Will als Erwachsener Klavier lernen, klappt aber nicht

Vortragen kann/will ich gar nix, allein wenn meine Frau sagt "spiel mal was vor", dann bin ich direkt wieder so ungeschickt wie nach meinen ersten 2 Wochen Klavierunterricht. Das wäre gar kein Anspruch.
"Ich spiele ausschließlich für mich" habe ich mir anfangs auch gedacht, als ich mir wieder bekannte Werke jenseits meiner Fähigkeiten angesehen habe (geübt will ich das nicht nennen). Ich hatte ja etwas Klavierunterricht in der Kindheit.

Dann ich bin recht schnell auf Burgmüllers leichte Etüden, Henles "Leichte Klavierstücke" und unbekannte kleine Stückchen aus dem Pianist-Magazin umgestiegen und seitdem ist "Spiel mal was" gar nicht mehr so wild. Solange Rhythmus und Phrasierung halbwegs stimmen, bekommt der ungeschulte Zuhörer gar nicht mit, was man alles verkehrt macht, erst recht nicht, wenn er das vorgetragene Werk gar nicht kennt. :-D

Ich frag mich nur allgemein, ist die Methode viele kleine Stücke besser oder schlechter als wenige große Sachen. Letztlich finde ich die kleinen Stücke teils überraschend hübsch, aber nichtsdestotrotz spiele ich das alles nur im Hinblick darauf, mal irgendwann "was richtiges" zu lernen ;)
Mein Ziel ist vor allem Musik zu machen, zwecks eigener Erbauung. Das geht mit den kleineren Sachen wunderbar. Ob ich irgendwann zu "was richtigem" gelange (ich kann wegen kurzem 1 und 5 keine Dezimen greifen), ist mir gar nicht so wichtig.

Aber eines ist klar: Ohne professionelle Anleitung wird es in diese Richtung keine drastischen Fortschritte geben.
 
Ist die Frage, was die bessere Methodik ist - viele kleine Stücke oder wenige solche Brummer mit steigendem Schwierigkeitsgrad.

Viele Grüße,
André

Ist nicht die Frage, was willst du spielen?

Natürlich habe ich bei jedem Stück, dass ich bis jetzt angefangen habe, zuerst einmal sehr viele Mauern durchbrechen müssen. Sei es Technik/Fingerfertigkeit, musikalisches Verständnis, Hörvermögen, Rhythmen, ... etc. Jedes mal muss ich da sehr viel Zeit rein investieren.

Allerdings glaube ich, dass man eben auch das lernt, was man übt. Und da dich diese Musik spielen möchte, übe ich sie. Dass das dann sehr sehr zäh ist, nehme ich in Kauf.

Ich darf auch nicht alles spielen. Die Tage kam ich mit Rachmaninov Prelude in G (Op 23 no 5) um die Ecke. Da hat sie auch nur gegrinst und gesagt "später"....

Aber da will ich mal hin. Auch die restlichen Sätze der Mondscheinsonate, andere Nocturn und Sonaten von Chopin, Rhapsodies und La Campanella von Liszt, dies und das von Bach und Mozart.... ach es gibt einfach zu viel. Ob das jemals geht? Wahrscheinlich nicht. Aber das ist was ich spielen will, also bewege ich mich da hin.

Der Vorteil bei mehr Variation ist natürlich, dass du sehr viel besser Noten lesen lernst und mehr verschiedene Dinge spielen kannst. Außerdem gibt es schneller Erfolge denke ich.

Ich habe ja auch noch kein Jahr gespielt, vielleicht denke ich in einem Jahr ganz anders?

Viele Grüße,

Jan
 
Ist nicht die Frage, was willst du spielen?

Natürlich habe ich bei jedem Stück, dass ich bis jetzt angefangen habe, zuerst einmal sehr viele Mauern durchbrechen müssen. Sei es Technik/Fingerfertigkeit, musikalisches Verständnis, Hörvermögen, Rhythmen, ... etc. Jedes mal muss ich da sehr viel Zeit rein investieren.

