Will als Erwachsener Klavier lernen, klappt aber nicht

Ich habe gerade mal nachgesehen:

Das g-moll Präludium sieht Wolters auf Stufe 14.

Viel Spaß damit!
 
Darf ich mal eine kleine Analogie bringen zum Thema ... das schaffst Du nie? Schon gar nicht mit DEM kleinen Aufwand?
Ich bin klein, mit kurzen Beinen und stark übergewichtig.
Meine Kollegin ist klein, mit langen Beinen, gertenschlank und besteht aus Muskeln. Diese Frau sagt eines Tages: Jauchzerle, lauf mit mir! Ich brauche jemanden der mich bremst! (hahaha!)
Ich schau die Frau an und sag: Du spinnst, ich schaff keine 100 Meter dann klatsch ich auf die Schnauze!
Sie sagt: Okay, dann hören wir nach 90 Metern erst mal auf und machen eine Pause. Danach nochmal von vorn.
Hab mir gedacht, ok, ich hab nichts zu verlieren, die Frau kann erste Hilfe, die Nummer vom Notarzt kennt sie auch ... probieren wir's.
Das ist ein halbes Jahr her und heute jogge ich mehrmals in der Woche 3 Kilometer und es geht mir gut. (Ihre neue Idee ... Jauchzerle, klettere mit mir!)

Hätte ich nie mit den 90 Metern angefangen, würde ich heute nicht vernünftig laufen gelernt haben. Mit 46 Jahren!
.... und jetzt wieder zum Klavier.
Ich übe quasi minutenweise. (nicht verwechseln mit der Gesamtzeit - das Klavier steht offen und die Noten sind drauf und ich komme ständig dran vorbei - spiele kurz und gehe wieder - übe gezielt meine Schwachstellen)
Im April jährt sich der Klavierunterricht zum ersten mal bei mir.
Ich konnte keinen Bassschlüssel, ich hatte Panik wenn ich Noten lesen muss.
Jetzt sitze ich an Forrest Gump, bin in der Zweiten Unterrichtsstunde schon in der Mitte der zweiten Seite. Nicht dass ich das Stück bis dahin könnte, aber ich habe es VERSTANDEN. Das reduziert meine Panik und ich kann entspannt meine Fehler hinnehmen und daran arbeiten.

Ich verstehe wirklich immer noch nicht, wie man jemanden, der nicht von Haus aus die Zeit hat sich gleich Stunden damit zu beschäftigen immer noch vom Lernen abraten kann. Es ist so wichtig zu lernen!

Es geht um die eigene Freude am Klavierspielen, nicht um EUREN Perfektheitsanspruch!
 
Zuletzt bearbeitet:
Es macht großartigen Spaß, Sachen anzufangen - sie auch zu Ende zu bringen, da liegt dann der Hase im Pfeffer. ;-)
Wäre mir neu, dass man Klavier spielen/lernen zu Ende bringen kann. :-)
Das ist eigentlich eine Sache wie das Leben selbst und auch hier haben die meisten viel zu hohe Erwartungen, was aber keine all zu großen Folgen hat. Ich glaube, Jan schätzt das Alles ganz gut ein.
 
Dimidium facti qui coepit habet. :super:

Wo ein Wille*, da ein Weg. Wo kein Weg, da kein Wille.

*Um einem verbreiteten Missverständnis vorzubeugen: "Wille" nicht verstanden im Sinne von "es wäre irgendwie schön, wenn.." oder "ich möchte gern...". "Wille" in diesem Sinne bedeutet: Himmel UND Hölle in Bewegung setzen für ein Ziel, klare Priorisierung und Fokussierung.

@JanS
Viele der hier Schreibenden haben ihre Erfahrungswerte. Wenn der Durchschnitt der erwachsenen Anfänger vielleicht tatsächlich den Anfechtungen der Demotivation angesichts der Dicke der zu bohrenden Bretter erliegt, bedeutet es im Individualfall nicht, notwendig selbst davon betroffen zu sein.;-)

Herausforderungen sind dafür da, gemeistert zu werden. :-)

Leidenschaft, Fleiß, Beharrlichkeit und eine (sehr) gute professionelle Begleitung führen zu jedem Ziel, das nicht durch natürlich gegebene Einschränkungen verunmöglicht wird (charakterliche Trägheit, amputierter Finger, gelähmte Hand, Allergie gegen Holz, kognitive Begrenzungen, nörgelnde Ehefrau, o.ä.).
 
