Wie lange braucht ihr, bis ihr ein Stück auswendig spielen könnt?

Angenommen ihr bekommt eine 6 Seiten lange Chopinetüde...

  • ... nach bereits 2-3 Tagen Üben (1-2 Stunden jeweils) kann ich sie auswendig

    Stimmen: 28 23,3%
  • ... nach ca. einer Woche bei selber Übezeit lege ich die Noten weg

    Stimmen: 34 28,3%
  • ... zum Auswendiglernen muss ich bewusst lange Zeit darauf hinüben, mind. 2 Wochen

    Stimmen: 33 27,5%
  • ... ich werde Ewigkeiten brauchen, spiele nur äußerst wenige Stücke auswendig

    Stimmen: 19 15,8%
  • ... ich werde sie niemals auswendig spielen können!

    Stimmen: 6 5,0%

  • Umfrageteilnehmer
    120
R

rappy

Dabei seit
7. Juli 2007
Beiträge
883
Reaktionen
141
Lernt ihr eure Stück auswendig? Wenn ja, wie lange braucht ihr?

Ich fande es für mich immer sehr wichtig, auswendig zu spielen, da vor allem bei schnellen Passagen der Blick auf die Noten nur ablenkend auf mich wirkt. Glücklicherweise geht das Auswendiglernen bei mir immer relativ schnell, meistens kann ich die Stücke nach etwas Übezeit ohne Noten spielen, ohne es bewusst auswendig geübt zu haben (oft z. B. hab ich die Noten gerade nicht zur Hand, z. B. wenn ich wo anders an einem Klavier sitze, und dann probiere ich einfach mal aus und es fließt durch).
Ich hab aber auch schon öfters gelesen oder gehört, dass manche Leute überhaupt nicht auswendig spielen können. Eine ältere Geigerin in unserem Schulorchester (also keine Schülerin) spielt ziemlich gut, hat aber gesagt, sie konnte noch nie etwas auswendig spielen, nicht einmal ein paar Takte. Dabei finde ich es auf der Geige noch viel einfacher, auswendig zu spielen, weil man (meistens) nur eine Stimme zu spielen hat.
Da stellt sich doch die interessante Frage: warum fällt manchen Leuten das Auswendiglernen schwieriger als anderen, bei gleichem technischen Niveau?
 
Ich spiele generell mein gesamtes Repertoire auswendig. Dies aus dem einfachen Grunde, da meine Methodik des Übens auf vollständigem Verstehen aller Faktoren (Melodik, Harmonik, Dynamik, Agogik, Technik, Klangwelten etc etc) basiert. Siehe Leimer/Gieseking (hab ich hier anderswo bereits erwähnt).

Also lerne ich nicht gezielt auswendig um des auswendig Lernens willen, sondern ich übe es so effizient, dass ich, wenn ich ein/e Passage/Abschnitt/Stück gelernt habe (also im Originaltempo kann resp. meist im 2/3 Tempo) ohnehin auswendig kann.

So habe ich das f-moll Klavierkonzert von Bach mal an einem Samstag/Sonntag auswendig gelernt.


Alles klar? Ansonsten kann ich gern mal ne ausführlichere Beschreibung geben.

Aber wie gesagt, Leimer/Gieseking geht schon stark in diese Richtung.

Allerdings muss ich fairerweise schon zugeben,dass ich zum Glück von Geburt an ein extrem gutes Gedächtnis habe (weshalb zB niemand mehr aus meinem Bekanntenkreis mit mir Spiele spielen will, wo es um Wissen und so geht...) :D und hier u.a. ein sehr stark ausgeprägtes Musikgehör.
Also kann ich Melodien, Modulationen etc bereits schon nachspielen, wenn ich sie 1-2x gehört habe.

Damit will ich also nicht sagen, dass meine Lernmethode jeden in derselben Zeit zum Ziel bringt. Ich habe auch glückliche Voraussetzungen.

Mir geht übrigens nicht jede Musik gleich locker rein. Bei der Rhapsodie op.119/4 von Brahms hatte ich viel länger als für die andern drei Stücke von op. 119.
Nicht wegen der Technik. Musikalisch ist sie ja nicht soooo kompliziert. ich weiss heute noch nicht warum ich so gekämpft habe...
 
Ja so in etwa ist es bei mir auch (wobei ich ein Klavierkonzert an einem Tag wohl nicht schaffen würde...)
 
