Adsilence/Stummschaltesysteme für Bösendorfer 200

Eh, es geht hier die ganze Zeit nicht um die digitale Klangerzeugung, sondern um das Spielgefühl. Zwischen NU1X und N2 ist der Unterschied ziemlich groß, so wie zwischen Pianino und Flügel.
Vom Spielgefühl ist mir auch bei den Hybriden das Kawai NV10 am angenehmsten.
 
Zum "Resonanzbodentuning": Ist eigentlich ein alter Hut und wurde vom amerikanischen Klavierbauer Del Fandrich (durchaus namhaft, hat bei Baldwin diverse Flügel entworfen) verwendet.
Es geht darum, die Impedanz (den "akustischen Widerstand") des Resos zu verändern. Man kann sich den Spaß machen und beim Flügel von unten mit Doppelklebeband Gewichte an den Resonanzboden pappen und schauen, ob sich und was sich ändert.
 
Auf der abgebildeten liegenden Mechanik sind entweder die Dämpfer nicht mit auf dem Bild, oder sie sind wie beim Flügel im Gerät, oder sie sind nicht vorhanden. Aber für die Gewichtung und das Spielgefühl wären das nicht unwichtig. Die Tastenhinterlängen sind aber anscheinend lang genug, um Dämpfer zu betätigen.
Die Tastenvorderlängen kommen wohl nur einem Kleinstflügel nahe. Wenn man sich an der 10 cm langen schwarzen Taste orientiert, kann man schätzen, das die Entfernung von dort zum Waagebalkenstift nur etwa gleich lang ist. Die Gesamtlänger einer weißen Taste wäre dann 25 cm. Ich hatte mal an einem liegenden Avand Grand Mechanikmodel 23 cm Tastenvorderlänge gemessen, also noch weniger. Bei meinem 183er Ibach messe ich 26,5 cm. Das beeinflußt die Gewichtung auf dem spielbaren Teil der Tasten und damit auch das Spielgefühl. Ein Grund warum sich ein großer Flügel sich besser anfühlt.

Text noch wg. der Dämpfer editiert.

Genau so ist es. Die digitalen Imitate mögen noch so gut sein: es fehlt das elastische Zurückprallen der Filzhämmer von den Saiten und der leichte Widerstand durch das Anheben der Dämpfer, die beim Digi ja ganz fehlen (aber auch nicht nötig sind). Ersteres bedingt aber beim echten Flügel die schnellere Repitition, und die fehlt beim Digital gänzlich. Also, back to the roots, klassisches Akustikklavier, für die Klavierbauer wieder mehr zu tun...
 
Ja, Back to the roots. Dein Anliegen:

Es geht mir um die Möglichkeit des lautlos Spielens, z.B Sonntag morgens um 9 Uhr, ohne mir den Protest meiner Töchter einzufangen sowie um die Instrumentenvielfalt. Ein Verweis auf ein Digi-Piano kommt für mich nicht in Frage ( außerdem habe ich schon ein Yamaha P 105), da eine Akustikflügelmechanik durch nichts zu ersetzen ist.

  1. Du möchtest zu bestimmten Zeiten "lautlos" spielen.
  2. Du bist bereit, ziemlich viel Kohle zu investieren
  3. Du besitzt mit dem P-105 ein halbwegs vernünftiges Digi, auch um bei Lust und Laune Cembalo oder Orgel zu simulieren (für beide Simulanten wäre die Akustikflügelmechanik völlig unecht, nur mal nebenbei erwähnt...)
  4. Es gäbe erheblich bessere Digis auf dem Markt, die von der Anschlagssituation dem P-105 deutlich überlegen sind..
  5. Viele Fachleute haben Dich gewarnt, dass Du Dir Deinen schönen Qualitätsflügel durch Basteleien verhunzt.

Vielleicht hilft Dir diese Auflistung bei der Entscheidungsfindung. :001:
 
Generell ist von Nachrüstungen abzuraten. Die Kosten sind vergleichsweise hoch und die Ergebnisse unterdurchschnittlich.

Die guten (nämlich werksseitig eingebauten) Silent-Systeme erkennt man daran, daß sie auch separat als Digitalpiano angeboten werden. Darunter auch in Digitalpianos mit richtiger Flügelmechanik.

Natürlich spielt ein Plastebomber wie Yamaha P-105 in dieser Liga nicht mit und ist auch nicht repräsentativ für die Gattung "Digitalpiano". Ernstzunehmende Geräte findet erst oberhalb von 1.000 €.
 
Generell ist von Nachrüstungen abzuraten. Die Kosten sind vergleichsweise hoch und die Ergebnisse unterdurchschnittlich.

Die guten (nämlich werksseitig eingebauten) Silent-Systeme erkennt man daran, daß sie auch separat als Digitalpiano angeboten werden. Darunter auch in Digitalpianos mit richtiger Flügelmechanik.

Natürlich spielt ein Plastebomber wie Yamaha P-105 in dieser Liga nicht mit und ist auch nicht repräsentativ für die Gattung "Digitalpiano". Ernstzunehmende Geräte findet erst oberhalb von 1.000 €.
 