Wenn der Durchschnitt der erwachsenen Anfänger vielleicht tatsächlich den Anfechtungen der Demotivation angesichts der Dicke der zu bohrenden Bretter erliegt, bedeutet es im Individualfall nicht, notwendig selbst davon betroffen zu sein.;-)
Was für ein Satz! darf ich mir den in die Signatur nehmen - in leicht abgewandelter Form?
 
@jauchzerle

smilielach.gif
Es wäre mir ein Jauchzerle wert!
top.gif
 
Es hat nicht so viel Platz in der Signatur - leider!
 
Dimidium facti qui coepit habet. :super:

Wo ein Wille*, da ein Weg. Wo kein Weg, da kein Wille.

*Um einem verbreiteten Missverständnis vorzubeugen: "Wille" nicht verstanden im Sinne von "es wäre irgendwie schön, wenn.." oder "ich möchte gern...". "Wille" in diesem Sinne bedeutet: Himmel UND Hölle in Bewegung setzen für ein Ziel, klare Priorisierung und Fokussierung.

@JanS
Viele der hier Schreibenden haben ihre Erfahrungswerte. Wenn der Durchschnitt der erwachsenen Anfänger vielleicht tatsächlich den Anfechtungen der Demotivation angesichts der Dicke der zu bohrenden Bretter erliegt, bedeutet es im Individualfall nicht, notwendig selbst davon betroffen zu sein.;-)

Herausforderungen sind dafür da, gemeistert zu werden. :-)

Leidenschaft, Fleiß, Beharrlichkeit und eine (sehr) gute professionelle Begleitung führen zu jedem Ziel, das nicht durch natürlich gegebene Einschränkungen verunmöglicht wird (charakterliche Trägheit, amputierter Finger, gelähmte Hand, Allergie gegen Holz, kognitive Begrenzungen, nörgelnde Ehefrau, o.ä.).
ein schöner Beitrag, gefällt mir sehr gut. :super:
Ich möchte nur die limitierenden Faktoren noch um die Kriterien "Zeit" und "altersbedingter allgemeiner Verfall" ergänzen und mich selbst als Beispiel nehmen. Es liegt nicht an den dicken Brettern, die ich zu durchbohren habe. Auch nicht an der mangelnden Motivation. Da muss ich zum x-ten Mal unseren Trainer zitieren: "Aufgeben tut man Briefe!"

Bei mir mangelt es einfach daran, dass ich nicht mehr die Zeit habe, eine nur annäherungsweise Souveränität oder Routine zu erreichen, um als "Fortgeschrittener" bezeichnet werden zu können. Von Perfektion möchte ich gar nicht reden. Meine Finger werden niemals mehr so schnell werden, wie es die Finger eines seit zig Jahren Übenden sind.

Aber da jedes Ding zwei Seiten hat, kommt nun mein Vorteil der Älteren: Ich akzeptiere das und nehme meine Übestunden mit ein wenig mehr Gelassenheit und sehe sie nicht als Pflichtveranstaltung, sondern als höchst willkommene Abwechslung bzw. als super Gelegenheit, meine Gedanken, meine gesamte Entität als Person auf ein Gleis zu lenken, das mir erstens wahnsinnig viel Spaß bereitet und mich von den Alltagspflichten meilenweit entfernt. Wenn ich an meinem Flügel sitze, dann muss ich mich dermaßen konzentrieren, dass ich für nichts anderes mehr eine Antenne habe. Es besteht absolutes Störverbot, was meine Frau zwar als kindisch betrachtet, aber trotzdem befolgt. I love it and I love her!
 