Das f-moll Konzert von Bach ist zum auswendig lernen auch nicht das schwierigste und längste seiner Gattung. Beim d-moll Konzert hätte ich sicher sehr viel länger gebraucht.
Bei Mozart habe ich auch nicht sehr lange (geht mir einfach rel. leicht rein).

Etwas länger brauche ich zB bei Albeniz, Debussy, Rachmaninow, Skrjabin etc

Oder komplexere Bach-Fugen, weil mehr Informationen pro Takt...
 
Ich brauche leider ziemlich lange, bis ich ein Stück wirklich ganz auswendig kann. Bis jetzt habe ich ja erst relativ einfache Stücke, da geht es vielleicht gut 2 Wochen (wenn ich viel zum Üben komme, auch etwas weniger). Wie es später mit schwierigeren Werken aussieht, wage ich mir ja im Moment nicht vorzustellen :( .

Wenn ich ein Stück auswendig kann, bleibt das Problem, das Auswendigkönnen zu halten. Ich müsste die Stücke dann wirklich jeden Tag spielen, und dafür fehlt mir öfters die Zeit ... Wie macht ihr das?
 
Ich habe die 1. Option angekreuzt.
Ich kann viele Stücke im Prinzip auswendig, sobald ich sie einigermaßen spielen kann d.h. sobald es nicht mehr eher schlecht als rechtes Prima-Vista-Spiel ist, sondern wenn ich das Stück auch in etwa kenne.

Dabei ist allerdings maßgebend, um welches Stück es sich handelt, und noch wichtiger ist, wie es mir gefällt.
Es fällt mir z.B. sehr leicht, Stücke von Chopin auswendig zu lernen. Am leichtesten sind natürlich solche, die die ganze Zeit ähnlich sind und "nur durchlaufen", z.B. die Revolutionsetüde oder das Fantasie-Impromptu.
Auch Bach ist nicht so schwer auswendig zu lernen, weil sich das eine aus dem anderen ergibt.

Stücke, die mir nicht so liegen oder gefallen (im Augenblick Klassik) sind etwas schwerer auswendig zu lernen, könnte evtl daran liegen, dass ich sie nicht so häufig spiele :mrgreen:

Übrigens finde ich es erstaunlicher Weise leichter, schwerere und schnellere Passagen auswendig zu spielen.
Bei Chopins 1. Ballade war das technisch ziemlich primitive Anfangsthema, das sich ja mehrfach wiederholt, der Teil, der mir auswendig am schwersten fiel...

Ich habe übrigens angenommen, das "auswendig" in dem Fall bedeutet, sich hinzusetzen und das Stück spielen zu können, ohne Noten zu benötigen.
Ein Stück konzertreif auswendig zu könenn ist für mich noch etwas anderes.

Stilblüte
 
Bei mir kommt es ganz darauf an, ob ich ein Stück auswendig lernen muss bzw. will.
Wenn nicht, spiele ich es nach 5 Jahren noch nach Noten.
Generell spiele ich auch viel nach Noten, wobei ich gemerkt habe, dass meine Technik automatisch besser wird, wenn ich auswendig spiele (irgendwie komisch :rolleyes: ).
Manche Stücke, gerade längere, "größere" Werke soll ich auch auswendig lernen.
Dann muss ich mich aber wirklich bewusst dransetzen und übe dies dann Takt für Takt. Natürlich muss man dann auch mittendrin anfangen können etc. (den "in den Fingern gespeicherten" Notentext kann ich auch schon viel eher "runterspielen", aber wenn man da einmal rauskommt, kommt man leider nicht wieder rein).

Was mir dann aber beim lernen hilft: Ich stelle mir eine Art Geschichte vor und "verbinde" diese quasi mit den Noten.
Macht das jemand ähnlich?

lg
 
Hab noch was vergessen, aber da schon jemand nach mir geschrieben hat, schreibe ich es in einem Extrabeitrag:

Ich merke mir die Stücke zum Großteil über das Greif- und Aufsichtsgedächtnis.

