Anfänger auf der Suche nach dem richtigen Weg...

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MollEDur

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29. Jan. 2018
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Hallo zusammen,

Achtung, viel Text :D
ich habe letztes Jahr im zarten Alter von 28 mit dem Klavierspielen begonnen. Leider hatte ich als Kind und Jugendlicher keinerlei Berührungspunkte mit einem Instrument, allerdings war für mich das Klavierspielen "unterbewusst" schon immer ein Ziel, was ich gern erreichen würde.
Gesagt getan: Ich habe mich im Mai letzten Jahres entschieden, Klavierunterricht zu nehmen und mir für den Anfang ein E-Piano zuzulegen. Ziel war und ist für mich weiterhin, den Fokus auf Klassische Musik zu legen, angereichert mit ausgewählten Stücken aus der Popularmusik.

Angefangen habe ich mit einigen kleinen Stücke aus dem Band "Mein erstes Jahr Klavierunterricht", um mich dann dem Stück "Canon in D" von Pachelbel zuzuwenden. Dieses Stück wollte ich unbedingt an meiner eigenen Hochzeit spielen, was dann der Aufregung sei Dank auch mehr oder weniger gut geklappt hat :D Nach einiger Zeit ging mir das Stück flüssig von der Hand (auch mit Pedal) und hat mir Mut gemacht, mit dem Klavierspielen weiterzumachen.

Parallel habe ich angefangen, mich mit den Etüden von Burgmüller zu beschäftigen, von denen mittlerweile "Arabesque" und "Petite Reunion" gut funktionieren, natürlich noch mit einigen Defiziten, an denen ich weiterarbeite.

Anfang 2019 habe ich dann begonnen, "Requiem for a Dream" und die "Sonatine op 36 No.1" von Clementi zu üben, was ich diese Woche bei einem Schülerkonzert vortragen werde.
Das letzte halbe Jahr war für mich sehr intensiv, da mir die Sonatine doch viel abgerungen hat, vor allem in Hinblick auf Tempo und akkurate Artikulation. Die Nutzung des Metronoms hat mich hier fast in den Wahnsinn getrieben, aber mir auch gezeigt, dass einfach Drauflosspielen überhaupt keinen Sinn macht.

Soweit zu meiner Historie, momentan bin ich bezüglich meiner weiteren Vorgehensweise sehr unentschlossen bzw. bin mir nicht sicher, wie ich genau weitermachen soll:

- Welche Stücke bieten sich auf Basis meiner bisherigen Auswahl für meinen weiteren Lernprozess an? Macht es Sinn, weitere Stücke aus den Etüden Burgmüllers mit Sonatinen (Clementi, Kuhlau) zu kombinieren und auf diesem Gebiet Erfahrung zu sammeln?

- Meine Klavierlehrerin hat mir vorgeschlagen, dass ich mich an Alla Turca versuchen könne, allerdings hält dieses Stück aus meiner Sicht viele technische Überraschungen und ein hohes Tempo bereit - macht das jetzt schon Sinn?

- Alle bisherigen Stücke habe ich relativ schnell auswendig gelernt und dementsprechend bin ich auch auf dem Gebiet vom Blatt spielen lernen noch nicht wirklich weit gekommen - sollte ich hier auch jetzt schon versuchen, die Stücke vom Blatt spielen zu lernen?

Ich habe über diese Punkte noch nicht explizit mit meiner KL gesprochen und kann auch momentan nicht wirklich gut einschätze, wie ich grundsätzlich bei ihr aufgehoben bin, da mir diesbezüglich Vergleiche fehlen und ich meine eigenen Fähigkeiten ja auch noch nicht genau einschätzen kann

Kurzum:
Ich bin hochmotiviert, habe aber Angst, dass ich die falschen Stücke angehe und mich hier verkämpfe, wo ich doch mit einer anderen Auswahl und begleitenden Übungen bessere Fortschritte mache.

Ich freue mich auf eine Rückmeldung und euren Input...

Danke

VG Henning

 
Hallo Henning,

die Originalfassung „Alla Turca“ von Mozart ist in deinem Stadium ein zu großer Sprung.

Es wundert mich, dass deine Klavierlehrerin dir dieses Stück vorschlägt. Normalerweise ist der übliche Weg, sich von Clementi- und Kuhlau-Sonatinen in Richtung Haydn-Sonaten weiterzuarbeiten. Zusätzlich romantische Klavierstücke (z.B. Chopin-Walzer a-moll op. posth., Mendelssohn Lieder ohne Worte) und Bach (12 kleine Präludien, Inventionen).

