Was macht ihr mit langsamen Schülern in der Stunde?

Anna_

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8. Dez. 2019
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Hallo, ich hab eine Frage, die mich oft beschäftigt. Und zwar geht es hier nicht unbedingt um langsame Schüler im Sinne von "zurückgebliebenen" oder dummen Schülern, sondern eher um welche, die aus welchen Gründen auch immer nicht viel geübt haben und mit denen man in der dritten, vierten Stunde immer noch an dem gleichen, einfachen Stück sitzt.

Geht ihr mit denen jede Stunde das gleiche Stück durch ? "Übt" ihr sozusagen zusammen in der Unterrichtsstunde und wiederholt immer die gleichen Aspekte? (Auch Üben will schließlich gerlernt werden) Oder macht ihr eher andere Sachen, solange das Stück nicht sitzt, getreu dem Motto "wir haben ja eigentlich schon alles besprochen, was soll man noch dazu sagen?"

Mich würde mal interessieren, wie ihr da vorgeht :)

Zur Ergänzung bitte auch diesen Faden hier beachten und gelegentlich aufrufen.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Natürlich kann man mit dem Schüler vorbildlich üben und zeigen welche Erfolge dann möglich sind!
Aber das sind auch die Stunden, wo man intensiv Theorie machen kann, neue Dinge einführen kann usw, etc. ....
 
Natürlich kann man mit dem Schüler vorbildlich üben und zeigen welche Erfolge dann möglich sind!
Aber das sind auch die Stunden, wo man intensiv Theorie machen kann, neue Dinge einführen kann usw, etc. ....
Genau. Alles sehr individuell und von Fall zu Fall unterschiedlich.
Gestern hatte ich wieder so eine 7-jährige: die ganze Woche kein einziges Mal geübt (vergessen...), das Heft nicht dabei (nicht gefunden...):013:. Letztes Mal gab es bereits ein übe-anleitendes Gespräch, das Malen einer Übetabelle usw. Hat nichts gebracht. Wenn ich nun mit ihr gleich Unterricht gemacht hätte, wäre die Welt für sie absolut in Ordnung, da es ja spannend gewesen wäre. Stattdessen habe ich ihr erläutert, dass wir jetzt wohl immer, wenn sie nicht geübt hat, langweilige Gespräche über Disziplin und Fleiß führen werden, statt uns interessanten Musikaufgaben zu widmen. Da hat sie geguckt! (Natürlich haben wir dann zum Schluss noch ein bisschen was gemacht.)
 
Meine frühere Klavierlehrerin war da ziemlich tough. Ich kam mal "ungeübt" zu einer Stunde mit der blöden Ausrede, ich hatte keine Zeit. Worauf sie meinte: "Wenn du keine Zeit hattest, musst du mir meine nicht auch noch stehlen. Komm wieder, wenn du Zeit hattest."

Bei mir hat's damals geholfen - ich bin nach Hause gegangen, habe drei Tage pausenlos geübt und bin dann wieder aufgekreuzt. :-D
 
Genau. Alles sehr individuell und von Fall zu Fall unterschiedlich.
Gestern hatte ich wieder so eine 7-jährige: die ganze Woche kein einziges Mal geübt (vergessen...), das Heft nicht dabei (nicht gefunden...):013:. Letztes Mal gab es bereits ein übe-anleitendes Gespräch, das Malen einer Übetabelle usw. Hat nichts gebracht. Wenn ich nun mit ihr gleich Unterricht gemacht hätte, wäre die Welt für sie absolut in Ordnung, da es ja spannend gewesen wäre. Stattdessen habe ich ihr erläutert, dass wir jetzt wohl immer, wenn sie nicht geübt hat, langweilige Gespräche über Disziplin und Fleiß führen werden, statt uns interessanten Musikaufgaben zu widmen. Da hat sie geguckt! (Natürlich haben wir dann zum Schluss noch ein bisschen was gemacht.)
Bei kleinen Kindern MÜSSEN die Eltern mit einbezogen werden!
Die müssen darauf achten, dass das Kind auch übt! Sonst wird das nichts!
Es ist einem so jungen Kind gar nicht zuzumuten, dass es selber einsieht, regelmäßig üben zu müssen. Es muss ja selbst in Dingen wie Duschen und Zähneputzen noch immer ermahnt und kontrolliert werden.

