2. Bericht Probespielen - bei Harke in Detmold, Pianohaus Werner in Bünde und Privat
Gestern habe ich mich alleine aufgemacht. Ursprünglich war mein Plan etwas anders und so bin ich zuerst vollkommen spontan beim Klavierhaus Harke in Detmold gelandet. Danach ging es nach Herford, diesen Flügel anschauen:
https://www.kleinanzeigen.de/s-anzeige/schimmel-fluegel-152cm/3119884861-74-1836, und danach bin ich noch zu Piano Werner nach Bünde gefahren und dort bis 19.30 Uhr geblieben. Aber der Reihe nach.
Pianohaus Harke in Detmold - viele Steinways, Schimmel und mehr
Hier wurde ich von einer sehr freundlichen Mitarbeiterin empfangen. Ich erzählte von meinem Plan, ein großes Klavier oder einen kleineren Flügel zu kaufen. Das Lustige war, dass sie nicht nach meinem Budget fragte, mich aber als allererstes zu einem Schimmel Fridolin 160 Flügel führte, von dem ich nach ungefähr 1,5 min wieder flüchtete. Nee, also das ist gar nix. Muss ich nicht weiter ausführen.
Dann ging es zu (leider neuen) Konzertklavieren. Ich fing mit dem
Grotrian Steinweg G-132 Concerto an. Wow, das haute mich ein bisschen von den Socken in dem Sinne, dass es mir "zuviel" war. Das hat echt ordentlich wumms. Aber ein ganz ganz tolles Instrument mit einem wunderbaren Spielgefühl, das man sich gut in einem Konzertsaal vorstellen knan. Daneben ein
Schimmel K132 und
C126 Tradition. Beide auch schön und leichtgängig, mit kompett unterschiedlichem Klang. Das K132 eher wärmer und auch ordentlich wumsig, das C126 gefiel mir besser, eher brilliant und klar. Wurde mir statt knapp 20.000 (UVP) neu für 14.200 angeboten. An das
Wilhelm Steinberg Signature 130 setzte ich mich auch noch. Den Klang fand ich ganz toll, das Tastengefühl mochte ich gar nicht im Vergleich zu den anderen.
Dann ging es weiter zu den Flügeln. Es war etwas witzig, denn da standen nur Steinways (ok, und ein Bösendorfer) und sie öffnete mir einen nach dem anderen. Ich dachte an mein Budget und dann, dass es ja nicht schaden könne. Ich spielte einen Steinway S, einen M und einen O. Alle gebraucht und teilweise überholt. Ok Leute, den
Steinway O hätte ich
sofort eingepackt. Sofort. Ein absoluter Traum. Und es war echt gut ,den Vergleich zu haben. Die anderen waren auch sehr schön (wobei der S mich jetzt nicht aus den Socken gehauen hat), aber die 180cm machen schon echt einen Unterschied. Mann, war das schön. Da hätte ich einen Gebrauchten, aber nicht überholt, für unter 30.000 bekommen, aber naja, lassen wir das. Der Bösendorfer mit 200 cm war auch ein Traum! Aber der Steinway O hat mich schon verzaubert.
Dann ging es nach oben zu den gebrauchten Klavieren. Sehr schön fand ich ein
Grotrian-Steinweg 120 M, ausgestellt für 12.500. Ich empfand die Spielart als sehr direkt und angenehm und es hatte wirklich einen tollen Klang. Sehr brilliant und ordentlich Wumms. Ein kleines
Pfeiffer 112 überraschte mich auch überaus angenehm, aber leider zu klein, da passiert ja quasi im Bass gar nichts. Muss unbedingt größere mal anspielen (gibt recht wenige auf dem Markt). Ein gebrauchtes
Zimmermann Z125 war auch nett, aber eben auch nicht mehr und nicht im Vergleich zu den anderen Konzertklavieren. Dann war da noch ein
Rönisch 116, das auch sehr schön zu spielen war, aber irgendwie war es mir viel zu laut und "hallig". Hab kein vernünftiges Piano darauf hinbekommen.
Letztendlich war das Grotrian-Steinweg 120M in der engeren Auswahl, wenngleich es kein Hingucker ist (ohne Konsolen) und den Preis müsste ich noch mehr verhandeln. Das Schimmel C126 ist zwar echt sehr nett und gefällig, aber 14.000 sind für mich halt ne Hausnummer. So ging es dann erstmal weiter nach Herford.
Gebrauchter Schimmel 153 cm in Herford
Schöner Flügel der Firma Schimmel zu verkaufen wegen Umbaus. Toller Klang, außergewöhnliches...,Schimmel Flügel 152cm in Herford - Herford
5.100,00
www.kleinanzeigen.de
Ich war super überrascht, wieviel Wumms dieses kleine Instrument hat. Der wurde richtig laut, auch im Bass - aber das ist vllt. am Ende auch das Problem. Schon ein bisschen so, als würde er einen anschreien. Man konnte aber trotzdem gut piano spielen, das Instrument war aber leicht verstimmt, weil jetzt "etwas länger nicht mehr gestimmt". Die Klaviatur war so'n klein bisschen wackelig. Eine Überholung hatte er zuletzt 2009 bekommen, aber keine neuen Saiten. Ich war positiv überrascht von der Spielbarkeit (das Instrument an sich ist leider echt hässlich), aber nachdem ich dann in Bünde war, habe ich das Instrument wieder verworfen.
