Sitzen machen! (bei Kindern)

In Ergänzung zu Barrats Zeilen und, um mal aus dem Erfahrungsschatz der babyboomer zu sprechen:

Was war denn das herausragende Merkmal unserer Kindheit, dem wir alle heute nachtrauern? LANGEWEILE! Welches Kind erträgt das heute noch? Ich behaupte, mein späteres Leben wurde in den damals unvermeidlichen Langeweilephase geprägt. Im Versuch, der Langeweile zu entgehen, begann man zu lesen***, zu studieren, auszuprobieren, zu phantsieren, zu träumen. Nur dadurch konnten Vorlieben und Abneigungen entwickelt werden, nur dadurch entstanden Visionen und Ziele.

Eine Kindheit / Jugend ohne Langweile? Vordergründig aus Kindersicht: toll; aber langfristig: verheerend!

*** ich konsumierte damals, aus schierer Verzweiflung: Div. Lexika, Das Landwirtschaftliche Wochenblatt, Die Pirsch, Das kath. Sonntagsblatt und diverse Romanbestände aus (Vor-)Kriegszeiten. In positiver Erinnerung blieben nur die Lexika und Die Pirsch. ;-). Gottseidank war mit dem Aufkommen von Büchereien auch im dörflichen Raum meine Misere mit ca. 9-10 Jahren beendet.
 
"Langweile" - - - ist ein Synonym für FREIHEIT!







P.S. Jedenfalls im von FM genannten Zusammenhang. Das Kind muss selbst aktiv werden, wenn es die "Langweile" überwinden will. Noch heute höchstes Lob meiner Mutter über Kinder: "Der/die kann sich lange selbst beschäftigen." - Und nicht: "Der/die beherrscht angeblich die Grundzüge der chinesischen Grammatik" oder ähnlich abwegiges Zeug.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
So sehr ich dem zustimme (!), so sehr hat aber auch alles seine zwei Seiten: gäbe es nämlich nicht Eltern, die ihre Kinder freundlicherweise zum Klavierunterricht fahren und sogar bereit sind, größere Anfahrtswege dafür in Kauf zu nehmen, wäre ich arbeitslos ..... .
Der Weg zum Klavierunterricht kann ja sehr unterschiedlich aussehen. Wenn Strecken innerhalb von anderthalb Stunden mit zweimaligem Umsteigen mit Bus und Bahn zurückgelegt werden müssen, die mit einer viertelstündigen Autofahrt zu schaffen wären, darf man die Entscheidung für das Auto durchaus für vertretbar halten, gerade wenn die Kinder evtl. noch im Grundschulalter sind. Einen Fußweg durch ein ruhiges Wohngebiet in die Nachbarstraße kann man denselben Kindern aber zumuten; wenn aufgrund eines vierhundert Meter langen Anmarschs jemand den Klavierunterricht bei chiarina kündigen wollte, könnte man dieses Verhalten getrost als lächerlich bezeichnen. Eine gewisse Leistungsbereitschaft und etwas Begabung muss auf Schülerseite vorhanden sein, da auch ein Unterrichtsverhältnis auf gegenseitigem Geben und Nehmen beruhen sollte. Da sich das Prinzip der Gegenseitigkeit durch das gesamte Leben hindurch zieht, muss es auch ein zentraler Bestandteil eines Erziehungskonzepts sein - und zwar ohne ständiges Diskutieren und Hinterfragen. Vielerorts wird eher zuviel überlegt und organisiert - bis die Nachwuchsgeneration vor lauter Beschäftigt- und Bespaßtwerden nicht mehr in der Lage ist, sich selbständig Lebensinhalte zu schaffen. In den vergangenen Jahren hatte ich in einem der von mir geleiteten Frauenchöre ein Extrembeispiel mit einer Sängerin mittleren Alters, die vor lauter Überlastung vorgab, nicht mehr mitsingen zu können. Sie war nicht berufstätig, sah sich aber mit der Erziehungsarbeit (zwei gesunde Kinder) bereits hoffnungslos überfordert. Wenn man ein wenig vom familiären Umfeld mitbekam, erkannte man schnell, dass sie mit dem für die Versorgung ihrer Zwillinge im Grundschulalter investierten Aufwand die gesamte Kelly-Family (gespielter Witzzzz, viel Vergnügen: Was machen zwei Kellys im Bett? Einen dritten!) in ihren besten Zeiten hätte betreuen können. Die Angebotspalette für den Freizeitbereich ist reichhaltiger, aber nicht besser geworden - deshalb sind wenige mit Überlegung und Weitsicht ausgesuchte Angebote sinnvoller als "alles irgendwie, aber nichts richtig" mitzunehmen. Dass es nicht einfach ist, den schmalen Grat zwischen Verwahrlosung und Überbehütung zu erwischen, mag sein - aber letztlich sollte man in die Erziehungsliteratur und die entsprechenden Internetforen nicht allzu oft hineinschauen, sondern lieber "machen" und eben auch "machen lassen", da das Loslassen-Können und Einräumen von Eigenverantwortung auch Bestandteile eines erfolgreichen Erziehungskonzepts sind.