Zum Thema „Plastebomber“: Ich finde das gegenüber dem Hersteller eine ziemlich unfaire Bezeichnung. Außerdem liegt der Preis durchaus in deinem genannten Bereich (680€). Ich habe übrigens ein P115 und nicht P105(=Vorgängermodell), Habenichts versehentlich mit der Modellbezeichnung vertan, sorry. Insbesondere tonal handelt es sich beim P115 um ein Spitzendigi mit hervorragendem Preis-Leistungsverhältnis. Insbesondere die vom großen CFX-Flügel gesampelten Bässe sind unglaublich gut. Hast du denn jemals ein P115 gespielt??? Ich würde dann etwas vorsichtiger mit derart unqualifizierten Urteilen sein.
Es ist ein großer Nachteil offen zugänglicher Foren, wo jeder seinen shitstorm loswerden kann. Man muss halt viel selektieren und Meinungen von Sachinformationen unterscheiden!
 
Die P-95-Serie (P-105, P-115, P-125, P-121) hat keinen CFX-Flügel.

Die Samples sind uralt und vom Yamaha CFIIIS, der irgendwann in 1990ern oder noch früher mal gesampelt wurde. Dabei wurde nicht einmal jede Taste einzeln abgenommen, sondern nur jede vierte. Die Schnipsel sind zudem noch sehr kurz mit deutlich hörbaren Looping. Kurzum: Das Instrument repräsentiert den Stand der Technik aus dem drittletzten Jahrzehnt.

Das "Plastebomber" bezieht sich natürlich auf die Bauweise. Das Instruments ist kosten- und gewichtsoptimiert und das wirkt sich natürlich auch auf den dafür typischen Klang der eingebauten Verstärkung aus.
 
Die digitalen Imitate mögen noch so gut sein: es fehlt das elastische Zurückprallen der Filzhämmer von den Saiten und
Nocheinmal meine Frage: Wie funktioniert "das Zurückprallen der Filzhämmer von den Saiten" bei einem Silent-System? Verhindert die Stoppleiste nicht sogar die volle Bewegung der Hämmer zu den Saiten?
Warum bevorzugt man dann noch das Silentsystem gegenüber einem Digi mit Flügelmechanik?
 
Fühlt sich aber dennoch etwas anders an.
Wenn man das fühlt, dann greift das schon vor der Auslösung? Oder liege ich da falsch mit meiner Vorstellung?
Ich meine, der Unterschied zwischen den verschiedenen Arten der Mechanik, vielleicht sogar der Unterschied zwischen einzelnen Instrumenten mit der gleichen, ist stärker spür- oder fühlbar als das was nach der Auslösung passiert.

Es gibt andere Gründe, die ich sehr gut verstehe, warum man nicht unbedingt ein Digi möchte aber als Alternative zum Spielen ohne Tonabgabe in die Umwelt würde ich es einem Umbau am Flügel bevorzugen.
 

Wenn man das fühlt, dann greift das schon vor der Auslösung? Oder liege ich da falsch mit meiner Vorstellung?

Ja, da liegst du falsch. Den Rückschlag spürt man schon irgendwie.

Was ich ganz witzig finde: bei irgendeinem Yamaha Digitalflügel (Modell weiß ich gerade nicht) haben die auch eine Vibration in den Tasten eingebaut. Auch ein kleiner Schritt in Richtung bessere Simulation. Auch wenn ich das jetzt nicht so überzeugend fand.
 
Ja, da liegst du falsch. Den Rückschlag spürt man schon irgendwie.

Was ich ganz witzig finde: bei irgendeinem Yamaha Digitalflügel (Modell weiß ich gerade nicht) haben die auch eine Vibration in den Tasten eingebaut. Auch ein kleiner Schritt in Richtung bessere Simulation. Auch wenn ich das jetzt nicht so überzeugend fand.

Genau: Das war der N3 Flügel und die Vibration fühlte wirklich sich total künstlich an
 
@Tastenscherge Ja, es gibt den N3X mit neuem Sound. Habe ich aber noch nicht gespielt
 
Was ist denn doppeltes Auslöse-Patensystem? In einem Beitrag ist auf einem YouTube-Video ein Schwenkleiste zu sehen, die sich zwischen Auslösepuppe und -zunge schiebt. Das verhindert zwar in der Tat den Hammerkontakt mit den Saiten, verändert aber den Tastenweg nicht unerheblich (ca. 5mm, wie ich ausprobiert habe). Rein theoretisch könnte das die Stopleiste ersetzen und ein Einbau in meinen Bösendorfer wäre möglich, da dort ausreichend Platz ist. Im übrigen würde dies keinerlei Modifikation der Flügelmechanik beinhalten, was mir sehr wichtig ist (die Tastenkontakte sind bei adsilence berührungslos, rein optoelektrisch, was die Argumentation der Einbauabrater entkräftet).
 
....Schwenkleiste zu sehen, die sich zwischen Auslösepuppe und -zunge schiebt. Das verhindert zwar in der Tat den Hammerkontakt mit den Saiten....
Wie dick war denn Deine Testleiste?
Hier eine andere Leiste von einer "Bastellösung".
fluegel-silencer-002_b.jpg

Die veränderte Auslösung soll doch nur ermöglichen, daß der Hammer vor der Stopleiste ausgelöst wird.
 
Die doppelte Auslösung ist eine Zusatzvorrichtung für Flügel-Stoppleisten, die von Jahn-Pianoteile vertrieben wird und von Technikern bestellt werden kann, die Silent-Systeme einbauen. Sie bewirkt, dass die Auslösung um ca. 5mm erweitert wird, aber nur bei aktivierter Stoppleiste. Beim akustischen Spielen bleibt die Auslösung unverändert. Es muss also primär eine Stoppleiste geben und für die muss der Platz vorhanden sein, das ist bei dem Bösendorfer Mod. 200 leider nicht der Fall.
 

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