Wie lange braucht ein Schueler, bis ein neues Stueck vortragsreif ist?

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Normalo

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Hallo,

da ich seit einem Jahr Unterricht nehme und kontinuierlich neue Stuecke lerne, wuerde mich mal interessieren, wie lange ein Schueler (in den ersten beiden Jahren) durchschnittlich an einem Stueck arbeitet, bis es vortragsreif ist bzw. bis der KL zufrieden ist. Und wie steht das im Verhaeltnis zur Uebezeit und evtl. Alter.

Meine KL unterrichtet nur Kinder, und die Spanne liegt bei einer bis mehreren Wochen. Das war bezogen auf die Bach-Inventionen. Ich kann kaum glauben, dass man dafuer nur eine Woche braucht. Ich selber habe ueber einen Monat an einer Invention gearbeitet. Die meisten Kinder ueben hier jeden Tag maximal eine Stunde, gibt aber wohl auch Ausnahmen. Dazu muss man sagen, dass sie teilweise unter einem immensen Druck leiden. Performt man dann besser, weil man die Eltern nicht enttaeuschen will?
 
Manche Kinder performen unter Druck besser, manche schlechter.
Druck kann etwas positives sein, aber sobald ein Kind leidet, gerade im Hobbybereich, sollte man als Elternteil darüber nachdenken, ob das Kind gerade die eigenen Träume und Wünsche - die man selber nicht erreicht hat - "kompensieren" soll.
Der Schlager: "Ich konnte nie Klavier lernen, also soll mein Kind das tun!" - nach so einem Satz sollte man als KL die Reaktion des Kindes beobachten.

Ob man eine Invention nach einer Woche kann, hängt sehr vom persönlichen Fortschritt des Kindes ab! Und da spreche ich nicht von körperlich, sondern geistig und psychisch. Was ist für Dich "Kind"? 6 Jahre, 8 Jahre, 12 Jahre? Vom musikalischen Verständnis her liegen zwischen diesen Altersstufen Welten. Ein 6jähriges Kind kann eine Invention vielleicht technisch gut spielen, das Verständnis für die Komplexität kommt (zu 99%) erst später. Mit der Erfahrung und der Hilfe eines guten KL.

Ich habe mit 7 Jahren Inventionen gespielt. Aber angefangen zu verstehen, also richtig zu verstehen*, um was es geht, und was ich da eigentlich spiele, habe ich erst mit 10 Jahren.
*Trotz Erklärung des Lehrers und seitenweisen Notizen im Aufgabenheft seinerseits. Vielleicht hat er es damals nur nicht "kindgerecht" erklärt. Aber ich habe auch erst sehr viel später angefangen, einen Zugang zu Bach zu finden. Und vielleicht war das auch die "Schuld" meines Lehrers, der mir diesen Komponisten nachhaltig verleidet hat.
 
Heißt es nicht, dass man ein Stück typischerweise in drei Wochen können sollte, sonst ist man noch nicht so weit?
 
Meiner Erfahrung nach ist es am besten, ein Stück für ein Vorspiel geraume Zeit vor dem Vorspiel einzustudieren, dann eine Zeit lang wegzulegen und dann vor dem Vorspiel wieder hervor zu holen, um dem Stück den letzten Schliff zu geben. Während der Zeit des "Weglegens" arbeitet es beim Schüler innerlich weiter und kann sich quasi "setzen".
Von daher finde ich genaue Zeitangaben zu Deiner Frage eher schwierig zu beantworten.
 
Die Kinder sind so 7 Jahre aufwaerts, wenn sie mit Klavier anfangen. Bach lernen sie ca. in der fuenften Stufe (ABRSM), also je nach Fortschritt im Alter von ab 9 bis 12 vermutlich. Die Kinder hier haben Schule von morgens bis abends, danach werden Hausaufgaben gemacht und anschliessend geht's zum Klavierunterricht.

Ich hab mal meine KL gefragt, was sie beim Kinderunterricht am schwierigsten findet. Sie meinte, die Eltern, weil sie immer Druck machen, damit das Kind schneller vorankommt. Die sitzen sogar beim Unterricht mit im Raum (kleiner Raum). Faend ich als Schueler aetzend. Ist das in Deutschland auch so?
 
Heißt es nicht, dass man ein Stück typischerweise in drei Wochen können sollte, sonst ist man noch nicht so weit?
Ist das so? Ich hab bei Invention 1 ueber zwei Monate gebraucht. Invention 8 hat dann mehr als ein Monat gedauert. Invention 4 ca. ein Monat. Geht immer schneller. Ich denke schon, dass man auch mit schweren Stuecken weiterkommt, wenn man sich genug Zeit nimmt. Gefahr ist halt, dass man irgendwann keinen Bock mehr auf das Stueck hat.
 