Allerdings glaube ich, dass man eben auch das lernt, was man übt. Und da dich diese Musik spielen möchte, übe ich sie. Dass das dann sehr sehr zäh ist, nehme ich in Kauf.

Ich darf auch nicht alles spielen. Die Tage kam ich mit Rachmaninov Prelude in G (Op 23 no 5) um die Ecke. Da hat sie auch nur gegrinst und gesagt "später"....

Aber da will ich mal hin. Auch die restlichen Sätze der Mondscheinsonate, andere Nocturne und Sonaten von Chopin, Rhapsodies und La Campanella von Liszt, dies und das von Bach und Mozart.... ach es gibt einfach zu viel. Ob das jemals geht? Wahrscheinlich nicht. Aber das ist was ich spielen will, also bewege ich mich da hin.

Der Vorteil bei mehr Variation ist natürlich, dass du sehr viel besser Noten lesen lernst und mehr verschiedene Dinge spielen kannst. Außerdem gibt es schneller Erfolge denke ich.

Ich habe ja auch noch kein Jahr gespielt, vielleicht denke ich in einem Jahr ganz anders?

Viele Grüße,

Jan

Na ja _wollen_...
Vieles von Bach: Goldberg Variationen, Kunst der Fuge, Chaconne von Busoni, Passacaglia etc. etc.
Alles irgendwo bei max. Schwierigkeit angesiedelt (außer Aria) und völlige Zeitverschwendung, mir da auch nur die ersten Takte anzuschauen, obwohl ich alles inzwischen so oft gehört habe, dass ich viele Strukturen sehr vertraut finde.
Danach geht es dann irgendwie doch nicht.

Im ersten Jahr Elise hätte ich persönlich auch nicht hinbekommen in Gänze, würde ich auch jetzt kämpfen müssen. Mit der Elise und dem Mondschein kannste mich aber auch jagen, kann ich mir nicht öfter anhören und mithin auch nie einüben. Einmal ists ganz hübsch, aber 50 mal und ich muss brechen ;)
 
Hmm ok es ist natürlich schwierig, wenn du nichts hast womit du zumindest einen stufenweisen Anstieg der Schwierigkeit hinbekommst. Ich kann die von dir genannten Stücke auch nur schwer einschätzen, eventuell kann dir jemand anders da einen Tipp geben.

Wenn du Bachs Invention 1 sauber spielst, brauchst du dich bei der Elise vor dem B und C Teil nicht zu fürchten denke ich. Wenn es dir allerdings nicht gefällt, ist das natürlich aber auch egal ;).

Viele Grüße,

Jan


Edit: Im übrigen finde ich die Invention 1 von Bach sehr schön, kam direkt auf meine Liste. Danke für den Tip!
 
Wirklich klein, derzeit grad Halling von Grieg (Op 47 Nr 4) und Bach Invention 1 C-Maj.
Ohne Wiederholungs-Teile hätte man Mühe, ne Minute damit zu füllen ;)

Das ist doch egal. Ein Bach Invention ist nicht ohne, muss man auch erst einmal fertig bringen. Ich bastle auch seit drei Monaten an der Nr. 13. Umso länger die Stücke umso mehr ewige Baustellen.

Es gibt genug Stücke, die einen etwas höheren Schwierigkeitsgrad haben, dabei überschaubar bleiben und trotzdem richtige klassische Klavierstücke sind, z. Bsp. Schumann Kinderszenen und AfdJ.
 
Allerdings glaube ich, dass man eben auch das lernt, was man übt. Und da dich diese Musik spielen möchte, übe ich sie. Dass das dann sehr sehr zäh ist, nehme ich in Kauf.

Ich darf auch nicht alles spielen. Die Tage kam ich mit Rachmaninov Prelude in G (Op 23 no 5) um die Ecke. Da hat sie auch nur gegrinst und gesagt "später"....

