Welche Fingerübungen

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Leoniesophie

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7. Juni 2010
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Hallo,
ich weiß, das klingt verrückt, aber zum Üben spiele ich auch gerne regelmäßig Fingerübungen.
Ich hätte gerne Anregungen und Tipps, welche davon effektiv sind, also mich auch weiterbringen in meinem Spiel.

Zur Zeit spiele ich:
Schumann: von fremden Menschen und Ländern. Das steht soweit
Bach: 1. Invention ist abgeschlossen
Bach: 8. Invention ist mittendrin
Chopin: Mazurka in g - moll, opus 67 No 2 ist im Aufbau
Chopin: Walzer in cis - moll, opus, 64, No 2 ist im Aufbau
Jürgen Moser, Rockpiano Heft 2 "Turn to peace" abschlossen

Ich spiele als Fingerübung verschiedene Dur - Tonleitern betont im Dreierrhythmus über drei Oktaven in verschiedenen Varianten. Ich kenne Hanon, hab auch schon das ein oder andere daraus gespielt. Aber manche Übungen daraus erscheinen mir für mich uneffektiv, bzw. bringen nichts Neues für mich. Welche Übungen könnt ihr mir beispielsweise daraus empfehlen? Gerne auch andere Fingerübungen, die nicht aus Hanon sind.
 
Hallo,
schade, daß noch keiner geantwortet hat.
Ist die Frage zu banal oder zu unspezifisch? Oder schon zu oft gefragt? Was ist los mit Euch?

Liebe Grüße
Leonie
 
Ich für meinen Teil als Klavierlehrer würde niemals jemandem Fremdem, den ich noch nicht spielen gehört und gesehen habe, irgendwelche Fingerübungen empfehlen.

Man kann einfach nicht sagen: "Paß auf, mach die und die Fingerübungen, die sind 'effektiv' und bringen Dich weiter."

Denn a) braucht jeder andere Fingerübungen, weil jeder andere Stärken und Schwächen hat, und b) muß eine Fingerübung unbedingt auf die richtige Weise benutzt werden, sonst bringt sie gar nichts oder ist sogar kontraproduktiv. Letzteres bedeutet: Man muß die richtige Hörweise, Körperwahrnehmungsweise und Bewegungsweise bei der Übung haben, und das wiederum kann nur der Lehrer im persönlichen Unterricht sicherstellen.

Generell läßt sich sagen, daß die Vorstellung, die Finger bräuchten ein "Training" im sportlichen Sinne, falsch ist. Klavierspielen hat nichts mit "Muskelaufbau" zu tun. Es geht nur um 2 Dinge: 1. Koordination (d.h. Programmierung des Nervensystems), 2. richtiger Gebrauch des Körpers, so daß nicht ungünstige Bewegungsmuster (z.B. Verkrampfungen bzw. antagonistische Muskeltätigkeit) der Koordinationsprogrammierung im Wege stehen.

Richtig, also intelligent und mit guter Selbstwahrnehmung, benutzt, können auch Hanon-Übungen nützlich sein. Falsch benutzt (das ist leider das, was meist passiert, vor allem bei Spielern, die im Selbststudium drauf kommen) ist Hanon Blödsinn und bewirkt höchstens, daß der Schüler das Gefühl hat: "O.k., jetzt habe ich 20 Minuten Hanon gebimst, also bin ich jetzt 'warm' und kann andere Sachen spielen."

Das sind so unsinnige Vorstellungen, die auch wieder Dinge aus dem Sport ("Aufwärmtraining") aufs Klavier übertragen.

Außerdem frage ich mich: Warum übst Du die Tonleitern immer nur triolisch über 3 Oktaven?

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß eine Fingerübung, die nur als Fingerübung im mechanischen Sinne verstanden wird, immer falsch ist. Es muß immer eine kombinierte Hör-/Wahrnehmungs-/Bewegungsübung sein.

