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  • Ersteller des Themas MehrKlavierspielen
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Aber meine Klavierschüler - da bin ich streng, sehr streng - müssen nicht MEINE Ideen von IHREM Leben umsetzen sondern EIGENE Ideen für ihr Leben entwickeln!! Eine sehr sehr schwierige Aufgabe!
Ich halte nach eigenem Erleben diese Aufgabe nicht nur für sehr sehr schwierig, sondern in letzter Konsequenz als unerfüllbar für Kinder und als fast unmöglich für Jugendliche. Warum? Eigene Ideen müssen tragfähige Substanz aufweisen, um umsetzbar zu sein - und genau das setzt ein gewaltiges Ausmaß an Wissen und Können voraus, das man nur im Zuge exzellenter Vor- und Ausbildung erwerben kann. Die von @hasenbein erwähnte Halt und Führung gebende Persönlichkeit muss einerseits nachhaltige Prägung, andererseits die Intuition, Nachhaltiges sich entwickeln zu lassen, gewährleisten. Am stärksten ausgeprägt unter den künstlerischen Disziplinen ist dies auf dem Gebiet der Komposition. Es verwundert vor diesem Hintergrund nicht, dass tragfähige kompositorische Leistungen im Kindesalter extrem selten und im Jugendlichenalter immer noch nicht allzu oft anzutreffen sind.

LG von Rheinkultur
 
Stimmt. Mozarts gibt 's kaum, schade eigentlich. Ich kenne jedenfalls keinen.
Wolfgang Amadeus Mozart wäre dann wohl die Ausnahmeerscheinung des 18. Jahrhunderts, Felix Mendelssohn-Bartholdy die des 19. und Erich Wolfgang Korngold die des 20. unter denen, die zu den Größen der Musikgeschichte geworden sind, nachdem sie bereits im Kindesalter als Komponisten nachhaltiges Profil gezeigt haben. Dann gibt es noch einige ganz frühzeitig verstorbene Supertalente aus den letzten Jahrhunderten, die vielleicht das Rüstzeug für eine Weltkarriere gehabt hätten, wenn sie denn älter geworden wären - vielleicht ein Julian Skrjabin oder der Liszt-Schüler Carl Filtsch? Auch Liszt selbst, Richard Strauss, Benjamin Britten oder Dmitri Schostakowitsch waren bereits sehr frühzeitig kompositorisch aktiv.

LG von Rheinkultur
 
Nö, aber mir wäre sowieso neu, dass der Klavierlehrer dafür zuständig sei, sich mit dem Lebensentwurf seiner Schüler zu beschäftigen (außer sie wollen Musik studieren). Er ist lediglich dafür zuständig, ihnen keinen Scheiß beizubringen und dafür zu sorgen, dass sie möglichst motiviert und fleißig üben und musizieren.
 
Ein junger begabter Komponist, der sich schon im Kindestalter für das Komponieren interessierte, ist Kit Armstrong.
 
Ich habe Kompositionen des 12 jährigen Wolfgang Rihm gehört. Sie waren von Kompositionen eines erwachsenen Komponisten nicht zu unterscheiden - und natürlich noch voll tonal in strengem Satz.
Keine Ahnung ob er auch zu hören bekommen hat: Kinder können einfach nicht komponieren.

Was ich mit meinem jetzt umstrittenen Satz meinte ist dass jede Lehrkraft die Azubis in jedem Fall lenken, führen und entwickeln. Aber Kinder haben schon sehr früh eigene Ideen für ihr Leben. Leider haben viele Eltern und diverse Lehrpersonen ebenfalls Ideen für diese jungen Lebensentwürfe. Meine Klavierlehrerin wollte aus mir eine Pianistin machen. Ich wollte eigentlich lieber Komponistin werden. Darin wurde ich aber nicht unterstützt - im Gegenteil, ich bekam immer einen rein gewürgt, wenn ich mit Eigenkompositionen um die Ecke kam. "Mädchen können nicht komponieren und Kinder schon mal gleich gar nicht"! Ist DAS ein "... in die Lage versetzen, eigene Ideen zu realisieren"? Aha!
 
