Absoluter Neuling, Autodidakt, ohne Klavier

Unterstellung: Jedes Argument, welches behauptet die Notenschrift sei unmodern/überholt, ist eine Ausrede derer, die zu faul zum Noten lernen sind.

Ich garantiere: In der Zeit in der ich 5 Noten lerne, 30 Argumente zu erfinden, die dagegen sprechen würden.

Das bedeutet: Notenverweigerer sind zwar effizient. Aber Faul und ungebildet.
 
Dies brachte mich zu der Überlegung, ob die Notenschrift bzw. das Notenlernen nicht langsam zum Anachronismus wird.
könntest du es total verlernen, das notenlesen? könntest du dich in einen quasi "notenanalphabebischen" Zustand versetzen?

vielleicht sollte man nicht auf die Notationsweise mit Notenlinien und Noten schimpfen, sondern anleiten, mit dieser sinnvollen (wenn auch in Maßen quasi stenografischen) Notation vernünftig und verständig umzugehen -- und das ist gar nicht sonderlich schwierig.

mal eine andere "These": wer die Noten abschaffen will, der könnte auch die Buchstaben abzuschaffen versuchen ;):D
 
Dies brachte mich zu der Überlegung, ob die Notenschrift bzw. das Notenlernen nicht langsam zum Anachronismus wird.

Grundsätzlich ist die schriftliche Notation nur ein Hilfsmittel, das dem Musizieren untergeordet ist. Allerdings ist sie auch die einzige direkte Verbindung zu den Komponisten den Vergangenheit. Warum hat man sich denn so viel Mühe gegeben, aus den Überlieferungen Urtextversionen zu rekonstruieren? Wenn man nur nachspielt, was andere vorgeben, werden am Schluß alle Interpretationen gleich klingen.

Jetzt ist die Frage: Ist es sinnvoll und mit vertretbarem Aufwand möglich, sich auch komplexere Werke, wie z.B. Beethoven-Sonaten, mit solchen Videotutorials schrittweise anzueignen?

Sicher geht das, aber nur wenn das Ziel der auswendige Vortrag ist. Wer nur das kann, fällt für Kammermusik sofort aus (es sei denn, man lernt alles auswendig, was aber am Ende viel mehr Zeit kosten würde).

Mag sein, dass man neue Musik nicht immer im traditionellen System notieren kann. Aber das es nicht DIE neue Musik schlechthin gibt, wird es auch nicht DIE einheitliche Notation oder sonstige Speicherungsform dafür geben.
 
Unterstellung: Jedes Argument, welches behauptet die Notenschrift sei unmodern/überholt, ist eine Ausrede derer, die zu faul zum Noten lernen.

Das bedeutet: Notenverweigerer sind zwar effizient. Aber Faul und ungebildet.

Die Notenschrift ist unmodern. Dafür brauche ich keine Argumente suchen, sondern das ist historisch bedingt. Die Notenschrift ist auch nicht logisch schlüssig. Auch das ergibt sich daraus, dass es eine über viele Jahrhunderte gewachsene Notation ist. Notenschrift ist unlogisch und mehrdeutig, nach allgemein anerkannten Kriterien für formale Sprachen ist sie Käse. Dies einfach zu leugnen, entspricht in etwa der CSU-Politik (die ich als Synonym für "totaler Schwachsinn" ansehe).

Dr.rer.nat. rocky balboa, ziemlich faul und äußerst ungebildet
 
Ein Doktortitel mit gewissen Auszeichnungen für eine Arbeit über formale Sprachen und Semantik als Indiz dafür, dass du Schwachsinn geschrieben hast. :-)

Natürlich ist die Notenschrift schwachsinnig. Nur hat sich keine bessere durchgesetzt, insofern gibt es keine Alternative dazu, diese zu lernen, falls man ernsthaft musizieren möchte.
 
Ein Doktortitel mit gewissen Auszeichnungen für eine Arbeit über formale Sprachen und Semantik als Indiz dafür, dass du Schwachsinn geschrieben hast. :-)

Natürlich ist die Notenschrift schwachsinnig. Nur hat sich keine bessere durchgesetzt, insofern gibt es keine Alternative dazu, diese zu lernen, falls man ernsthaft musizieren möchte.