Der Fehler in dieser Angelegenheit liegt also bei Dir, Musikanna. Sorry.
 
Meine frühere Klavierlehrerin war da ziemlich tough. Ich kam mal "ungeübt" zu einer Stunde mit der blöden Ausrede, ich hatte keine Zeit. Worauf sie meinte: "Wenn du keine Zeit hattest, musst du mir meine nicht auch noch stehlen. Komm wieder, wenn du Zeit hattest."

Bei mir hat's damals geholfen - ich bin nach Hause gegangen, habe drei Tage pausenlos geübt und bin dann wieder aufgekreuzt. :-D
Die Scheiße ist: Viele unterrichten nicht privat, sondern an Musikschulen. Und da kann man den Schüler nicht nach Hause schicken, das gäbe Ärger! Bezahlt = Anspruch auf vereinbarte Mnutenzahl Unterricht, da kann man nichts machen.
 
Bei kleinen Kindern MÜSSEN die Eltern mit einbezogen werden!
Die müssen darauf achten, dass das Kind auch übt! [...]
Der Fehler in dieser Angelegenheit liegt also bei Dir, Musikanna. Sorry.
Und woher willst Du wissen, dass ich nicht regelmäßig mit der Mutter genau solche Gespräche habe und ihr genauestens erkläre, was und wie sie zuhause die Kinder unterstützen kann? Hauptsache wieder mal eine Gelegenheit gehabt, einem KL mal die Meinung sagen zu müssen, was?

Auch wenn ich Deine sachbezogenen Beiträge sehr gerne lese – diesen hier kann ich nicht ernst nehmen. Sorry.
 
Wenn das Kind nicht geübt hat, ist die Mutter ihrer Aufgabe nicht nachgekommen. Es geht nicht darum, dass die Mutter "unterstützt", sondern dass klar ist, dass die Mutter KONSEQUENT das Üben einfordert sowie überwacht (dass also nicht nur irgendwie geklimpert wird). Dies hast Du sicherlich - aus Angst, als zu streng und oldschool rüberzukommen - nicht klar so kommuniziert, sondern vermutlich irgendsowas gesagt wie "Es würde sehr helfen, wenn Sie immer mal zwischendurch gucken könnten..."

Funktioniert so nicht, Du siehst ja, dass dabei nix rauskommt.
 
drei Tage pausenlos geübt und bin dann wieder aufgekreuzt.

Wenn ich mich richtig erinnere, hattest Du als außergewöhnlicher Schüler mit Deiner Lehrerin ein spezielles Arrangement, das in der Branche unüblich ist und sowohl ihre als auch Deine Reaktion erklärt. :001:

"Ganz normaler Unterricht" ist in der Regel in ein eng getaktetes Termingerüst eingespannt.

Mich würde mal interessieren, wie ihr da vorgeht

Bin zwar kein Klavierlehrer, habe aber ein bisschen Pädagogik studiert und blabla, also bin ich mal so frei. :005:

Beim Klavierunterricht handelt es sich um Einzelunterricht, die intensivste und individuellste Form von Unterricht. Weder die Lehrenden noch die Lernenden können sich irgendwie wegducken.

Ein durchschnittliches Kind bis zum ca. 12. Lebensjahr kann überfordert sein mit der Aufgabe, ein Ziel zu definieren, eine eigene Übestrategie zu entwickeln und diese stringent zu verfolgen. Es muss ihm gezeigt werden, womöglich sogar immer wieder. ;-)Die Eltern müssen wenigstens grosso modo verstanden haben, wie und was das Kind daheim arbeiten soll, und das Kind auch zum Üben anhalten. In dieser Phase trägt das Kind keine Verantwortung für sich selbst. Lehrer und Eltern sind gefragt.