Ehrlich gesagt spricht es nicht für deine Klavierlehrerin, es sei denn sie hat dir eine erleichterte Bearbeitung vorgeschlagen.

Aus deinen Zeilen sprechen aber auch gewisse Zweifel hinsichtlich der Kompetenz deiner Lehrerin. Vielleicht solltest du doch mal Probestunden bei anderen Lehrern nehmen?
 
ääähm.....
nach einem Jahr Unterricht dieses
spielen zu wollen, bzw. vom Lehrer vorgeschlagen bekommen, ist schon reichlich ambitioniert.
Entweder bist Du ein bislang unentdecktes Talent oder die KL denkt an eine anfängerkompatible Bearbeitung.
Da wäre die Frage, wie so etwas klingt und ob zum Level passende Originalstücke nicht doch sinnvoller wären.
 
Ich bin zwar selber noch Anfänger und kann dir deshalb keinen qualifizierten Beitrag leisten aber meiner Meinung nach ist es anfangs sehr wichtig viele kleine Stücke zu spielen.
1.lernt man dadurch viel schneller das vom Blatt spielen da man immer wieder dazu gezwungen ist Noten zu lesen.
2.Bringt jedes kleine Stück eine neue Besonderheit mit sich (Staccato, Terzen, besondere Takte, schnelles spielen,...) und man ist dadurch viel besser gewappnet wenn es an größere Stücke geht.
3. Muss das Gehirn erst einmal in dieser Hinsicht trainiert werden um die Konzentration aufzubringen. Beim Autofahren fängt man ja auch erst einmal mit kurzen einfachen Strecken an und fährt nicht gleich quer durch Deutschland :D

Wichtig sind doch auch Etüden, Tonleiter, Arpeggios usw. Macht deine Lehrerin denn nichts in dieser Richtung mit dir?

Liebe Grüße Lisa
 
Um das mal ein bisschen auszuführen, das Problem eines zu schweren Stückes liegt darin, dass die meist nur holprige mechanische Umsetzung so viel Aufmerksamkeit erfordert, dass für die musikalische Gestaltung nichts mehr übrig bleibt. Musik beginnt, wenn man nicht mehr damit beschäftigt ist, die richtigen Tasten zu treffen.
Denn bedenke: Wenn du gegen die falschen Töne kämpfst, steckst du 90 % deiner Aufmerksamkeit in etwas, worüber sich der Komponist 10 % seiner Gedanken gemacht hat.

Das ist objektiv nicht schlimm, aber im Klavier-UNTERRICHT eher kontraproduktiv.

Und was das Blattspielen betrifft... das kannst du, wenn du Klavier kannst. Keine Sekunde früher, das ist die unangenehme Wahrheit.
 
Lass die Finger vom Mozart. Ist viel schwieriger als es scheint. Ich habe nach ca einem Jahr die sonata facile gespielt. Das ist mit Abstand das Stück, an dem ich mich am meisten versündigt habe (die ist übrigens entgegen ihrem Namen gar nicht so einfach).

Falls deine KL dir ernsthaft den 3. Satz der A-Dur Sonate vorgeschlagen hat, such dir einen anderen KL!
 
Hallo Henning,

die Originalfassung „Alla Turca“ von Mozart ist in deinem Stadium ein zu großer Sprung.

Es wundert mich, dass deine Klavierlehrerin dir dieses Stück vorschlägt. Normalerweise ist der übliche Weg, sich von Clementi- und Kuhlau-Sonatinen in Richtung Haydn-Sonaten weiterzuarbeiten. Zusätzlich romantische Klavierstücke (z.B. Chopin-Walzer a-moll op. posth., Mendelssohn Lieder ohne Worte) und Bach (12 kleine Präludien, Inventionen).

Ehrlich gesagt spricht es nicht für deine Klavierlehrerin, es sei denn sie hat dir eine erleichterte Bearbeitung vorgeschlagen.

Aus deinen Zeilen sprechen aber auch gewisse Zweifel hinsichtlich der Kompetenz deiner Lehrerin. Vielleicht solltest du doch mal Probestunden bei anderen Lehrern nehmen?

Danke für den Input, also von der menschlichen Seite bin ich mit meiner Klavierlehrerin absolut zufrieden. Allerdings ist es so, dass ich hinter allem keine wirkliche Strategie erkennen kann, denn wir machen neben dem Einüben von den expliziten Stücken nur vereinzelt Begleitübungen wie z.B. Fingertechnik oder laut/leise. Hier auch bereits angesprochene Themen wie Arpeggios usw. spielen bislang keine Rolle. Hier habe ich wirklich Zweifel, ob ich nicht völlig in eine falsche Richtung laufe und einfach "nur" Stücke spielen lerne, ohne auch das Handwerkszeug für anspruchsvollere Thematiken an die Hand zu bekommen. Irgendwann fällt halt der Hammer und man steht da und kann gewissermaßen wenig...

