Wird Klassische Musik jemals wieder populär?

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River Flowing

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Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wurde ja klassische Musik zunehmend von der Pop-Musik verdrängt. Diese Entwicklung nimmt immer noch zu, selbst das Internet konnte dem nichts entgegenwirken. Denkt ihr also, dass Klassische Musik in naher Zukunft aussterben wird? Oder könnt ihr euch vorstellen, dass Klassische Musik wieder so populär wird wie es im 19. Jahrhundert war?

Was denkt ihr müsste geschehen, damit klassische Musik wieder relevant für die Menschen wird?
 
Wenn klassische Musik zu ihrer Zeit populär war,dann war sie ja auch Popmusik.
Ich empfinde es auch nicht so,dass klassische Musik verdrängt wurde.
Vielleicht ist sie nicht grad bei den 13-20 Jährigen an Platz 1,aber klassische Musik ist doch weit verbreitet,genauso wie die klassischen Interpreten.
Viele „klassischen“Musiker machen auch Crossover,was wiederum auch das Interesse der jüngeren Menschen an klassischer Musik weckt.
Ich mache mir um die klassische Musik keine Sorgen,eher um die Coronasituation bei den Künstlern.
 
Vielleicht ist sie nicht grad bei den 13-20 Jährigen an Platz 1,aber klassische Musik ist doch weit verbreitet,genauso wie die klassischen Interpreten.

Was heißt schon "weit verbreitet"?
Gesamtumsatz 2019 in D:
Klassik: 2.2%
Das ist halt eine kleine Nischensparte.

Was denkt ihr müsste geschehen, damit klassische Musik wieder relevant für die Menschen wird?

Keine Ahnung. Da müsste man die Zielgruppe fragen. Wenn man sich anschaut, was die Leute hören, darf es bloß nicht "zu schwer" sein. (Mein Klavierlehrer war Opernsänger. Was Umsatz brachte und die Abos hielt, waren halt Operetten. Damit querfinanzierte man die Opern.)


Und merke: der 08/15-Hörer hat keine Ahnung von Musik.

Ich habe Gesangsunterricht und Saxophonunterricht gehabt und kenne Leute, die im Musikverein spielen. Selbst bei Leuten, die selbst aktiv Musik machen, ist der Anteil derer, die wissen, was sie machen und spielen, bei weitem in der Minderheit. Keine Ahnung, wie es bei der Tastenfraktion aussieht.

Grüße
Häretiker
 
Ein paar Gedanken dazu:
  • Wann ist eine Musik "ausgestorben"? Wenn sie niemand mehr hört? Wenn sie sich nicht mehr weiterentwickelt? Wenn niemand mehr neue Werke in diesem Genre schafft?
  • Ist mit "Klassik" Musik gemeint, die -sagen wir jetzt mal sehr grob eingegrenzt - vor dem 20. Jht entstanden ist?
  • Oder ist "Klassik" eine Stilrichtung mit bestimmten Merkmalen, z.B. vorrangig für Orchester(instrumente) komponierte Musik?
  • Kann man also auch heute "klassische" Musik komponieren? Wenn ja, was wären die Kriterien, um als klassische Musik zu gelten?
  • Ist Filmmusik die neue Klassik?
  • Sind TEY Komponisten neuer klassischer Musik?
 
Ist mit "Klassik" Musik gemeint, die -sagen wir jetzt mal sehr grob eingegrenzt - vor dem 20. Jht entstanden ist?

Warum das 20. und 21. Jahrhundert ausschließen!? Debussy, Ravel, Schostakowitsch, ...

Oder ist "Klassik" eine Stilrichtung mit bestimmten Merkmalen, z.B. vorrangig für Orchester(instrumente) komponierte Musik?

Stockhausen? Würde ich eher in Klassik als in Jazz, Hip-Hop, Rock oder Schlager stecken. Europäische Kunstmusik. Mit anderen Mitteln. Nicht, dass das irgendwie was an den Verkaufszahlen ändern würde.

Kann man also auch heute "klassische" Musik komponieren

Warum denn nicht!?

Grüße
Häretiker
 
Als die großen Werke der "Klassik" entstanden (also zur Zeit von Bach, Mozart, Beethoven, Chopin,, Brahms etc.), hat nur ein ganz kleiner Teil der Bevölkerung überhaupt die Möglichkeit und Gelegenheit gehabt, diese Werke zu hören (geschweige denn in guten Aufführungen).

Selbst mit dem kleinen Anteil, den Klassik heute am "Gesamtmarkt" hat, ist Klassik somit - legt man Hörer-, Ticket- und Tonträgerkäuferzahlen als Maßstab zugrunde - heute ganz klar beliebter als damals zu ihrer Entstehung!

Sie war immer eine Nischenerscheinung. Die breite Masse sagt ohnehin nur beim Erklingen von "tatata taaaa" "Ah, kenn ich!" und beschwert sich, warum da denn jetzt gar kein Gesang in dem "Lied" ist.
 
@Häretiker
Europäische Kunstmusik, ok. Würdest du Filmmusik und TEY auch zu europäischer Kunstmusik zählen?
 

Bin zwar nicht Häretiker, aber: Nein! TEY wirklich überhaupt gar nicht, null, zilch, nada; bei Filmmusik gibt es immer mal wieder Überschneidungen. Hans Zimmer NEIN, John Williams immer mal wieder durchaus ja. Was bei Filmmusik fehlt, ist, selbst wenn sie in anderen Hinsichten richtig gut komponiert ist, der FORMALE Aspekt, der die europäische Kunstmusik so herausragend macht.

