Wie optimiert man die Lerngeschwindigkeit?

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Eva Sponne

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28. Juli 2011
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Ich mache jetzt hierzu mal einen eigenen Thread auf.
Eure Meinung interessiert mich sehr, da ichs eilig hab und schnell schnell schnell schön spielen lernen möchte! :keyboard:

Meine Geigenlehrerin war zum Beispiel der Meinung, dass man am schnellsten lernt, wenn die Stücke immer ein bisschen zu schwer sind. - Tatsache ist, dass ich bei ihr wirklich schnell gelernt habe, aber der Spaß dabei ging eher gegen Minus.:(

Der eine Punkt ist also der Schwierigkeitsgrad der Stücke, die man sich vornimmt.
Ein anderer ist die Frage nach der Perfektion, die man für das einzelne Übungsstück anstreben sollte.
Zur Zeit übe ich sehr perfektionistisch, habe aber die Ahnung, dass das lernkurventechnisch weniger sinnvoll ist.

Was meint ihr??:shock:

Schöne Grüße!

Eva
 
Hi Eva,

das ist natürlich eine sehr grundsätzliche Frage, eigentlich die Grundfrage der Didaktik, und lässt sich deswegen sicher nicht einfach und kurz beantworten.

Aber eins kann ich dir schon sagen, nach einigen Jahrzehnten Klavierspielen, schnell geht schon mal gar nicht.

Das liegt unter anderem daran, dass beim Klavierspielen nicht nur wissensbasiert (deklarativ) gelernt werden muss, sondern auch Bewegung (prozedural).
Für Bewegung ist die Motorik zuständig und verändernde Lernprozesse in diesem Bereich sind langsam (im Tages/Wochen Bereich).

Das Prinzip mit dem immer ein bischen schwerer ist aber schon mal sehr gut. ;-)

Gruß
 
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Hallo,

Fortschritte macht man, wenn man neues Terrain betritt, es also mit Problemen aufnimmt, mit denen man noch keine Erfahrungen gemacht hat; sonst schmort man nur im eigenen Saft. Neuartige Konflikte erscheinen einem in der Regel zu schwer, aber genau darin liegt der Knackpunkt: das Klavierspiel ist mit der stetigen Überschreitung der eigenen Grenzen verbunden. Dabei sind diese Grenzen keine absoluten Einschränkungen, deren Übertreten irgendwelche fatalen Folgen hätte, sondern sie markieren nur den bisherigen Erfahrungsbereich, sind also relativ und veränderbar, und erweitern sich in dem Maße, in dem man sie - kontinuierlich und diszipliniert - überschreitet.


"Man übernimmt sich, oder man kommt herunter." (Viktor Ullmann)


Liebe Grüße!
 
Meine persönliche schmerzhafte Einsicht: :D

Kontraproduktiv ist zu langes Üben an einem Problem.
Dann schaltet der Kopf ab (ohne dass ich es wahrhaben will).

Ich arbeite mit
- zeitlich kurzen = 20 min
- und Mikroeinheiten = 7 min.

nach jeder Einheit erfolgt Themenwechsel oder andere Sichtweise.

Der Bringer ist bei mir die tägliche "7x7 Lerneinheit".
Da sind 7 Problemchen zu 7 Minuten, die in weniger als einer einer Stunde geübt werden können. (Mit Kurzzeitwecker)

Die 7x7 Lerneinheiten stehen als Stichwort in meinem Arbeitsbuch.
Jeden Tag schreibe ich unten ein neues Überproblem hin und oben fällt ein altes weg.
So hat man jedes Thema über eine Woche 49 Minuten lang bearbeitet.
Trotz kurzer Zeit ist der Lernerfolg sehr groß.
Ich nehme auch theoretische Probleme auf - oder Rhythmusübungen, Gehörtraining etc.
Also gaaanz viel Abwechslung.:p

Nur so als Prinzip, kann ja jeder anpassen.

Lieber Gruß, NewOldie
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hi,

also ich bin inzwischen auch ein Fan von kurzen Übeeinheiten.

Für mich sind die 7min von NewOldie auch keine Mikroeinheiten, sondern eigentlich eher eine normale Einheit (ca. 5-10min).