Zwischen ca. 13 und 17 machen Jugendliche eine schwer abzuschätzende Wandlung durch. Die Suche nach sich selbst, auf diesem Weg entdeckte andere Hobbies und die steigenden schulischen Anforderungen absorbieren meistens viel mentale Energie. In dieser Lebensphase kann man als Hobbylehrer in einer Stunde pro Woche kaum Einfluss nehmen. Wenn die Motivation spürbar dahinschwindet, sollte man mit den Eltern (die den Unterricht immerhin bezahlen) das offene Gespräch suchen und gemeinsam klar definieren, welches Ziel der Unterricht verfolgen soll: Den Jugendlichen "irgendwie bei der Stange halten" (betreutes Üben, anspruchsvolles Experimentieren oderoder), den Unterricht beenden ... oder was den Eltern halt so einfällt (Appelle, Erpressung, Szenen der Verzweiflung :005:). Es ist auf jeden Fall die Entscheidung der Eltern, wofür sie bezahlen wollen. Die Verantwortung kann nicht auf den Klavierlehrer abgewälzt werden.

Man ist als Hobby-Lehrender nicht verantwortlich dafür, was Schüler "daraus machen". Man bietet nach bestem Wissen und Gewissen seine Kompetenz an. Für dieses Angebot wird man bezahlt, und zwar nicht vom Schüler selbst. Also ist es redlich, die Investoren darüber in Kenntnis zu setzen, was mit ihrer Kohle passiert. Wenn die meinen "alles gut, Hauptsache er ist von der Straße weg", liegen die Karten auf dem Tisch und alle wissen, woran sie sind.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dies hast Du sicherlich - aus Angst, als zu streng und oldschool rüberzukommen - nicht klar so kommuniziert,
Unsinn.
Über diese Familie weißt Du ganz und gar nichts. Wie auch über meine Art zu kommunizieren. War ja auch nicht das Thema hier.
Und übrigens – auch 7-jährigen Kindern kann die Verantwortung für ihr Nichtüben nicht gänzlich abgesprochen werden.
 

Schon klar, Du fühlst Dich ertappt, das ist unangenehm, die Reaktion, daraufhin zurückzuschießen, ist verständlich.

Sei beruhigt, ist mir alles auch schon öfter so ähnlich unterlaufen. Wir heutigen KL neigen, sofern wir uns nicht als "Highend-Leistungs-KL" verstehen, zum Zu-weich-und-konziliant-Sein. Zum einen, weil wir vielleicht einfach wirklich "nette" Menschen sind, denen es eigentlich widerstrebt, anderen sehr klare bis harte Ansagen zu machen, zum anderen, weil diese "er soll ja kein Konzertpianist werden, sondern SPASS haben"-Narrative mittlerweile allzu verbreitet sind und wir uns, um nicht evtl. mit zu wenigen Schülern dazustehen, diesen zu oft zumindest teilweise "fügen".
 
Hallo, ich hab eine Frage, die mich oft beschäftigt. Und zwar geht es hier nicht unbedingt um langsame Schüler im Sinne von "zurückgebliebenen" oder dummen Schülern, sondern eher um welche, die aus welchen Gründen auch immer nicht viel geübt haben und mit denen man in der dritten, vierten Stunde immer noch an dem gleichen, einfachen Stück sitzt.

Geht ihr mit denen jede Stunde das gleiche Stück durch ? "Übt" ihr sozusagen zusammen in der Unterrichtsstunde und wiederholt immer die gleichen Aspekte? (Auch Üben will schließlich gerlernt werden) Oder macht ihr eher andere Sachen, solange das Stück nicht sitzt, getreu dem Motto "wir haben ja eigentlich schon alles besprochen, was soll man noch dazu sagen?"

Mich würde mal interessieren, wie ihr da vorgeht :)

Liebe Anna,

wenn ein Schüler zum dritten oder vierten Mal hintereinander nicht geübt hat, besteht aus meiner Sicht Handlungsbedarf. Für mich sind die Gründe durchaus entscheidend für meine Reaktion darauf - wenn der Schüler gerade im Abi oder einer Klausurenphase steckt, in der Zeit gesundheitliche Probleme hatte oder mit einem Stück einfach Zeit braucht, habe ich überhaupt kein Problem.

Wenn der Schüler aber sagt, "er hätte keine Zeit gehabt" und kann mir entsprechende Gründe nicht nennen, ist dieses "keine Zeit" oft ein Code für "keine Lust" oder "ich habe ein Problem (mit dem Stück, mit der Motivation, mit ......)".

