Wie sollte ich zwei Stunden Übezeit pro Tag strukturieren?

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Rachmaninov22

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Wenn ich jeden Tag etwa zwei Stunden übe, wie sollte ich mir diese Zeit aufteilen. Also wie lange sollte ich Arpeggien, Tonleitern etc spielen. Wie lange Etüden, wie lange "richtige" Stücke? Sollte ich mich zwischendurch kurz entspannend, damit mein "Geist" die gelernten Dinge abspeichern kann? Sollte man eher nach der Schule üben oder eher am Abend?
 
Es gibt hier unterschiedliche Meinungen, sowohl im Forum als auch unter den Pianisten.
Manche sagen, die Zeit der Fingerübung sollte ein Drittel oder sogar die Hälfte der Übezeit betragen, andere halten überhaupt gar nichts davon.
Ob du dich zwischendurch entspannst und zu welcher Tages- (oder Nacht-) Zeit du übst, würde ich einfach ausprobieren.
Vielleicht übst du lieber zweimal eine Stunde als einmal zwei Stunden.
Ich persönlich spiele am liebsten abends, aber da ist wohl jeder individuell.
Was sagt denn dein Klavierlehrer?

Viele Grüße
Stilblüte
 
Eine Entspannung zwischendurch ist sicherlich gut fürs Gehirn und die Finger, du musst halt schauen ob das nicht zur Folge hat, dass du etwas Anderes anfängst und dann vergisst, mit dem Klavierspielen weiterzumachen.
(Ist mir schon oft genug passiert:D )

Ich vertiefe mich wiederum manchmal so sehr ins Üben, dass es schon vorkam, dass ich es nicht gemerkt habe wie ich dies 3 Stunden am Stück gemacht hatte (hab ich erst gemerkt, als mir der Rücken wehtat).

Für dein Klavierspiel ist es sicherlich besser wenn du abends spielst, weil das Gehirn die Informationen dann am Besten verarbeitet.

Wenn du jedoch nach der Schule Klavier spielst, könnte es sein, dass du dich danach beim Lernen besser konzentrieren kannst, was ja auch nicht schlecht wäre (ist zumindest bei mir der Fall).
 
30min Technik, 30min schöne Stücke, die du kannst, 30min Stücke, die du können willst, 30min Etüden.
So vll?
Nicht zu sehr durcheinander (Technik, Etüde, Stück, Technik, Stück, Etüde <- so nicht).
Kommt drauf an, wann du Motivation brauchst. Wenn du dich zum Spielen zwingen musst, dann fang erstmal mit den schönen Stücken an. Wenn du nach 1,5h kaum noch kannst, dann mach die schönen Stücke am Ende.
 
Also ein Drittel der zeit würde ich auf jedenfall in Fingerübvungen (ob nun Tonleitern, Hanon oder Etüden) stecken. Bei mir ist es immer ein bisschen mehr als ein Drittel (um genau zu sein ca. 45-50 Minuten bei 2 Stunden spielen) also, Tonleitern, Arpeggien, Hanon und Czerny Etüden. Die restliche Zeit ist für die "richtigen" Stücke. (Dann kommt oft noch was dazu an Zeit, aber das ist dann nicht mehr üben, sondern einfach nur spielen was ich grad so finde, ohne groß auf Perfektion zu achten)



oli
 
Ich finde, ein Übungsplan hängt sehr davon ab, was man langfristig erreichen möchte. Wenn man "einfach so ins Blaue" lernt, halte ich Fingerübungen für ziemlich unwichtig, da die Technik auch durch Üben an und Spielen von Stücken kommt. Andererseits ist es bestimmt nicht schlecht, wenn man alle Tonleitern flüssig spielen kann und die wichtigsten Intervalle in den Fingern hat - auch in Form von Appreggien.

Was Finger- und andere Übungen betrifft, würde ich auf jeden Fall den Lehrer fragen weil er am besten beurteilen kann, was Dir im Moment in welcher Intensität am meisten nützt. Die Obergrenze sollte meiner Meinung immer da liegen, wo der Körper sich beschwert, auch wenn man sich auf eine Aufnahmeprüfung vorbereitet - nicht aus philosophischen Gründen, sondern weil es einem sonst die nächsten Wochen vermasseln kann.

Damit steht dann schonmal der Anfang der Übungssession fest. Danach geht es an die harten Brocken in den aktuelle Stücken, solange die Konzentration reicht. Dazu gehört auch, ein Stück auf die Zielgeschwindigkeit zu bringen. Den Rest der Zeit würde ich mit Spielen genießen.