Nun drehen wir uns doch im Kreis. Der Text "die CDU ist ne Scheißpartei, aber ich kenne keine bessere" ist auch alt. Deswegen sollte man sie noch lange nicht abschaffen.

Back to Noten: Sei die Notenschrift, von mir aus, wissenschaftlich Käse (ich hoffe dann auf jungen Gouda), ist dennoch kein adäquater Ersatz in Sicht. Sofern ich also repräsentativ musizieren möchte, ist es anzuraten, die Notenschrift zu erlernen.

Ich sagte es bereits an andere Stelle: die Notenschrift ist kein böser Feind. Sie ist eine Hilfe. Die naturwissenschaftliche Qualität der geschriebenen Note, hast du, Thema verfehlenderweise, ins Spiel gebracht.
 
Die Notenschrift ist unmodern. Dafür brauche ich keine Argumente suchen, sondern das ist historisch bedingt. Die Notenschrift ist auch nicht logisch schlüssig. Auch das ergibt sich daraus, dass es eine über viele Jahrhunderte gewachsene Notation ist. Notenschrift ist unlogisch und mehrdeutig, nach allgemein anerkannten Kriterien für formale Sprachen ist sie Käse.

Die Notenschrift ist für die Notation diatonischer Musik überhaupt nicht unlogisch und auch nicht mehrdeutig. Es ist klar, dass sie bei nicht tonaler Musik und erst recht bei Musik, die überhaupt nicht mehr auf Halbtonschritten basiert, an ihre Grenzen stößt. Aber das betrifft nur einen sehr kleinen Teil der Neuen Musik. Und solange wir diese Musik auf traditionellen Instrumenten spielen, ist die Notenschrift sogar dazu besser geeignet als jede Neuerfindung - weil nämlich die Musiker mit Hilfe dieser Notenschrift eine Klangvorstellung von dem bekommen, was sie zu spielen haben. Wenn ein Geiger ein Vierteltonvorzeichen sieht, weiß er sofort, an welche Stelle des Griffbretts er seinen Finger aufsetzen muss und er weiß auch, wie der Ton klingen muss. Wenn man stattdessen schreibt: Frequenz = 1297 Hz Dauer = 2,459 s, ist das sicherlich wissenschaftlich toll. Kein Geiger auf dieser Welt kann allerdings irgendwas damit anfangen.

Und warum überhaupt soll sich die Notenschrift nach anerkannten Kriterien für formale Sprachen richten? Musik ist eine Kunst und keine exakte Wissenschaft. Ein Musikstück entsteht und vergeht in dem Augenblick, in dem wir es spielen. Es soll nicht in irgendeiner Weise "exakt" reproduziert werden - die Musik reagiert immer auf den Raum, auf die Zeit, auf die Zuhörer und erst recht auf die ausführenden Musiker. Musik ist ein lebendiger Organismus, und gerade das macht sie doch so faszinierend. Das ist übrigens auch ein Grund, weshalb ich viel lieber in Konzerte gehe, als mir irgendwelche Aufnahmen anzuhören. Ein Aufnahme ist nur ein schwaches Abbild von Musik. Ein Rest von Lebendigkeit bleibt nur deshalb erhalten, weil ich nicht ganz derselbe bin, wenn ich mir eine Aufnahme wiederholt anhöre. Die ständige Verfügbarkeit von Aufnahmen heutzutage ist allerdings eine Pest und stumpft die meisten Leute so ab, dass sie für die Magie, die Musik im Augenblick ihrer Entstehung ausstrahlt, gar nicht mehr empfänglich sind.

LG, Mick
 
Die Notenschrift ist für die Notation diatonischer Musik überhaupt nicht unlogisch und auch nicht mehrdeutig. Es ist klar, dass sie bei nicht tonaler Musik und erst recht bei Musik, die überhaupt nicht mehr auf Halbtonschritten basiert, an ihre Grenzen stößt. Aber das betrifft nur einen sehr kleinen Teil der Neuen Musik. Und solange wir diese Musik auf traditionellen Instrumenten spielen, ist die Notenschrift sogar dazu besser geeignet als jede Neuerfindung - weil nämlich die Musiker mit Hilfe dieser Notenschrift eine Klangvorstellung von dem bekommen, was sie zu spielen haben. Wenn ein Geiger ein Vierteltonvorzeichen sieht, weiß er sofort, an welche Stelle des Griffbretts er seinen Finger aufsetzen muss und er weiß auch, wie der Ton klingen muss. Wenn man stattdessen schreibt: Frequenz = 1297 Hz Dauer = 2,459 s, ist das sicherlich wissenschaftlich toll. Kein Geiger auf dieser Welt kann allerdings irgendwas damit anfangen.