Dann bedeutet das "Nicht-Üben" für mich eine Störung in der gemeinsamen Arbeit. Diese ist nur möglich, wenn mein Schüler und ich an einem Strang ziehen, wenn wir das gleiche Ziel haben und als Team zusammen arbeiten.

Meine Reaktion hängt also sehr davon ab, wie ich die Situation einschätze, wie die Körpersprache des Schülers ist, was er sagt und wie ich seine verbalen und nonverbalen Äußerungen empfinde.

Wenn ich kein Problem habe wie im ersten o.g. Fall werde ich die "Hausaufgaben" mehr oder weniger kurz je nach den Fähigkeiten des Schülers wiederholen und darauf achten, dass er sich das alles selbst erarbeitet, als wäre er allein zu Hause. Ich helfe ihm dadurch,wieder Tritt zu fassen und sich in die Materie einzuarbeiten (und so zu Hause für den Einstieg eine Hilfe zu bekommen), nehme ihm aber nichts ab, was er selbst herausfinden kann. Daneben werde ich die Zeit für Neues nutzen - da gibt es immer jede Menge. Die Zeit ist in jeder Unterrichtsstunde begrenzt und so kann man mal wieder Intervalle hören, Harmonielehre/Gehörbildung machen, Repertoirestücke hören, vierhändig vom Blatt spielen, Liedbegleitung machen, improvisieren u.v.a.m..

Wenn ich allerdings ein Problem habe und das Gefühl, dass beim Schüler irgendetwas nicht stimmt, werde ich ein Gespräch führen. Wie ich das führe, hängt von der Gesamtsituation ab: habe ich mit dem Schüler schon einmal so ein Gespräch geführt, habe ich insgesamt den Eindruck, dass der Schüler nicht wirklich motiviert ist, Klavier zu spielen oder ist das momentane Nicht-Üben eine Phase, habe ich schon einmal mit ihm Abmachungen getroffen, wie sind die Eltern miteinbezogen ..... . Die Art des Gesprächs hängt auch davon ab, was ICH empfinde: bin ich verwundert oder schon verärgert, habe ICH vorrangig ein Problem oder sehe ich das Problem eher beim Schüler und will rauskriegen, was mit ihm los ist ..... .

All das bestimmt den Einstieg in das Gespräch, in dem es in erster Linie um die Klärung der verschiedenen Bedürfnisse von Schüler und Lehrer gehen muss! Meine Bedürfnisse kenne ich, aber vielleicht der Schüler nicht. Was will der Schüler? Gerade kleinen Kindern, aber auch Jugendlichen (und Erwachsenen :D) ist oft nicht klar, was sie eigentlich wollen und ihre Verhaltensweisen stellen einen Code dar, den es zu entschlüsseln gilt. Mit der Entschlüsselung wird die ganze Situation glasklar und Abmachungen und Problemlösungen können gut gefunden werden, weil sie auf die Bedürfnisse zugeschnitten sind. Wenn man die Bedürfnisse nicht klärt, bringen Abmachungen wenig, weil sie an den eigentlichen Bedürfnissen vorbei gehen.

Im vorliegenden Fall (ich als Lehrerin habe ein Problem mit dem Nicht-Üben des Schülers) würde ich vermutlich eine konfrontierende Ich-Botschaft wählen wie z.B.: "Ich ärgere mich gerade/bin sehr verwundert, dass du das Stück nun schon zum vierten Mal hintereinander nicht flüssig spielen kannst, so wie wir es in der letzten Stunde vereinbart hatten. Ich kann nun nicht mit dir das machen, worauf ich mich vorbereitet und gefreut hatte. Ich muss immer das Gleiche machen und immer wieder mit dir in der Stunde das Stück üben und das frustriert und langweilt mich."

Je nachdem, wie ich mich als Lehrerin fühle, werde ich so eine konfrontierende, dreiteilige Ich-Botschaft anders sagen - das ist nur ein Beispiel. Dreiteilig sollte sie immer sein: sie beinhaltet eine möglichst wertfreie Beschreibung des Verhaltens des Schülers ("er kann zum vierten Mal hintereinander das Stück nicht flüssig spielen"), mein Gefühl ("verwundert, verärgert...") und die Folgen, die das Verhalten des Schülers für MICH hat ("Ich muss dann immer das Gleiche machen und immer wieder mit dir in der Stunde das Stück üben und das frustriert und langweilt mich.").

