Barratt
Lernend
- Dabei seit
- 14. Juli 2013
- Beiträge
- 11.444
- Reaktionen
- 16.881
Aufgrund dieses eindeutig tendenziösen Artikels kann man zu der uns unbekannten Schule der uns unbekannten Lehrerin eigentlich gar nichts anderes vermuten, als dass dort offenbar Disziplin herrscht und die Lehrerin sich weder von den SuS noch von den Eltern auf der Nase herumtanzen lässt.
Niemand kennt die Vorgeschichte des erwähnten Konflikts. Der "besorgte Vater" hat wahrscheinlich schon vor dem endgültigen Eklat "sich eingebracht" (vulgo: reingequatscht). Wer weiß, warum das erwähnte Kind geheult hat. Vielleicht aus Zorn, weil es mit Mätzchen nicht durchkam?
Das Stigma Schwarze Pädagogik bekommt unter Pädagogen heutzutage schlagwortartig-pauschal-abwertend alles aufgedrückt, was methodisch / weltanschaulich von der eigenen "Schule" abweicht.
Ursprünglich stammt der Begriff aus der Reformpädagogik und bezog sich dezidiert auf die pädagogischen Ansätze der davor liegenden Epoche, der europäischen Aufklärung.
Der erwachsene Mensch muss sich (äußeren) Regeln und (inneren) Pflichten unterwerfen. Im Laufe der Kindheit und Adoleszenz meißelt man aus dem lebeweslichen Zustand bei der Geburt das besondere Thier "Mensch" heraus. Wer Lust hat, kann sich Kants Aufsatz zu Gemüthe führen, ich habe ihn verlinkt. Kant steht in der Denktradition von Rousseau. Die Austreibung der Thierhaftigkeit erfolgt gewaltfrei, indem "natürliche Widerstände" genutzt werden, um dem Kind den richtigen Weg weisen. Andere Aufklärer hatten teilweise andere Ansätze, da spielen Begriffe wie "Zucht" und "Willen brechen" durchaus eine Rolle auf dem Weg der E-rudition. Der Grundgedanke aber ist immer: Das "Thier" Säugling/Kind muss zum moralisch guten und verantwortlich handelnden Menschen werden. Das wird es nicht aus sich heraus, sondern muss den Weg gewiesen bekommen. Dieser Weg wird abhängig vom Alter auf unterschiedliche Weise gewiesen. "Diskutieren mit Kleinkindern" findet jedenfalls ganz sicher nicht statt, auch nicht bei Rousseau/Kant.
Schwarz wurde dieser Ansatz deshalb bezeichnet, weil die Reformpädagogen (ab ca. Mitte 19. Jh.) einem romantischen Menschenbild anhingen und glaubten, Rousseau "richtig zu verstehen". Der Mensch sei "von Natur aus" bereits gut, sittlich, fleißig, interessiert etc., kurzum, ein vollwertiger Mensch, und man müsse ihn davor bewahren, all diese tollen Eigenschaften von bösen Erziehern ausgetrieben zu bekommen.
HEUTZUTAGE ist die klare Begrifflichkeit längst passé. Seit 150 Jahren verdrängen, modifizieren ("überwinden") immer wieder neue Reformpädagogiken die jeweils vorherigen Reformpädagogiken vom akademischen Markt. Von den vielen Ratgebern etc. wird vollends Verwirrung gestiftet. Man weiß also nie genau, was der jeweilige Autor speziell unter "schwarzer Pädagogik" versteht.
In dem Zeit-Artikel versteht die Autorin (ihres Zeichens Pädagogin) offenbar einen eher autoritär geprägten Unterrichtsstil.
Niemand kennt die Vorgeschichte des erwähnten Konflikts. Der "besorgte Vater" hat wahrscheinlich schon vor dem endgültigen Eklat "sich eingebracht" (vulgo: reingequatscht). Wer weiß, warum das erwähnte Kind geheult hat. Vielleicht aus Zorn, weil es mit Mätzchen nicht durchkam?
Das Stigma Schwarze Pädagogik bekommt unter Pädagogen heutzutage schlagwortartig-pauschal-abwertend alles aufgedrückt, was methodisch / weltanschaulich von der eigenen "Schule" abweicht.
Ursprünglich stammt der Begriff aus der Reformpädagogik und bezog sich dezidiert auf die pädagogischen Ansätze der davor liegenden Epoche, der europäischen Aufklärung.
Kant, Über Pädagogik, S. 90Ob aber der Mensch nun von Natur moralisch gut oder böse ist? Keines von beyden, denn er ist von Natur gar kein moralisches Wesen; er wird dieses nur, wenn seine Vernunft sich bis zu den Begriffen der Pflicht und des Gesetzes erhebt. Man kann indessen sagen, daß er ursprünglich Anreize zu allen Lastern in sich habe, denn er hat Neigungen und Instinkte, die ihn anregen, ob ihn gleich die Vernunft zum Gegentheile treibt. Er kann daher nur moralisch gut werden durch Tugend, also aus Selbstzwang
Der erwachsene Mensch muss sich (äußeren) Regeln und (inneren) Pflichten unterwerfen. Im Laufe der Kindheit und Adoleszenz meißelt man aus dem lebeweslichen Zustand bei der Geburt das besondere Thier "Mensch" heraus. Wer Lust hat, kann sich Kants Aufsatz zu Gemüthe führen, ich habe ihn verlinkt. Kant steht in der Denktradition von Rousseau. Die Austreibung der Thierhaftigkeit erfolgt gewaltfrei, indem "natürliche Widerstände" genutzt werden, um dem Kind den richtigen Weg weisen. Andere Aufklärer hatten teilweise andere Ansätze, da spielen Begriffe wie "Zucht" und "Willen brechen" durchaus eine Rolle auf dem Weg der E-rudition. Der Grundgedanke aber ist immer: Das "Thier" Säugling/Kind muss zum moralisch guten und verantwortlich handelnden Menschen werden. Das wird es nicht aus sich heraus, sondern muss den Weg gewiesen bekommen. Dieser Weg wird abhängig vom Alter auf unterschiedliche Weise gewiesen. "Diskutieren mit Kleinkindern" findet jedenfalls ganz sicher nicht statt, auch nicht bei Rousseau/Kant.
Schwarz wurde dieser Ansatz deshalb bezeichnet, weil die Reformpädagogen (ab ca. Mitte 19. Jh.) einem romantischen Menschenbild anhingen und glaubten, Rousseau "richtig zu verstehen". Der Mensch sei "von Natur aus" bereits gut, sittlich, fleißig, interessiert etc., kurzum, ein vollwertiger Mensch, und man müsse ihn davor bewahren, all diese tollen Eigenschaften von bösen Erziehern ausgetrieben zu bekommen.
HEUTZUTAGE ist die klare Begrifflichkeit längst passé. Seit 150 Jahren verdrängen, modifizieren ("überwinden") immer wieder neue Reformpädagogiken die jeweils vorherigen Reformpädagogiken vom akademischen Markt. Von den vielen Ratgebern etc. wird vollends Verwirrung gestiftet. Man weiß also nie genau, was der jeweilige Autor speziell unter "schwarzer Pädagogik" versteht.
In dem Zeit-Artikel versteht die Autorin (ihres Zeichens Pädagogin) offenbar einen eher autoritär geprägten Unterrichtsstil.