Und warum überhaupt soll sich die Notenschrift nach anerkannten Kriterien für formale Sprachen richten? Musik ist eine Kunst und keine exakte Wissenschaft. Ein Musikstück entsteht und vergeht in dem Augenblick, in dem wir es spielen. Es soll nicht in irgendeiner Weise "exakt" reproduziert werden - die Musik reagiert immer auf den Raum, auf die Zeit, auf die Zuhörer und erst recht auf die ausführenden Musiker. Musik ist ein lebendiger Organismus, und gerade das macht sie doch so faszinierend. Das ist übrigens auch ein Grund, weshalb ich viel lieber in Konzerte gehe, als mir irgendwelche Aufnahmen anzuhören. Ein Aufnahme ist nur ein schwaches Abbild von Musik. Ein Rest von Lebendigkeit bleibt nur deshalb erhalten, weil ich nicht ganz derselbe bin, wenn ich mir eine Aufnahme wiederholt anhöre. Die ständige Verfügbarkeit von Aufnahmen heutzutage ist allerdings eine Pest und stumpft die meisten Leute so ab, dass sie für die Magie, die Musik im Augenblick ihrer Entstehung ausstrahlt, gar nicht mehr empfänglich sind.

LG, Mick

Das ist phantastisch geschrieben, respekt!
 
Die Notenschrift ist für die Notation diatonischer Musik überhaupt nicht unlogisch und auch nicht mehrdeutig. Es ist klar, dass sie bei nicht tonaler Musik und erst recht bei Musik, die überhaupt nicht mehr auf Halbtonschritten basiert, an ihre Grenzen stößt. Aber das betrifft nur einen sehr kleinen Teil der Neuen Musik. Und solange wir diese Musik auf traditionellen Instrumenten spielen, ist die Notenschrift sogar dazu besser geeignet als jede Neuerfindung - weil nämlich die Musiker mit Hilfe dieser Notenschrift eine Klangvorstellung von dem bekommen, was sie zu spielen haben. Wenn ein Geiger ein Vierteltonvorzeichen sieht, weiß er sofort, an welche Stelle des Griffbretts er seinen Finger aufsetzen muss und er weiß auch, wie der Ton klingen muss. Wenn man stattdessen schreibt: Frequenz = 1297 Hz Dauer = 2,459 s, ist das sicherlich wissenschaftlich toll. Kein Geiger auf dieser Welt kann allerdings irgendwas damit anfangen.

Und warum überhaupt soll sich die Notenschrift nach anerkannten Kriterien für formale Sprachen richten? Musik ist eine Kunst und keine exakte Wissenschaft. Ein Musikstück entsteht und vergeht in dem Augenblick, in dem wir es spielen. Es soll nicht in irgendeiner Weise "exakt" reproduziert werden - die Musik reagiert immer auf den Raum, auf die Zeit, auf die Zuhörer und erst recht auf die ausführenden Musiker. Musik ist ein lebendiger Organismus, und gerade das macht sie doch so faszinierend. Das ist übrigens auch ein Grund, weshalb ich viel lieber in Konzerte gehe, als mir irgendwelche Aufnahmen anzuhören. Ein Aufnahme ist nur ein schwaches Abbild von Musik. Ein Rest von Lebendigkeit bleibt nur deshalb erhalten, weil ich nicht ganz derselbe bin, wenn ich mir eine Aufnahme wiederholt anhöre. Die ständige Verfügbarkeit von Aufnahmen heutzutage ist allerdings eine Pest und stumpft die meisten Leute so ab, dass sie für die Magie, die Musik im Augenblick ihrer Entstehung ausstrahlt, gar nicht mehr empfänglich sind.