Wenn ich das Stück erst kurze Zeit spiele, also noch nicht verinnerlicht habe, ist es hauptsächlich das Instrumentenaufsichtgedächtnis, und meine Augen wissen, wo die Finger hingreifen müssen (z.B. bei Sprüngen oder anderen markanten Stellen, wo man sich sonst irren kann).
Manchmal ist es auch so, dass ich bestimmte Akkorde o.ä. in der Notenschrift vor mir sehe, aber das ist selten. Ich habe (leider) kein photographisches Gedächtnis :rolleyes:

Etwas später übernimmt einen Großteil des Auswendigspiels das Greifgedächtnis, und ich kann mit etwas Übung die Stücke mit geschlossenen Augen spielen.
Hier lauert aber die große Gefahr, das Stück nur noch in den Fingern, nicht mehr im Kopf zu haben, und wie Sabri schon sagt findet man nicht mehr hinein, sollte man rausfliegen.
An dieser Stelle beginnt dann die genauere Auseinandersetzung mit dem Stück, d.h. Üben, von jedem Punkt aus anfangen zu können usw., das bewusste Auswendiglernen.
Allerdings nur, wenn es ein Vortragsstück ist, sonst lasse ich den Teil weg ;)

Es gibt wohl auch Menschen, die sich Stücke von ihrem harmonischen Ablauf merken können.
Leider gehöre ich (noch?) nicht dazu, da ich mich zu schlecht auskenne.
Ist aber bestimmt sehr praktisch...

Stilblüte
 
Hallo!
Also bei mir kommt das auswendig lernen ganz von alleine, schon aus dem Grund, dass man manchmal gar nicht auf die Hände und die Noten schauen kann. Ich finde da hat man gar keine andere Wahl als das auswendig zu lernen. Das ist bei mir aber nur bei schweren Stücken so. Bei solchen, die ich vom Blatt spielen kann braucht das bei mir etwas länger.

lg bechode
 
Bei mir ist es meistens so, dass ich die Noten automatisch auswendig lerne. Bei schnellen Stücken oder mit vielen Akkorden kann man eigentlich gar nicht anders, weil man nicht die Zeit hat, die Noten beim Spielen richtig zu lesen.

Wenn ich ein Stück auswenig spielen möchte, muss ich immer die Struktur (des Stückes) lernen und brauche ansonsten die Noten zur Orientierung. Es sei denn es kommen Stellen vor, die einander sehr ähnlich sind. Da muss ich das Auswendigspiel extra üben.

marcus
 
Also, ich kann mich an Vieles, was bereits geschrieben wurde, anschließen.

Ich denke zudem, je kürzer die Stücke sind, desto schneller kann man sie sich einprägen und auswendig spielen, auch automatisch, ohne es zu wollen. Hilfreich ist sicherlich auch ein gutes musikalisches Gehör und gute Kenntnisse in den theoretischen Hintergründen, um ein Stück durch Analysieren schnell zu erfassen und ohne Noten wiederzugeben.
Grüßle, Madita
 

Also ich habe eher das Problem, dass ich Stücke so schnell von alleine auswendiglerne ohne speziell was dafür zu tun, dass ich dann eher Schwierigkeiten damit habe, sie vom Blatt zu spielen. So kam es auch, dass ich bei meinem ersten Vorspiel " Fluch der Karibik" direkt auswendig gespielt habe.
Auch wenn ich eine Woche lang geübt habe spiele ich das Geübte meiner Klavierlehrerin in der Regel auswendig vor( manchmal schaffe ich es mich zu konzentrieren und dann doch vom Blatt zu spielen).
Richtig schlecht ist es aber- und genau das ist mir bei dem Vorspiel dann auch passiert- wenn dann ein Finger an ne Taste nicht trifft, und ich selbst weiß dann nicht wie das Stück weitergeht.
Zum Glück ist das aber nicht bei allen Stücken so bei mir.
 
...ich brauche relativ lange zum Auswendiglernen.
Das hängt wohl auch damit zusammen, dass ich es jahrelang kaum trainiert habe. In den vergangenen Monaten habe ich es wieder öfter probiert und siehe da, es geht von Mal zu Mal ein bisschen leichter...:)
Mir hilft es ungemein, wenn ich mir den harmonischen Ablauf klar mache und gleich "mitlerne". Aus dem Greifgedächtnis heraus auswendig lernen hält bei mir leider nicht lange, ich muss das Stück "richtig" im Kopf haben.
Am schwierigsten finde ich identische Stellen, die einmal so und ein anderes Mal anders weitergehen. Da übe ich dann die erste Stelle sehr gründlich bis sie "sitzt" und gehe erst danach an die weiteren Stellen. Ist daher leider sehr zeitaufwändig...:rolleyes:
 
Jeder hat da wohl andere Favoriten, was das Auswendigspielen angeht. Bach finde ich die Hölle, obwohl ich ihn heiß und innig liebe. Ich habe vor einigen Jahren mal sämtliche 15 Sinfonien auswendig erarbeitet, aber wenn ich sie nur ein paar Tage nicht gespielt hatte, war wieder alles weggeblasen. Chopin ist in der Regel verhältnismäßig einfach zu lernen, da die harmonische und formale Struktur in der Regel recht durchschaubar ist. Natürlich gibt es auch da Unterschiede - man denke nur an die vielen feinen Artikulationsunterschiede in op. 25,4. Komponisten wie Skriabin und Prokofiev sind fast schon wieder leichter auswendig zu spielen als nach Noten, weil das Notenbild komplizierter aussieht als die Griffe in Wirklichkeit sind.