Ich habe Kompositionen des 12 jährigen Wolfgang Rihm gehört. Sie waren von Kompositionen eines erwachsenen Komponisten nicht zu unterscheiden - und natürlich noch voll tonal in strengem Satz.
Keine Ahnung ob er auch zu hören bekommen hat: Kinder können einfach nicht komponieren.
Drängt es jemanden nachhaltig zur schöpferischen Aktivität, wird er sich durch eine solche Behauptung allein von seinem Tun nicht abhalten lassen. Auf jeden Fall gehört Wolfgang Rihm ebenfalls in die Kategorie der in ganz jungen Jahren bereits aktiven Komponisten. Allerdings ändert das nichts an der Tatsache, dass kompositorische Aktivitäten mit nachhaltiger Substanz in diesem Lebensalter äußerst selten sind. Ist eine solche zu erkennen, bedarf sie selbstverständlich der fachkundigen Förderung - sage ich als jemand, der ebenfalls schon lange vor dem Abitur seine ersten Kompositionen im Konzertbetrieb und im Rundfunk vertreten sah. Allerdings ohne die Möglichkeit, seinerzeit in der Provinz Kompositions- und Theorieunterricht nehmen zu können - und Internet gab es damals ebenfalls noch keins, obwohl ich etliche Jahre später als Wolfgang Rihm dran war (ich bin ja auch etliche Jährchen jünger)... .

LG von Rheinkultur
 
Nö, aber mir wäre sowieso neu, dass der Klavierlehrer dafür zuständig sei, sich mit dem Lebensentwurf seiner Schüler zu beschäftigen (außer sie wollen Musik studieren). Er ist lediglich dafür zuständig, ihnen keinen Scheiß beizubringen und dafür zu sorgen, dass sie möglichst motiviert und fleißig üben und musizieren.

Jede Lehrkraft hat die Möglichkeit einem Schüler rein zu reden! Eine Schülerin bei mir sang im 1. Schuljahr einen lupenreinen Bass! Sehr musikalisch! In der Schule wurde sie dermaßen gemobbt dass sie aus dem Schulchor flog: sie wäre absolut unmusikalisch.

Eine andere Schülerin war 9 Jahre und spielte nach 3 Jahren bei mir leidlich und mit Inbrunst. Dann verzogen sie nach Brüssel. Dort gilt das "do re mi"-System, was sie nicht kannte. Sie flog nach 6 Wochen aus dem Klavierunterricht raus, weil sie absolut "unbegabt" wäre. Das ist einfach ein brutaler Eingriff in einen Lebensantwurf, der breit aufgestellt hätte sein können. Die Betroffenen werden von der Musik abgetrennt.

Habe ich nun diesen Schülerinnen "Scheiß" beigebracht? Nach Deiner Auffassung: ja.
 

Na ja, so einfach ist das nicht. Meistens ist Kompositionsunterricht ein Ergäzungsfach zum eigenen Hauptinstrument. Nimm Kompositionsunterricht ohne Klavier zu spielen. Schwierig.
Ideal wäre gewesen, wenn die Klavierlehrerin beides kompetent hätte vermitteln können - Piano und Komposition, denn es schließt sich ja nicht aus und vieles, was man für das Klavierspiel brauchen kann oder benötigt oder sowieso lernt, schadet auch nicht für Komposition.
 
Sondern? Können die plötzlich Posaune oder Geige spielen?

Plötzlich, nein.

Aber man kann - man glaubt es kaum! - bei verschiedenen Lehrern Unterricht nehmen für verschiedene Instrumente und wird nicht als Verräter ermordet. Das gibt's nur in schlechten Kung Fu-Filmen, wenn man eigentlich Schlangen-Kung-Fu lernt, aber hinterrücks die Geheimnisse der Adler-Klaue bei einem anderen Meister im Hinterzimmer vermittelt bekommt. Geht gar nicht!