Aber da will ich mal hin. Auch die restlichen Sätze der Mondscheinsonate, andere Nocturn und Sonaten von Chopin, Rhapsodies und La Campanella von Liszt, dies und das von Bach und Mozart.... ach es gibt einfach zu viel. Ob das jemals geht? Wahrscheinlich nicht. Aber das ist was ich spielen will, also bewege ich mich da hin.
Vor mir sehe ich den typischen erwachsenen Klaviereinsteiger: überambitioniert, möchte Literatur für professionelle Pianisten spielen und Üben nach der Devise: viel hilft viel. ;-)

Ich habe ja auch noch kein Jahr gespielt, vielleicht denke ich in einem Jahr ganz anders?
Ja, dir besteht noch etwas bevor, das was sich Ernüchterung nennt. :-D Du hast gerade angefangen, machst wie jeder Anfänger rapide Fortschritte siehst dich jetzt im Eiltempo auf dem Weg zu Mondschein 3. Satz und Campanella.

Demnächst läufst du dann erstmal gegen eine Wand: Du hast die ersten 20 % rasch geschafft und nun folgen 60 %, die du dir über viele, viele Jahre mühsam erkämpfen mußt, mit Fortschritten im Schneckentempo. Und dann hast du nur 80 % dessen, was du brauchst um derartig schwere Literatur zu spielen. An den restlichen 20 % feilst du dann dein restliches Leben lang.

Die meiste erwachsenen Klavierschüler brechen schon bei Erreichen der ersten Plateau-Phase enttäuscht ab.
 
@JanS
Ist ja toll, wenn Du so ehrgeizig bist. Aber Du solltest Dir realistische Ziele setzen. Denn wenn Du Dir derart hochgesteckte Ziele setzt, diese unbedingt erreichen willst, und es dann nicht schaffst, erzeugt das nur immense Frustration. Und dann hörst du vielleicht auf, weil Du die Ziele nicht erreichen kannst.
Und auch wenn Du gewisse Nocturnes/Preludes von Chopin und "dies und das" spielen wirst, ist z. B. der 3. Satz der Mondscheinsonate etwas sehr ambitioniert. Da ist es eigentlich an der KL, Dich nicht zu entmutigen, aber dich auf den Boden der Tatsachen zu bringen.

Aber es kommt natürlich auch auf den Anspruch an sich selber an. Wenn es dir reicht, gewisse Stücke "runterzugurken", damit du sagen kannst, du "spielst" sie, ist das auch okay. Ich als KL würde das nicht unbedingt unterstützen.
Das ist wie mit Schauspielerei, zum Beispiel. Nur weil man Shakespeare rezitieren kann, ist man nicht unbedingt ein Schauspieler.
Das meine ich nicht beleidigend, sondern kritisch.

LG Antje
 
Vor mir sehe ich den typischen erwachsenen Klaviereinsteiger: überambitioniert, möchte Literatur für professionelle Pianisten spielen und Üben nach der Devise: viel hilft viel. ;-)

Ich denke diese Einschätzung is durchaus korrekt. Ich würde allerdings ein paar Einschränkungen vornehmen. Wisst ihr, manchmal spiele ich einfach nur ein paar Harmonien und freue mich wie ein kleines Kind. Ich möchte diese Literatur gerne spielen, aber ich muss nicht, um Spaß an der Musik zu haben. Es ist auch richtig dass ich denke, dass viel (richtiges) Üben mehr bringt als wenig. Allerdings setze ich mich niemals an den Flügel und denke "oh man, schon wieder dies and das". Das Gefühl eine Taste zu Drücken und wie das Instrument reagiert, alles vibriert und ist erfüllt von dem Ton. Das hört sich wahrscheinlich total bescheuert an aber ich genieße das. Wenn ich also viel Übe, dann auch weil es Spaß macht :).

Ja, dir besteht noch etwas bevor, das was sich Ernüchterung nennt. :-D Du hast gerade angefangen, machst wie jeder Anfänger rapide Fortschritte siehst dich jetzt im Eiltempo auf dem Weg zu Mondschein 3. Satz und Campanella.

Ich wollte nicht ausdrücken, dass ich mich im Eiltempo auf den Weg dahin sehe. Ich glaube einen Weg eingeschlagen zu haben, der vielleicht da hinführen kann. Aber ich habe ja auch geschrieben, dass ich es für wahrscheinlich halte, dass das nichts wird. Ernüchterung ist erstmal eine gute Sache, man kann seine Energie dahin lenken, wo sie Sinn ergibt. Ich gehe nicht mit riesigen Erwartungen da dran. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt :).