Leider tragen sogenannte "Klassik"-Radiosender hier zur Desinformation und Geschmacks-Verbildung bei, indem sie in ihren Programmen klassische Meisterwerke schamlos mit niveaulosem Filmmusik- oder TEY-Gedudel mixen (oft noch mit diesen unerträglichen Ansagen dazwischen, die klingen wie die nette Tante, die den Aufenthaltsraum im Demenzheim mal ein bisschen in Stimmung bringen will).
 
Zur Ausgangsfrage:
Die klare Abgrenzung zwischen „der“ Popmusik und „der“ europäisch-westlich geprägten Kunstmusik (als Begriff übrigens wesentlich besser geeignet als „Klassik“) ist schon seit langem so, wie es vom TE gemeint ist, gar nicht mehr möglich. Populärmusik implizierte ursprünglich den Gebrauch („manche nennen sie deshalb auch „Gebrauchsmusik“) und die anspruchslose Unterhaltung. Sie hatte also ursprünglich für die breite Masse bestimmte dienende Funktionen, ohne künstlerischen Eigenwert. Mittlerweile hat sich in dieser Hinsicht viel verändert: Jazzmusik z.B. ist zu Kunstmusik geworden. Aber es gibt auch Popmusiker wie Sting oder David Bowie, die ich als Kunstmusiker betrachte. In welche Richtung sich da Billie Eilish entwickeln wird, bleibt abzuwarten.
 
Was genau ist „der formale Aspekt“,
der etwas zu "klassischer Musik" macht?
In westlich-europäisch geprägter Kunstmusik gibt es drei wesentliche formbildende Kriterien: Wiederholung, Variation und Kontrast. Der kreative Umgang damit nennt sich „motivisch-thematische Arbeit“. Diese ist es, die in einem Musikstück Kohärenz schafft und die Form bildet. Und die fehlt bei allem, was nur „vor sich hin dudelt“ oder auf Klangteppichen basiert. Ich vermute, das meinte @hasenbein.
 
Sie hatte also ursprünglich für die breite Masse bestimmte dienende Funktionen, ohne künstlerischen Eigenwert.
Kann das wirklich ein zuverlässiges Unterscheidungs-Kriterium sein? Viele Operetten sind ja auch die reinsten Gassenhauer und für die breite Unterhaltung gedacht gewesen. Und nicht jeder Etüde würde ich den gleichen künstlerischen Eigenwert zumessen wie manchen Stücken aus Rock und Pop. Aber mein, dein, unser Urteil ist ja auch eher kein geeignetes Definitionskriterium.
Wie wäre denn europäisch-westlich geprägte Kunstmusik in der Tradition der Klassik nachvollziehbarer zu definieren?
 
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wurde ja klassische Musik zunehmend von der Pop-Musik verdrängt
Anfang des 20. Jahrhunderts gab es noch nicht das Phänomen "Popmusik". Diese speziell für die Bedürfnisse der Youngsters gemachte Musik gibt es erst seit weit nach dem 2. Weltkrieg - ihr Urknall waren Elvis und die Rock 'n Roller. Und diese Musik hat die Klassik keineswegs "verdrängt" oder sonstwie behindert. Die Hörer der damaligen Popmusik haben ja nicht Mozart gehört bis Elvis kam, und sind dann am Erscheinungstag von "Jailhouse Rock" übergelaufen.

Die Popmusik als auch die Klassik existieren gemütlich nebeneinander - wie auch noch alle anderen Musiken - und das einzige Problem besteht in der bescheuerten Einteilung von "ernster" und "unterhaltender" Musik, als ob das ein Widerspruch wäre.

Popmusik ist eben leicht konsumierbar und hat deswegen einen riesigen Marktanteil. Klassik ist dagegen schwieriger zu konsumieren, stellt Anforderungen und hat deswegen nur einen minimalen Anteil. Daran wird sich nichts ändern und ich wüsste gar nicht, was daran so schlimm ist. Da können sich sämtliche Musikpädagogen auf den Kopf stellen. Popmusik ist sexy und Klassik nicht.

CW
 
Man kann das leicht mit der Literaturbranche vergleichen: Die meisten Bücher sind zum Wegwerfen geschrieben. Mehr oder weniger kurzweilige Unterhaltungsliteratur irgendwo zwischen Groschenroman und Paulo Coelho. Das, was man als "Literatur" bezeichnet, das, was bleibt, macht die verschwindend geringe Minderheit aus, die von den meisten nicht gelesen wird.
 
Weil Klassik ausgesprochen "unsexy" ist und deswegen umsatzbegrenzt daherkommt, versuchen immer mehr Klassiker, auszusehen wie die Popstars, beispielsweise David Garrett und Khatia Buniatishvili - und natürlich noch viele andere. Vor dreißig Jahren hat auch schon der auf Edelpunk gestylte Fiedler Nigel Kennedy mit seiner Vivaldi-Aufnahme richtig Kasse gemacht.

Leider kann nicht jede brave Bratschistin aussehen wie Kim Kardashian.

Klassische Musiker haben ein riesiges musikalisches Können. Das betrifft nicht nur die Bigshots unter ihnen, sondern das geht 'runter bis zum Klavierlehrer in der Provinz. Sie alle können musikalisch - instrumental, gesanglich, musiktheoretisch - sehr viel. Diese hohe musikalische Kompetenz steht allerdings im krassen Widerspruch zu ihrem Einkommen.

Die Mitglieder von "Tokio Hotel" können vermutlich alle zusammen keine drei Noten lesen - außer Banknoten natürlich. Aber sie sind Millionäre.

CW
 

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