Wie bekommt man diesen weichen Fluss hin?

mos

mos

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Ich übe ja im Moment gerade unter anderem Eric Satie'S Gymnopedie No.1 in etwas verfeinfachter Version.

Eigentlich bin ich schon sehr zufrieden wie es mittlerweile klappt. Wenn ich aber zwischendurch mal Probeaufnahmen mache, dann fällt mir immer wieder auf, dass ich diesen weichen, fließenden, träumerischen Klang nicht hinbekomme.

Ich kann es schlecht erklären, habe auch gerade keine Übekontrolle zur Hand, werde ich morgen mal hochladen. Wie bekommt man diese Leichtigkeit mit ins Spiel?

Ich versuche schon vermehrt mit meinen Anschlag durch das Armgewicht (keine Ahnung, wie ich es beschreiben soll) zu machen. Es klingt dadurch voll, aber trotzdem nicht so hart, als wenn man "nur" aus dem Finger spielt, aber irgendwie ist es das noch nicht.

Manchmal klingt es schon recht schön, aber über weite Stellen eben noch nicht. Ich weiß einfach nicht, wie und was ich da gezielt üben kann.
 
Mal sehen, ob ich das mit dem Hochladen hinbekomme. Falls es klappt, bitte den Patzer überhören und nur auf den Fluss achten. Wie kann und mit welchen Mitteln kann man ihn verbessern?

Danke

[MP3="http://simplysax.de/Piano/Gymno.mp3"]Gymnopedie No.1[/MP3]
 
Hi Mos,

ist doch schon sehr schön.

Die Qualität (Schönheit) des Fluss der Melodie wird bestimmt durch die Gleichmäsigkeit des Anschlag bezüglich Dynamik und Artikulation.
Beides darf sich hier nicht sprunghaft ändern.

Die Dynamik muss einen langen Bogen über die gesamte Phrase bilden, schon kleinste Unsicherheiten oder Ungenauigkeiten werden durch das Gefühl hörbar.

Wo die Höhepunkte der jeweiligen Phrasen sind, musst du selber schauen.
Jedenfalls muss die Phrase dynamisch langsam und gleichmäsig zum Höhepunkt ansteigen und dann wieder gleichmäsig abfallen. Die Dynamikunterschiede sind hier sehr gering, deswegen ist es so schwierig.
Eine Methode wäre, es erstmal stark zu übertreiben p -> f , und dann schrittweise die Dynamik wieder zu erniedrigen.

Zu deiner Aufnahme:
Ich bin leider kein guter und sensibler Kritiker, aber ich versuche es doch mal.

Anfang der linken Hand: die Akkorde könnten gleichmäsiger und noch zurückhaltender sein.

Erste Phrase rechte Hand: Die Dynamik ist für mich nicht gleichmäsig. Irgendwo in der Mitte spielst du auf einmal einen oder zwei Töne betonter und lauter.

Gruß
 
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Hi Mos,

nachdem ich das Stück mal wieder angespielt habe, ist mir noch was (allgemeines) eingefallen:

1.) Bei den lang ausgehaltenen Tönen der RH muss man darauf achten, dass sie hörbar weiterklingen (wie wenn ein Sänger einen Ton lange aushält). Da das Klavier aber ein Percussions-Instrument ist und der Ton sehr schnell leiser wird, erreicht man das nur dadurch, dass man sich auf die Lautheit des Tons konzentriert und die Begleitung im Verlauf des Leiserwerdens so anpasst, dass er weiterhin hörbar bleibt.

2.) Lang auszuhaltende Töne werden ein bischen stärker angeschlagen, damit sie eben länger klingen. (Wobei da bin ich mir hier nicht ganz sicher, ob das hier angebracht ist, da die Dynamik so diffizil ist. Muss man ausprobieren.)

Gruß
 
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Hi Mos,

sorry, dass ich wie Inspektor Columbo so hinterherkomme. ;-)

Nochwas ist mir aufgefallen. In meinen Noten ist der Fingersatz so, dass die ersten Akkorde, wo noch keine Melodie ist, mit der RH gespielt werden sollen.

Ich würde sie unbedingt von Anfang an mit der LH spielen, da sonst die LH ohne Eingewöhnungsphase abrupt die gaaanz leisen Akkorde spielen muss, wenn die RH anfängt die Melodie zu spielen.

Gruß
PS: Vielleicht sammel ich erstmal alle Hinweise. ;-)
 
Ich habe ja die "entschärfte" Notenversion und fange sowieso mit der linken Hand an.

Ich bekomme dieses langsame an- und absteigen noch nicht hin. Die Stufen sind zu stark bei mir. Vielleicht schaffe ich es auch einfach noch nicht, weil ich noch zu kurz spiele. Es ärgert mich aber doch ziemlich.

