Wie übt ihr, um von 80% gekonnt auf 100% zu kommen?

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Hallo alle zusammen,

auch nach mehr als 15 Jahren des Klavierspielens komme ich mir häufig noch völlig unwissend und dilettantisch vor, wenn mir mal wieder aufgeht, was ich alles falsch und unzweckmäßig mache. Mittlerweile fühle ich mich immerhin soweit gerüstet, dass ich genügend Übetechniken erlernt und verinnerlicht habe, dass ich ein schwieriges Stück durcharbeiten kann (Varianten erfinden, rückwärts additiv üben, Strukturen erkennen, konzentriert an wenigen problematischen Stellen üben statt immer durchzuspielen etc.).

Mir ist aber aufgefallen, dass ich keine systematische, sinnvolle Vorgehensweise habe, wenn ich soweit bin, dass ich mit dem Üben durch bin. Die Situation sieht dann so aus, dass das jeweilige Stück zersplittert ist in eine Reihe von "Stellen", die soweit laufen, vom Tempo je nach Schwierigkeitsgrad in der Regel noch divergieren (klar, leichtes spielt man schon früh im Endtempo, die schwierigsten Stellen widersetzen sich dem lange). Wie geht es nun aber weiter?

Oder kennt ihr das Problem nicht? Wahrscheinlich lautet die Antwort: Wenn man die einzelnen Abschnitte richtig geübt hat, macht auch das Zusammenfügen und im Zusammenhang spielen keine Probleme. Was mache ich dann falsch? :)

lg marcus
 
Konzentration hochhalten, zwei Tage ganz langsam üben, dann wieder im Endtempo, dann wieder langsam. Das Wichtigste ist bei mir immer, dass ich es nicht überspiele.
 
Hier fängt ja das Üben erst mal an, Spaß zu machen!
 
Bei mir hört es da immer auf und ich gehe (viel zu früh) vom Üben in´s Spielen über. :-)
 
Bei mir hört es da immer auf und ich gehe (viel zu früh) vom Üben in´s Spielen über. :-)
Das ist es ja, was den Spaß ausmacht, immer mehr und mehr die Leichtigkeit des vormals "Schweren" zu spüren. Spricht ja auch nichts dagegen, das Ganze x-mal durchzuspielen. Man muss nur aufpassen, nichts kaputtzuspielen, immer wieder zum Kleinen zurückzukehren, achtsam zu sein, langsam zu üben. Jede Stelle, die sich im Tempo nicht gut anfühlt, ist noch nicht soweit und wird bis zum Gehtnichtmehr geübt (in allen Varianten). Dann wieder weiträumig darum herum, Einstiegsstellen nach Stilblütenart gibt es keine mehr, man muss bei jedem Ton/ Takt reinkommen können. In der Phase kann ich mich (gefühlt) stundenlang in ein paar Takte versenken. Die Belohnung gibt es am nächsten Tag, wenn alles so Durchgenommene spürbar leichter und besser läuft.
 
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Mir ist aber aufgefallen, dass ich keine systematische, sinnvolle Vorgehensweise habe, wenn ich soweit bin, dass ich mit dem Üben durch bin. Die Situation sieht dann so aus, dass das jeweilige Stück zersplittert ist in eine Reihe von "Stellen", die soweit laufen, vom Tempo je nach Schwierigkeitsgrad in der Regel noch divergieren (klar, leichtes spielt man schon früh im Endtempo, die schwierigsten Stellen widersetzen sich dem lange). Wie geht es nun aber weiter?
Meine Systematische Vorgehensweise an diesem Punkt ist:

1) Das gesamte Stück oder zumindest große Abschnitte in einem Tempo üben, welches ein bisschen langsamer als das "minimale Aufführungstempo" ist. Dabei versuchen an wirklich alles zu denken und alle Gesten (Dynamik, Agogik, etc.) geringfügig übertrieben durchführen. Um auch ja nichts bei einem solchen Durchgang zu "vergessen", bietet es sich an, den Notentext vor einem solchen Durchgang (ohne Klavier) durchzugehen. Sich hierbei zwingen wirklich jeden Tag (!) das gesamte Stücke (!) auf diese Art und Weise zu üben und keineswegs abzubrechen, wenn eine Stelle mal nicht klappt oder man sich unwohl fühlt. Eben eine Art "leichte Zeitlupe" des Ernstfalles.

2) Generell übe ich in der "letzten Phase" viel Mental, da ich das Gefühl habe, dadurch einen guten Gesamteindruck vom Stück zu entwickeln. Aber wie genau das vonstatten geht, kann ich leider auch nicht genau sagen.

3) Ich spiele in der letzten Phase das Stück auch pro Übeeinheit mindestens einmal wirklich "durch", so wie ich es auch im Konzert spielen würde. Außerdem nehme ich mich dabei auf, und höre es mir danach an und versuche daraus meine Lehren zu ziehen :-D .