LG, Mick

Stimme zu, Mick, unter folgender Ergänzung:

Da ich nicht weiß, inwieweit Du in der Informatik so mit "Automaten" und "formalen Sprachen" usw. zu tun hattest:

@ Begriff "Formale Sprachen": Diese ..."Konstrukte" setzen formale GRAMMATIKEN voraus. ( Man unterscheidet beispielsweise kontextfreie und kontextsensitive Grammatiken, wo z.B. eine Rolle spielt, welche..."Symbole" - ab einem bestimmten "Start"-Zustand mit wievielen weiteren Symbolen ERGÄNZT, welche ERWEITERT und welche ABGESCHLOSSEN werden können, oder welche womit ERSETZT werden können. )

Heraus kommt ein Formales Konstrukt anhand bestimmter Regeln, allerdings ist das m.E. nicht gänzlich auf z.B. eine Ausgabe einer Sonate übertragbar, da bei Konstrukten, die auf formalen Sprachen UND DAMIT GRAMMATIKEN beruhen, das Endkonstrukt eben so ist, wie es ist.

Es verbleibt bei dessen Anblick ( oder auch lautlicher Wiedergabe ) kein INTERPRETATIONSSPIELRAUM, den uns hingegen unsere geliebten Notenausgaben in Hülle und Fülle bieten. Und das ist GUT so, und es wird somit auch nicht dazu kommen, dass

"alle Stücke irgendwann gleich klingen".

Viele Grüße, von: Olli !
 
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Hi all ;)

Nachtrag "Denkansatz" / Formale Grammatik / ERSETZBARKEIT :

Kann Barrats oder Destenays knuffiger, pelziger Hund ;) folgende Äußerung anhand der weiter unten aufgeführten formalen Grammatikregeln erklingen lassen ? Wenn ja, welche Regeln benötigt er dafür ? Wenn NEIN, gibt es Beispiele, WELCHE Äußerungen er tätigen kann ?

Hund von Barratt / Destenay / Wunschäußerung:

"Wuufknurraruffruffschnaubfiiiep" .


Regeln, die er beherrscht:

Start => W
W => Wu
uff => urr
u => ufk
b => bf
r => ra
ar => aru
u => uuf
f => fkn
uuf => urr
rr => rra
a => au
au => aub
i => ii
i => ie
f => ffs
s => sch
h => hn
p => ep

" => " bedeutet: Die Hunde können das LINKS vom Pfeil durch das RECHTS vom Pfeil ersetzen. Naja so in der Art halt.

Ist auch bei mir länger her, ich musste eben ausm Kopf paar Schnipsel aus Studium zusammenflöhen. ;)
Wenn die Hunde es NICHT können, seid mir also nicht böse, liebe Barratt und lieber Destenay ;)

ABER: Bedenkt, dass diese "Formalen Strukturen" trotzdem nicht viel mit ner Sonaten-Notenausgabe gemein haben dürften, wie bereits ausgeführt.

LG, Olli !!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Oder, vereinfacht ausgedrückt: Wenn jemand keine Noten braucht oder sie aus anderen Gründen ablehnt - à la bonne heure, soll er´s lassen und sich anders behelfen.

Aber einem "absoluten Neuling", der sie sich gerade aneignet, zu suggerieren, Notenlernen sei grundsätzlich Käse (nix gegen Käse!!!), das ist ... nicht ok.
 
@Mick

Du machst, aus meiner Sicht, einen fundamentalen Fehler bei der Bewertung der Notenschrift indem du versuchst vieles darüber zu rechtfertigen, dass Musik Kunst ist. Grundsätzlich ist es eine gute Idee, zwischen Syntax und Semantik zu unterscheiden, wenn es um den Transport von Informationen geht. Das ist in vielen künstlerischen Bereichen nicht möglich, die Literatur ist ein typisches Beispiel. Felix Krulls Bekenntnisse auf dem sprachlichen Niveau eines Viertklässlers? Ziemlich wertlos. Picasso hätte Guernica auch einfach fotografieren können: Gleicher Informationsgehalt, aber wertlos.

Ich wage zu behaupten, dass dies in der Musik nicht so ist. Stelle dir vor Chopin hätte das Klavierspiel stichpunktartig notiert, etwa:

- 3/4 Takt, C-Dur
- 1/4 e
- 1/8 a
- 1/8 h
- ...