Demnächst läufst du dann erstmal gegen eine Wand: Du hast die ersten 20 % rasch geschafft und nun folgen 60 %, die du dir über viele, viele Jahre mühsam erkämpfen mußt, mit Fortschritten im Schneckentempo. Und dann hast du nur 80 % dessen, was du brauchst um derartig schwere Literatur zu spielen. An den restlichen 20 % feilst du dann dein restliches Leben lang.

Na wenn die restlichen 80% so viel Spaß machen wie die erste 20%, kann es ja fast nicht lange genug dauern ;).

@JanS
Ist ja toll, wenn Du so ehrgeizig bist. Aber Du solltest Dir realistische Ziele setzen. Denn wenn Du Dir derart hochgesteckte Ziele setzt, diese unbedingt erreichen willst, und es dann nicht schaffst, erzeugt das nur immense Frustration. Und dann hörst du vielleicht auf, weil Du die Ziele nicht erreichen kannst.

Hohe Ziele zu Stecken, welche ich mit hoher Wahrscheinlichkeit nie erreichen kann, liegt in meiner Natur. Ich bin mir darüber (meistens :-D) im klaren. Aber es sorgt auch dafür, dass ich das ein oder andere mal etwas außergewöhnliches erreicht habe. Deshalb setze ich mir niemals Ziele welche ich erreichen "muss", aber eben Ziele, die mich (über)fordern.

@JanS
Und auch wenn Du gewisse Nocturnes/Preludes von Chopin und "dies und das" spielen wirst, ist z. B. der 3. Satz der Mondscheinsonate etwas sehr ambitioniert. Da ist es eigentlich an der KL, Dich nicht zu entmutigen, aber dich auf den Boden der Tatsachen zu bringen.

Meine KL hat mich nie zu dem 3. Satz der Mondscheinsonate ermutigt. Wie in meinem Post erwähnt, sagt sie mir auch sehr direkt, was eben (noch? ;) ) nicht geht. Auf den Boden der Tatsachen bringt sie mich regelmäßig, wenn sie mir zeigt, was ich selbst bei vermeintlich einfachen Teilen noch besser machen kann und wie das klingt, wenn man wirklich Musik statt Geräuschen macht.

Was würdest du denn einem Schüler sagen, wenn er erwähnt, dass er irgendwann einmal den 3. Satz Mondscheinsonate spielen möchte? "Sorry, aber das wird zu 99% leider nie was werden, finde dich damit ab." ?

@JanS
Aber es kommt natürlich auch auf den Anspruch an sich selber an. Wenn es dir reicht, gewisse Stücke "runterzugurken", damit du sagen kannst, du "spielst" sie, ist das auch okay. Ich als KL würde das nicht unbedingt unterstützen.
Das ist wie mit Schauspielerei, zum Beispiel. Nur weil man Shakespeare rezitieren kann, ist man nicht unbedingt ein Schauspieler.
Das meine ich nicht beleidigend, sondern kritisch.

LG Antje

Keine Sorge, ich verstehe was du sagen möchtest. Hier sind wir absolut auf einer Linie. Jeder muss selbst wissen, womit er zufrieden ist. So lange man nur für sich selbst spielt, kann es einem doch auch egal sein, was andere von dem gespielten halten. Ich hoffe aber ich habe hier nicht den Eindruck erweckt, Stücke einfach nur "runtergurken" zu wollen. Und ich befürchte meine Lehrerin ist da etwas wie du, wie ich gestern wieder feststellen dufte :dizzy:.

Ich sehe auf jeden Fall, was ihr mir sagen wollt und es ist lieb, dass ihr euch Sorgen macht. Wäre doch schade, wenn ich irgendwann aus Frust das Handtuch werfe?

Mein Pan ist, ich habe weiterhin einen riesen Spaß und schaue, wo ich raus komme :-D.