LG von Rheinkultur



P.S.: Für erfolgreiche Kinderbetreuung braucht man die richtigen Geräte, um an meinen letzten Beitrag anzuknüpfen. Und zwar dieses:

[video]https://www.youtube.com/watch?v=qXbziCmoadc[/video]
 
Lieber hasenbein,

darum ging es mir nicht. Mir ging es darum, dass Kinder in anderen Ländern eine bessere Betreuung erfahren als hier, zumindest so weit ich darüber informiert bin. Ganz ehrlich: ich bin sehr dankbar, dass ich meine Kinder nicht ganztags in eine Kindertagesstätte geben musste. Die Möglichkeiten, die ein Kind dort hat, sind aus meiner Sicht sehr eingeschränkt.

Ich möchte gern noch einmal diesen Aspekt betrachten:

ich wünsche mir grundsätzlich eine erhebliche Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Deutschland. Das darf aber nicht auf Kosten der Kinder und der Familien gehen und meiner Meinung nach tut es das momentan. Das liegt aus meiner Sicht auch an der schlechten Qualität vieler Betreuungseinrichtungen, ganz besonders der Krippen.

In der ZEIT vom 16.1. gibt es ein Interview mit dem Münchner Kinderpsychiater und Psychoanalytiker Karl-Heinz Brisch, der über die frühe Eltern-Kind-Bindung und ihre Störungen forscht. Er kritisiert die miserable Betreuungsquote in Krippen und fordert eine Relation bei Säuglingen von einer Erzieherin zu zwei Säuglingen und bei den etwas älteren Kindern eins zu drei. Er fordert eine erheblich bessere Ausbildung der Erzieher, die auf die besondere Situation der frühkindlichen Erziehung in der Regel nicht oder wenig vorbereitet werden.

Ehrlich gesagt wollte ich meine Kinder auch nicht ab drei den ganzen Tag in einer Kindertagesstätte wissen, weil der Schlüssel auch dort nicht selten zwei Erzieher pro 25 Kinder beträgt und die ewigen Bauecken, Maltische etc. viel zu wenig Möglichkeiten der individuellen Entwicklung bieten.

Ich kritisiere nicht die Erzieher, ich kritisiere die zuständigen Politiker, wobei wir uns auch selbst fragen müssen, warum wir solche Zustände hinnehmen!

Des Weiteren finde ich sehr interessant, was Brisch etwas später sagt:

"Brisch: Wenn Sie heute einen Ratgeber schreiben, der Härte von Eltern gegenüber ihren Kindern verlangt, dann ernten Sie Zuspruch. Wenn Sie Feinfühligkeit, liebevollen Umgang und das Achten auf Signale anmahnen, dann geraten Sie schnell in den Verdacht, Sie wollen Kinder verwöhnen.

ZEIT: Verwöhnen?

Brisch: Ja, das ist die größte deutsche Angst. Wir führen hier in München Elternkurse durch, Safe genannt (Sichere Anleitung für Eltern). Wenn wir die angehenden Eltern fragen, was sie fürchten, das ihrem Baby schlimmstenfalls passieren könnte, dann antworten acht von zehn Eltern nicht, dass es behindert wäre oder gesundheitliche Probleme hätte oder gar bei der Geburt sterben würde, nein, sie fürchten, 'dass unser Kind verwöhnt wird'.
(...)
Während unserer Kurse fragen die Eltern auch immerfort: Wann fangen wir an, das Baby an Frustrationen zu gewöhnen, ja sogar abzuhärten? Da liegt wohl auch ein Schlüssel dafür, dass die Eltern nicht aufschreien gegen die Krippen, in denen den Kleinsten einiges zugemutet wird."