LG,
Hasenbein

P.S.: Die Finger sind lediglich Endglieder des Arms. Und in den Fingern selbst sind übrigens keine Muskeln (!!), das wissen viele Schüler nicht.
 
Ich für meinen Teil als Klavierlehrer würde niemals jemandem Fremdem, den ich noch nicht spielen gehört und gesehen habe, irgendwelche Fingerübungen empfehlen.

Man kann einfach nicht sagen: "Paß auf, mach die und die Fingerübungen, die sind 'effektiv' und bringen Dich weiter."

Denn a) braucht jeder andere Fingerübungen, weil jeder andere Stärken und Schwächen hat, und b) muß eine Fingerübung unbedingt auf die richtige Weise benutzt werden, sonst bringt sie gar nichts oder ist sogar kontraproduktiv. Letzteres bedeutet: Man muß die richtige Hörweise, Körperwahrnehmungsweise und Bewegungsweise bei der Übung haben, und das wiederum kann nur der Lehrer im persönlichen Unterricht sicherstellen.

Generell läßt sich sagen, daß die Vorstellung, die Finger bräuchten ein "Training" im sportlichen Sinne, falsch ist. Klavierspielen hat nichts mit "Muskelaufbau" zu tun. Es geht nur um 2 Dinge: 1. Koordination (d.h. Programmierung des Nervensystems), 2. richtiger Gebrauch des Körpers, so daß nicht ungünstige Bewegungsmuster (z.B. Verkrampfungen bzw. antagonistische Muskeltätigkeit) der Koordinationsprogrammierung im Wege stehen.

Richtig, also intelligent und mit guter Selbstwahrnehmung, benutzt, können auch Hanon-Übungen nützlich sein. Falsch benutzt (das ist leider das, was meist passiert, vor allem bei Spielern, die im Selbststudium drauf kommen) ist Hanon Blödsinn und bewirkt höchstens, daß der Schüler das Gefühl hat: "O.k., jetzt habe ich 20 Minuten Hanon gebimst, also bin ich jetzt 'warm' und kann andere Sachen spielen."

Das sind so unsinnige Vorstellungen, die auch wieder Dinge aus dem Sport ("Aufwärmtraining") aufs Klavier übertragen.

Außerdem frage ich mich: Warum übst Du die Tonleitern immer nur triolisch über 3 Oktaven?

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß eine Fingerübung, die nur als Fingerübung im mechanischen Sinne verstanden wird, immer falsch ist. Es muß immer eine kombinierte Hör-/Wahrnehmungs-/Bewegungsübung sein.

LG,
Hasenbein

P.S.: Die Finger sind lediglich Endglieder des Arms. Und in den Fingern selbst sind übrigens keine Muskeln (!!), das wissen viele Schüler nicht.

Alles sehe ich wirklich genauso und danke dir für diesen Beitrag.

Und den von mir fett markierten Satz halte ich für sehr wichtig.

Und der letzte Satz sollte ausgedruckt werden. Besser kann man das nicht sagen.
 
(...)
Das sind so unsinnige Vorstellungen, die auch wieder Dinge aus dem Sport ("Aufwärmtraining") aufs Klavier übertragen.
(...)
P.S.: Die Finger sind lediglich Endglieder des Arms. Und in den Fingern selbst sind übrigens keine Muskeln (!!), das wissen viele Schüler nicht.
...aber in den Armen befinden sich Muskeln, und die haben ganz ordentlich was zu tun, wenn man z.B. ein Klavierkonzert von Tschaikowski spielt. Und um das leisten zu können, müssen diese Muskeln für blitzschnelle Impulse trainiert sein, auch benötigen sie die erforderliche Ausdauer (es wäre ja unschön, schon in der ersten Kadenz erschöpft zu stoppen...).