Abschließend kann ich sagen, dass nach meiner Erfahrung die Kombination aus "leichter Zeitlupe" + "Generalprobe mit Aufnehmen und anschließendem Anhören" extrem zweckmäßig ist, wenn man sie täglich betreibt. Es ist am Anfang vielleicht etwas anstrengend, aber bereits nach 2-3 Tagen hat man einen echt sehr guten und detaillierten Gesamteindruck des Stückes im Kopf.

Liebe Grüße,

Daniel

P.S. Gerade Punkt 1 und 3 sind auch von meinem Klavierprofessor abgesegnet und empfohlen. Außerdem weiß ich von ihm auch, dass er den Punkt 1) auch so selbst praktiziert.
 
Zuletzt bearbeitet:
man muss bei jedem Ton/ Takt reinkommen können.
@Klavirus insgesamt stimme ich dir zu, wenn auch das alles viel zu allgemein (und, sorry, zu oberflächlich) ist -- aber das zitierte als Apodiktum ist sehr oft falsch und kontraproduktiv!
Es ist völlig nutzlos, ja sogar idiotisch, gegen Bewegungsmuster in irgendeiner tonreichen Passage wie den klein gestochenen in Chopins Des-Dur Nocturne partout bei Ton Nr.17 einzusetzen... ganz und gar unmöglich ist das übrigens bei den polyrhythmischen Etüden in Skrjabins op.8

Man muss bei jeder musikalischen Sinneinheit einsetzen können, nicht sinnlos bei irgendeinem wahllosen Ton!
 
Die Situation sieht dann so aus, dass das jeweilige Stück zersplittert ist in eine Reihe von "Stellen", die soweit laufen, vom Tempo je nach Schwierigkeitsgrad in der Regel noch divergieren (klar, leichtes spielt man schon früh im Endtempo, die schwierigsten Stellen widersetzen sich dem lange). Wie geht es nun aber weiter?
Hast du EIN Tempo, in dem ALLES ohne nachdenken läuft?

Mir ist noch nicht ganz klar, was dein lamento ist:
1. grämt dich, dass irgendeine Stelle nicht im Tempo geht?
oder grämt dich, dass du
2. allerlei Stellen zwar kannst, aber in verschiedenen Tempi?
oder grämt dich, dass du
3. zwar alles kannst, auch in einem Tempo, aber es nicht schaffst, die gekonnten Abschnitte pausenlos hintereinander zu spielen?

3. ist am einfachsten: das ist reine Kopf- oder Konzentrationssache - als Tipp: die letzten Takte eines gekonnten Abschnitts als Entspannung fühlen und als Absprung in den nächsten denken

1. & 2. sind Übungssache...
 
Ich verstehe auch nicht, was hier das Problem sein soll bzw. was daran nicht nach kurzem Nachdenken selbstständig lösbar sein soll.

Wenn man schon so blöd (sorry) war, so zu üben, dass man immer nur "Stellen" übt und die alle unterschiedliche Tempos haben, dann behebt man das natürlich, indem man guckt, welche Stelle noch am langsamsten geht, nimmt dies als Gesamt-Tempo (erstmal zum Einstieg Metronom benutzen) und spielt dann das ganze Stück.

Das ist ja nun echt keine Raketenphysik.
 
@Klavirus insgesamt stimme ich dir zu, wenn auch das alles viel zu allgemein (und, sorry, zu oberflächlich) ist -- aber das zitierte als Apodiktum ist sehr oft falsch und kontraproduktiv!
Es ist völlig nutzlos, ja sogar idiotisch, gegen Bewegungsmuster in irgendeiner tonreichen Passage wie den klein gestochenen in Chopins Des-Dur Nocturne partout bei Ton Nr.17 einzusetzen... ganz und gar unmöglich ist das übrigens bei den polyrhythmischen Etüden in Skrjabins op.8

Man muss bei jeder musikalischen Sinneinheit einsetzen können, nicht sinnlos bei irgendeinem wahllosen Ton!
Du hast natürlich recht, nachträglich bitte ich, mir den unüberlegten Ausdruck "Ton" gnädiglichst zu verzeihen. Obwohl ich das auch, und ganz besonders bei den von Dir erwähnten Passagen, äußerst erstrebenswert fände!
 

@alibiphysiker: vielen Dank! Deine Ausführungen fand ich sehr interessant. Ich werde es mal probieren, in Zukunft immer wenigstens einmal in jeder Übesession das Stück als Ganzes durchzuspielen (klar, sobald das geht). Auch das Durchgehen des Stückes abseits des Klaviers mache ich bisher bloß ausnahmsweise.