Der Schüler wird etwas darauf antworten. Da ich vermute, dass auch er ein Problem hat und ich rauskriegen möchte, was das ist (weil es der gemeinsamen Arbeit im Weg steht), werde ich ihm aktiv zuhören (spiegeln, was ich verstanden habe). Dadurch können sich die Bedürfnisse des Schülers klären.

In solchen Gesprächen, die ich hier nur äußerst rudimentär wiedergeben kann, können beide Gesprächspartner, Schüler wie Lehrer, vollkommen authentisch sein. Die Bedürfnisse werden geklärt und daraus ergeben sich Handlungsmöglichkeiten, die genau den Punkt treffen.

Wie sich viele denken können, rede ich vom Gordon-Modell, das auf der humanistischen Psychologie nach Carl Rogers aufbaut. Ich komme immer wieder darauf zurück, weil sich eben in der pädagogischen Arbeit immer wieder Konflikte und Kommunikationsprobleme ergeben, die sich auf den Lernfortschritt negativ auswirken. Meine Erfahrungen mit diesem Modell sind hervorragend und es überrascht mich immer wieder, was hinter einem "Nicht Üben" stecken kann. Es ist für Schüler und Lehrer gleichermaßen wichtig, dass man hinter die Dinge schaut, die eigenen Bedürfnisse erkennt und sich nicht mit einem Nicht-Üben zufrieden gibt. Das lohnt sich ungemein!

Liebe Grüße

chiarina
 
Liebe Anna,

wenn ein Schüler zum dritten oder vierten Mal hintereinander nicht geübt hat, besteht aus meiner Sicht Handlungsbedarf. Für mich sind die Gründe durchaus entscheidend für meine Reaktion darauf - wenn der Schüler gerade im Abi oder einer Klausurenphase steckt, in der Zeit gesundheitliche Probleme hatte oder mit einem Stück einfach Zeit braucht, habe ich überhaupt kein Problem.

Wenn der Schüler aber sagt, "er hätte keine Zeit gehabt" und kann mir entsprechende Gründe nicht nennen, ist dieses "keine Zeit" oft ein Code für "keine Lust" oder "ich habe ein Problem (mit dem Stück, mit der Motivation, mit ......)".

Dann bedeutet das "Nicht-Üben" für mich eine Störung in der gemeinsamen Arbeit. Diese ist nur möglich, wenn mein Schüler und ich an einem Strang ziehen, wenn wir das gleiche Ziel haben und als Team zusammen arbeiten.

Meine Reaktion hängt also sehr davon ab, wie ich die Situation einschätze, wie die Körpersprache des Schülers ist, was er sagt und wie ich seine verbalen und nonverbalen Äußerungen empfinde.

Wenn ich kein Problem habe wie im ersten o.g. Fall werde ich die "Hausaufgaben" mehr oder weniger kurz je nach den Fähigkeiten des Schülers wiederholen und darauf achten, dass er sich das alles selbst erarbeitet, als wäre er allein zu Hause. Ich helfe ihm dadurch,wieder Tritt zu fassen und sich in die Materie einzuarbeiten (und so zu Hause für den Einstieg eine Hilfe zu bekommen), nehme ihm aber nichts ab, was er selbst herausfinden kann. Daneben werde ich die Zeit für Neues nutzen - da gibt es immer jede Menge. Die Zeit ist in jeder Unterrichtsstunde begrenzt und so kann man mal wieder Intervalle hören, Harmonielehre/Gehörbildung machen, Repertoirestücke hören, vierhändig vom Blatt spielen, Liedbegleitung machen, improvisieren u.v.a.m..

Wenn ich allerdings ein Problem habe und das Gefühl, dass beim Schüler irgendetwas nicht stimmt, werde ich ein Gespräch führen. Wie ich das führe, hängt von der Gesamtsituation ab: habe ich mit dem Schüler schon einmal so ein Gespräch geführt, habe ich insgesamt den Eindruck, dass der Schüler nicht wirklich motiviert ist, Klavier zu spielen oder ist das momentane Nicht-Üben eine Phase, habe ich schon einmal mit ihm Abmachungen getroffen, wie sind die Eltern miteinbezogen ..... . Die Art des Gesprächs hängt auch davon ab, was ICH empfinde: bin ich verwundert oder schon verärgert, habe ICH vorrangig ein Problem oder sehe ich das Problem eher beim Schüler und will rauskriegen, was mit ihm los ist ..... .