Viele Grüße,

Jan
 
Zuletzt bearbeitet:
Und auch wenn Du gewisse Nocturnes/Preludes von Chopin und "dies und das" spielen wirst, ist z. B. der 3. Satz der Mondscheinsonate etwas sehr ambitioniert. Da ist es eigentlich an der KL, Dich nicht zu entmutigen, aber dich auf den Boden der Tatsachen zu bringen.
Das ist dann die Gratwanderung, die ein Unterrichtender je nach Auftragslage machen muß. Serviert man erwachsenen Anfängern gleich die kalte Dusche, sind sie schnell bei jemand anderem, der das Blaue vom Himmel verspricht. ("Du kannst das schaffen, nur mit Videos im Internet, ohne Noten!")

Aber es kommt natürlich auch auf den Anspruch an sich selber an. Wenn es dir reicht, gewisse Stücke "runterzugurken", damit du sagen kannst, du "spielst" sie, ist das auch okay. Ich als KL würde das nicht unbedingt unterstützen.
Das ist auch ziemlich schade, weil man während dieser Zeit richtige Musik machen könnte. Selbst wenn so jemand dann nach einigen Jahren wieder aufhört, weil die Lieblingswerke weiterhin unerreichbar sind, hat er dennoch ein ansprechendes Repertoire vorzuweisen und entsprechende Fähigkeiten dafür entwickelt.

Ich verstehe nicht, warum soviele erwachsene Einsteiger es vorziehen, nach mehren Jahren Arbeit zum Beispiel mit einer halben Klaviersonate und einem kaputtdilettierten Nocturne zu enden.
 
Ich wollte nicht ausdrücken, dass ich mich im Eiltempo auf den Weg dahin sehe. Ich glaube einen Weg eingeschlagen zu haben, der vielleicht da hinführen kann. Aber ich habe ja auch geschrieben, dass ich es für wahrscheinlich halte, dass das nichts wird. Ernüchterung ist erstmal eine gute Sache, man kann seine Energie dahin lenken, wo sie Sinn ergibt. Ich gehe nicht mit riesigen Erwartungen da dran. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt :)
Deine Einschätzung beruht auf der Extrapolation einer typischen Anfängerlernkurve. Ist völlig normal, da ging jeder von uns durch. Es macht großartigen Spaß, Sachen anzufangen - sie auch zu Ende zu bringen, da liegt dann der Hase im Pfeffer. ;-)

Na wenn die restlichen 80% so viel Spaß machen wie die erste 20%, kann es ja fast nicht lange genug dauern ;).
"Aufgeschobene Belohnung" nennt sich, wo mit du später klarkommen mußt. Die anfängertypischen Erfolgserlebnisse (weil alles leicht fällt) bleiben nachher aus. Dann mußt du dich irgendwie anders zum Üben motivieren. Und mit Üben ist nicht fasziniertes Rumklimpern gemeint, auch wenn das hin und wieder mal dazugehört, sondern systematische harte Arbeit.

Hohe Ziele zu Stecken, welche ich mit hoher Wahrscheinlichkeit nie erreichen kann, liegt in meiner Natur. Ich bin mir darüber (meistens :-D) im klaren. Aber es sorgt auch dafür, dass ich das ein oder andere mal etwas außergewöhnliches erreicht habe. Deshalb setze ich mir niemals Ziele welche ich erreichen "muss", aber eben Ziele, die mich (über)fordern.
Der erwachsene Anfänger blickt auf einen Werdegang zurück. Er hat bereits schwierige Hürden im Leben genommen, ist in seiner Profession etabliert und kennt sich dort hervorragend aus, noch Ältere haben eine lange Karriere hinter sich. Gerade bei Leuten in leitenden Positionen, die selbst sich als Macher verstehen, entwickelt sich daraus automatisch ein Anspruch, auch beim neuen Steckenpferd einen ähnlichen Professionalitätsgrad zu erreichen, dazu die Erwartungshaltung: Das wird beim Klavierspielen genauso funktionieren - einfach ein Schritt nach dem anderen bis zum utopisch erscheinenden Ziel...

