Dich ist das natürlich etwas anderes.
Naja, beim ersten Flügel weiß man ja noch nicht, ob das dieser Flügel ist, oder einfach nur der Wechsel auf einen Flügel. Es schadet jedenfalls nicht, andere auszuprobieren. Und wenn es nur dazu dient, die Meinung bzgl. des ersten zu festigen.
Das ist auch meine Erfahrung. Ich war damals bei meiner Suche schnellverliebt in einen großen, restaurierten Blüthner, den ich dann auch gekauft habe. Ich bin zwar sehr glücklich damit, würde im Nachhinein aber trotzdem mehr ausprobieren und auch von Vorurteilen Abstand nehmen. Wahrscheinlich würde ich mich wieder für den Blüthner entscheiden, aber da standen auch viele andere Instrumente in der Gegend herum, die ich gar nicht anspielen wollte. Das würde ich heute anders handhaben. Man lernt bei jedem Instrument etwas über den Markt und über sich selbst.
 
Das ist dich das Wesen der Entscheidung. Es ist immer ein Wagnis und "gefühlte Sicherheit" kann es nicht geben. Besonders bei so Dingen, die man nicht messen kann. Befeuert wird die Unsicherheit durch den schmerzhaften Preis und die idR rasch verblassende Erinnerung an das jeweilige Probespiel, wenn ein paar Tage und viele Kilometer dazwischen liegen.
 
Das ist dich das Wesen der Entscheidung. Es ist immer ein Wagnis und "gefühlte Sicherheit" kann es nicht geben. Besonders bei so Dingen, die man nicht messen kann. Befeuert wird die Unsicherheit durch den schmerzhaften Preis und die idR rasch verblassende Erinnerung an das jeweilige Probespiel, wenn ein paar Tage und viele Kilometer dazwischen liegen.
Deshalb ja die Videos. :musik064:
 

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