Oder man hat mehr als ein Interessensgebiet. Sowas gibt's auch. So habe ich ein Hobby (Programmieren) zum Beruf gemacht und Musik machen als Hobby behalten.

In einem Musikladen arbeitete eine Frau, die hat während ihres Klavierstudiums sich derart heftig ihre Finger der linken Hand beim Zusammenklappen von Gartenstühlen gequetscht, dass ihre Pianistenkarriere beendet war, bevor sie richtig angefangen hat.

Und noch vielerlei mehr.

Nicht alle Menschen ticken nach dem Motto: ich habe genau ein Hauptinteresse und mache dies zu meinem Beruf. Wenn ich mein Leben danach gerichtet hätte, was mich mit 12 am meisten interessiert hat, würde ich als Beruf heute nackte Frauen fotografieren ...

Grüße
Häretiker
 
Ähm, mir ging es eher um die Erwartung bei einer Klavierlehrerin etwas anderes als Klavierspielen zu lernen. In dem Zusammenhang meine ich mit Pianist sein, Piano spielen zu können. Wenn ich Gitarre spiele, bin ich doch auch Gitarrist. Warum impliziert das beim Klavier immer gleich damit Geld zu verdienen? Das ist m.E. durch das Wort Konzertpianist eindeutig ausgedrückt. Pianist ist für mich jemand, der auf dem Piano zu Hause ist und damit anständig umgehen kann.

Wenn ich also darüber beschwere, daß eine Klavierlehrerin mir das Klavierspielen beibringen will, stimmt etwas mit meinen Erwartungen nicht.
 
Ähm, mir ging es eher um die Erwartung bei einer Klavierlehrerin etwas anderes als Klavierspielen zu lernen. In dem Zusammenhang meine ich mit Pianist sein, Piano spielen zu können. Wenn ich Gitarre spiele, bin ich doch auch Gitarrist. Warum impliziert das beim Klavier immer gleich damit Geld zu verdienen? Das ist m.E. durch das Wort Konzertpianist eindeutig ausgedrückt. Pianist ist für mich jemand, der auf dem Piano zu Hause ist und damit anständig umgehen kann.

Wenn ich also darüber beschwere, daß eine Klavierlehrerin mir das Klavierspielen beibringen will, stimmt etwas mit meinen Erwartungen nicht.

Ok, dann war das ein Missverständnis meinerseits. :-)

Konzertpianist ist allerdings auch nur eine Varietät. Herbie Hancock würde ich nicht als Konzertpianisten bezeichnen. Berufspianist trifft's etwas besser.

Ich bezeichne mich eher als 'Tastenmann', 'Keyboarder', 'Saxophonspieler' oder 'Holzbläser' denn als 'Pianist' oder 'Saxophonist'.

Grüße
Häretiker
 
Ok, dann war das ein Missverständnis meinerseits. :-)

Konzertpianist ist allerdings auch nur eine Varietät. Herbie Hancock würde ich nicht als Konzertpianisten bezeichnen. Berufspianist trifft's etwas besser.

Ich bezeichne mich eher als 'Tastenmann', 'Keyboarder', 'Saxophonspieler' oder 'Holzbläser' denn als 'Pianist' oder 'Saxophonist'.

Grüße
Häretiker
Dann darf man beim örtlichen Musikverein also nicht fragen, wer ist der Posaunist? :denken:;-)
Aber ich hatte schon mal geschrieben, dass ich mich auch schwer tue, Hobbymusiker, die Klavier spielen, als Pianisten zu bezeichnen, obwohl auch bei fast jeder Hobby- und Jugend Rockband vom Bassten und Drummer die Rede ist. Den Begriff Pianist auf Profis zu beschränken ist also falsch.
 

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