Ich muss ehrlich sagen, dass ich da durchaus Parallelen bei Diskussionen hier im Forum sehe.

Kinder können einiges ab, aber sie brauchen Klarheit, Ruhe, Liebe und Wertschätzung. Alles andere ergibt sich von selbst.

Liebe Grüße

chiarina
 
liebe Chiarina,

diese bessere Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Kindern, kann ich dir mit einem Fingerschnipp herbeiführen:

Vaddern schleppt genug Knete ran, damit Muddern zuhause bleiben kann. Vaddern ist um 17:00 Uhr daheim, weil er bis dahin seine Brötchen verdient hat. Und es gibt ein zauberhaftes Familienleben !

Weißt du... ich sehe es ein wenig so.., dass man nicht hergehen kann, und alles auf Staat, Politik, Kindergärten und Krippen schiebt, weil man eben nicht in der Lage ist, seine Familie durch 1 Job zu ernähren. Warum sollen da immer andere herhalten und richten??

Du bist für dich und deine Familie verantwortlich. Und ansonsten erst einmal niemand. So sehe ich das.
 
naja, das ist eine doch sehr einseitige Betrachtungsweise
 
Vaddern schleppt genug Knete ran, damit Muddern zuhause bleiben kann. Vaddern ist um 17:00 Uhr daheim, weil er bis dahin seine Brötchen verdient hat. Und es gibt ein zauberhaftes Familienleben !

Lieber Nils,

da möchte ich erheblich widersprechen! :p

Heutzutage haben - man glaubt es kaum :cool: - auch Frauen das Bedürfnis nach einer qualifizierten Ausbildung. Sie möchten nämlich ihr eigenes Geld verdienen, müssen es im Übrigen auch, und nicht dauernd in banger Hoffnung nach Männern schielen, die mit ihnen in mehr oder weniger trauter Zweisamkeit ein Wesen zeugen, wegen dessen Existenz man endlich - danach hat man sich doch die ganze Zeit gesehnt - zu Hause bleiben darf und dem Manne mehr oder weniger schwanzwedelnd :floet: sein Bier bringen, den Müll runterbringen (!) und das Essen kochen darf. Kinderbetreuung selbstverständlich inklusive.

:bongo:

Es könnte auch für Kinder eine erfüllende Erfahrung sein, dass die Rolle der Frau in der Ehe sich ein klitzekleines bisschen gewandelt hat und dass eine Frau je nachdem genauso gut mit Aktienkursen wie mit Windeln jonglieren kann..... .

Es muss nicht für Kinder das NonPlusUltra sein, dass die Frau als Hausfrau zu Hause bleibt und der Mann das Geld verdient. Ich bin überzeugt davon, dass Kinder auch glücklich werden, wenn die Frau berufstätig ist. Sie können sogar sehr davon profitieren. Das funktioniert aber nur, wenn es in der Familie nicht ständig Stress um organisatorische Belange gibt. Stress und Zeitdruck ist immer kontraproduktiv. Da sollte ein Netz geflochten werden, dass allen dient und nicht zu Lasten von Kindern geht. Wenn eine Frau zu Hause bleiben möchte, ist das völlig in Ordnung. Wenn sie in ihrem gewählten Beruf arbeiten möchte, ist das ebenso völlig in Ordnung, zumal dem Staat daran gelegen ist, die finanziellen Mittel, mit denen er die Ausbildung besagter Frau möglich gemacht hat (Studium .....), durch Steuern etc. wieder einzunehmen. Es ist von staatlicher Seite her völlig ineffektiv, in die Ausbildung von Menschen, hier Frauen, viel Geld zu investieren und dann nichts zurückzubekommen, weil besagte Frauen nicht mehr arbeiten.

Da gäbe es auch noch jede Menge mehr zu sagen. *Smilies aus*

Liebe Grüße

chiarina
 
liebe Chiarina,

ich respektiere deine Sichtweise zu diesem Thema. Allerdings finde ich, dass es schon ein wenig nach einer Relativierung klingt. Im Prinzip ist es lediglich eine schönere Argumentation für : "Ich will alles, ich will auf nichts verzichten"

Ich finde es schade, dass sich "Mann und Frau" heutzutage als einzelne Individuen sehen. Es wird bei der Gesamtplanung gleich die Trennung/Scheidung mit eingeplant. Da muss man ja beruflich aufgestellt/vorbereitet sein.

