Wer kennt sich mit türkischer / kurdischer Harmonik aus?

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Wiedereinaussteiger

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Ich hab da ein putziges Fundstück, das ich gern mal aufs Klavier bringen möchte. Mit türkischer oder kurdischer Meldodik und Instrumente, aber deutsch (..) gesungen.

Malek Samo („König“ Samo)

Telefon

Möchte seinen genialischen Telefon-Song mal aufs Klavier übertragen, trau mich aber noch nicht, mangels Detailkenntnissen der türkischen Melodik. Wer könnte mir da ein klein wenig zur Hand gehen, indem er mal die Akkordfolge notiert? Und vielleicht die eine oder andere der Sanges-Verzierungen? Sind das am Klavier dann Mordenten?

Das, was er da singt, ist - denke ich - schon halbwegs ausgefuchst. Das kann bestimmt nicht jeder auf Anhieb.


Weitere seiner Arbeiten:

10 Jahre bin ich hier

Spielotheka


In diesen Songs drückt sich wohl offensichtlich das Lebensgefühl eines Teils der Jugend von heute aus. Ich finde, das ist schon durchaus interessant, sich damit zu befassen.
 
Die Stücke klingen irgendwie alle gleich monoton. Und das willst du wirklich selber spielen?
Ich glaube das Zeug wirkt nur in Verbindung mit Gesang. Dann entfaltet es eine hypnotisierende Wirkung, die uns die Zeit vergessen lässt. :D
Stell doch abschließend eine Aufnahme ins Forum. Mit Gesangseinlage natürlich.
LG,
NaMu
 
Lieben Dank erstmal allen, die mir bis hierher schon antworteten.

Na klar möchte ich das singen.

Und na klar, möchte ich das Klavier nicht eigens dafür umstimmen.

Ich suche also - unter Beibehalt der "europäischen" Harmonik - eine möglichst klangnahe akkordische Umsetzung der kurdisch-"königlichen" Musik zum Telefon.
;)

(NB und noch gar nicht klar ist, dass ich mich mit einer Aufzeichnung halbkurdischer Telefontat dann an eine Web-Öffentlichkeit wagen würde... )
:D
 
aufs Klavier übertragen, trau mich aber noch nicht, mangels Detailkenntnissen der türkischen Melodik.
Diese Kenntnisse hat wahrscheinlich keiner hier.

Ich würde diese Voadafone-Telefon-Melodie einfach transkribieren. Das kann ja nicht so schwierig sein, es ist ja immer dasselbe. Anschließend würde ich sie mit zwei oder drei passenden Akkorden unterlegen. Und wenn Du nicht mehr weiterkommst, in Köln auf der Weidengasse hilft man Dir sicher gerne kompetent weiter.

CW
 
@WEAS: hast du einen Job als Entmieter ? :D :D :D :D


Viele Grüße

Styx
 
Diese Musik kommt besonders gut aus dem weit geöffneten Seitenfenster des älteren 3er-Cabrios nebenan an der roten Ampel.

CW
 
Falls Du Dein Klavier umstimmen lassen möchtest ;) kann das z.B. so klingen: Hakan A. Toker: Karc

Mir gefällt allerdings persisch besser ;) Improvisation on a Persian tuned piano - YouTube

Ich will ja nicht als "verwöhntes Okzidentälchen" ohne Interesse an den Schätzen der Weltmusik gelten - aber ich muss sagen, dass diese Stimmung für mich als stark westlich geprägten Musiker mit absolutem Gehör - naja: extrem gewöhnungsbedürftig ist.

Ich bekomme da intuitiv das Gefühl, zum Stimmhammer greifen zu wollen, um nachzuziehen, nach dem Motto: Terz zu tief, Septim zu hoch...^^ :D
 
Sehr interessant ist auch diese "Cantilene" eines wohl sehr engagierten Muezzins:



Welches Stimmfach ist der eigentlich? - ich wäre für "hochdramatischer Tenor"...:D

Wobei ich zugeben muss, dass in dieser meditativen Form des a-Capella-Gesangs auch ein besonderer Reiz liegt, wie zum Beispiel auch in den wunderschönen Organa des Perotin.



Herzliche Grüße

Dein Lisztomanie
 
Ich bekomme da intuitiv das Gefühl, zum Stimmhammer greifen zu wollen, um nachzuziehen, nach dem Motto: Terz zu tief, Septim zu hoch...^^ :D

also insbesondere bein dem ersten, dem Oberdämpfer, würd ich jetzt finalen Plattenbruch vermuten - Stegdruck hatt die Kiste wohl auch keinen mehr....aber schönes Gehäuse...:D

und die 2. Kiste...roter Oktober oder so.....ja, da stimmen ja ned mal die Chore

Viele Grüße

Styx
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Es gibt eine Lösungsmöglichkeit für die Tonhöhenproblematik: Einfach eines der hier zu hörenden Klaviere kaufen und los geht's mit dem Musizieren in orientalischer Stimmung. Denn es sind zwei Aspekte gleichermaßen damit realisierbar: Jeder Ton ist einzeln in variabler Höhe stimmbar und das Festlegen nichttemperierter Skalen ist ebenfalls kein Problem.

