Als Klavierspieler Orgel spielen

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ad0r

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Hallo,

ist es einem Klavierspieler möglich, ohne weiteres ein eingeübtes Stück auf einer Orgel in der Kirche zu spielen?
Ich muss gestehen, ich habe nie eine Orgel gespielt und kenne mich damit auch nicht aus.
Es geht um eine Beerdigung und mir bleibt nicht mehr viel Zeit. In der Kirche steht nun mal nur eine Orgel zur Verfügung.

mfg
 
Schwer zu sagen. Es kommt einerseits auf die Orgel an, andererseits auf den Spieler. Also: wie problematisch ist das Instrument? Hat es einen extremen Tastenwiderstand oder spürbare Verzögerung? Wie sicher bist Du? Wie leicht lässt Du Dich durch veränderte Randbedingungen irritieren?
Du solltest das unbedingt vorher ausprobieren, bevor Du zusagst.

Grüße
Axel
 
Ich kenne die Orgel nicht und auch wenn ich die sehe, kann ich nichts beurteilen, nur probieren. Vielleicht kann ich vorher mal in die Kirche.
ich Würde die Begleitung (Hallelujah) für eine Geige spielen.
 
Ich kenne die Orgel nicht und auch wenn ich die sehe, kann ich nichts beurteilen, nur probieren. Vielleicht kann ich vorher mal in die Kirche.
ich Würde die Begleitung (Hallelujah) für eine Geige spielen.
Meinst du das Hallelujah von Leonard Cohen?

Wenn ja, würde ich mir überlegen, ob es nicht einfacher machbar ist, ein gutes E-Piano mit in die Kirche zu nehmen (inkl. Verlängerungskabel, man weiß nie, wo da die nächste Steckdose ist). Wenn du selbst keines hast, frag Bekannte oder die Musikschule, ob du eines leihen kannst.
Diese Idee mag auf den ersten Blick befremdlich klingen, aber ich glaube wenn du das Stück am Klavier spielen kannst, klingt das auf diese Weise in der Kirche nachher deutlich besser, als wenn du dich unerfahren an die Orgel setzst und von den Registern etc. keine Ahnung hast.

Ich selbst habe genau dieses Hallelujah auch schon einmal auf einer Beerdigung gespielt (mit einer kompletten Band...), und da war das E-Piano auch Mittel der Wahl. Da ich selber keines besitze, habe ich mir kurzfristig eines vom Leiter der städtischen Musikschule ausgeliehen. (Diese Methode setzt voraus, dass man den Leiter der Musikschule gut kennt... aber es gibt ja auch andere Personen, von denen man sich ein Instrument leihen könnte.)

Falls du dich doch für die Orgel entscheidest muss dir mindestens zweierlei daran bewusst sein:

1.
Am Klavier (und auch am guten E-Piano) hast du ein Tonhaltepedal, was bei so Stücken wie dem Hallelujah von Leonard Cohen wohl auch zum Einsatz kommt - ich nehme an, du spielst das Stück am Klavier auch mit Pedal. Eine Orgel hat so ein Pedal nicht, d.h. du musst alle Töne mit den Fingern halten und eventuelles Legato auch komplett mit den Fingern ohne "Schummeln" mit dem Pedal realisieren.
Dafür hat eine Orgel verdammt viele andere Pedale, von denen du am besten komplett die Finger (bzw. Füße) weglässt, wenn du noch nie an einer Orgel gesessen hast.

2.
Am Klavier hast du eine Anschlagsdynamik, d.h. salopp gesagt wenn du eine Taste leicht drückst spielst du leise, wenn du stark drückst spielst du laut. Auch diese Abstufung gibt es an der Orgel nicht. Gedrückte Tasten sind immer gleich laut, egal wie stark du die Taste drückst. Im Gegensatz zum Klavier klingt der Orgelton auch nach dem Anschlagen nicht ab, sondern bleibt immer gleich laut, bis du den Finger wieder von der Taste herunternimmst.

Dass die Orgel trotzdem verschiedene Abstufungen und Klangfarben hat, liegt an den Registern (das sind du vielen Knöpfe bzw. Schalter, die rund um die Tastaturen der Orgel rund herum angebracht sind). Für die Verwendung von passenden Registern sollte dir übrigens jemand helfen bzw. vor der Trauerfeier passende Register für dich auswählen, denn für dich ganz allein wird es da auch schwierig bis unmöglich, einen brauchbaren Klang zu finden, wenn man noch nie an einer Orgel war.

Fazit: Ich empfehle die Verwendung eines E-Piano, wenn irgendwie möglich. Solltest du nicht das Halleluja von Leonard Cohen meinen, sondern ein "kirchenmusikalisches" Hallelujah, dann könnte natürlich die Orgel angebrachter sein...
 
Ich kenne die Orgel nicht und auch wenn ich die sehe, kann ich nichts beurteilen, nur probieren. Vielleicht kann ich vorher mal in die Kirche.
ich Würde die Begleitung (Hallelujah) für eine Geige spielen.
Ein Violinsolo sollte mit sparsamer Registrierung begleitet werden, also ein leiseres Achtfuß-Register ziehen - und nicht den kräftigen 8'-Prinzipal. Es empfiehlt sich also unbedingt das Anspielen vor Ort, wenn irgendwie möglich. Zur Registrierungsfrage müsste man das Instrument kennen: 8'-Salicional, 8'-Gambe - wer weiß das schon, bevor man selbst am Instrument sitzt? Auch eine vorweg bekannte Disposition (welche Register gibt es auf welchen Manualen?) nützt dem unerfahrenden Spieler sehr wenig. Bis auf das Vorhandensein der Tastatur gibt es keinerlei Gemeinsamkeiten zwischen Klavier und Orgel - zunächst hat ein Pianist ein perfektes Legatospiel manualiter aufzubieten. Und es hat schon seinen Grund, dass das Pedalspiel in den üblichen Orgelschulen erst nach dem Manualspiel dazu genommen wird. Einfache Aufgaben für Pianisten sind auf einer Orgel prinzipiell durchaus zu bewältigen - ob Deine individuelle Vorbildung und Flexibilität zur Bewältigung des vorgegebenen Einsatzes genügt, ist schwer abzusehen. Dazu müsste man den Schwierigkeitsgrad der von Dir üblichermaßen bewältigenden Klavierliteratur kennen, ein Anspiel der im Ernstfall bedienten Orgel voraussetzen - und den Klavierpart des auf der Orgel darzubietenden Begleitparts kennen.

Der Schreiber dieser Zeilen hat ursprünglich auf der Orgel begonnen, nicht nur ein komplettes pianistisches Studium absolviert - und spielt allwöchentlich heute neben seinen dirigentischen, kompositorischen und pianistischen Aufgaben durchschnittlich mindestens ein halbes Dutzend Orgeldienste in verschiedenen katholischen und evangelischen Kirchengemeinden der Region. Es ist also nicht unmöglich, solche Aufgaben zu meistern - aber einfach ist es auf keinen Fall.

Einen verbindlichen Ratschlag kann ich vor diesem Hintergrund also nicht geben - aber in jedem Falle viel Erfolg wünschen. Wer auf Klavier und Orgel gleichermaßen zurecht kommt, hat enorme Vorteile für sein berufliches Fortkommen.

LG von Rheinkultur
 

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