All das bestimmt den Einstieg in das Gespräch, in dem es in erster Linie um die Klärung der verschiedenen Bedürfnisse von Schüler und Lehrer gehen muss! Meine Bedürfnisse kenne ich, aber vielleicht der Schüler nicht. Was will der Schüler? Gerade kleinen Kindern, aber auch Jugendlichen (und Erwachsenen :D) ist oft nicht klar, was sie eigentlich wollen und ihre Verhaltensweisen stellen einen Code dar, den es zu entschlüsseln gilt. Mit der Entschlüsselung wird die ganze Situation glasklar und Abmachungen und Problemlösungen können gut gefunden werden, weil sie auf die Bedürfnisse zugeschnitten sind. Wenn man die Bedürfnisse nicht klärt, bringen Abmachungen wenig, weil sie an den eigentlichen Bedürfnissen vorbei gehen.

Im vorliegenden Fall (ich als Lehrerin habe ein Problem mit dem Nicht-Üben des Schülers) würde ich vermutlich eine konfrontierende Ich-Botschaft wählen wie z.B.: "Ich ärgere mich gerade/bin sehr verwundert, dass du das Stück nun schon zum vierten Mal hintereinander nicht flüssig spielen kannst, so wie wir es in der letzten Stunde vereinbart hatten. Ich kann nun nicht mit dir das machen, worauf ich mich vorbereitet und gefreut hatte. Ich muss immer das Gleiche machen und immer wieder mit dir in der Stunde das Stück üben und das frustriert und langweilt mich."

Je nachdem, wie ich mich als Lehrerin fühle, werde ich so eine konfrontierende, dreiteilige Ich-Botschaft anders sagen - das ist nur ein Beispiel. Dreiteilig sollte sie immer sein: sie beinhaltet eine möglichst wertfreie Beschreibung des Verhaltens des Schülers ("er kann zum vierten Mal hintereinander das Stück nicht flüssig spielen"), mein Gefühl ("verwundert, verärgert...") und die Folgen, die das Verhalten des Schülers für MICH hat ("Ich muss dann immer das Gleiche machen und immer wieder mit dir in der Stunde das Stück üben und das frustriert und langweilt mich.").

Der Schüler wird etwas darauf antworten. Da ich vermute, dass auch er ein Problem hat und ich rauskriegen möchte, was das ist (weil es der gemeinsamen Arbeit im Weg steht), werde ich ihm aktiv zuhören (spiegeln, was ich verstanden habe). Dadurch können sich die Bedürfnisse des Schülers klären.

In solchen Gesprächen, die ich hier nur äußerst rudimentär wiedergeben kann, können beide Gesprächspartner, Schüler wie Lehrer, vollkommen authentisch sein. Die Bedürfnisse werden geklärt und daraus ergeben sich Handlungsmöglichkeiten, die genau den Punkt treffen.

Wie sich viele denken können, rede ich vom Gordon-Modell, das auf der humanistischen Psychologie nach Carl Rogers aufbaut. Ich komme immer wieder darauf zurück, weil sich eben in der pädagogischen Arbeit immer wieder Konflikte und Kommunikationsprobleme ergeben, die sich auf den Lernfortschritt negativ auswirken. Meine Erfahrungen mit diesem Modell sind hervorragend und es überrascht mich immer wieder, was hinter einem "Nicht Üben" stecken kann. Es ist für Schüler und Lehrer gleichermaßen wichtig, dass man hinter die Dinge schaut, die eigenen Bedürfnisse erkennt und sich nicht mit einem Nicht-Üben zufrieden gibt. Das lohnt sich ungemein!

Liebe Grüße

chiarina
Chiarina, mit älteren Schülern kann man das natürlich so machen.

Nicht aber mit einer friggin' 7jährigen.
 
Chiarina, mit älteren Schülern kann man das natürlich so machen.

Nicht aber mit einer friggin' 7jährigen.