@Normalo Eher nicht. Was ich da bei der Klavierschule meiner Tochter mitbekomme, sind da nirgends Eltern mit dabei. Bei einer anderen KL hatten wir Probeunterricht, die hätte das unbedingt gewollt.
 
@Sven @Normalo Da ist die Frage: wann kann ich ein Stück? Wenn ich alle Noten richtig spiele? Wenn es auf dem Niveau ist, dass ich es vorspielen kann (Schülerkonzert? Prüfung?). Wenn ich damit zufrieden bin?
 
Ist das so? Ich hab bei Invention 1 ueber zwei Monate gebraucht. Invention 8 hat dann mehr als ein Monat gedauert. Invention 4 ca. ein Monat. Geht immer schneller. Ich denke schon, dass man auch mit schweren Stuecken weiterkommt, wenn man sich genug Zeit nimmt. Gefahr ist halt, dass man irgendwann keinen Bock mehr auf das Stueck hat.

Ich sprach nicht vom Weiterkommen, sondern können.
Natürlich musst du dich mit Stücken konfrontieren, die schwerer sind als das was du schon kannst, um besser zu werden.

Stücke die deinen Fähigkeiten entsprechen sind dann aber eine Stufe leichter.
 
Meiner Erfahrung nach ist es am besten, ein Stück für ein Vorspiel geraume Zeit vor dem Vorspiel einzustudieren, dann eine Zeit lang wegzulegen und dann vor dem Vorspiel wieder hervor zu holen, um dem Stück den letzten Schliff zu geben. Während der Zeit des "Weglegens" arbeitet es beim Schüler innerlich weiter und kann sich quasi "setzen".
Von daher finde ich genaue Zeitangaben zu Deiner Frage eher schwierig zu beantworten.
Wenn ich das mache, vergesse ich es schnell wieder. Ist das ein Symptom, dass ich es noch nicht "kann"?
 

@Sven @Normalo Da ist die Frage: wann kann ich ein Stück? Wenn ich alle Noten richtig spiele?
Nein. Wenn du erst alle Noten lernst, um später Musik daraus zu machen, ist dein Vorgehen sowieso falsch.

Wenn es auf dem Niveau ist, dass ich es vorspielen kann (Schülerkonzert? Prüfung?).
Muss nicht.
Aber es muss Musik sein, keine Abfolge von Tönen.

Das könnte zu wenig sein ;-)

Wenn du erst dein pianistisches Niveau heben musst, um ein Stück spielen zu können, haben dafür deine Fähigkeiten beim Start des Vorhabens nicht gereicht.
 
Ich sprach nicht vom Weiterkommen, sondern können.
Natürlich musst du dich mit Stücken konfrontieren, die schwerer sind als das was du schon kannst, um besser zu werden.

Stücke die deinen Fähigkeiten entsprechen sind dann aber eine Stufe leichter.
Weiterkommen impliziert fuer mich das Koennen. Wenn es nicht pruefungsreif ist, dann krieg ich keine neuen Hausaufgaben.
 
Vergisst du es wieder oder geht die manuelle Dressur aus deinen Fingern flöten?
Gute Frage! Wuerde ich jetzt versuchen, die vor einem Monat zuletzt gespielte Invention 4 zu spielen, kann ich mich gut an die Melodie und die vielen Herausforderungen erinnern. Aber spielen koennte ich sie nur noch sehr langsam, wahrscheinlich sogar ins Stocken geraten. Also Klang ist klar im Kopf, aber die Finger finden die Tasten nicht. Was bedeutet das?
 
Ich denke, wenn man ein Stück während des "Weglegens" wieder ganz vergisst, so war es noch nicht gründlich gelernt worden. Wenn man es dann vor dem Vorspiel wieder hervorholt, kann man das dann nachholen und außerdem z.B. "Einsprungstellen" festlegen, bei denen man, falls man rauskommen sollte beim Vorspiel, wieder einsteigen kann. Eine Analyse des Aufbaus und der Harmonik ist ebenfalls wichtig, um ein Stück sicher zu können.
 
Ich hab letztes Jahr auch Klavierunterricht nach einem Mädchen gehabt, da saß immer der Vater dabei. Brrrr. Würd ich mir als Lehrerin auch super unangenehm vorstellen.
 
Also Klang ist klar im Kopf, aber die Finger finden die Tasten nicht. Was bedeutet das?

Dass du die Finger dressiert hast, zur richtigen Zeit die passende Taste zu drücken.

Du solltest stattdessen die Verbindung von der durch das Notenbild ausgedrückten Musik zur von den Fingern ausgedrückten Musik trainieren.

Das kann bedeuten, dass du dann weniger "auswendig" kannst, dafür bist du dann aber zum Kern durchgedrungen.
 

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