Die Organisation über ein Arbeitsbuch ist natürlich super, aber ich bin da nicht so diszipliniert. Ich arbeite eher Repertoire-orientiert.
Ich habe ständig so ca. 5-10 Stücke parallel in der Mache. Ich gehe die einfach nach Lustprinzip durch und da ich die Stücke alle gut kenne, weiss ich automatisch an was ich noch arbeiten will.
Das ist so eine Art Selbstorganisations-Prozess. ;-)

Gruß
 
NewOldie, die Methode muss ich auch mal ausprobieren. Das klingt echt gut!
 
Wie optimiert man die Lerngeschwindigkeit?

Hallo Eva,

Respekt: ein hochinteressantes Faden-Thema, gerade wenn man es so allgemein auffaßt...!

Die Antwort darauf wären dann allgemein gültige Prinzipien, die für jeden gelten, der klavierübt.

Nur - wie könnten solche Prinzipien aussehen? Ich sag es Dir gleich: ich weiß es nicht.

Ich sammele hier einmal Prinzipien, die mir Stand heute bekannt sind, bzw. die ich mir vorstellen könnte:

1) anstreben, fehlerfrei und melodisch/musikalisch zu üben, d.h. unter anderem: nicht zu schnell und nicht zu hudelig üben

2) tägliches Üben. Um voran zu kommen, sollte einem das Klavierspiel wohl wichtig genug sein, um sich jeden Tag an das Instrument zu setzen, - meiner Meinung nach. Man sollte sich wohl jeden Tag darauf freuen.

3) sich mit dem Schwierigkeitsgrad der Stücke an der Nähe der eigenen Grenzen bewegen (also: nicht zu schwere Stücke, aber auch keine zu leichten, die Begründung dafür erspare ich mir hier)

4) mit den "äußerlichen" Parametern Übungsmenge (wie viele Stücke, sprich: Lernmaterial, zur gleichen Zeit, bearbeite ich?), Übungszeit-Einteilung (z.B. "Mikroeinheiten"?), und Übungsgestaltung (schwierige Stellen zuerst? Alte Stücke frisch halten, wenn ja, wann? Repertoire: ja oder nein?) experimentieren

5) verschiedene, dem eigenen Können angepaßte Übungs-Techniken kennenlernen und ausprobieren bzw. diese anwenden

6) mit den "mentalen" Parametern experimentieren: Disziplin, bildlichen inneren Vorstellungen, Konzentration/Entspannung, (... welche noch?)

7) mit "ergänzenden" Übungen experimentieren (siehe NewOldie: Rhythmusübungen, Gehörtraining, mentales Üben etc.). Um damit experimentieren zu können, sollte man natürlich möglichst viele kennen, und

8.) dazu kann man dann sich die klavierdidaktischen Standardwerke einmal zu Gemüte führen (Rudolf Kratzert wird hier oft genannt, der Name Feuchtwanger fällt ebenfalls bisweilen)

Die Punkte 1) bis 3) wären also allgemeine Empfehlungen, die Punkte 4) bis 8.) die Aufforderung, sich zu diesen Bereichen etwas persönlich geeignetes zu suchen und zu finden. Ich weiß nicht, ob es nachgewiesenermaßen ideale oder besonders bewährte Parameter-Kombinationen gibt (das wäre eher eine interessante Frage an die erfahrenen KLs unter uns).

Wie gesagt, das ist mein momentaner Erkenntnisstand,

Schönen Gruß, Dreiklang
 
Ich kenne das von mir selber :-). Wenn ich etwas lerne, dann möchte ich auch möglichst schnell möglichst gut sein, aber das kappt eher sehr selten :-). Mein Klavierlehrer hat gesagt, dass ich mich nicht so sehr versteifen soll. Ein Instrument, die Musik generell, soll Spaß machen, eine kleine Fluchtmöglichkeit aus dem Alltag sein. Ich habe nun festgestellt, dass ich, bevor ich anfange zu spielen, ein wenig "runter kommen" muss. D.h., dass ich 15 Minuten um den Block gehe, oder mich mit einer Tasse Tee aufs Sofa setze und mich gewissermaßen sammel. Erst, wenn ich eine gewisse Grundentspannung erreicht habe, setzte ich mich ans Klavier. Ich kann mich so tatsächlich viel besser auf alles konzentrieren und die lernerfolge kommen ganz von alleine und vor allem mit Spaß :-).
 