Mir ist noch nicht ganz klar, was dein lamento ist:
1. grämt dich, dass irgendeine Stelle nicht im Tempo geht?
oder grämt dich, dass du
2. allerlei Stellen zwar kannst, aber in verschiedenen Tempi?
oder grämt dich, dass du
3. zwar alles kannst, auch in einem Tempo, aber es nicht schaffst, die gekonnten Abschnitte pausenlos hintereinander zu spielen?
Ich würde sagen, es ist am ehesten 2.

Manchmal kommt hinzu, dass ich beim Üben irgendwelche Übergänge vergessen habe, die dann beim Durchspielen natürlich nicht so gut klappen.

@hasenbein: Es ist freilich kein unerhörtes, ungemein kompliziertes Problem. Aber Tatsache ist: Ich habe damit Probleme bzw. ich muss meine Übeweise noch verbessern, damit mir das nicht mehr passiert.

lg marcus
 
Ja, aber warum postest Du das hier?

Entweder war a) Dir das bereits klar, was ich schrieb, dann brauchst Du nicht nochmal fragen, sondern musst es einfach MACHEN, oder b) war es Dir noch nicht klar, dann fragt man sich aber, warum es Dir als langjährigem Klavierspieler noch nicht klar war, da es sich um eine Sache handelt, auf die man, Du musst es zugeben, leicht selber kommt.
 
Frage mal: Was sind denn 100%? Geht es nur um technische Beherrschung (Dein Post klingt danach), dann würde ich sagen: Muss man halt üben.

Aber dann bist du vielleicht grade mal bei 80% angekommen...
 
Ja, aber warum postest Du das hier?

Entweder war a) Dir das bereits klar, was ich schrieb, dann brauchst Du nicht nochmal fragen, sondern musst es einfach MACHEN, oder b) war es Dir noch nicht klar, dann fragt man sich aber, warum es Dir als langjährigem Klavierspieler noch nicht klar war, da es sich um eine Sache handelt, auf die man, Du musst es zugeben, leicht selber kommt.
Ich versuche mal eine ernsthafte Antwort:

1) Der erste Absatz meines Eingangsposts war nicht ironisch gemeint, sondern ganz ernst.
2) Mir ist nicht leicht gefallen zu formulieren, was überhaupt mein Problem ist. Ohne Verständnis des Problems aber keine Lösung.
3) Ich hätte mir darüber auch klar werden können durch ein Gespräch, durch einen Tagebucheintrag oder sonst etwas. Ich habe einen Forumsbeitrag dafür gewählt.
4) Wer von uns Amateuren hat keine unzweckmäßigen Übeweisen oder blinden Flecken beim Üben? Hätte ich das professionelle Mindset, was Üben und Klavierspiel allgemein betrifft, wäre ich wahrscheinlich kein Amateur :D
5) Wie oft triffst du Klavierschüler, die eigentlich (und wenns nur irgendwo im Hinterkopf ist) wissen, wie sie üben müssen, aber sie wollens doch nochmal von jemandem hören, ob das ungeliebte Übemittel wirklich sein muss?

Okay, es war eine blöde Frage. Steinigt mich.

lg marcus
 
Als Nichtprofi würde ich nicht Varianten und ähnliche Spielchen um ein Stück herum aufbauen, sondern das Stück durchspielen und die kniffligen Stellen üben. Wenn da haufenweise Stellen sind, die einzeln geübt werden müssen, ist das Stück falsch ausgewählt!!!! Stellen sich technische Schwierigkeiten heraus, macht man dazu technische Übungen und entsprechende Etüden extra. Dann kommen so komische stückweise Erfassungen eines Stückes nicht vor. Man liebt doch das ganze Stück, diese Motivation macht man sich doch kaputt, wenn man nur Sequenzen übt und die dann auch noch variiert. Ganz abgesehen von musikalischer Erfassung des Stückes.......

Man kann sich das Leben echt schwer machen......
 
Wenn da haufenweise Stellen sind, die einzeln geübt werden müssen, ist das Stück falsch ausgewählt!!!!

Hmmm, in meiner Schulzeit, als ich noch Nichtprofi war, haben meine Lehrer mehrmals grundfalsche Stücke ausgewählt mit haufenweise Stellen drin, die ich einzeln üben mußte. Die habe ich dann eben geübt, und am Ende konnte ich die Stücke ganz und habe sie noch viel mehr geliebt als vorher, als ich sie noch nicht konnte.

Hätten die Lehrer doch besser auf die Stückauswahl geachtet...
 
Hmmm, in meiner Schulzeit, als ich noch Nichtprofi war, haben meine Lehrer mehrmals grundfalsche Stücke ausgewählt mit haufenweise Stellen drin, die ich einzeln üben mußte. Die habe ich dann eben geübt, und am Ende konnte ich die Stücke ganz und habe sie noch viel mehr geliebt als vorher, als ich sie noch nicht konnte.

Hätten die Lehrer doch besser auf die Stückauswahl geachtet...
Inkonsequente Aussage am Schluss.
 

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