Ich halte so manches, was aus "sportlicher" Perspektive kommt, ganz und gar nicht für unsinnig. Gerade die Ausdauer, virtuose umfangreiche Stücke durchstehen zu können, kommt nicht von ungefähr.

Bzgl. Fingerübungen:
es kann nicht schaden, alle Tonleitern zu spielen: parallel und gegenläufig, in 3er- und 4ergruppen, stacc. und leg., auch im Sext- oder Terzabstand;
es kann auch nicht schaden, allerlei Arpeggien zu spielen - hier könnte man eigene "Etüden" erfinden, z.B. eine erweiterte Kadenz in Arpeggien spielen usw.
es kann auch nicht schaden, allerhand Akkorde und Doppelgriffe stacc. zu spielen
- - - vorausgesetzt, man langweilt sich nicht dabei, sondern macht das gerne; ansonsten finden sich "Fingerübungen" ja in Hülle und Fülle in den Klavierstücken, die man übt: man kann auch als "Fingerübung" immer mit den ärgerlichen Stellen anfangen!

Gruß, Rolf
 
Mag ja sein, was Du über virtuose Klavierkonzerte etc. schreibst, Rolf; aber auf dem Level, auf dem Leoniesophie sich bewegt (und noch eine geraume Zeit bewegen wird), spielt derartig Sportliches definitiv keine Rolle.

Für sie ist vor allem wichtig, immer wieder die Wahrheit zu entdecken und wahrzunehmen, daß Klavierspielen leicht ist.

Ich halte daher solche Hinweise wie diesen von Dir, Rolf, für eher kontraproduktiv und den Schüler unnötig verwirrend / verunsichernd.

LG,
Hasenbein
 
Für sie ist vor allem wichtig, immer wieder die Wahrheit zu entdecken und wahrzunehmen, daß Klavierspielen leicht ist.

Wenn es das wäre, würde man sich ja nicht so sehr mühen müssen... es ist - leider! - gar nicht so leicht, das Klavierspielen. Aber es kann trotzdem Freude machen, sogar mit und ohne Fingerübungen.

Ich würde eher eine Haltung wie "ist alles ganz easy" für kontraproduktiv halten - man soll ja lernen, es sich leicht zu machen (und das ist ein großer Unterschied zu "es ist leicht")
 
Hallo, Rolf
Danke für die Übungsvorschläge.
Ich werde mal was ausprobieren.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Sport ist Mord- scherzando

...aber in den Armen befinden sich Muskeln, und die haben ganz ordentlich was zu tun, wenn man z.B. ein Klavierkonzert von Tschaikowski spielt. Und um das leisten zu können, müssen diese Muskeln für blitzschnelle Impulse trainiert sein, auch benötigen sie die erforderliche Ausdauer (es wäre ja unschön, schon in der ersten Kadenz erschöpft zu stoppen...).

Ich halte so manches, was aus "sportlicher" Perspektive kommt, ganz und gar nicht für unsinnig. Gerade die Ausdauer, virtuose umfangreiche Stücke durchstehen zu können, kommt nicht von ungefähr.

Bzgl. Fingerübungen:
es kann nicht schaden, alle Tonleitern zu spielen: parallel und gegenläufig, in 3er- und 4ergruppen, stacc. und leg., auch im Sext- oder Terzabstand;
es kann auch nicht schaden, allerlei Arpeggien zu spielen - hier könnte man eigene "Etüden" erfinden, z.B. eine erweiterte Kadenz in Arpeggien spielen usw.
es kann auch nicht schaden, allerhand Akkorde und Doppelgriffe stacc. zu spielen
- - - vorausgesetzt, man langweilt sich nicht dabei, sondern macht das gerne; ansonsten finden sich "Fingerübungen" ja in Hülle und Fülle in den Klavierstücken, die man übt: man kann auch als "Fingerübung" immer mit den ärgerlichen Stellen anfangen!

Gruß, Rolf

Ich frage mich, wo du da die Grenze ziehst Rolf.