Wer bei seinem abendländischen Stamminstrumentarium bleiben will, hat mit abendländischen Komponisten seit dem späten 19. Jahrhundert vergleichbare Vorgaben und muss sich solche Quellen im mitteleuropäischen Sinne "zurechthören", also die Tonhöhenabweichungen zur gleichschwebend-temperierten Skala einfach ignorieren. Erfolgreiches Ignorieren beim Anhören des "Vodaphone-Songs" führt zur Wahrnehmung eines zugrundeliegenden Bordun-Tons fis, der nur während einiger instrumentaler Fill-in-Figuren unterbrochen wird. Der Tonvorrat der gesungenen "kurdischen" Melodielinie kann irgendwie der phrygischen Skala auf fis zugeordnet werden, die instrumentale Oberstimme umspielt die Melodielinie kleinintervallisch und im figurativen Sinne, so dass eine Art Heterophonie herauskommt.

"Türkische Harmonik"? "Kurdische Harmonik"? Diese Musik ist harmoniefremd angelegt, wer sie in ein abendländisch-tonales Raster zwängen will, halte sich bei sparsamem Akkordwechsel an die Zusammenklänge, die aus dem Material der phrygischen Skala auf fis zu bilden wären...!

LG von Rheinkultur
 

In der türkischen Musik erfolgt die Unterteilung des Ganztones nicht in Halbtöne als kleinstem Intervall, sondern es wird der Ganzton in 9 Töne aufgespalten, wodurch sich eine enorme Vielfalt an Skalen ergibt, weit über Hundert. Die besondere Färbung der Musik entsteht eben dadurch, dass man nicht in der temperierten Intervallstruktur bleibt, sondern bestimmte Töne deutlich davon abweichen. Traditionell wird diese Musik auf geeigneten Instrumenten wie Oud oder - hier im verlinkten Video zu sehen - Saz gespielt, die Oud ist bundlos, wodurch alle Skalen gespielt werden können, auf der Saz sind die Bünde so gesetzt, dass man die Skalen spielen kann, zusätzlich wird der Ton noch entsprechend gezogen, wenn die Stimmung nicht korrekt ist.

Zwar ist es richtig, dass diese Musik häufig nur horizontal angelegt ist, also grundlegend ohne Akkorde gespielt wird, das liegt dann aber häufig an der Besetzung. Wenn es mehrere Oud oder Saz im Zusammenspiel gibt, dann erfolgt auch häufig eine Begleitung mit Quarten und Quinten oder einem einstimmigen Ostinato.

Ich hatte vor einiger Zeit mal das Glück, dass ich von gut deutsch sprechenden türkischen Musikern mit guter theoretischer Bildung dieses Ton-System erklärt bekam, wobei die Rhythmik in der Komplexität nicht den Skalen hinterher steht. Eine ausgesprochen reichhaltige Musik ist das und es gibt auch gute Literatur auf türkisch, so hatte ich ein Handbuch zur klassischen türkischen Musik in der Hand, mit mehreren Hundert Seiten, wo die einzelnen Skalen und Rhythmen genau bezeichnet und die mathematischen Hintergründe der Intervalle dargelegt waren, jedoch konnte ich es bisher noch nicht auftreiben. Einige Noten von Liedern hatte ich mir kopiert, es gibt auch Seiten im Netz mit Noten traditioneller türkischer Musik. Meine eigenen Versuche, das auf dem Klavier zu spielen und irgendwie zu verarbeiten fand ich wenig zufrieden stellend. Es geht nur in Ausnahmefällen, wenn die verwendeten Skalen unseren Kirchentonarten zumindest stark ähneln. Bestenfalls kann man solche Stücke bearbeiten und etwas ganz anderes daraus machen.

Hier mal ein Beispiel von Fazil Say: Fazil Say-Black Earth (Kara Toprak) - YouTube
Hier das bekannte Lied in einer traditionellen Fassung: A

Der Modus ist mit dem dorischen verwand, hier kann man auf dem Klavier was draus machen. Fazil Say entwickelt das Thema zunächst nur über einer mehrmals wiederholten Basslinie, im Mittelteil dann freier, wobei dort dann nicht mehr das "orientalische Feeling" gegeben ist.

Das verlinkte Video aus dem ersten Beitrag ist m.E. auf dem Klavier nicht sinnvoll zu spielen, es stimmt zwar, dass der Modus eine entfernte Ähnlichkeit mit phrygisch hat, jedoch ist die Mikrotonalität dann doch nochmal ganz anders und man braucht dazu passende Instrumente.
 
Ab welchem Niveau braucht man die entsprechend gestimmten Instrumente? Mein Klavierlehrer konnte alle möglichen Stile spielen, die sich auch mal nach Balkan oder Orient angehört haben, ohne das Klavier umzustimmen. Authentisch war es sicherlich nicht, vom Gefühl her erschien es mir aber zum Beispiel ziemlich arabisch, da zog vor dem geisten Auge gleich die Karawane los.

Vielleicht reicht bei mir aber auch eine phrygische Sekunde hier und ein übermäßiger Schritt dort, damit ich es schon für orientalische Musik halte.
 

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