Wie lernt ihr auswendig?

Wie lernt ihr auswendig?

  • Ich lerne sofort das Stück von Anfang an auswendig

    Stimmen: 18 46,2%
  • Ich lerne das Stück erst auswendig, wenn ich es nach Noten spielen kann

    Stimmen: 19 48,7%
  • Ich habe noch nie ein Stück auswendig gelernt

    Stimmen: 2 5,1%

  • Umfrageteilnehmer
    39
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6. Jan. 2007
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1.950
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4
Hallo,

mich würde es interessieren, wie ihr auswendig lernt.

Ist es denn besser ein Stück sofort nach und nach auswendig zu lernen oder lieber erstmal nach Noten spielen und dann erst auswendig lernen?
 
Ist es denn besser ein Stück sofort nach und nach auswendig zu lernen oder lieber erstmal nach Noten spielen und dann erst auswendig lernen?

Hallo,

ich glaube nicht, dass sich diese Frage eindeutig und entschieden beantworten lässt.

Es kommt darauf an, ob man das, was man üben/lernen will oder soll schon kennt oder nicht - und heutzutage haben wir ja die Möglichkeit, beinahe alle Klavierliteratur vor her zu hören. Oft genug sucht man sich ja auch aus (jedenfalls wenn man etwas fortgeschritten ist), was man spielt - und da hat man es doch oft schon im Ohr.

Mir völlig unbekannte Sachen spiele ich langsam vom Blatt, nachdem ich sie erstmal durchgelesen habe (und beim Lesen merke ich mir auffallende Harmonien, ungewöhnliche Klangkombinationen, ungewöhnliche Anforderungen). Wird es irgendwo grausig schwierig, so reduziere ich den Klaviersatz auf Melodie, Bass und Harmoniefüllung. Nach zwei-drei mal durchspielen brauche ich die Noten kaum noch, weil ich automatisch bzw. wie nebenbei die Musik im Kopf behalte.

Wenn ich etwas vom hören her schon kenne, es noch nie gespielt habe, aber mal spielen will, dann kann ich es vom Hören und Notenlesen eigentlich schon auswendig - da brauche ich nur noch zur Kontrolle bei ungewöhnlichen Stellen die Noten.

Rasches und schnelles Auswendig- oder besser gesagt Inwendiglernen/können ist eine eigentlich nicht weiter bemerkenswerte Eigenschaft, die sich nebenbei ergibt, umso mehr, je mehr Praxis man hat.

Gruß, Rolf
 
Als Hobbyspieler lerne ich fast nie gezielt auswendig. Manchmal bleibt es im Kopf, manchmal nicht. Wenn es nur an bestimmten Stellen hakt, dann betrachte ich die Harmonien, denn das kann ich mir am leichtesten merken.

Ein anderer Fall war das g-moll Prelude von Rachmaninoff. Das musste ich auswendig lernen, um es überhaupt im Tempo spielen zu können. Dabei habe ich mich vor allem im letzten Teil (veränderte Wiederholung des Anfangs) an langen chromatischen Linien orientiert.

Das auswendige Spielen ist für mich auf jeden Fall eine "höhere" Form der Beherrschung des Stückes und es zwingt mich besser zu gestalten, um die Entwicklung auch ohne Noten nachvollziehen zu können.

lg marcus
 
Mit einer Ausnahme habe ich bisher alle Stücke, die ich irgendwann vorspielen, also "richtig" lernen möchte, von (fast) Anfang an auswendig gelernt. Bei mir sieht es so aus, dass ich mir das neue Stück zunächst einmal anhöre, dann die Noten durchsehe und versuche, langsam vom Blatt zu spielen. Anschließend lerne ich das Stück abschnittsweise auswendig, in der Regel fange ich dabei nicht vorne sondern irgendwo in der Mitte an, nehme mir z.B. einen Lauf zuerst vor oder das Hauptthema, oder den langsamen Teil. Nach und nach füge ich dann die Abschnitte zusammen.