Ebenso habe ich noch teilweise Probleme die Akkrodöne gleichzeitig und gleichmässig anzuschlagen. Sobald eine schwarze Taste mit im Spiel ist, ist irgendwie beim "Gleichzeitig" der Wurm drin.
 
Ich find du bst zu kritisch mit dir selbst.:confused:
Das ist doch schon gut! Deine Ansprüche sind natürlich auch schon hoch, weil Du schon lange Musik machst. Das versteh ich sehr gut aus eigener Erfahrung.


Vieles entwickelt sich mit der Zeit erst, bei mir ging das Herausarbeiten einer Melodiestimme zunächst gar nicht. Aber das wird. Man muss sich mehr in Geduld üben.

LG
violapiano
 
Mos, bitte! Man wird kein Weltklassepianist in wenigen Monaten. Du darfst den weichen Fluss der Profis nicht als Messlatte nehmen. Aber: Das wird mit der Zeit immer besser.

Den ungleichen Anschlag bei den Akkorden kenne ich zu gut. Ist aber eine echte Übungs- und Konzentrationssache. Spiel langsamer und versuche vor dem Anschlag (in Millisekunden) einen sauberen Kontakt mit den Tasten herzustellen. Im Gegensatz zu Deinem ersten "Gejammer wegen des weichen Flusses" ist das aber wirklich etwas, an dem man arbeiten kann und muss. Ich denke und hoffe, dass es zunächst ausreicht, wenn man sich dieser Sache bewusst ist und sich permanent um Verbesserung bemüht.
 
Hi Mos,

FLIP hat recht.
Die Aufnahme ist sehr schön, insbesonders wenn man bedenkt, dass du erst ca. 1/2 (stimmt doch?) Jahr spielst.

Ich bin einfach immer zu kritisch.

Gruß
PS: Ich glaub, ich werd' grundsätzlich nichts mehr zu Aufnahmen schreiben.
 

Ich bin einfach immer zu kritisch.

Gruß
PS: Ich glaub, ich werd' grundsätzlich nichts mehr zu Aufnahmen schreiben.

Hallo Bachopin,

jetzt bist Du aber, finde ich, zu kritisch mit Dir selbst!

Mos hat doch ausdrücklich nach Methoden zur Verbesserung gefragt. Ob und was man im aktuellen Stadium des Spielens von den Ideen umsetzen kann, muss man eh' immer selbst durch probieren herausfinden.

Also, es freuen sich bestimmt sehr viele, wenn Du weiterhin gute Tipps gibst. :)

lg
Nora
 
@Bachopin!! Nu ja nicht mit den kritischen Tipps aufhören! Wenn ich keine Kritik haben wollte, würde ich nichts einstellen. Gerade solche Dinge, finde ich, helfen sehr. Leute die schon länger spielen, hören ganz anders zu als z.B. ich oder können mir ganz andere Tipps geben, als ich es im Moment erforschen kann.

Ich höre nur, dass es irgendwie nicht das ist, was ich im Kopf habe, weiß aber eben manchmal nicht, wie ich die Sache angehen muss, damit es besser wird. Gerade dieses sehr genaue hin hören und auseinander nehmen von dir, zeigt mir, wo und wie ich an Stellen arbeiten kann.

Also, auf gar keinen Fall, nie und nimmer, bei mir aufhören konstruktive Kritik zu schreiben.


@Flip: neee, liegt an mir. Mein Instrument ist top, das hat Michael überholt. Da kann ich nichts drauf schieben. :) Tja, das liebe Pedal! Das ist momentan meine absolute Achillissehne. Es wird zwar langsam besser, aber ich tue mich immer noch sehr schwer mit dem Pedal. Autofahren ist leichter

Danke :kuss:
 
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Hi Mos,

also gut ich werde weiterhin kritisieren, aber ich bin da manchmal schon ziemlich hart. ;-) (Und wenn ich's nur selber besser könnte. :floet: )

Zum weichen Fluss ist mir noch was eingefallen:
Da gibt es die Spielbewegung, dass man jeden Ton mit weichem Handgelenk so in die Taste "reinzupft". Man berührt die Taste mit hohem Hangelenk und drückt dann die Taste mit gleichzeitig tiefergehenden Handgelenk ins Tastenbett. Alles ganz weich und rund.

Kann man auch umgekehrt machen, tiefes zu hohem Handgelenk.

Kannst ja damit mal experimentieren, vielleicht gefällt es dir dann besser.

Das Problem hierbei ist allerdings, dass dann die Töne aufgrund der einzelnen HG-Bewegung etwas separiert werden. Sie sind dann weicher aber wahrscheinlich geht der Fluss etwas verloren. Man muss schlussendlich so eine weiche Handgelenk-Bewegung mit der gesamten Phrase kombinieren, aber das ist sehr schwierig da die Phrase so lang und langsam ist.

