Wie wichtig ist eigentlich Theorie?

Pachanka

Pachanka

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Hallo ihr!

(Das wollte ich eigentlich ins Umfragen-Forum posten, aber das hat irgendwie nicht geklappt. :cry: )
Die Frage interessiert mich schon länger. Ich lerne nämlich kaum Theorie, eher so nebenbei erklärt mein Lehrer mir etwas im Zusammenhang zu einem aktuellen Stück.
Aber ist das so wichtig, wenn man jetzt so Hobby-mäßig spielt (auf die Hobbypianisten bezog sich meine Frage)? Also dass es nicht schadet, ist schon klar... :)

Ich weiß auch gar nicht inwiefern unsere berühmten Pianisten theoretisch bewandert waren, aber unter den Jazzern und Bluesern (mit denen ich mich ja hauptsächlich beschäftige) gab es doch bestimmt viele, die nur nach Gehör spielen konnten, oder?
Mich behindert zuviel Theorie irgendwie beim Improvisieren.
Wie seht ihr das denn?
Ich würd gerne eure Meinung dazu hören..

LG Pachanka
 
Kommt drauf an, wie weit Du kommen möchtest. Wenn Du Dich eher im Pop - oder Boogiebereich bewegst, kann viel einfach nach Gehör passieren. Wenn die Stücke komplizierter werden wirst Du um ein fundiertes Theoriewissen nicht rumkommen. Natürlich gab´s (gibt´s vielleicht auch noch) Jazzmusiker, die rein nach Gehör spielten, aber das ist eher nicht der Regelfall. Spätestens seit der Bebop-Ära ist Jazz-Improvisation theoretisch erklärbar und wird auch über das Wissen um die Theorie erlernt.
Aber man muss natürlich aufpassen, dass das Ganze nicht zu "kopflastig" wird....
 
Ich unterscheide zwei verschiedene Arten von Theorien:

1. Die Theorie des Lernens

das war mir schon immer wichtig, weil ich verstehen will, warum ich etwas wie tue; für unkoordinierte Experimente ist mir meine Zeit zu schade!

2. Die Harmonielehre

Davon habe ich in meiner Kindheit eine Menge gelernt und danach einen großen Teil wieder vergessen. Das tut mir heute weh, weil ich glaube, dass ein grundsätzliches theoretisches Verständnis dessen, was ich tue, eine gute Unterstützung beim Lernen ist, vor allem beim Auswendiglernen (siehe Thema nebenan). Ich bin auch nicht einig, dass die Jazzer tendenziell mit weniger Theorieverständnis spielen; eher das Gegenteil ist meiner Ansicht nach der Fall, zumindest könnte ich als reiner Klassik- Interpret völlig ohne Theorie auskommen, da ich ja nur einen geschriebenen Notentext wiedergebe (das Notenlesen setze ich natürlich voraus). Sobald es an die Komposition geht, ist das nicht mehr möglich, und Improvisation ist ja letztlich nichts anderes als spontane Komposition, ohne es aufzuschreiben.
Ich habe mal einen Jazz- Pianisten kennen gelernt, der wirklich hervorragend gespielt hat. Er hat mir erklärt, dass er sich schwer tut, Klassik zu spielen, weil er ständig die Möglichkeiten sieht...

Ich bin ein relativ extremes Beispiel für einen Interpreten, der "nicht weiß, was er tut". Damit fehlt mir eine wichtige Stütze beim Erinnern eines Notentextes, da ich nur wenig in der Lage bin harmonische Zusammenhänge herzustellen.

Wenn ich ein neues Stück lerne, ist es natürlich ein immenser Aufwand, es nebenbei immer harmonisch zu analysieren; das habe ich mir dann immer geschenkt um schneller voranzukommen. Das hat auch ganz gut geklappt, aber wie pianomobile schon beschrieben hat, ist das unter dem Strich nur ein scheinbar schnelleres Vorankommen, weil man früher an Grenzen stößt. Ich werde also zukünftig wieder mehr Wert auf das Mitdenken legen.

Der Hartmut
 

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