Ich habe festgestellt, dass ich Stücke, für die ich keine Noten mehr benötige, viel sicherer spielen lerne, weil ich mich automatisch intensiver und vielfältiger mit ihnen beschäftige. Ich habe dann für den Notentext eine Mixtur aus Harmonielehre, Fingersatz, Tastenbild, Tastengefühl (ähnlich wie Fingergedächtnis) und diversen anderen Eselsbrücken im Kopf, halte dadurch diesen Notentext stabil und kann mich nach einiger Zeit viel besser auf die Hauptsache, die Gestaltung, konzentrieren.

Eines meiner aktuellen Stücke, die d-moll-Fantasie von Mozart, hatte ich wegen des leicht lesbaren Notentextes bis vor zwei Wochen ausschließlich nach Noten gespielt. Da ich aber nie die Sicherheit meiner anderen Stücke erreicht hatte, habe ich vor zwei Wochen auf meinen KL gehört und die Fantasie endlich auswendig gelernt (DAS ging nun natürlich ganz schnell). Das Ergebnis hat mich überzeugt: Auch vermeintlich "leichte" Stücke müssen von mir von Anfang an auswendig gelernt werden, da ich sie so schneller und besser lerne.

Damit ich das Notenlesen trotzdem weiterhin übe, krame ich mir immer wieder irgendwelche Stücke hervor, die ich dann ohne Kl und just vor fun vom Blatt oder nach Noten spiele. Einen Anspruch auf Fehlerfreiheit habe ich dabei nicht.
 
Stücke, die für mich schwer sind, lern ich automatisch auswendig, weil ich die kniffligen Takte mehrere Millionen mal wiederholen muss, bis sie klappen. Während ich die einfachen schon erlernten ähnlich oft spiele, um mich beim lernen der kniffligen ab und an belohnen zu können.
 
ist bei mir das gleiche, allerdings vernachlässige ich auch mal die einfachen stellen.
das auswendigspielen kommt irgendwann von alleine.
 
Mal etwas gemein ausgedrückt: Wer es nicht schafft von Anfang an auswendig zu lernen, der erscheint mir sehr unmusikalisch...
 
Zuerst lerne ich das Stücke nach Noten zu spielen, so lange, bis es im Fingergedächtnis ist (wobei ich gleichzeitig auch schon ca. 30% wirklich im Kopf habe) danach mache ich mich ans richtige auswendig spielen.
Diese Methode mag zwar eine der Schnellsten sein, aber vermutlich nicht empfehlenswert.

Beim Meisterkurs wurde mir empfohlen: Notenbild genau betrachten- Was geschieht hier musikalisch?

(z.B.: 1.Takte: aha! die linke Hand spielt eine Dreiklangszerlegung von C-Dur und in die Rechte einen Quartsextakkord von G-Dur (wie dieses Beispiel umgesetzt klingen würde, möchte ich lieber nicht wissen :D))

Also wenn man das so macht, dann sitzt es aber wirklich, möchte ich meinen!!

Der Professor konnte mal eben schnell Liszt´s Liebestraum, zahlreiche Mozart Sonaten, etc. aus seinen Händen schütteln und die vielen Stücke übt er bestimmt nicht jeden Tag, so viele Stunden hat der Tag nicht :P (ok, das ist vl. ein bisschen übertrieben).
Ich zitiere:" Eigentlich müsste es Inwendig heißen!"

Gewiss muss man dazu Ahnung von Musiktheorie haben, doch das schadet nicht ;)

Gruß
 
Bei mir funktioniert das Auswendiglernen ganz einfach: Ich setz mich manchmal für 2-5 Minuten ans Klavier und bin dann zu faul, die Noten aufzustellen. Dann versuche ich das "aktuelle" Stück.