Gruß
 
Hi Mos,

also gut ich werde weiterhin kritisieren, aber ich bin da manchmal schon ziemlich hart. ;-) (Und wenn ich's nur selber besser könnte. :floet: )

Das ist schon ok so, nur keine Scheu! Ich bin Kummer gewöhnt :D:D.

Die Anschlagtechnik, die du erwähnst, versuche ich. Es ist eine Übungssache. Ganz am Anfang habe ich nur aus den Fingern angeschlagen, das war sehr anstrengend und sehr "hart" im Ton.
Jetzt versuche ich aus dem Arm anzuschlagen, also quasi die Kraft zu dosieren und umzusetzten. Es hört sich weicher und voller an, ist aber auch recht schwer zu dosieren.


@Fisherman, das gleiche hat mein Lehrer auch gesagt, erst Vollkontakt und dann Anschlagen. Mir macht der Höhenunterschied oft zu schaffen, wenn ich weiße und schwarze Tasten gleichzeitig anschlagen muss. Da fällt es mir am schwersten, gleichzeitig anzuschlagen. Man muss das in die Finger und in den Kopf bekommen.
 
Hahah, nettes Bild! Dann bin wohl noch etwas hüftsteif. Sieht bei mir dann auf dem Klavier so aus, wie Lionel Ritchie oder Tina Turner tanzen :D
 
Hallo mos,

FLIP hat sicher gemeint, das Instrument gibt das Klangfarbenspektrum und dynamische Spektrum nicht her, was man verwenden könnte in diesem Stück.
hansborjes hat es ja auch gespielt, mit einem Bösendorfer Flügel, der hatte da natürlich bessere Karten......
Ich finde, du hast gut die Stimmung des Stücks eingefangen.

Ich finde es sehr gut für ein halbes Jahr spielen! Und- ich finde, es hat Fluss.
Verbessern kann man immer noch etwas. Aber Du wirst es sicher, wenn Du es in einigen Wochen wieder spielst, schon viel schöner hinkriegen. Noch schöner, als es schon ist.

LG
violapiano
 

das weiss ich nicht, denn ich höre mir kaum Aufnahmen an, und auf keinen Fall schreibe ich was zu solchen.

aber ich halte es ernsthaft für probierenswert, sich auf das "nette Bild" einzulassen und ganz real körperlich mit der Musik mitgehen - ebenso natürlich, wie man selber gehen, schleichen, springen etc. kann (und wenn man das macht, denkt man ja auch nicht darüber nach und beobachtet, was der Fuß gerade macht). Denkt man Sachen wie "ich muss den Arm jetzt so bewegen, hier stärker, da weicher, jetzt diese Finger" u.s.w. dann befindet man sich in einer Distanz zur Musik - und diese Distanz muss nicht sein, denn sie lenkt ab.

- - nebenbei wird dieses Bild in allerlei Fachliteratur verwendet, sehr schön beschreibt Kratzert das im "Handbuch für Pianisten", ja der gibt sogar eine tolle Anweisung, wie man erleben kann, dass man Bewegungen an den Tasten nicht distanziert, sondern mit deutlichem Körpergefühl wie das automatische gehen ausführen kann: - man kann eine Melodie denken, und auf jedem Ton einen Tanzschritt ausführen - - man kann eine Melodie wie gehend/tanzend mit beiden Zeigefingern spielen - - - und danach ebenso gefühlt in einer Hand

und mal beobachten, wie das mit der Gewichtsverlagerung etc beim realen gehen, schreiten, schleichen, springen, hüpfen, laufen, rennen etc ist - - das könnte man machen, und da könnte man wahrnehmen, dass man beim Klavierspielen sehr natürliche Bewegungen machen kann und soll.

ausdrücklich empfehlen will ich das aber nicht ;) man könnte sich ja wie ein naives Spielkind vorkommen, wenn man sich vorstellt, die eigenen Arme seien wie ein Körper, der gerade eine Melodie in ganz kindlichem Sinne "spielt" (so wie ein Kind seine Spiezeugtierchen, Autos oder Puppen als belebt in seiner Fantasie wahrnimmt) - - und Klavier spielen ist ja eine schwierige Angelegenheit, die man keinesfalls kindlich betreiben sollte, oh nein, da hat kindliche Fantasie nichts drin verloren, das muss mit Ernst, Distanz, Fachkauderwelsch (Pronotation, Rotation...) betrieben werden... :D

Gruß, Rolf

(damit es nicht hagelt: die Ironie im letzten Absatz ist nicht böse gemeint!)
 
Es liegt neben der Physiologie auch am Vorstellungsvermögen

@mos:

Also ich denke, neben den ganzen Diskussionen zur Handgelenk- und Armbewegung ist auch die Vorstellung, also das Empfinden entscheidend.
 
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