Lerngeschwindigkeit - welche?

Ein neues Stück möglichst effektiv in kurzer Zeit zu lernen? Eines, das im Rahmen der vorhandenen Technik liegt?

Oder möglichst effektiv die allgemeine Fähigkeit (musikalisch und technisch) zu verbessern?

LG

Pennacken
 
Lerngeschwindigkeit - welche?

Ein neues Stück möglichst effektiv in kurzer Zeit zu lernen? Eines, das im Rahmen der vorhandenen Technik liegt?

Oder möglichst effektiv die allgemeine Fähigkeit (musikalisch und technisch) zu verbessern?

Pennacken, ich meinte eigentlich letzteres, obwohl mich das andere auch sehr interessieren würde!
 

Vielleicht nicht zu perfektionistisch üben in dem Sinne, daß das aktuelle Stück in jedem Fall konzertreif werden muß (wohl aber, was die Qualität des übens angeht!).

Das Buch von Kratzert ist ein hervorragender Leitfaden, einmal wegen der systematischen Darstellung, besonders aber, weil Kratzert musikalisches üben (um es kurz zu formulieren) fordert. Ohne systematische Arbeit an der Technik macht es vielleicht mehr Spaß, aber dann dauert es eben auch länger. Die tägliche Portion technische Übungen und/oder Etüden kann jedenfalls nicht schaden.

Für das zügige Einüben von Stücken hat Walter einmal seine Methode ausführlich beschrieben, ich weiß nicht mehr, wo - mal im Forum stöbern, lohnt sich!

Viel Erfolg!

Pennacken
 
Dass blitzschnell nicht geht, ist mir leider klar (hab schon mehrere Instrumente erlernt) - dann aber wenigstens so schnell wie möglich!

eigentlich ist die Antwort darauf ganz einfach:
1. mehr üben - und viel hören
2. noch mehr üben - und noch genauer hören
3. noch viel mehr üben - und immer mehr verstehen
4. sich auf den Tasten und in der Harmonik mittlerweile automatisch auskennen
...hierbei wäre für das Üben sehr hilfreich, möglichst sinnvoll und effizient zu üben... wie das geht, darüber scheiden sich die Geister :D:D aber in aller Regel ist man gut beraten, sich diese Frage lieber von konzerterprobten Lehrkräften beantworten zu lassen (solche gibt es z.B. an Musikhochschulen)...
 
eigentlich ist die Antwort darauf ganz einfach:
1. mehr üben - und viel hören
2. noch mehr üben - und noch genauer hören

Unter "hören" ist das "hören des eigenen Klavierspiels" zu verstehen, nehme ich an. Oder ist auch gemeint, genau zuzuhören, wenn gute Pianisten klavierspielen? Ich vermute, das auch...

...hierbei wäre für das Üben sehr hilfreich, möglichst sinnvoll und effizient zu üben... wie das geht, darüber scheiden sich die Geister :D:D aber in aller Regel ist man gut beraten, sich diese Frage lieber von konzerterprobten Lehrkräften beantworten zu lassen (solche gibt es z.B. an Musikhochschulen)...

dagegen ist nichts einzuwenden... nur, könnte man, an dieser idealen Stelle und in diesem Faden, nicht einige solcher Prinzipien einmal explizit darstellen?

Die Auswahl kann man dann selber treffen (bzw. eben damit experimentieren)

rolf, ich glaube nicht, daß daraus wieder eine Klopperei oder Zankerei entsteht. Und wenn ja, gibt's von mir einen auf den Deckel :):)

Schönen Gruß
Dreiklang

P.S. zum "hören" fällt mir noch etwas ein: wenn man selbst klavierspielt, scheint einem alles mehr oder weniger o.k., manchmal. Nimmt man das Spiel dann aber auf, und hört sich die Aufnahme an, kann man schon mal enttäuscht sein. Das ist ein Hinweis darauf, daß man ein geübtes und scharfes Ohr benötigt, um das eigene Spiel, während man spielt, wirklich zu "hören"
 
Hi,

mir ist die Frage einfach zu allgemein.
Zum effizienten Lernen kann man die ganze didaktische Literatur sowohl zum Klavierspielen, als auch motorischen Lernen, als auch zum intellektuellen, wissensbasiertem Lernen zitieren.