Beim Unterrichten hat sich gezeigt, daß es nicht unbedingt hilfreich ist, wenn Schüler die Stücke allzu schnell auswendig kann. Sie beherrschen zwar häufig den "äußeren" Notentext und den motorischen Ablauf. Aber das, was zwischen den Zeilen steht, geht verloren. Und da man ja nicht mehr in die Noten zu schauen braucht, setzen sich auch sehr schnell falsche Griffe fest, die nur schwer wieder zu korrigieren sind. Das Auswendigspielen bedarf also einer großen Selbstdisziplin.
 
Das is ganz unterschiedlich bei mir. Wenn es ein Stück ist, das mir persönlich gefällt, dann üb ich dementsprechend mehr und dann spiel ich das auch bald mal auswendig. Wenns aber ein Stück is, das ich nich sooo gerne mag, dann üb ich gar nicht so viel :/
Bei manchen Stücken halt ich mich auch nicht an die Fingersätze, da tu ich mir dann auch ein bissl schwerer.. und dann kann ich das auich lange mal nicht auswendig spielen.
Lg, Unicorn
 
Bei mir ist Nummer 3 aktuell.:p
 
Für mich kommt es darauf an, wie lange ich ein Stück bereits spiele. Ich habe selten den Anspruch, ein Stück auswendig zu können und verlasse mich beim Spielen sehr auf meine Notizen in den Noten (Fingersätze, eingekringelte Problemnoten, Atempausen etc.). Je länger ich ein Stück bereits spiele, desto schwerer wird es, mich von diesen Hilfsmitteln zu lösen, die sind irgendwie mit eingebaut. Wenn ich aber von Anfang an darauf aus bin, etwas auswendig zu lernen, dauert das ungefähr so lange, wie ich brauche, das Stück komplett (nicht umbedingt im Originaltempo oder fehlerfrei) spielen zu können.

Seit dem letzten Stück habe ich mir vorgenommen, immer beim Ende mit dem einstudieren anzufangen. Dadurch sollte es ab jetzt auch kein Problem mehr sein, irgendwo wieder anzufangen (es sei denn, jemand ruft mir nur die Taktnummer zu).
 
Hallo,

auswendiglern-Threads hatten wir ja schon öfter...:rolleyes:

Ich lerne alle Stücke, die ich neu bekomme, von der ersten Minute an auswendig, im Schnitt bei Stücken auf meinem Level 1 Stunde/Seite, bei Bach länger, ist auch unterschiedlich.
Ich finde es vorteilhaft, das Stück schnell auswendig zu können, da man sich direkt auf die Musik bzw. die noch zu erarbeitende Technik konzentrieren kann. Nachteilig bei mir, ich lege die Noten meist zu schnell weg, nach längerer Zeit können sich doch Fehler, vor allem in der Dynamik, einschleichen.


Klavirus
 
Nachteilig bei mir, ich lege die Noten meist zu schnell weg, nach längerer Zeit können sich doch Fehler, vor allem in der Dynamik, einschleichen.


Klavirus

Hallo Klavirus,

ich pflege es generell, auch wenn ich ein Stück in und auswendig beherrsche, beim Üben trotzdem die Noten zu verwenden.
Nach längerer Zeit können sich nur Fehler einschleichen, wenn man nicht richtig übt, dann hat man nämlich das Stück nur gespielt, viel gespielt, aber nicht geübt. Üben heißt was anderes. Wer ein Stück richtig übt, werden sich keine Fehler einschleichen, sondern der Gegenteil ist der Fall.
Durch ständiges Spielen und nicht mehr üben schleichen sich Fehler ein. Durch ständiges Üben merzt man die Fehler aus!

Liebe Grüße, Mario
 
Nachteilig bei mir, ich lege die Noten meist zu schnell weg, nach längerer Zeit können sich doch Fehler, vor allem in der Dynamik, einschleichen
Das ist ja wirklich interessant. Sowas kenne ich eigentlich nur aus Meisterkursen, da wird auch meist auswendig geübt. Also ich fände das schon etwas riskant.
 

Zurück
Top Bottom