Lässt sich ein Beethoven Konzert noch ohne sportliche Ausdauer bewältigen oder sollte das Muskeltraining bereits bei Mozart Konzerten anfangen.

Wenn du aber meinst, dass man auch mal viele Etüdenwerke studiert haben sollte, dann würde ich dir Recht geben, aber das ist musikalisches Training, wie es Hasenbein formuliert. Hinter jeder Übung steht der Wille einer Klanggestaltung. Allein dadurch das Pianisten viel Klavier spielen, weil sie ja viel am Klavier üben trainieren sie alles mögliche. Wozu extra sportliche Übungen gut sein sollten verstehe ich nicht.
Natürlich sitzen in den Armen Muskeln und die werden ja durch das Klavierspielen ständig trainiert.
Aber ich möchte doch ganz entschieden dafür eintreten, dass Klavierspielen nichts mit Sport zu tun hat.

Du stellst auch öfters bestimmte Literatur so dar, als seien sie Kraftakte: Eben gerade das Tschajkowsky Konzert- sicher auch denkst du an Rach Konzerte oder das Meiste von LIszt.

Da wag ich mich mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte einfach, dass jemand ein Tschajkowsky Konzert nicht spielen sollte, wenn er das körperlich anstrengend empfindet.

Das kann nun auch wieder falsch verstanden werden, denn tatsächlich ist ja das KLavierspiel anstrengender als man meinen könnte. Aber diese Anstrengung kommt doch aus der Gesamtleistung des Interpreten bzw des Spielers.
Ist eine Waldsteinsonate ohne Anstrengung machbar , die op. 106 dagegen nur noch mit ?

Ich habe Andor Foldes mit den Paganini Variationen von Brahms gesehen und da war von angestrengtem Spiel nichts zu sehen,

Ich habe direkt vor Pollini gesessen (Oper Frankfurt 1975 oder 1976)- erst in der Generalprobe und dann im Konzert des Brahms Konzert B-dur.

Das hat er quasi aus den Ärmeln geschüttelt. Er war völlig gelöst. Und das müsste ja nach deiner Vorsellung auch so ein schwieriges Konzert sein.

Und wenn einer bereits in der Lage ist KLavierkonzerte zu spielen sollte die Frage der Ausdauer nicht gestellt werden. Natürlich muss man ausdauernd spielen können- aber das geht am besten, wenn sämtliche Nerven durch das Gehirn optimal miteinander verbunden sind.

Dein bester Vorschlag kommt zum Schluss-

die interessantesten Fingerübungen liefern die schwierigen Stellen der Stücke selbst.

Was sagt denn pppetc zu diesem Standpunkt. Wenn ich ihn bisher richtig verstanden habe, dann müssten er doch ein absoluter Gegner dieser sportlichen Betätigung am Klavier sein.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Aber ich möchte doch ganz entschieden dafür eintreten, dass Klavierspielen nichts mit Sport zu tun hat.

Ganz am Ende, nach dem Üben, sieht es nach außen mühelos aus - ist es aber nicht - - - allerspätestens wenn man z.B. ein Tschaikowskikonzert übt, merkt man das.

Wie anstrengend, und zwar körperlich anstrengend, so manches Repertoirestück ist, merkt man natürlich nicht, während man es spielt, denn da hat man anderes im Kopf - - - aber hinterher merkt man´s. Die alte Empfehlung, in der Pause ein frisches Hemd bereit liegen zu haben, hat ihre Gründe, und die sind nicht modischer Natur.

Ich vermag keinen Nutzen darin zu sehen, dem Klavierspielen die reale und vorhandene körperliche Anstrengung abzusprechen. Um dieser ausdauernd gewachsen zu sein, braucht man nicht nur neuronale Verschaltungen, man muss sich auch auf einige trainierte (sic!) Muskeln verlassen. Dafür ist mit Sicherheit kein "Krafttraining" nötig, aber sehr viel Praxis.