Mir geht es so, dass ich zuerst, nachdem ich das Stück ganz auswendig kann, keine Fehler mache. Es hört sich dann aber holprig an und ist natürlich viel zu langsam. Danach, wenn ich schon andere Stücke übe und das erste im Repertoire behalten will, mache ich oft Fehler, weil ich mich nicht voll konzentriere sondern glaube, das kann ich doch schon lange. Manche Stellen muss ich wieder in den Noten nachschlagen und erneut üben. Ob das Kindern auch so geht oder ob man als Kind das gelernte Stück besser im Griff hat, glaube ich schon. Beim Sprachen lernen ist es ja auch so, ich hatte vor 20 Jahren jahrelang Russisch studiert, aber viel is nicht mehr da, dagegen das Schulfranzösisch ist besser hängen geblieben, obwohl ich stinkfaul war und immer Fünfen in Französisch hatte.
 
Ob das Kindern auch so geht oder ob man als Kind das gelernte Stück besser im Griff hat, glaube ich schon.
Was nicht mehr aus dem Gedächtnis abgerufen wird, weil es nicht mehr benötigt wird, sprich nicht mehr wiederholt wird, vergessen Kinder wohl nicht weniger als ältere Menschen. Ältere müssen nur etwas mehr lernen, sprich etwas öfter wiederholen, ehe es im Gedächtnis hängen bleibt, würde ich meinen.
Könnte sein, dass Kinder und Jugendliche mit Melodien teilweise noch etwas mehr verknüpfen, wie Episoden oder sonstige Bilder, die in späteren Jahren mit abgerufen werden können. Doch eigentlich bleiben Melodien, die einen richtig gut gefallen, auch später noch im Gedächtnis hängen. Nur die Fehler kommen wohl eher vom Auswendiglernen, wenn man dabei ins Stocken gerät oder nach ein bis zwei Monaten nicht mehr weiß, mit welchen Fingern man begonnen hat.
 

ich denke es hat nur mitterbar mit dem Alter zu tun sondern viel mehr mit Training. Wer gewohnt ist, ständig Neues zu lernen, dem fällt das natürlich leichter als jemand der sich möglichst in "bewährten Bahnen" bewegt.
Es gibt ja auch Spezis die machen mit Ü40 ihren zweiten oder dritten Doktorkittel.
Die Bewegung in vorzugsweise bekanntem Fahrwasser ist aber wohl häufiger anzutreten und auch verständlich und nachvollziehbar.
 
ich denke es hat nur mitterbar mit dem Alter zu tun sondern viel mehr mit Training.
Ja, das ist richtig, was Du schreibst. Bei weniger gehobenen Bildungswegen, da sind es dann halt Umschulungen oder Qualifizierungen.

Dennoch sehe ich bei älteren Melodien einige geistige Bilder mehr. Blieb die Melodie von "Tiri Tomba" nun ohne jedwedes Lernen besser hängen, weil ich mich beim Gedanken an dieses Lied vor einem Vertiko stehen sehe, auf dem ein altes Radio stand, aus dem diese Melodie erklang? Oder wäre die als Ohrwurm auch so hängen geblieben? Das Vertiko war noch so hoch, dass ich, ohne mich auf einen Stuhl zu stellen, nicht an dieses heran reichte. So richtig habe ich keine Antwort darauf, doch Melodien scheinen sich mit Erinnerungen häufiger verknüpft zu haben.
Worauf ich eine Antwort habe, dass bei "Der Taucher" von Schiller die Bilder, die mir noch heute dabei in den Sinn kommen, nur im Kopf entstanden sein können. Diese dunklen, schroffen Felsklippen, die schäumende Brandung und dann diese Unterwasserbilder.

Bei allem was ich heute so übe, scheinen mir derartige Verknüpfungen etwas zu kurz zu kommen.
 