Etwas musikalisch zu improvisieren kann auch nicht schaden - vor allem OHNE Anleitung. Das schult den Forschergeist und das Gefühl fürs Instrument. Birgt aber die Gefahr, daß man länger am Klavier bleibt, als man vorhatte.

Je ernster Deine Ambitionen sind, professioneller Pianist zu werden oder ein musikalisches Studium zu absolvieren, daß eine Aufnahmeprüfung mit Klavier vorsieht, desto mehr solltest Du diesen Beitrag ignorieren und Dich stattdessen mit Deinem Lehrer beraten. Nicht, daß ich meine Ratschläge für falsch halte, aber sie sind etwas zu vage für solche Ziele.
 
Ich finds immer ganz angenehm wenn ich mich nach der Schule ans Klavier setzten kann Dann kann ich mich nachher besser auf die Hausübungen konzentrieren.
Persönliche halte ich nicht viel davon die ganze Zeit Tonleitern auf und ab zu spielen., aber da muss sich jeder seine eigene Meinung bilden.
Ich verbringe die meiste Zeit irgendwelche Stücke zu üben und weniger mit Fingerübungen.


Kathi
 
Übezeit

Also ein Drittel der zeit würde ich auf jedenfall in Fingerübvungen (ob nun Tonleitern, Hanon oder Etüden) stecken. Bei mir ist es immer ein bisschen mehr als ein Drittel (um genau zu sein ca. 45-50 Minuten bei 2 Stunden spielen) also, Tonleitern, Arpeggien, Hanon und Czerny Etüden. Die restliche Zeit ist für die "richtigen" Stücke. (Dann kommt oft noch was dazu an Zeit, aber das ist dann nicht mehr üben, sondern einfach nur spielen was ich grad so finde, ohne groß auf Perfektion zu achten)



oli
Oli, du bist doch bestimmt sehr musikalisch, warum nicht die ganze zeit richtige Stücke spielen. Hier haben schon andere erfahrene Spieler daraufhingewiesen, dass der ganze Czerny, Hanon und dgl. wenig bringen im Vergleich zum Zeitaufwand, oder möchte dein Lehrer das so, dann soll man sich nicht einmischen.

Auch im Online chang finde ich gerade seine Auslassungen über Hanon und andere Mittäter äusserst gelungen.

Allerdings gibt sogar der berühmte Heinrich Neuhaus (der Vater aller berühmten russischen Pianisten ) in seinem Buch: "Die Kunst des Klavierspiels" durchaus zu, dass junge Leute auch mal eine Zeit wild darauf los hämmern können, denn ein gewisser Trainingseffekt ist ja nicht auszuschliessen.

Ansonsten würde ich lieber die Übeeinheiten direkt den Stücken entnehmen. Jedes Werk enthält eine Fülle von Anregungen, aus denen man im Loop- oder perpetuum mobile Verfahren sehr effektive Übungen bilden kann.

Wer dennoch gerne Übungen und Studieretuden spielt, dem seien Brahms 51 Übungen angeraten. Hier wird doch wesentlich besser als bei Czerny usw. auf die Probleme eingegangen, die in den Stücken entstehen.
http://www.piano-stieler.de/klaviernoten/brahms-uebungen.htm

Auf der gleichen Seite gibt es auch pdf. Dateien der Noten und vieles mehr, alles legal natürlich und kostenlos.
 
Ich gehöre zu der Minderheit (oder bin ich der einzige?) dem zumindest Czerny sehr gefällt. Hanon mach ich mehr weil es meine Lehrerin so will. Sie weiß hoffentlich was sie da tut (wobei ich davon ausgehe, dass sie das weiß, weil sie schon lange unterricht gibt)

Sind die Brahmsübungen was für mich? Sie scheinen mir beim durchsehen doch noch ein wenig zu kompliziert (oder liegt das nur daran, dass ich mir mal wieder nichts zutraue?)


oli
 
Sind die Brahmsübungen was für mich? Sie scheinen mir beim durchsehen doch noch ein wenig zu kompliziert (oder liegt das nur daran, dass ich mir mal wieder nichts zutraue?)

Es kommt darauf an, welches Ziel verfolgt wird. Für das Spiel klassischer Literatur ist Hanon/Czerny sinnvoll (enge Fingerhaltung), für die romantische wiederum Brahms (&Heller?) (weite Appreggien etc).

Grad, wenn man sich auf das Brahms-Spiel vorbereiten möchte, ist es gut die ein oder andere der 51 Übungen zu studieren. Ich selbst mache das zur Zeit (z.B. Nr. 8a &b, 10, 15, 24a & b).

Das ist meine Meinung dazu.

Ansonsten versuche ich immer 1/4 bis 1/2 meiner Übungszeit (meist leider nur 1 - 1,5 h) mit solchen technischen Übungen zu verbringen und den Rest am Stück zu arbeiten.