Wie hier schon bemerkt wurde, führt Klavierunterricht und Klavierüben leider nicht jeden Klavierbegeisterten zum Tschaikowskikonzert - allerdings kann man vergleichbare Relationen bzgl. der Anstrengung ja auch bei anderen Stücken sehen: für einen Anfänger sind Schumanns wichtige Begebenheit oder Rachmaninovs beliebtes cis-Moll Prelude anstrengend. Man muss sich allmählich an die angemessenen Bewegungen gewöhnen, um dann die Anstrengung hinter sich zu lassen (das heisst, sie nicht mehr zu spüren). Dieser Gewöhnungsprozess ist auch ein körperlicher, deswegen braucht man ja das Üben, also viel Praxis.

Nebenbei sei daran erinnert, dass der Gattungsbegriff Etüde nicht einzig und allein musikalisches Esspresivo meint, sondern durchaus scheinbar verachtenswürdige Angelegenheiten wie den Umgang mit Schwierigkeiten... In diesem Sinn sind Etüden durchaus "Trainingseinheiten".

In irgendeiner Tabelle habe ich mal gelesen, dass eine Stunde Klavierspielen deutlich mehr Kalorien verbraucht als eine Stunde im Sofa sitzen - - wie kann das sein, wenn Klavierspielen mühelos sein soll? :)
 
Rolf,

wo du Recht hast hast du Recht. Und das mit dem Sofa sitzen ist doch sonnenklar-

Klavierspielen ist sogar so anstrengend wie Holzhacken - auch das kann man in bestimmten Untersuchungen lesen.

Aber meine Mutter z.b. könnte keine 10 min. Holzhacken und

der Holzhacker, wenn er denn Klavierspielen könnte würde nach 10 minuten seinen Unterarm verkrampfen.

Dieses spezielle Muskeltraining machen wir doch ständig. Jeder Pianist übt im Durchschnitt 3-4 Stunden- mal weniger, mal mehr - aber dieses Muskeltraining ist eingebunden in den ständigen Prozess der neuronalen Verschaltung und in ständiger Rückkoppelung mit der Vorstellungwelt der Klänge.

Ich hatte ja nach der grenze gefragt, die du da ziehst oder anscheinend siehst. Ist sie nun bei Tschajkowsky oder bei Beethoven ? Welche Werke meinst du denn. Diese Gelöstheit brauchst du doch bei jeder Beethoven-und Mozartsonate.

Und richtig sollen in Etüden immer auch technische Probleme behandelt und gelöst werden. Deshalb soll man die richtigen -Etuden auswählen, die zum jeweiligen Stand passen und die eine Klangvorstellung erlauben und voraussetzen.

Es schadet nichts, auch mal Tonleitern zu üben, wenn man die noch nicht gut kann. Am besten wäre aber, die in den Stücken und den entsprechenden Stellen zu üben.

Aber kennst du jemand, der in der Lage ist, ordentlich Mozart zu spielen und der dann noch Tonleitern üben sollte?

und nach wie vor interessiert mich der Standpunkt von pppetc zu diesem Sportproblem sehr.
 

Es schadet nichts, auch mal Tonleitern zu üben, wenn man die noch nicht gut kann. Am besten wäre aber, die in den Stücken und den entsprechenden Stellen zu üben.

Ich will nur mal kurz einwerfen, dass ich eigentlich nie spezielle Fingerübungen mache. Meine Fingerübungen sind die Stellen in den Stücken, wo ich eine bestimmte technische Schwierigkeit meistern muss. Ich übe das immer direkt im Stück und immer orientiert an meiner Vorstellung vom richtigen Klang. Allenfalls wenn ich z.B. eine Chopin-Etüde spiele, verschmilzt der Begriff der "Fingerübung" mit der des "Stücks" (wiewohl mir nicht so recht behagt, Chopin überhaupt in Verbindung mit dem Wort "Fingerübung" zu nennen). ;)

Grüße von
Fips
 
Ich hatte ja nach der grenze gefragt, die du da ziehst oder anscheinend siehst. Ist sie nun bei Tschajkowsky oder bei Beethoven ? Welche Werke meinst du denn. Diese Gelöstheit brauchst du doch bei jeder Beethoven-und Mozartsonate.