Was haben die Frauen vor 50 Jahren gemacht? Sie waren Hausfrau. Und dies war ein ehrenwerter Beruf. Das sehe ich übrigens noch heute so. Es gibt kaum eine anspruchsvollere Aufgabe, als einem jungen Menschen den Weg ins Leben zu weisen. Ein Kind dabei zu begleiten, heranzuwachsen. Einem Kind die notwendige Liebe und Fürsorge zu geben, sollte keineswegs als "niedere" Aufgabe angesehen werden.

"Früher" waren Frauen auf ihre Männer mehr angewiesen. Und die Männer auf Ihre Frauen genauso. Was war das Ergebnis? Man trennte sich nicht wegen jeder Meinungsverschiedenheit. War das schlimm?
 
Lieber nils,

du willst allen Ernstes das alte Rollenmodell für alle verbindlich propagieren? :shock:

Und in die Steinzeit zurück??? :shock::shock::shock:

Wenn eine Familie das will, ist da absolut nichts gegen einzuwenden. Aber weißt du eigentlich, wie viele Frauen unter diesem Rollenmodell damals gelitten haben, ebenfalls auf Kosten der Kinder, weswegen es überhaupt die Welle der sog. Emanzipation gab, über die man natürlich trefflich streiten kann?!

Liebe Grüße

chiarina
 
Ich finde, seine Kinder GUT als Hausfrau zu betreuen, was eben nicht ein Job für Dummchen ist, ist eine deutlich bessere, lohnendere, sinnvollere, erfüllendere Tätigkeit als zahlreiche Schwachsinnsberufe, denen Leute heutzutage nachgehen und die z.B. entweder sich nur um schnöden Mammon drehen, Leute verarschen oder sogar in Wahrheit überflüssig sind (wie z.B. Steuerberater).
 

Ich finde, seine Kinder GUT als Hausfrau zu betreuen, was eben nicht ein Job für Dummchen ist, ist eine deutlich bessere, lohnendere, sinnvollere, erfüllendere Tätigkeit als zahlreiche Schwachsinnsberufe, denen Leute heutzutage nachgehen und die z.B. entweder sich nur um schnöden Mammon drehen, Leute verarschen oder sogar in Wahrheit überflüssig sind (wie z.B. Steuerberater).

Darum geht es doch gar nicht! Natürlich kann der Beruf Hausfrau eine erfüllende Tätigkeit sein, der viel Grips und weitreichende Fähigkeiten erfordert.

Es geht hier aber darum, dass eine Frau - und meiner Meinung nach gilt das auch für Männer - nicht verpflichtet ist, Hausfrau oder ausschließlich Hausfrau zu sein.

Ich verstehe, dass diese simple Erkenntnis den hier momentan anwesenden Männern offensichtlich schwer fällt (Leoniesophie hingegen hat sofort verstanden, was ich meinte ....:floet: ).

Liebe Grüße

chiarina
 
Nee, das wäre ja auch noch schöner und ein Rückschritt in gottseidank überwundene Zeiten, wenn Frauen dazu verpflichtet wären.
Aber heute sind Frauen ja dazu verpflichtet, NICHT Hausfrau zu sein, weil sie sonst schräg angeguckt werden bzw. weil sie aufgrund gesellschaftlicher Gehirnwäsche als Hausfrau das Gefühl hätten, in einem falschen, unterdrückten, langweiligen und anspruchslosen Leben zu sein!
 
Wie man auf die Idee kommen kann, Säuglinge oder Kleinkinder in eine Krippe geben zu wollen, ist mir unverständlich. Wenn mir der Job sooo wichtig ist, kriege ich eben keine Kinder. Wenn ich mein Privatleben nicht adäquat geregelt kriege, verzichte ich eben auf Kinder.
Es ist nicht Aufgabe des Staates, jedes verquere private Wunschkonzert zu fördern und zu finanzieren.
 
Nee, das wäre ja auch noch schöner und ein Rückschritt in gottseidank überwundene Zeiten, wenn Frauen dazu verpflichtet wären.
Aber heute sind Frauen ja dazu verpflichtet, NICHT Hausfrau zu sein, weil sie sonst schräg angeguckt werden bzw. weil sie aufgrund gesellschaftlicher Gehirnwäsche als Hausfrau das Gefühl hätten, in einem falschen, unterdrückten, langweiligen und anspruchslosen Leben zu sein!

