Hallo zusammen!
Die beiden Filmchen von Klaviermacher habe ich mir jetzt mehrfach angehört, dazu noch eine zweite Chor-Version, die etwas mehr Zeit zum Luftholen lässt. Jenseits des "gefällt mir!" "gefällt mir nicht!" Urteils, konnte ich an diesen verschiedenen Spiel- und Darbietungsarten eine Menge entdecken:
1. wie immens wichtig es ist, hin und wieder am Klavier einfach mal mitzusingen, -summen, -brummen, wie auch immer. Die menschliche Stimme oder vielmehr "Ton-in-Ton-Klangreihenproduktion" ist ziemlich untrüglich wegweisend für die Artikulation am Instrument. ABER:
2. die "Übersetzung" des menschlichen Gesangs auf ein Instrument geht nicht 1:1 (erst recht nicht im Falle einer Orgel) Wie Hans schon gesagt hat, spielt der Klang, den das Instrument erzeugt ne große Rolle (den Vergleich Flügel - Digital finde ich da ziemlich eindrücklich)
3. insofern betrifft die Frage nach dem Tempo mindestens zwei Aspekte: einmal natürlich gehts um den Puls des Stückes, das ist eher eine "rhythmische" Angelegenheit, der zweite Aspekt -der MIR erst jetzt so richtig deutlich wird- ist die Frage nach der Klangentfaltung. Wie schnell oder langsam reihe ich die Töne aneinander, damit dieser oder jener Klangeindruck entsteht. Besonders spannend natürlich bei der Frage nach der "Imitation" der menschlichen (Chor-)Stimmen.
4. Jetzt ist mir auch klar, warum ich "(Kunst-)Liedbegleitung" auf dem Klavier so bewundernswert und gleichzeitig als das schwierigste empfinde.
5. Wenn ich Klaviermachers allerbeste Hälfte solo spielen höre, dann finde ich das Tempo optimal, sehr sanglich. Wenn ich mir vorstelle, in diesem Tempo würde ein Chor mitsingen, dann würde dieser vielleicht in gegenteilige Atmennot geraten, nämlich so dass die Töne nicht zu kurz aufeinander folgen, sondern dass sie zu lange gehalten werden müssten. Ich bin keine Chorsängerin, aber irgendwie könnte ich mir das vorstellen. Das ist nun überhaupt kein Makel, sondern zeigt nur, wie flexibel die Frage nach dem rechten Tempo beantwortet werden muss.
Ich kann zum Thema Tempo (unter anderem) übrigens einen sehr, sehr, sehr, sehr schönen Film empfehlen: "Der Garten des Sergiu Celibidache". Es ist ja bekannt, dass Celibidache vielen vieles viel zu laaaaaangsaaaaam dirigiert hat, aber eben in diesem Film kommt irgendwo eine Szene, in der er seinen Studenten erklärt, was es mit der vermeintlichen "Langsamkeit" auf sich hat. Jetzt, wo wir das Thema "Tempo" diskutieren, muss ich an diese Szene wieder denken. Sehr schön, sehr schön und sehr wahr; für mich zumindest. Besorgt euch diesen Film, es lohnt sich, wirklich!
LG, Sesam