Gelöstheit braucht man auch in Tschaikowskis b-Moll Konzert, wo gottlob nicht permanent Akkordwälder gefällt werden müssen ;) - - aber wenn dort ab und zu ein Dickicht aus Oktaven und Akkorden auftaucht (und das tut es da!), dann ist das anstrengend, ganz banal körperlich anstrengend.

Wenn, wie Du schreibst, wir alle dieses Muskeltraining ständig machen würden, müssten wir alle ja das gesamte Repertoire prima spielen können - dieser glückselige Zustand wird aber von der Realität nicht bestätigt.

Auch für einen trainierten (meinetwegen sogar gedopten) Radfahrer ist eine lange und steile Bergstrecke anstrengend, freilich fährt der Radprofi diese schneller als der Hobbyradler. Erstaunlicherweise sagt aber kein Radprofi, dass eine lange steile Bergstrecke total mühelos usw. sei.

Zur Grenze: einige schwierige und viele sehr schwierige Klavierstücke sind anstrengend und - kraftraubend. Das bedeutet noch lange nicht, dass man sie nicht spielen kann: das kann man und wird auch oft genug getan - aber aus der Tatsache, dass sie gespielt werden (und es nach außen hin leicht aussieht) kann nicht geschlossen werden, dass sie mühelos sind. Mir leuchtet einfach nicht ein, warum dieser Aspekt des Klavierspielens weggeredet werden soll.
 
Gelöstheit braucht man auch in Tschaikowskis b-Moll Konzert, wo gottlob nicht permanent Akkordwälder gefällt werden müssen ;) - - aber wenn dort ab und zu ein Dickicht aus Oktaven und Akkorden auftaucht (und das tut es da!), dann ist das anstrengend, ganz banal körperlich anstrengend.

Wenn, wie Du schreibst, wir alle dieses Muskeltraining ständig machen würden, müssten wir alle ja das gesamte Repertoire prima spielen können - dieser glückselige Zustand wird aber von der Realität nicht bestätigt.

Auch für einen trainierten (meinetwegen sogar gedopten) Radfahrer ist eine lange und steile Bergstrecke anstrengend, freilich fährt der Radprofi diese schneller als der Hobbyradler. Erstaunlicherweise sagt aber kein Radprofi, dass eine lange steile Bergstrecke total mühelos usw. sei.

Zur Grenze: einige schwierige und viele sehr schwierige Klavierstücke sind anstrengend und - kraftraubend. Das bedeutet noch lange nicht, dass man sie nicht spielen kann: das kann man und wird auch oft genug getan - aber aus der Tatsache, dass sie gespielt werden (und es nach außen hin leicht aussieht) kann nicht geschlossen werden, dass sie mühelos sind. Mir leuchtet einfach nicht ein, warum dieser Aspekt des Klavierspielens weggeredet werden soll.

Hi Rolf,

Wir können das gesamte Repertoire deshalb nicht spielen , weil es einfach zu umfangreich ist. Das ist für mich der einzige Grund. Für welche Auswahl wir uns dann entscheiden ist wieder ein anderes Thema. Jeder Pianist hat natürlich auch individuelle Klangvorstellungen, sodass dem einen die Tonsprache von Liszt und einem anderen Rachmaninow mehr liegt.

Der Vergleich mit den Radfahrern hinkt wieder gewaltig nach meiner Meinung.