??? - aber gerade du ziehst doch nicht selten über das Anspruchsdenken von sog. Hausfrauen her, die auf finanzielle Sicherheit aus sind etc. etc., oder sollte ich dich da falsch verstanden haben? Denn logischerweise wäre gerade finanzielle Sicherheit für Hausfrauen ein wichtiges Kriterium, weil sie eben kein eigenes Geld verdienen.

@schmickus: diese Einstellung finde ich aber naiv und nicht der Realität entsprechend. Denn man muss keineswegs sein Kleinkind jeden Tag in die Krippe geben. Ich hatte immer an einem Nachmittag, an dem ich unterrichtet habe, einen Babysitter, an dem anderen Nachmittag war mein Mann zuständig. Beliebt ist auch, eine Tagesmutter für entsprechende Tage zu engagieren. Mir hat es viel bedeutet, wenigstens zwei Nachmittage unterrichten zu können - jeder weiß: sind die Eltern, ist die Mutter mit ihrem Leben zufrieden, spiegelt sich das in der Eltern-Kind-Beziehung wieder. Deshalb bin ich auch so dafür, dass es verschiedene Möglichkeiten von Lebensmodellen geben sollte.

Was meinen Standpunkt der Naivität betrifft: ich kenne so einige Frauen, deren Mann sich nach der Geburt eines Kindes getrennt hat. Die Mutter MUSSTE dann arbeiten und eben für eine entsprechende Kinderbetreuung sorgen. Früher kam bei solchen Krisen die Großfamilie zum Einsatz, die gibt es aber heute nur in seltenen Fällen. Es ist absolut indiskutabel, der Mutter die Existenz für die Kinder in alleiniger Verantwortung aufbürden zu wollen. Dann gibt es Frauen, die gerne zeitweise nicht berufstätig sein wollen und später nur Teilzeit arbeiten wollen. Es wird ihnen teilweise unmöglich gemacht!

Es ist im Interesse des Staates, dass nicht 20% der Grundschulkinder bereits auffällig sind. Kinder sind auch das Kapital unserer Gesellschaft und ich kann nicht verstehen, dass man so damit umgeht. Von verschiedenen Seiten.

Liebe Grüße

chiarina
 
Wie man auf die Idee kommen kann, Säuglinge oder Kleinkinder in eine Krippe geben zu wollen, ist mir unverständlich. Wenn mir der Job sooo wichtig ist, kriege ich eben keine Kinder. Wenn ich mein Privatleben nicht adäquat geregelt kriege, verzichte ich eben auf Kinder.
Es ist nicht Aufgabe des Staates, jedes verquere private Wunschkonzert zu fördern und zu finanzieren.

Nicht die Fremdbetreuung ist das Problem.
Sondern der aus der Betreuung resultierende Anspruch mancher Eltern,für keinerlei Erziehungsarbeit zuständig zu sein.
Das trifft für Familien aus prekären Verhältnissen zu.
Aber meiner Erfahrung nach ist dies längst nicht nur ein Armutsproblem.
Tatsächlich ist es ein mangelndes Verantwortungsgefühl,das mittlerweile auch auf Eltern aus gesicherten finanziellen Verhältnissen zutrifft.
 
Nein. Es wird ja überall groß propagiert, dass es GUT für das Kind sei, in eine Krippe gegeben zu werden!

Kann man Otto und Ottilie Normaleltern nicht verübeln, wenn sie den Scheiß glauben (die beiden wählen schließlich auch CDU, SPD, FDP oder Grüne, warum sollten sie also in diesem Bereich informierter und reflektierter sein?).

Richtig ist: Bei Unterschichtfamilien und solchen mit "gestörten" Eltern ist es oft besser fürs Kind, wenn es möglichst wenig zu Hause ist (Krippe / Ganztagsschule oder sogar Internat).
Bei "vernünftigen" und liebevollen Eltern hingegen ist es besser für die Kinder, wenn sie ganz traditionell zu Hause aufwachsen.

Dies wird bei den "Krippe ja / nein"-Diskussionen jedoch nie eingebracht, weil a) man es aus falsch verstandener political correctness heraus als "diskriminierend" empfindet, so zu unterscheiden und b) es äußerst schwierig bis unmöglich tatsächlich so umzusetzen wäre. Es würde ja massive staatliche Fremdbestimmung bedeuten, die im Grunde nur in totalitären Staaten so existiert.