Gruß,
Sascha
 
...warum nicht die ganze zeit richtige Stücke spielen...

...Hier haben schon andere erfahrene Spieler daraufhingewiesen, dass der ganze Czerny, Hanon und dgl. wenig bringen im Vergleich zum Zeitaufwand,...

...Jedes Werk enthält eine Fülle von Anregungen, aus denen man im Loop- oder perpetuum mobile Verfahren sehr effektive Übungen bilden kann...

All dem kann ich nur zustimmen.
 

Übestruktur

@amfortas,

Czerny ist natürlich ein guter Komponist - er war ja schliesslich auch Klavierlehrer von Liszt. Ich denke aber nicht, dass Liszt lange seine Schule der Geläufigkeit erarbeiten musste. eher vielleicht sein op. 740 mit schon interessanten Stücken, die ich aber noch nie in einem Konzert gehört habe, was sicherlich seine Gründe hat.

Meine Mutter - sie ist nun mal eine quelle der inspiration - empfahl ihren Schülern auch immer, fleissig Hanon zu üben. Sie selbst hat das allerdings nie gemacht, warum wohl ? Ich habe auch nie mitgekriegt, dass sie Tonleitern, Arpeggien und dergleichen geübt hätte, es sei denn innerhalb der gerade studierten Stücke. Meine Meinung: Wer viel Hanon übt, ist hinterher ein guter Hanonspieler.

Die Brahmsübungen erfordern natürlich etwas mehr an Aufwand. Solltest du einige noch nicht ausführen können, studiere sie und denke gründlich nach, wo bei jeder Übung das Problem liegen könnte. (z.B. gutes 3 gegen 4 - also Triolen gegen sechzehntel Spiel)

Wenn dazu Tips gewünscht weden, kann ich sie gerne geben
 
Ich denke, das hängt von vielen Faktoren ab. Zum einen, welche Stücke du gerade spielst. Wenn du Chopin Etuden spielst (meine Klavierlehrerin hat gesagt, diese spielt man eher als "Stücke" als nur als reine Fingerübungen), dann muss man währendher sicher weniger Technikübungen machen. Übst du Stücke, die dich technisch weniger fordern, so sind Etuden und Übungen sicherlich sinnvoller. Also ich teil's mir so ein
In den Semesterferien, wenn ich viel Zeit habe:
Dann übe ich meist ca. 3h, davon ca. 30-40 Minuten reine Technikübungen (Hanon / Czerny hauptsächlich)
Während dem Semester habe ich weniger Zeit, häufig auch mal nur 30-45 Minuten, dann spiele ich dennoch mindestens 10 Minuten Fingerübungen, dann bleiben die Finger "in Form". (zumindest geht mir das so).
 
Hallo!

Ich hab mir neulich nen Plan überlegt, und zwar mach ich das so, dass ich mich erst mit den Stücken, die ich schon "kann" einspiele. Dann mit dem aktuellen Stück weitermachen und dran feilen, und zum Schluss das Blattspiel üben mit Stücken die mir so zwischen die Finger geraten und die einfach sind. So kann man sich dann auch gleich mit letzteren vertraut machen und die evtl. später richtig lernen.

LG Annie
 
Also, ich weiß, daß die meisten Klavierlehrer gerne Tonleitern, Hanon, Duvernoy, Czerny üben lassen. Ich habe vor einem halben Jahr nach langer Pause wieder mit dem Klavierunterricht angefangen, und mein neuer Lehrer möchte das genauso.

Ich selber liebe das eher weniger und behandle diese Übungen eher stiefmütterlich. Das heißt, ich übe sie, wenn am Ende der Übungszeit noch etwas Zeit übrig ist, da mir zur Zeit Beethoven, Haydn und Debussy viel interessanter sind, und dabei übt man ja schließlich auch, und zwar gerade das, was man braucht.

Ich habe hürzlich ein Interview mit Daniel Barenboim gesehen (den ich als Beethovenspieler sehr schätze). Er sagte auf eine Frage, er hätte nie Tonleitern und Übungsstücke geübt, sondern sich die Schwierigkeiten im Kontext der Stücke erarbeitet, in denen sie auftraten.
 
Ich habe hürzlich ein Interview mit Daniel Barenboim gesehen (den ich als Beethovenspieler sehr schätze). Er sagte auf eine Frage, er hätte nie Tonleitern und Übungsstücke geübt, sondern sich die Schwierigkeiten im Kontext der Stücke erarbeitet, in denen sie auftraten.

ja, das sagte Richter und andere Größen auch von sich, ob das für "Otto Normalverbraucher" auch günstig ist, ist eine andere Sache.
 

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