Ich möchte nie von "mühelos" sprechen und habe das wohl auch nicht getan, höchstens dass es mühelos wirken soll. aber dass Klavierspielen anstrengend ist wird wohl allgemein zugegeben- aber auch Flöte spielen und Singen sind anstrengend.

Ich lass das jetzt mal so stehen, denn ich denke, wir haben unsere Standpunkte erklärt.
 
Da wag ich mich mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte einfach, dass jemand ein Tschajkowsky Konzert nicht spielen sollte, wenn er das körperlich anstrengend empfindet.

eine etwas andere Ansicht vertritt Pogorelich zu diesem Konzert:

immerhin revidierst Du Deine Ansichten: jetzt möchtest Du nicht mehr von mühelos reden, sondern davon, dass es mühelos wirken soll - - na, da stimme ich völlig zu!
 
eine etwas andere Ansicht vertritt Pogorelich zu diesem Konzert:

immerhin revidierst Du Deine Ansichten: jetzt möchtest Du nicht mehr von mühelos reden, sondern davon, dass es mühelos wirken soll - - na, da stimme ich völlig zu!

Das ist ein feines bonmot von Pogorelich. Aber lässt sich das vergleichen?

Ich kenne eine Schülerin von Arrau und sie erzählte immer mal was aus dem Studentenalltag.

Die damalige Studentin verabschiedet sich und erwähnt, dass er, also Arrau am Abend ja das schwierige 5. Beethoven Konzert spielen muss.

und er antwortet;

Ach, das bischen Es-dur

Es scheint ja ein toller Unterschied zwischen dem emperor und dem Tschaikowsky zu bestehen.

Ich habe nichts zu revidieren. Das wird klar, wenn wir körperliche Anstrengung und isoliertes Muskeltraining nicht miteinander vermischen und vergleichen.
 
Drei simple Tatsachen:

Auf Ausdauer trainierte Muskeln können besser entspannen und werden auch elastischer.

Der gesamte Bewegungsapparat paßt sich an Anforderungen an, die ihm regelmäßig gestellt werden. Beim Klavierspielen geht es natürlich kaum um Maximalkraft oder Kraftausdauer, aber durchaus um Beweglichkeit, und da unterscheiden sich geübte von ungeübten Händen durchaus sehr.

Die Ausgangsfrage dreht sich nicht darum, ob Fingerübungen sinnvoll sind, sondern, was man machen kann (daß man hier im Forum keine individuelle Beratung geben kann, ist klar, aber Rolf hat ja schon gezeigt, daß es auch Übungen gibt, die jeder gesunde Klavierschüler machen kann - in Klammern, da eine Behauptung und keine Tatsache).
 
Es scheint ja ein toller Unterschied zwischen dem emperor und dem Tschaikowsky zu bestehen.

Ich habe nichts zu revidieren. Das wird klar, wenn wir körperliche Anstrengung und isoliertes Muskeltraining nicht miteinander vermischen und vergleichen.

wie kommst Du denn auf sowas????

es gibt viele Unterschiede zwischen Beethovens fünftem und Tschaikowskis erstem Klavierkonzert - einer davon betrifft die technischen Anforderungen.
 
Gelöstheit braucht man auch in Tschaikowskis b-Moll Konzert, wo gottlob nicht permanent Akkordwälder gefällt werden müssen ;) - - aber wenn dort ab und zu ein Dickicht aus Oktaven und Akkorden auftaucht (und das tut es da!), dann ist das anstrengend, ganz banal körperlich anstrengend.


Das kann ich so unterschreiben! :)
Für gewöhnlich bin ich gut durchgeschwitzt nacht dem Üben dieses Konzertes.

Aber ich bin auch ein Dilettant, der nach einem Jahr Klavierunterricht angefangen hat, dieses Konzert zu üben. Mit guten Fortschritten tag täglich.

Das ist fuer mich das beste Finger und vor allem Sicherheitstraining was ich bis jetzt gehabt habe.
 
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