Pianohaus Werner in Bünde - Blüthner und Sauter und ein tolles Feurich
Der Herr Werner ist schon ne Hausnummer. Ich war fast 2 Stunden dort und habe dafür echt wenig gespielt, weil er etwas, nun, sehr redebedürftig ist. Er hat unglaublich viel Wissen und Erfahrung und sehr viel Meinung. Ich hab ihn mit Fragen gelöchert. Es hält nix von Stutzflügeln, ist nicht so begeistert von Schimmel (um Gottes willen solle ich bloß keinen Flügel von S. kaufen, und Klaviere am besten auch nicht), die Asiaten haben für ihn keine Seele und für ihn geht ein gutes (neues) Klavier halt bei 20.000 los, so ungefähr. Von Schiedmayer Flügeln hält er viel und hat mir auch geraten, den Flügel unbedingt mit Experten nochmal anzugucken. Den Preis fand er faul.
Er hatte von Blüthner alles Mögliche da (nur nicht den Stutzflügel natürlich!! haha) und ich fing mit dem
Blüthner Modell 4 Flügel an. Mein Gott. Traumhaft. Ich liebe das Spielgefühl, ich liebe den warmen Klang (der singt, der Wahnsinn!), ich liebe alles daran. Mit 210 und über 100.000 Euro bisschen viel. Lach. Mein persönlicher Traum, und auch das kleinere Modell absolut wunderbar. Danach sollte ich als Kontrast an einen brandneuen
Yamaha GB-1K, den ich bereits in Bielefeld ausprobiert hatte. Und da war er wieder, dieser völlig abgedämpfte, stumpfe, überhaupt nicht klare Klang. Nach einer Weile gewöhnte ich mich dran, das Spielgefühl fand ich gar nicht so schlecht, aber man kann einfach nicht differenziert spielen, da regte sich gar nix in mir bei diesem Instrument, wie erwartet. Dann gab es noch einen
Kawai GE-30, den ich für 10.000 hätte haben können. Ähnlich (aber besser) wie schon beim GL-10 eine etwas teigige Klaviatur, ich mag's einfach nicht. Der hatte zwar mehr Wumms, aber war mir auch zu undifferenziert. Der Händler meinte dann, "ohne Ihnen Honig ums Maul schmieren zu wollen, aber wenn jemand so spielt wie Sie, dann sind solche Instrumente nix". Jo, irgendwie ist das halt so, ohne dass ich mich nun für die mega Pianistin halte, aber v.a. seit dem Studium ist der Anspruch wohl gewachsen. Mir gefallen die, die ich nicht bezahlen kann - wie die Blüthner Konzertklaviere, oh Mann, sind die toll. Das
Blüthner A-124 hätte ich auch sofort mit nach Hause genommen. Was ein Klang! So vollmundig, saftig, singend, warm, das Ding hat richtig Leben in sich. Klasse und ein absoluter Traum! Bekommt man gebraucht auch quasi gar nicht...
Auch die Klaviere von Sauter waren interessant, aber ganz eigen. Das
Sauter Competence 130 gefiel mir super, meine erste Assoziation war "Glas", ein sehr feiner, gläserner, brillianter Klang. Und davon richtig viel. Aber dürfte ich wählen, wäre es eher das Blüthner.
Ein
Kawai K-300 fand ich zwar angenehm zu spielen und durchaus auch mit genug Stärke im Bass, aber irgendwie...passierte da nix bei mir.
Die Überraschung des Abends war ein in Deutschland gefertigtes
Feurich 116 aus den 80ern. Wunderschönes Holz (Nussbaum, nehme ich an) mit Verzierungen, Konsole und der Klang war der Wahnsinn. Ganz vollmundig und singend, fast etwas hallig. Manche Töne kamen mir im Piano nicht so gut, aber die könne er noch nachregulieren, dass es für mich besser passt. Den Preis von 9.280 fand ich allerdings etwas hoch. Das Instrument war 20 Jahre in Miete und zuletzt bei einem kleinen Kind, das wohl kaum drauf gespielt hat. Der Innenraum sah tatsächlich wie neu aus. Überhaupt nicht abgespielt. Deshalb wohl der Preis, den er auch nicht verhandeln wollte ("meine Preise sind fair und transparent angegeben, sodass man gleich weiß, was das Instrument kostet").
Dann stand da noch eine Überraschung, ein schwarzes
Ibach 114, wäre das größer gewesen, wäre ich vllt. schwach geworden. Ein wunderschönes Instrument, toller Klang für die Größe und ganz toll zu spielen. Aber letztendlich brauche ich einfach mehr Bass, so wie bei einem Konzertklavier. Ich schaue ja am Wochenende noch einen Ibach-Flügel an, bin sehr positiv gespannt...
Dann plauderten wir noch etwas. Er empfiehlt mir unbedingt ein
Seiler 122 oder 118 anzuschauen, die seien sehr gut. Auch von August Förster sprach er sehr positiv, sofern keine Flemming-Mechanik verbaut sei. Dann schrieb er sich noch meine Nummer auf, weil er wohl bald ein gebrauchtes Steinway Klavier reinbekäme, er wisse aber noch nichts Genaues über den Zustand. Er würde mich dann anrufen, wenn er es fertig bearbeitet hätte. Denke, das wird sicher zu teuer für mich...
Am Ende stand ich etwas bedröppelt da, weil die Blüthner Klaviere einfach sooo toll waren, ich das aber einfach nicht zahlen kann. Meinte er zu mir "dann finanzieren sie das halt", aber es ist einfach zuviel (30.000, dafür kann ich ja den Steinway O kaufen). Das gebrauchte Feurich war wirklich sehr klasse, wenngleich ich noch weiter ausprobieren möchte und jetzt noch keine Entscheidungen treffen kann...ich habe noch zu wenige Klaviere von Grotrian-Steinweg, Ibach, Pfeiffer, Seiler und Förster gespielt.
Also geht es erstmal weiter...
Danke für's Lesen, bin auf Meinungen sehr gespannt - und seht bitte über meine unfachmännischen Klang-Beschreibungen hinweg, besser kann ich's einfach nicht.