Das zwingt das Hirn/Ohr zur Erinnerung. Die Stücke, die permanent am Notenpult standen, habe ich (glaube ich) nie auswendig geschafft und dann gefrustet weggelegt.
 
Hei,
ich beschäftige mich gerade mit dem mentalen üben, den Chang habe ich vorhin gelesen, weiß aber immer noch nicht so richtig, wie man am Besten anfängt. Da ich bis jetzt immer noch an den Noten klebe und bei Vorträgen dementsprechend nervös bin, möchte ich mir diese Methode zu gerne aneignen, also: wie fängt man da an?
LG
Geli
 

Hi Geli,

den Chang kenne ich nicht, beim Klavier bin ich ja auch blutige Anfängerin, aber das Konzept des mentalen übens kenne ich von der Gitarre her.
Deswegen jetzt mal ein "artfremder" link, von dem ich aber denke das es durchaus auf das Klavier übertragbar ist, da es ja um eine eher übergeordnete Lernmethode geht.

Der Schreiber mag zwar Verniedlichungen (ich weiß nicht warum man Finger unbedingt "Fingerlein" etc. nennen muss) aber ansonsten finde ich den Text sehr hilfreich und übe mich auch immer wieder daran.

http://www.gitarrenlinks.de/workshops/mentales_training.htm

Viele Grüße,
Manha
 
Bei mir ist es so, dass sich das Auswendigkönnen allmählich im Laufe des Übens mitentwickelt. Bekanntlich basiert das Auswendigspielen im Idealfall auf mehreren Gedächtnisarten, z.B. Fingergedächtnis, Tastenbild-Gedächtnis, Notengedächtnis... Alle diese Gedächtnisarten trainiere ich von Anfang an automatisch: Ich habe mit zunehmendem Fortschritt das Stück immer mehr "in den Fingern", ich weiß durch das intensivere Üben vieler Stellen, wie das Tastenbild aussieht, ich lerne die melodische, harmonische, rhythmische und formale Struktur immer besser kennen und weiß daher, was musikalisch passiert usw.

Ab einem bestimmten Punkt lerne ich dann das Stück gezielt auswendig, übe also, mir die verschiedenen Ebenen des "inwendigen Gespeichertseins" der Musik im Moment des Spielens bewusst zu machen, so dass ich es wirklich sicher abrufen kann. An diesem Punkt geht sowieso schon viel auswendig, aber jetzt werden quasi noch "die Fugen abgedichtet" - und das sogar, wenn ich gar keine spiele... ;) Bis ich ein Stück auch unter Druck sicher auswendig spielen kann, vergeht dann noch einmal eine gewisse Zeit des ausschließlich auswendigen Übens.

Grüße von
Fips
 
Habt ihr schon folgende Methode probiert und könnt Erfahrungen berichten:

Ein Stück komplett aus dem Gedächtnis auf Notenpapier übertragen.
 
Habt ihr schon folgende Methode probiert und könnt Erfahrungen berichten:

Ein Stück komplett aus dem Gedächtnis auf Notenpapier übertragen.
Das will ich mal bei der Ondine sehen :D

Ich habe mal als mir langweilig war, auf ein Lesezeichen einen Lauf aus meinem damaligen Stück aufgeschrieben. Ist überraschend schwierig, weil man von Griffbildern und Fingersätzen auf Noten schließen muss. Aber eigentlich war es nicht soo schwer, wie ich dachte.


lg marcus
 
Habt ihr schon folgende Methode probiert und könnt Erfahrungen berichten:

Ein Stück komplett aus dem Gedächtnis auf Notenpapier übertragen.

das finde ich einen sehr interessanten Gedanken, das hört sich nach einer richtig guten Methode an den visuellen Aspekt des mentalen Trainings mithilfe einer praktischen Übung zu überprüfen.

Diese Übung könnte man noch dahingehend "verschwierigen" (herrje, es ist zu spät, wie heisst das auf "richtigdeutsch") auch noch die Fingersätze aus dem Gedächtnis dazuzuschreiben.
 
