Yamaha P105: Wieso höre ich die Streckung?

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Ich habe vor ein paar Monaten angefangen, selbst Klavier zu lernen. Nach meinem ersten absoluten Anfänger-DP von Casio habe ich mir nach kurzem Durcharbeiten von Rezensionen eine Yamaha P105 zugelegt. Ich muss dazu sagen, ich habe als Kind Akkordeon gespielt und habe (anscheinend immer noch) absolutes Gehör. Mit dem Yamaha P105 habe ich zumindest mit seinem Flügel-Sound ein kleines Problem. Ich höre die Streckung sowohl bei tiefen als auch bei hohen Tönen dermaßen deutlich, dass es mich echt stört. Breite Akkorde scheinen mir sogar manchmal nicht stimmig zu sein. Mit meinem Anfänger-DP hatte ich das Problem überhaupt nicht.

Kann sowas überhaupt sein und was soll ich machen? Ein anderes DP kaufen oder gewöhnt man sich daran?
 
Ich vermute, du meinst mit Streckung die Tonspreizung in Klavieren? Da die Spreizung zu einem gewissen Maß gerade bei Konzertflügeln "normal" ist, um Inharmonizitäten zu minimieren, ist das kein Bug, sondern ein Feature. Die meisten Instrumente (zumindest der Mittel- und Oberklasse) haben aber normalerweise einen Schalter dafür. Bei einem akustischen Instrument wird dir das aber genauso begegnen, zumindest in geringerem Umfang, vermutlich sogar selbst dann, wenn der Stimmer es nicht bewusst gemacht hat. Auch Chöre singen nicht auf einer absolut gleichschwebenden Stimmung, wir orientieren uns immer unbewusst nach "reinen" Intervallen.

Ich habe selbst natürlich kein absolutes Gehör. Aber aus dem schließend, was ich darüber gehört habe, ist es eine erlernte Fähigkeit, die sich wohl auch recht schnell "umgewöhnt". Von daher kannst du auch dem Ganzen vielleicht einfach ein, zwei Wochen Zeit geben und gucken ob es sich dann weniger unnatürlich in deinen Ohren anhört.

Konkret beim P-105 hast du anscheinend keine Möglichkeit, das einzustellen. Das Instrument scheint auch keine Möglichkeit zu bieten, die Temperatur/Stimmung zu verändern, was bei der Konkurrenz eigentlich heutzutage "Standard" ist (Casio PX-150, Kawai ES-100). Yamaha vermarktet das Modell anscheinend sehr ausdrücklich an Einsteiger, und die "brauchen das ja nicht" oder so ähnlich. Vielleicht ist dort die eingestellte Spreizung auch besonders stark, wenn sie dir so deutlich auffällt.

Auf Anhieb kann ich nur sagen, dass mein MP-6 seinerzeit die Spreizung ausschalten konnte, das MP-7 wird es daher ebenfalls können, das ES-7 kann es definitiv auch. Das ES-100 kann glaube ich zwar unterschiedliche Temperaturen (Werckmeister etc.), aber an den Stretch-Parameter kommt man wohl nicht. Bei Casio ist es ähnlich, das Einsteiger-Modell (PX-150) kann unterschiedliche Temperierungen, aber erst das PX-350 bietet wohl den Stretch-Parameter. Dass das P-105 außer der Basis-Tonhöhe aber überhaupt keine Parameter bietet, ist meiner Meinung nach heute etwas anachronistisch.
 
Danke für die ausführliche Erklärung. Ich habe gelesen, dass die Steckung/Spreizung wie hier beschrieben (http://de.wikipedia.org/wiki/Streckung_(Musik)) absichtlich eingestellt wird, aber eigentlich sollte man sie nicht hören. Ich schaue mir vielleicht noch mal die anderen DPs an.
 
Schwierige Frage. Komisch ist, dass dich das bei deinem alten Anfänger-Piano nicht gestört hat. Ich würde auch empfehlen: aussitzen! Vielleicht gewöhnst du dich ja wirklich daran. Falsch gestimmt wird es jedenfalls nicht sein.

Ich habe als Stimmer übrigens immer wieder Probleme mit Kunden, die ein absolutes Gehör haben. Manche bestehen darauf, dass ich diesen oder jenen Ton doch bitte höher oder tiefer stimmen soll. Darauf lasse ich mich mittlerweile nicht mehr ein, denn das würde ja bedeuten, dass die restlichen Intervalle nicht mehr zueinander passen.
 
Oder besser welche die es von sich behaupten.

Zweifel hab ich daran nicht. Allerdings zweifele ich, ob die dann unterscheiden können, ob es 438 oder 440 Hz sind. Und wie die Spreizung in deren Kopf so ist. Soweit ich weiß, ist das absolute Gehör erlernt. Je nachdem, von was man es erlernt hat, dürfte es da Unterschiede geben. Ein zu langsam laufender Plattenspieler? Ein übelst verstimmtes Klavier?

Dazu kommt: die Streckung einer Stimmung machen wir ja nicht nur wegen der Inharmonizität, sondern auch, weil gestreckte Oktaven für die meisten Leute sogar bei Sinustönen besser klingen (also gänzlich ohne Inharmonizität). Und da gibt es natürlich auch persönliche Präferenzen, wie stark die Streckung denn nun sein soll.

Von daher mein Tipp: einfach mal abwarten bzw. spielen. Evtl. gewöhnt sich das Gehör ja wirklich an das neue Digi. Eine Rückmeldung darüber in einiger Zeit würde mich übrigens sehr interessieren.
 

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