Das heißt, es wird weiterhin zwangsläufig eine Gruppe von Kindern zu kurz kommen: Entweder, wenn man die Tendenz hin zur Krippe weiter verfolgt, die Mittelschicht-Kinder "guter" Eltern, die auf traditionelle Weise eine schönere und förderlichere Kindheit haben könnten; oder, wenn man CSU-mäßig einen auf traditionell, Betreuungsgeld usw. macht, die Unterpriviliegierten- und Gestörten- Kinder, die dadurch zu viel den ungünstigen Einflüssen zu Hause ausgesetzt sind, wodurch der Trend zur Ausprägung einer abgehängten Unterschicht sich weiter verstärken würde.

LG,
Hasenbein
 
Aber heute sind Frauen ja dazu verpflichtet, NICHT Hausfrau zu sein, weil sie sonst schräg angeguckt werden bzw. weil sie aufgrund gesellschaftlicher Gehirnwäsche als Hausfrau das Gefühl hätten, in einem falschen, unterdrückten, langweiligen und anspruchslosen Leben zu sein!
Ich weiß nicht, wie das heute ist, aber vor 25 Jahren wurde meine Frau wegen ihrer Entscheidung "pro Familie" von vielen, vielen Geschlechtsgenossinnen belächelt, bzw. wurde ich - ungeachtet der Tatsache dass dies alleine die Entscheidung meiner Frau war - als "Unterdrücker der weiblichen Selbstverwirklichung" angegriffen. Von heute auf morgen wurde meiner Frau - trotz erfolgreichem Studiums und Berufstätigkeit - das Gefühl gegeben, "minderwertig" und "dumm, doof, hörig" zu sein.

Nota bene: Die "Emanzen" von damals haben heute fast durchwegs gescheiterte Ehen hinter sich, sind beruflich gefrustet und ihre Kinder sind in der Regel Problemfälle. Jetzt, da unsere "Kinder" nur noch hin und wieder ein wenig Anlehnung brauchen, findet meine Frau große Erfüllung ohne Reue in Ihrem selbstgewählten Beruf. Wer zuletzt lacht ...

Aber: Man muss sich das leisten können und wollen. Nicht immer reicht dann die Kohle, nicht immer können die heute üblichen Wünsche zeitgleich verwirklicht werden. Es ist ähnlich wie beim Konsum: Geduld ist gefragt. Man kann Schulden machen und immer alles jetzt gleich sofort "abgreifen" - oder man kann sich in Vorfreude gedulden. Und danach angst- und sorgenfrei genießen. Das gilt auch für das Leben mit Kindern.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Das ist zwar richtig, dass man sich das leisten können muss.

Heute arbeiten ja aber Staat und Arbeitgeber systematisch darauf hin, dass dieses Sich-leisten-Können immer weniger Leuten überhaupt möglich ist!
 
Nein. Es wird ja überall groß propagiert, dass es GUT für das Kind sei, in eine Krippe gegeben zu werden!

Wenn eine Krippe einen Betreuungsschlüssel hat wie die meisten (also NICHT eins zu zwei oder eins zu drei) und die Erzieher nicht qualifiziert für diese Altersgruppe sind, ist es nicht nur aus meiner Sicht sehr schädlich, ein Kind täglich in diese Krippe zu geben. Brisch sagt in dem Interview, dass in gut geführten Krippen, in denen das Kind eine positive Bindung zu einer Erzieherin aufbauen kann, die Fremdbetreuung allerdings absolut positiv für die Entwicklung und Situation des Kindes ist. Es kommt immer auf die Qualität der Betreuung an und darauf hinzuweisen, war mir in meinen Beiträgen wichtig. Neben der Qualität spielt für die positive Entwicklung auch die Menge der Zeit, die das Kind in der Krippe verbringt, eine Rolle - sieht das Kleinkind seine Eltern kaum oder wenig, wird es zu ihnen keine stabile Bindung aufbauen können und man kann sich denken, wo das hinführt.

Ich höre bei "Krippe ja/nein" - Diskussionen übrigens durchaus oft das Argument, dass dort auch Kinder gefördert und gestärkt werden, die in sehr problematischen Familien aufwachsen. Auch bei der Einführung der Ganztagsschule ist das ein sehr wichtiges Kriterium gewesen. Auch das letzte Kindergartenjahr z.T. verpflichtend zu machen, fußt auf solchen Überlegungen.