Das Probespielen bei anderen KL werde ich mir auf jeden Fall für die nächste Zeit vornehmen, auch um mal ein Gefühl für den eigenen Stand zu bekommen. Solange man es nicht besser weiß, stellt man manches auch zu lange zu wenig infrage.

Dann scheine ich ja bzgl. Clementi und Kuhlau dennoch nicht ganz falsch zu liegen und werde mich auf jeden Fall weiteren Stücken aus diesem Umfeld widmen.

Viele Grüße
 
Hallo Henning,

die Originalfassung „Alla Turca“ von Mozart ist in deinem Stadium ein zu großer Sprung.

Es wundert mich, dass deine Klavierlehrerin dir dieses Stück vorschlägt. Normalerweise ist der übliche Weg, sich von Clementi- und Kuhlau-Sonatinen in Richtung Haydn-Sonaten weiterzuarbeiten. Zusätzlich romantische Klavierstücke (z.B. Chopin-Walzer a-moll op. posth., Mendelssohn Lieder ohne Worte) und Bach (12 kleine Präludien, Inventionen).

Ehrlich gesagt spricht es nicht für deine Klavierlehrerin, es sei denn sie hat dir eine erleichterte Bearbeitung vorgeschlagen.

Aus deinen Zeilen sprechen aber auch gewisse Zweifel hinsichtlich der Kompetenz deiner Lehrerin. Vielleicht solltest du doch mal Probestunden bei anderen Lehrern nehmen?

Könntest Du mir bzgl. den Haydn Sonaten vielleicht noch ein paar Anhaltspunkte geben, mit welcher es sich gut in das Thema einsteigen lässt?

Danke!
 

Das ist aber nach einem Jahr Spielerfahrung auch noch recht schwierig oder?
:konfus:
Ich würde ja auch, wie oben geschrieben, erstmal noch einiges anderes von Clementi (Sonatinen) und eben auch Kuhlau spielen. Der nächste Schritt wäre dann Haydn, für den diese beiden Stücke gut als Einstieg sind. Übrigens wären auch die beiden „Sonaten“ op. 49 von Beethoven als Schritt nach den Clementi- und Kuhlau-Sonatinen denkbar.
 
Von Peters gibt es die Sonatinen-Vorstufe. Finde ich auch sehr gelungen. Du findest darin Clementi, Kuhlau, einfachsten Mozart und Beethoven, Chopin, etwas aus dem Album für die Jugend,... Schön von allem etwas und für ein Jahr Spielerfahrung meiner Einschätzung nach passend.
 
Nach gut 1 1/2 Jahren Klavier lerne ich derzeit diese Haydn Sonate und dabei -wie unten im Link- das Allegro. Ist für mich nicht ganz einfach aber durch konstequentes Üben denke ich kann ich das relativ kurzfristig packen. An 'Alla Turca' würde ich mich ebenso rantrauen aber da befürchte ich, daß ich viel zu lange dran sitze bis es einigermaßen flüssig läuft und da kommt Frust auf. Also lieber einfache und kürzere Sonatinen und Sonaten von Haydn, Kuhlau, Clementi & Co.

Chenyin Li plays Haydn Sonata in G Hob.XVI:8, first movement ...https://www.youtube.com/watch?v=zrA63YWCvJ8
 
Da ich selber auch den Weg der russischen Klavierschule gehe, kann ich diese auch sehr empfehlen. Jedes Stück hat es in sich und erfordert etwas neues zum Lernen. Kombiniert mit einem guten Lehrer kann ich mir für den Anfang nichts besseres vorstellen. Außerdem find ich die Zusammenstellung der Stücke sehr gelungen :-)
 
Alle bisherigen Stücke habe ich relativ schnell auswendig gelernt

Das ist schon mal gut. :-) Viel Freude weiterhin!




P.S. Rondo alla turca ist traumhaft. Es ist die Belohnung für die boshafterweise vorgeschaltete Sonate. ;-) Psychologischer Tipp: Mit Rosinenpickerei gar nicht erst anfangen. Das züchtet nur den Schweinehund, den inneren. :teufel: Die Versuchung "ich mach nur den Mittelteil von Fantaisie-Impromptu und schenk mir den fiesen Rest" ist sozusagen vorprogrammiert. ;-)
 
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