Dann folgt die Ernüchterung... :coolguy:

Was würdest du denn einem Schüler sagen, wenn er erwähnt, dass er irgendwann einmal den 3. Satz Mondscheinsonate spielen möchte? "Sorry, aber das wird zu 99% leider nie was werden, finde dich damit ab." ?
Ich denke, ein realistischer Klavierlehrer versucht erwachsene Einsteiger auf mittelschwere Literatur auf einem hoffentlich gehobenen musikalischen Niveau zu bringen. Das heißt nicht, daß das garantiert erreichbar ist, denn jeder stößt irgendwann an die persönliche gläserne Decke. Aber das ist zumindest nicht ganz ausgeschlossen.
 

Mein Pan ist, ich habe weiterhin einen riesen Spaß und schaue, wo ich raus komme :-D.

Und ganz ehrlich: sollte nicht genau das die Hauptsache sein? Bei mir ist das jedenfalls so! Ich freue mich wie ein Schneekönig über jedes neue, halbwegs gelernte Stück. Genauso kenne ich Frustphasen, wo es nicht voranzugehen scheint, und auch den Wunsch, zu schwere Stücke zu früh spielen zu wollen. Das ist doch alles total normal... Letztlich geht es mir aber vor allem um eins: sinnvoll verbrachte Lebenszeit mit riesiger Freude am Klavier und dem Vergnügen, ständig etwas dazuzulernen. :-)
 
Deine Einschätzung beruht auf der Extrapolation einer typischen Anfängerlernkurve. Ist völlig normal, da ging jeder von uns durch. Es macht großartigen Spaß, Sachen anzufangen - sie auch zu Ende zu bringen, da liegt dann der Hase im Pfeffer. ;-)

"Aufgeschobene Belohnung" nennt sich, wo mit du später klarkommen mußt. Die anfängertypischen Erfolgserlebnisse (weil alles leicht fällt) bleiben nachher aus. Dann mußt du dich irgendwie anders zum Üben motivieren. Und mit Üben ist nicht fasziniertes Rumklimpern gemeint, auch wenn das hin und wieder mal dazugehört, sondern systematische harte Arbeit.

Ich bin mir nicht sicher worauf du hinaus möchtest. Meine Einschätzung, dass das wahrscheinlich nichts wird, ist noch zu hoch gegriffen? Ich glaube ich kann verstehen, was du sagen möchtest. Finde eine derartige Herangehensweise aber geradezu langweilig. Wo bleibt denn da die Energie und das Feuer?
Ich denke, dass man sehr hart arbeiten muss um irgendwo hin zu kommen, weiß jeder in unserem alter. Aber warum denn dann nicht mit Enthusiasmus und Leidenschaft. Diese bekomme ich eben über solch hohe Ziele. Vielleicht ist das bei anderen anders.
Ich denke es gibt einen Unterschied zwischen blinder Naivität und dem zugehen auf ein Ziel von dem man weiß, dass man wahrscheinlich nie ankommt. Man genießt aber die Reise und das Panorama, welches von den Zielen gezeichnet wird!

:-D

Der erwachsene Anfänger blickt auf einen Werdegang zurück.... Das wird beim Klavierspielen genauso funktionieren - einfach ein Schritt nach dem anderen bis zum utopisch erscheinenden Ziel...
Dann folgt die Ernüchterung... :coolguy:

Der Erwachsene Anfänger hat diese Situation vielleicht auch schon einmal erlebt und kann dann damit umgehen. Dass muss ja nicht gleich in einer Lebenskrise enden.

Ich denke, ein realistischer Klavierlehrer versucht erwachsene Einsteiger auf mittelschwere Literatur auf einem hoffentlich gehobenen musikalischen Niveau zu bringen. Das heißt nicht, daß das garantiert erreichbar ist, denn jeder stößt irgendwann an die persönliche gläserne Decke. Aber das ist zumindest nicht ganz ausgeschlossen.

Hat jetzt zwar nichts mit meiner Frage zu tun, welche Antwort man da als Lehrer geben sollte, allerdings finde ich das beschriebene Vorgehen auch wünschenswert. Das kann ein Lehrer aber auch tun ohne den Schüler in den Boden zu stampfen. Ich vermisse etwas den Spaß, bin sehr gespannt, was die Zeit mir bringen wird. Hoffentlich finde ich den Faden in einigen Jahren mal wieder.