Ja, habe mir St. François de Paule marchant sur les flots angehört. Wobei mir noch einfiel, in einem Buch (Komponieren für Dummies) sind Höhenprofile von Landschaften enthalten, darunter eine passenden Melodie. Dann folgt das Höhenprofil eines kargen Landstriches, zu dem man selbst die entsprechenden Noten notieren soll, mit der Empfehlung, dass sich ein mehr oder weniger regelmäßiges Muster eignen würde.
Wollte das Buch ohnehin noch weiter durcharbeiten, mal schauen, was da noch für Tipps kommen. Geholt hatte ich es mir eigentlich nicht wegen Komponieren, sondern weil ich in der Vorschau sah, dass da auch andere Punkte relativ einfach und verständlich erklärt werden.
 
Ich hab oft das gleiche Problem und denke, dass es bei mir daran liegt, dass ich einfach zu faul dazu bin, die Stücke auswendig zu lernen.
Bei mir ist das Problem, dass ich sie zu schnell auswendig kann, somit schaue ich nicht mehr auf die Noten, was schlecht fürs Prima Vista lernen ist.

Ich lerne oft 20min, aber immer wieder am Tag.

Berühren Dich Harmonien und Melodien emotional?
Mich schon, ein Grund, warum ich spiele, und manche Stücke spiele ich immer und immer wieder, mal hier etwas lauter, dann leiser, ich versuche ständig zu variieren.

"Brothers in Arms" habe ich mich lange abgemüht.
Ist etwas tricky, viele schwarze Tasten. :D

Um nicht ständig frustriert zu sein, muss also der Sturz auf das Eis schon von vornherein angenommen werden, denn er wird nie ganz verschwinden, gerade bei Stücken, die an die Leistungsgrenze gehen. Fehler gehören also dazu und das wird sich auch in 10 Jahren nicht ändern.
Mein KL Lehrer spielerisch ein volles Tier, verspielte sich gerade letzte Woche mal. Wie menschlich machte ihn das...

Dann brauchst Du guten Schlaf, sehr wichtig. Lies' irgendwo im Internet nach. Für Lernprozesse aller Art unbedingt den Schlaf als Cofaktor beachten.
Trainig und Ruhepausen gehören eng zusammen, egal ob physisch oder psychisch kognitiv.

a) dein Spieltempo, b) der Schwierigkeitsgrad. Zu a) Gerade erwachsene Schüler bringen leider sehr oft Ungeduld mit, und spielen viel zu früh mit beiden Händen zusammen, und dann auch noch in hohem Tempo.
Deshalb habe ich beinhart angefangen, mit Metronom zu spielen. Klingt zwar weniger virtuous, bringt aber einen schon weiter.

An Tagen, wo Klavierüben gar nicht geht (z.B. weil ich verreise, im Urlaub bin oÄ), nehme ich mir die Noten mit und versuche, sie auswendig zu lernen oder mental zu üben.
Das werde ich auch beherzigen.

Da ich mir die Klavierstunden selber bezahlen muss, sich die über's Jahr ziemlich zusammen läppern
Bei mir auch. Im Monat 180 Euro beim mir.......
 
Mein KL ermutigt mich immer dazu, auf die Noten zu schauen, auch wenn ich das Stück vom Tastendrücken her schon kann, aber noch weit vom Können entfernt bin.
Ich spiele aber erst 4 Wochen, ich hoffe, dass das Spiel mit Blick auf die Noten besser wird. Ist eigentlich auch ein Ziel von mir. Ich rede da aber nicht vom Prima Vista.
Der KL meinte, das aufs Blatt schauen schult das "Bilder lernen" und man verspiele sich dadurch weniger.
 
Am Anfang bräuchte man drei Augenpaare. Eins für die Noten, je eins für die linke und die rechte Hand. Das "nur nach Noten spielen" scheitert schon daran, dass man als Anfänger die Hände beobachten muss, damit die die Tasten finden. Das wird mit der Zeit einfacher, ebenso, wie das erkennen von mehreren Noten gleichzeitig besser wird. Dann nimmt man schwierigere Stücke und das Problem geht von vorne los.

Die Lösung heißt Geduld und üben. Der Weg ist das Ziel. Wer anfängt mit dem Anspruch möglichst schnell blind spielen zu können oder auch die kompliziertesten Sachen Prima Vista lesen und spielen zu können, der wird am eigenen Anspruch frustriert zerbrechen.
 

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