... zum "hören" fällt mir noch etwas ein: wenn man selbst klavierspielt, scheint einem alles mehr oder weniger o.k., manchmal. Nimmt man das Spiel dann aber auf, und hört sich die Aufnahme an, kann man schon mal enttäuscht sein. Das ist ein Hinweis darauf, daß man ein geübtes und scharfes Ohr benötigt, um das eigene Spiel, während man spielt, wirklich zu "hören"

Das finde ich ein wichtige Sache, besonders wenn man autodidaktisch vorgeht (in Wirklichkeit sind wir alle Autodidakten, da einem niemand das eigene Lernen abnimmt. Hab' ich schon oft gesagt. ;-) ). Gerade das macht aufgrund der heutigen einfachen Aufnahmemedien modernen Unterricht aus.

Ansonsten unbedingt beachten, dass Klavierspielen eine untrennbare Kombination aus motorischen und mental musikalischen Fertigkeiten ist.

Meine Grundsätze der motorischen Schulung:

In der Lernphase neue Bewegungen konzentriert und langsam ausführen ("Programmierung") und dabei darauf achten, dass keine "sympathischen" Bewegungen andere Muskeln auftreten.
Alle anderen nicht direkt betroffenen Muskeln/Gliedmassen sollten dabei entspannt in Ruhehaltung bleiben. Dazu kann man während der Bewegungsausführung seinen Bewusstheitskonzentrationspunkt durch den Körper wandern lassen und Verspannungen aufspüren.
Nach einer kurzen Bewegungssequenz (eine/mehrere Taste anschlagen) zu entspannter Ruhe abstoppen. Das fördert die Ausbildung der Bewegungsantagonisten (mental und motorisch), die wichtig für eine kontrollierte Ausführung einer Bewegung sind.
Die auszuführende, zu übende Bewegung mental vorausdenken.

Meine Grundsätze der musikalischen Schulung:

Vor dem Spielen sich den zu erzeugenden, entstehenden Klang vorstellen.
Beim Spielen durch Hören den erzeugten Klang mit dem erwarteten Klang vergleichen und entweder die falsche Erwartung und/oder die falsche Ausführung korrigieren oder sich für eine neue verbesserte Ausführung merken.
Durch mehrere gespielte Töne entsteht Musik, daher auf die musikalische Qualität des erzeugten Klangfilms achten. Durch rotierende wechselnde Aufmerksamkeit auf die verschiedenen musikalischen Qualitäten das Gespielte überprüfen. Hört es sich "schön", gleichmäsig, lebendig, etc. an?

Gruß
PS: Noch was wichtiges ergänzt.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich arbeite mit
- zeitlich kurzen = 20 min
- und Mikroeinheiten = 7 min.

nach jeder Einheit erfolgt Themenwechsel oder andere Sichtweise.

NewOldie, das klingt ja sehr interessant! Wie setzt du denn die 20-Minuten-Einheiten ein? Oder bedeuten die, dass du nie länger als 20 Minuten hintereinander übst?


Der Bringer ist bei mir die tägliche "7x7 Lerneinheit".
Da sind 7 Problemchen zu 7 Minuten, die in weniger als einer einer Stunde geübt werden können. (Mit Kurzzeitwecker)

Die 7x7 Lerneinheiten stehen als Stichwort in meinem Arbeitsbuch.
Jeden Tag schreibe ich unten ein neues Überproblem hin und oben fällt ein altes weg.
So hat man jedes Thema über eine Woche 49 Minuten lang bearbeitet.

... und was ist, wenn du in dieser Woche das jeweilige Problem noch nicht bewältigt hast? Greifst du es später noch mal auf?

Schönen Gruß

Eva
 
... gleich so viele interessante und teilweise sehr ausführliche Antworten, danke danke danke :-) :-) :-)

Gruß Eva
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Äh,

verstehe den Witz nicht ganz.

Wegen "die Gliedmasse" (=Gliedmaße)?

Ja, sehr lustig. Ha ha h.

Gruß
 

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