Früher wurden Kinder auch nicht nur von den eigenen Eltern betreut - der schöne afrikanische Spruch "Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen" trifft es ganz gut. Und doch: weiß denn niemand mehr hier, wie es früher war??? Ich wundere mich, dass hier das alte Rollenmodell auf so viel Zuspruch stößt. Weiß niemand mehr von der Enge und den hierarchischen Strukturen der damaligen Familien? Meine Mutter hat es damals zutiefst bereut, ihren Beruf aufgegeben zu haben und man kann in manchen Berufen eben nicht nach 20 Jahren mal eben wieder einsteigen.


Geduld ist gefragt. Man kann Schulden machen und immer alles jetzt gleich sofort "abgreifen" - oder man kann sich in Vorfreude gedulden. Und danach angst- und sorgenfrei genießen. Das gilt auch für das Leben mit Kindern.

Lieber fish,

so sehr ich in vielem deiner Meinung bin: gerade in gut bezahlten Berufen ist es für Frauen fast unmöglich, nach Jahren wieder einzusteigen. Das geht alles bei selbständigen Berufen oder bei Berufen, bei denen Mangel herrscht (Krankenschwester, Pflegekräfte, .....). Bist du als Frau (auch als Mann) aber in einer Position, die in der Wirtschaft etabliert ist und mit der du sehr gut verdienst, ist es fast unmöglich, dort wieder Fuß zu fassen. Ein Grund, warum Frauen in Chefetagen und hohen Positionen nur sehr selten Kinder haben. Verdient deine Frau gut? Ich als Klavierlehrerin bin sehr dankbar über die wunderbare Vereinbarkeit meines Berufs mit meinen Vorstellungen von Kindererziehung. Aber verdiene ich gut? Nö. Dürfen wir Frauen also nur dann Berufe auswählen, die kompatibel sind mit Kindern? Dürfen wir nicht nach unseren Interessen und Neigungen/Begabungen gehen? Wenn ich mich für Finanzen etc. interessiere und auch noch sehr gut in meinem Job bin, was ist, wenn ich gern Kinder haben möchte? Soll ich gezwungen sein, meinen Job zu kündigen und mich später beispielsweise als Sekretärin zu verdingen? Ist so etwas im Interesse des Staates, der in meine Schulbildung, meine Ausbildung, mein Studium eine Menge Geld investiert hat? Wenn ich als diese Frau gern zwei bis drei Kinder haben möchte, bei jedem Kind aber drei Jahre zu Hause bleiben will, bin ich locker sechs Jahre aus meinem Beruf raus, was eine Menge Zeit ist. Wäre es nicht sehr sinnvoll, wenigstens ein bisschen in diesen drei Jahren zu arbeiten, um den Anschluss nicht zu verlieren, abgesehen davon, dass Frauen auch gern mal andere Arbeiten als Kochen, Waschen .... machen? Das ist leider oft nicht möglich und das dient keinem. Meine Schwägerin, wie mein Bruder ebenfalls Geigerin, würde sehr gern Teilzeit arbeiten mit den drei Kindern. Leider ist das nicht möglich, denn dann ist der Anspruch auf die volle Stelle für immer weg. Später ist das volle Gehalt aber sehr wichtig, sonst kann man schlicht auf Dauer die Familie nicht ernähren. Die ersten drei Jahre bei jedem Kind konnten sie sich eine Stelle teilen, was in Deutschland geradezu ein Wunder ist - beide konnten so für ihre Kinder da sein. Aber nach dem 3. Lebensjahr muss man sich entscheiden - volle Stelle oder Teilzeit für immer. Ich kenne so viele Beispiele ..... .Deine Frau muss nicht so viel verdienen, denn das Geld bringst du herein. Bei vielen Familien sieht das ganz anders aus.

Übrigens hat meine Schwester vor 25 Jahren auch aufgehört zu arbeiten, um sich um die drei Kinder zu kümmern - in ihrem Umfeld war das völlig normal. Fast alle waren Hausfrau.

Liebe Grüße

chiarina

P.S.: Ich bin nicht der Meinung, dass man eine "Emanze" ist, nur weil man als Frau gern Kinder haben und in dem Beruf arbeiten möchte, den man aus Interesse oder sogar Leidenschaft ergriffen hat.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Ähnliche Themen


Zurück
Top Bottom