Das wäre unglaublich umständlich, aber mit genügend Aufwand wärest du in der Lage, das gleiche musikalische Ergebnis zu produzieren wie jetzt mit einem dir vorliegenden Notenblatt, oder? Im Gegensatz zu Picasso oder Thomas Mann ist es also nicht die verwendete Notation, welche die Kunst ausdrückt, sondern deine eigene Interpretation der Syntax, so umständlich sie auch sein mag. Ergo sind Argumente, welche die Güte der Notenschrift auf Basis der daraus produzierten Kunst bewerten, ziemlich haltlos.

Wenn ein Geiger ein Vierteltonvorzeichen sieht, weiß er sofort, an welche Stelle des Griffbretts er seinen Finger aufsetzen muss und er weiß auch, wie der Ton klingen muss

Stimmt. Das gilt jedoch nur deshalb, weil er darin geübt ist. Und es sagt nichts darüber aus, ob ihm das bei einer anderen Notation nicht vielleicht sogar viel einfacher fiele.
 
Auch der Notentext selbst ist eine gewisse Kunstform oder zumindest Kunsthandwerk, wie jeder Notenstecher bestätigen wird. Nicht umsonst tun sich Computerprogramme so schwer beim Notensatz.

Und es sagt nichts darüber aus, ob ihm das bei einer anderen Notation nicht vielleicht sogar viel einfacher fiele.

Diese Notationsform hat in den letzten Jahrhunderten niemand gefunden. Und Videos werden die Notenschrift mit Sicherheit auch nicht ablösen.
 
@Klafierspieler

Die Vergangenheit war in Bezug auf die Notenschrift sehr elitär geprägt und das Interesse an einer möglichst simplen Lösung wenig bis gar nicht vorhanden. Das Musizieren an sich war einer bildungsbürgerlichen Oberschicht vorbehalten, und es gab wenig Interesse daran etwas zu ändern. Was ist daran besonders, wenn der Sohn des Professors eine Notation beherrscht, welche auch dem Sohn des Bauern geläufig ist? Es war ein Mittel um sich abzugrenzen, ebenso wie etwa das (absolut sinnlose) Erlernen der griechischen Sprache.

Hätte sich vor vielen Jahrhunderten, bevor sich eine Notation etabliert hat, jemand mit dem heutigen Wissen hingesetzt und eine Notation entwickelt, so wäre mit Sicherheit eine ganz andere dabei rausgekommen.

Ich fordere bestimmt nicht, alles über den Haufen zu werfen, oder gar durch Videos zu ersetzen. Ich werde auch gewisse nicht behaupten, dass das Lesen von Noten überholt ist. Aber nur weil die Notenschrift sich etabliert hat, ist sie noch lange nicht gut. Es ist nur eben so, dass es in der jetzigen Situation besser ist mit der Notenschrift zu arbeiten als einfach Alles über den Haufen zu werfen.
 
Überdenkenswert / Reformbedürftig (?) ist die Notenschrift allemal. Enstanden in Zeiten, als Papier kostbar war und ein farbiger Druck undenkbar schien, könnten z.B. heute leicht die Erhöhungen und "Erniedrigungen" ;-) durch farbige Noten abgelöst werden. Gäbe es in der Musik nur Tastisten, so fände ich auch eine vertikale Notierung durchaus einstiegserleichternd ...
 
@Mick

Eine kurze Frage habe ich noch. Aus der Notenschrift die verschiedenen Stimmen eines Stückes ohne fremde Hilfe herausarbeiten zu können, erfordert gewisse Kenntnisse der Musiktheorie. Ist das aus deiner Sicht gut oder schlecht? Oder, anders gefragt: Würde es dich in der Ausübung der Kunst hindern, wenn Stimmen explizit ausnotiert wären? Ein Bach hat sich wohl recht viele Gedanken um Stimmen und Phrasierung gemacht, warum wird diese Information dann bei der Niederschrift versteckt?
 