Ich für meinen Teil lerne von Anfang an auswendig.
Zum einen bin ich gezwungen die meisten Stellen ohnehin zich mal zu spielen, da ich vom Blatt nur sehr spärlich spielen kann.

Zum anderen muss ich auch nicht sonderlich viel dafür tun, um das Stück auswendig zu können. Allerdings habe ich bisher auch noch nie Stücke gespielt, die mehr als 4 Seiten hatten. Wer weiß also, wie es bei einer größeren Sonate aussehen würde.

Jedenfalls greift bei mir sehr schnell das Fingergedächtnis. Insofern kann ich sogar viele Stellen blind spielen (vorausgesetzt es kommen keine allzugroßen Sprünge vor). Ebenso merke ich mir auch den Aufbau eines Stücks. Harmonische Fortschreitungen sind wichtig, ebenso das erkennen von bestimmten Mustern/Themen, die gelegentlich nur sequenziert oder leicht variiert vorkommen. So muss man sich nicht jede einzelne Notenfolge merken.

Die Idee den Notentext aufzuschreiben finde ich zwar an und für sich interessant, wage aber zu bezweifeln ob es auch jedem etwas bringt. Ich vermute kaum jemand, sofern er nicht über ein fotografisches Gedächtnis verfügt, sieht tatsächlich das ganze Notenbild vor seinen Augen und spielt sozusagen mental vom Blatt. Könnte also unter Umständen nichts weiter als eine Schreibübung sein.

Und vielleicht noch eine Ergänzung zum auswendig spielen. Ein Stück empfinde ich am Ende jedoch nur dann wirklich sicher, wenn ich an nahezu jeder Stelle spontan einsetzen kann um loszuspielen (Natürlich nicht unbedingt mitten in einem Motiv, aber es ist sicher klar, wie ich es meine). Das kann ich nicht von allen Stücken behaupten. Und seltsamerweise fällt mir das ausgerechnet bei Bach am schwersten. Bei den meisten anderen Komponisten finde ich es weit aus einfacher, von einem beliebigen "Checkpoint" zu starten.

Schönen Gruß, Raskolnikow
 
... "verschwierigen" (herrje, es ist zu spät, wie heisst das auf "richtigdeutsch") ...

Vertiefen ;)

Bei dieser Methode spielt nicht nur das Notengedächtnis eine Rolle. Man stellt sich automatisch die Klaviatur eines Klaviers vor und denkt sich dabei auch mental die Bewegungsabläufe, sofern man es kann.

Man kann ja auch mitten im Stück irgendwo anfangen und so eine Art Puzzle machen.
 
Ich vermute kaum jemand, sofern er nicht über ein fotografisches Gedächtnis verfügt, sieht tatsächlich das ganze Notenbild vor seinen Augen und spielt sozusagen mental vom Blatt. Könnte also unter Umständen nichts weiter als eine Schreibübung sein.

Hallo Raskolnikow,

das hat gar nichts mit fotografischem Gedächtnis zu tun, denn es geht ja gar nicht darum, aus dem visuellen Gedächtnis (wenn man so sagen kann) etwas quasi abzumalen!

Es ist ganz anders:
man testet damit das Verstehen!!

Irgendwann erreicht man, dass man beim Anblick von Noten nicht erst denkt oder liest "das ist ein c, das ist ein 7-9-Akkord mit Vorhalt", sondern man erkennt es einfach und braucht dem Kind keinen Namen geben. Das geht freilich beim Notieren des schon gekonnten besser, als beim prima vista spielen, denn das Notieren aus dem Klanggedächtnis hat ja keine zeitliche Begrenzung.

Zumindest für schwierige Abschnitte halte ich es für sehr sinnvoll und hilfreich, wenn man sie ohne Blick auf die Klaviatur aufschreibt.

Gruß, Rolf
 

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