Viele Grüße,

Jan.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Prelude in G möchte ich unbedingt auch irgendwann mal spielen können! Im Moment bin ich erstmal mit dem Prelude in C von rachmaninoff beschäftigt. Das war der Vorschlag meiner Klavierlehrerin, sie meinte ich kann daran "musikalisch wachsen".
Ich übe täglich auch ca 2 Std im Durchschnitt.
Meiner Meinung nach bringt mehr üben auch "mehr".
Meine Rechnung ist einfach. Wenn ich nur 1 Std pro Tag üben würde, käme ich nur halb so schnell voran.
 
Wolters veranschlagt dafür ca. 16 Jahre bei einer Stunde täglich. Bei zwei Stunden kommst du vielleicht auf 8 Jahre ;-)
 
Ich denke diese Einschätzung is durchaus korrekt. Ich würde allerdings ein paar Einschränkungen vornehmen. Wisst ihr, manchmal spiele ich einfach nur ein paar Harmonien und freue mich wie ein kleines Kind. Ich möchte diese Literatur gerne spielen, aber ich muss nicht, um Spaß an der Musik zu haben. Es ist auch richtig dass ich denke, dass viel (richtiges) Üben mehr bringt als wenig. Allerdings setze ich mich niemals an den Flügel und denke "oh man, schon wieder dies and das". Das Gefühl eine Taste zu Drücken und wie das Instrument reagiert, alles vibriert und ist erfüllt von dem Ton. Das hört sich wahrscheinlich total bescheuert an aber ich genieße das. Wenn ich also viel Übe, dann auch weil es Spaß macht :)........ Ernüchterung ist erstmal eine gute Sache, man kann seine Energie dahin lenken, wo sie Sinn ergibt. Ich gehe nicht mit riesigen Erwartungen da dran. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt :). Na wenn die restlichen 80% so viel Spaß machen wie die erste 20%, kann es ja fast nicht lange genug dauern ;).....Deshalb setze ich mir niemals Ziele welche ich erreichen "muss", aber eben Ziele, die mich (über)fordern.
......
Was würdest du denn einem Schüler sagen, wenn er erwähnt, dass er irgendwann einmal den 3. Satz Mondscheinsonate spielen möchte? "Sorry, aber das wird zu 99% leider nie was werden, finde dich damit ab." ?***
......
Mein Pan ist, ich habe weiterhin einen riesen Spaß und schaue, wo ich raus komme

Das hört sich doch alles sehr vernünftig an! Da kann ich gar nicht meckern ;-)

*** Ich würde einem Schüler natürlich nie so einen Satz um die Ohren hauen :angst:
Ich würde das viel diplomatischer angehen. Außerdem kommt es auf das Alter und den Ehrgeiz bzw. Einsatz des Schülers an...
LG Antje
 
er schreibt von einem Dreiviertel Jahr pro Stufe?

Schreibt er das wirklich??? Das würde ja heißen, man wäre in nicht mal 15 Jahren quasi auf "Konzertpianisten-Level" und würde Chopinballaden und dergleichen spielen. Da ich nun eine ganze Menge Hobbypianisten kenne, die seit mehr als 10 oder 20 Jahren spielen, täglich üben, Unterricht haben und dennoch weit von solchen Höhenflügen entfernt sind, würde ich das mal bezweifeln....
 
Ich besitze das Buch selber nicht, habe nur mal reingeschaut und ich glaube ja, er schreibt von einem dreiviertel Jahr. Bin aber nicht zu 100 % sicher
 
Das Prelude habe ich jetzt nicht im Wolters nachgesehen, aber zur entsprechenden Stufe (12) habe ich mir diese beiden (widersprüchlichen) Aussagen gemerkt:

16 Jahre bei 45-60 Min. täglich

Die Stufen 1 - 12 sind per Definition von jedem "normalen" Klavierschüler in ca. 8-10 Jahren bei ständigem Unterricht erreichbar. Die Stufen danach sind "professionellen" Klavierspieler vorbehalten und erfordern einen entsprechenden Ausbildungsaufwand.
 

Zurück
Top Bottom