Oder, anders gefragt: Würde es dich in der Ausübung der Kunst hindern, wenn Stimmen explizit ausnotiert wären? Ein Bach hat sich wohl recht viele Gedanken um Stimmen und Phrasierung gemacht, warum wird diese Information dann bei der Niederschrift versteckt?
zum einen sind bei Bach die Stimmen ausnotiert, es fehlt keine Note
zum anderen (Phrasierung) waren zu Bachs Lebzeiten die musikalischen Versfüße (daktylisch, jambisch usw.) allgemein bekannt, ebenso die Spielweisen der typischen Tanzsätze (Menuet, Allemande usw.) sodass auf viel Phrasierungszeichen verzichtet werden konnte (und übrigens fehlen sie bei Bach nicht überall: wo nötig, finden sich welche)

bzgl. der einfachsten Lösungen:
die Notation von Tonhöhe und Tondauer in einem übersichtlichen "Koordinatensystem" (nicht zu viele Notenlinien) ist doch einfach genug :)

bzgl. der musiktheoretischen Kenntnisse (Harmonielehre usw.)
Musik und musizieren ist leider nicht ganz so einfach wie Socken stricken, insofern sind ein paar grundlegende Kenntnisse conditio sine qua non (da du den Vergleich mit Sprache schätzt: ohne Kenntnis der Aussprache wird es etwas unbeholfen klingen, wenn ein Bayer einen spanischen oder französischen geschriebenen Text laut vorliest)
 
@Mick

Eine kurze Frage habe ich noch. Aus der Notenschrift die verschiedenen Stimmen eines Stückes ohne fremde Hilfe herausarbeiten zu können, erfordert gewisse Kenntnisse der Musiktheorie. Ist das aus deiner Sicht gut oder schlecht? Oder, anders gefragt: Würde es dich in der Ausübung der Kunst hindern, wenn Stimmen explizit ausnotiert wären? Ein Bach hat sich wohl recht viele Gedanken um Stimmen und Phrasierung gemacht, warum wird diese Information dann bei der Niederschrift versteckt?

rolf hat das im Prinzip schon beantwortet - zu Bachs Zeiten war das Wissen um Tempi, Phrasierung und Artikulation Allgemeingut, und es war vollkommen unnötig, das genauer zu notieren. Dazu kommt, dass bis weit ins 19. Jahrhundert hinein eine notengetreue Wiedergabe fremder Werke überhaupt nicht erwünscht war. Ein guter Interpret musste seine Version der Musik spielen, wenn er überhaupt Werke anderer Komponisten aufführte. Es wurde erwartet, dass er nicht nur mit Artikulation, Phrasierung und Dynamik frei umging, sondern auch die notierten Töne nach Bedarf änderte und nach Belieben (aber geschmackvoll!) auszierte. Die fremde Komposition war in vielen Fällen nur eine Vorlage zur eigenen Improvisation.

Erst Beethoven begann, viele und teilweise sehr genaue Vorgaben in seine Notenausgaben zu schreiben. Man muss davon ausgehen, das er seine Musik auch von anderen Interpreten mehr oder weniger so hören wollte, wie er sie selbst spielte. Aber auch da bleibt immer noch genug Spielraum für den Interpreten. Und das ist auch gut so - wir können nämlich immer neue Aspekte eine Musikstücks kennenlernen, je nachdem wann, wo, und wie es gespielt wird. Eine Beethoven-Sonate ist jedesmal eine neue Offenbarung, wenn ein Pianist seine individuelle Sichtweise auf das Werk zum Ausdruck bringt. Es gibt natürlich auch Pianisten, die wenig bis nichts zu sagen haben und nur "schön" spielen (über einen davon gibt's hier einen langen Faden) - dann wird's halt langweilig.

Um noch mal auf Bach zurückzukommen: Ich habe einige polyphone Klavierstücke von ihm tatsächlich abgeschrieben und auf getrennte Systeme übertragen. Das ist optisch viel klarer und es macht viel Spaß, aus solchen Partituren zu spielen. Einfacher ist es aber gewiss nicht und Zeit spart man erst recht nicht, weil man nicht mehr auf Anhieb die Griffe erkennt, die man ertasten muss. Aber alle Fugen, die ich auf diese Weise gelernt habe (es sind noch nicht soo viele), könnte ich immer noch aus dem Stand auswendig aufschreiben. Auf lange Sicht ist diese Methode deshalb vielleicht gar nicht so schlecht. Aber grundsätzlich finde ich die Schreibweise von Bach sehr klar und verständlich.

LG, Mick
 

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