Debussy: Ce qu‘a vu le vent d‘ouest

Hier noch ein Beitrag aus dem Profi-Forum herüberkopiert:

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Es hat mir gerade keine Ruhe gelassen. Danseuses de Delphes Takt 11 ff. Ich habe es nicht geschafft die Oktave in den 2.Takt hinüberretten. Es geht aber, sooft die Linke in den Mittelstimmenakkorden nicht benötigt wird, in Takt 11 zur Oktave zurückzukehren und stumm(!) niederzudrücken. Das Tempo erlaubt das noch. Das geht bis zum g-Moll Akkord in T12. Dann ist aber wirklich Schluss!
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Das stumme Halten / Reaktivieren habe ich noch aus Canope und Feuilles mortes in Erinnerung - die ersten Debussy-Stücke, die mir meine erste Klavierlehrerin gegeben hat. Sie hat mich damals ins eiskalte Wasser geschmissen, nachdem ich 1 Jahr zuvor eine Schularbeit über einen obskuren französischen Komponisten, der mich überhaupt nicht interessiert hat, voll in den Sand gesetzt habe (Note 6).
:lol:
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Es hat mir gerade keine Ruhe gelassen. Danseuses de Delphes Takt 11 ff. Ich habe es nicht geschafft die Oktave in den 2.Takt hinüberretten.
Man kann da problemlos das mittlere Pedal nehmen. Die pp-Oktave g''-g''' verklingt schnell genug, die stört da weiter nicht. Alternativ - wenn man beim vorhergehenden Doppelstrich eine kleine Zäsur macht, kann man die tiefe Oktave auch da schon stumm anschlagen und ins mittlere Pedal nehmen. Das ist noch etwas besser, weil man dann das rechte Pedal schon vor dem Takt 11 treten kann, was mehr Obertöne erzeugt. Probier's mal aus!
 
An dieser Stelle akzeptiere ich das drohende Brodeln 2 Viertel und löse am Ende des Taktes langsam das Pedal.
Verschiedene ähnliche Stellen habe ich probiert, @Moderato ‘s Text im Kopf. Takt 38 / 42: der einzig mögliche Weg ist der oben beschriebene - zumindest - drittes Pedal habe ich / kenne ich leider nicht.
Da Debussy offensichtlich ohnehin nicht mit drittem Pedal arbeitete, ist anzunehmen, dass er weniger das metrische Halten der Basstöne über mehrere Takte als ein Markieren mit möglichst langem Nachklingen im Ohr hatte. Wenn man genug Zeit hat, kann man die langen Töne zwischendurch stumm anschlagen. Letzteres klappt umso besser, wenn der Druckpunkt zum Auslösen des Hammers (verzeiht meine unzureichende Terminologie) nicht zu leicht ist, was mir bei unserem Bösi der alten Garde hilft.
 
in der zweiten Zeile sind zwei Stimmen in der RH, a) mit einem punktierten Viertel B-Dur nach Ges-Dur (1/8) und b) die zweite Sextole mit eben diesem Ges-Dur Akkord quasi als zusammengefasste zwei Sechzehntel innerhalb der Sextole.
Metrisch geht das von dieser Notation ausgehend nicht zusammen (Henle) oder?
 

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Streng metrisch müsste die Achtel mit der 4. Note der zweiten Sextole kommen. Die Sextolen-Figur ist hier aber nicht zum "Auszählen" gedacht - man wird wegen des Sprungs ohnehin zu spät anfangen und die Figur dann schneller spielen als notiert, damit man rechtzeitig vor der Achtel fertig ist.

Auf vernünftige (d.h. intuitiv lesbare) Art ist es nicht möglich, das exakt zu notieren. Und sicher auch nicht gewollt, denn Debussy dachte immer orchestral und hat seine Klaviermusik wie eine Orchesterpartitur notiert. Damit muss der Pianist einfach klarkommen und die Orchesterfarben so gut wie möglich auf dem Klavier darstellen.

Die langen, oft kaum aushaltbaren Bassnoten bei Debussy sind im Prinzip nichts anderes - sie zeigen, wie die Musik gedacht ist, und der Interpret muss versuchen, dem orchestralen Klangvorbild so nahe wie möglich zu kommen. Debussy hat immer was von Klavierauszugspiel!
 
Debussy und Ravel sind eher spiel-, als notierbar;-)
 

Wobei Ravel ein extrem pedantischer Notierer war. Der hat wirklich nichts dem Zufall überlassen. Dagegen ist Debussy ein richtiger Flickschuster. :lol:
 
In der Tat. Nicht umsonst war Ravels Vater Schweizer Uhrmacher. Man denke an L‘Heure Espagnole. Nicht, dass es bei ihm nicht ab und zu auch mal wild wird und man nicht weiß wohin, vor lauter 9-, 11-, 12-, 16-, und weiß Gott noch welche -tolen. Hauptsache, alles ist exakt gleichmäßig und man ist auf dem Schlag zusammen.

Oder so...

(Zugegebenermaßen: Ich bin gerade nach einem langen Arbeitstag und dem üblichen Bahnchaos (+60 Min) etwas unkonzentriert - zur Feier habe ich die täglichen Blutverdünner gleich mit einer 1/2 Rosé runtergespült):008:
 
Ravel gebührt mein größter Respekt dafür, wie er es geschafft hat, "Une barque sur l'océan" zu notieren, und auch die "Noctuelles" und "Oiseaux tristes". Die zwei übrigen Sätze sind auch eine Meisterleistung, aber etwas klarer. Am einfachsten vermutlich noch "Alborada", weil das rhythmisch absolut eindeutig ist. War halt ein Genie, dieser Ravel... :005::herz::005::herz::005:
 
Ach die Miroirs..... :herz::herz::herz::herz::herz::herz::herz:
 

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