Doch!!! Das geht auch mit Kindern im Kindergartenalter und (weitgehend) nonverbal mit Babys. Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter verstehen solche Ich-Botschaften sogar ausgesprochen gut, weil sie selbst sehr logisch denken bzw. sich so verhalten. Kleine Kinder können sich selbst noch nicht so artikulieren, noch nicht im größeren Umfang reflektieren und haben sprachliche Grenzen, aber dafür ist das aktive Zuhören da! Ich drücke sprachlich das aus, was ich vom Kind verstehe und Kinder sind sehr klar in ihrer Rückmeldung, ob das zutrifft oder nicht. Auch wenn sie selbst es vielleicht nicht so ausdrücken können, können sie trotzdem erkennen, ob das Gesagte zutrifft. Und lernen dabei ganz allmählich, wie sie selbst sich klarer ausdrücken können und was ihre eigentlichen Bedürfnisse sind.

Liebe Grüße

chiarina
 
Bei Kindern und Jugendlichen hilft es sehr, wenn man mit ihnen und den Eltern feste Tageszeiten abmacht, an denen sie üben. Z.B. „immer nach dem Abendessen“ oder „immer nach dem Mittagessen“. Dadurch wird das Klavierüben fest im Tagesablauf verankert, sodass die Kinder nicht mehr darüber nachdenken müssen, wann sie denn noch das Üben in den Tag hineinquetschen. Kinder brauchen Rituale.

Darauf muss man als KL natürlich bestehen. Es muss ganz konkret und verbindlich gemeinsam festgehalten werden. Mit dieser Strategie habe ich gute Erfahrungen gemacht. Nicht bei allen, aber bei vielen.
 
@chiarina

…was die Vorgehensweise angeht, sehe ich das in vielen Teilen genau so wie du.

Nur würde ich bei einem siebenjährigen Kind tatsächlich Unterschiede machen. Nicht, was die Ich-Botschaften angeht (es ist immer gut, bei sich zu bleiben und auch zu erklären, was ein bestimmtes Verhalten in einem selbst auslöst), sowie auch mit dem Schüler gemeinsam nach Möglichkeiten und Lösungen zu suchen, einen Konflikt zu klären - aber altersgerecht.

Ich bin weder Klavierlehrerin, noch Pädagogin, aber ich glaube, ich würde einem Kind bei mehrmaligem „Unvorbereitet-Sein“ nicht rückmelden, dass es mich ärgert, dass das so ist und ich dadurch immer das Gleiche machen müsse und mich langweilen würde.

Bei einem Jugendlichen (der in den meisten Fällen bereits selbstständiger ist und das eigene Verhalten und Erleben auch schon besser reflektieren und kommunizieren kann) würde ich so einen Schritt irgendwann versuchen. Bei einem siebenjährigen Kind allerdings nicht.

Ich würde mir also auch die Frage stellen:

Übt das Kind regelmäßig, wenn ja, wie lange übt es, achten die Eltern auch wirklich darauf oder sind sie vielleicht selbst überfordert oder nehmen es „nicht ganz so genau“ (was okay ist, dann aber der Lehrperson mitgeteilt werden sollte), wo übt das Kind, kann es sich dann auch entsprechend konzentrieren, gibt es ungelöste Konflikte, die woanders zu suchen sind, muss das Kind zum Unterricht und will eigentlich gar nicht… die Gründe können sehr vielfältig sein und da bin ich dann auch wieder ganz bei dir, dass man (bei einem Kind meiner Meinung nach zuerst mit den Eltern) aber dann auch mit dem Schüler in Beziehung gehen und genau schauen sollte (auch auf nonverbaler Ebene), wo das Problem liegt und dem Kind dann auch ein Stück weit hilft, die eigenen Bedürfnisse zu spüren (!) und im Anschluss auch zu verbalisieren.

In diesem Alter sind meiner Meinung nach die Eltern oder andere Bezugs- und Erziehungspersonen dafür verantwortlich, darauf zu achten, dass das Kind regelmäßig übt bzw. ihm/ihr einen äußeren Rahmen dafür zu schaffen und sie sind es auch, die das Kind daran erinnern, begleiten und aufzeigen sollten, wie man effizient übt und sich die Zeit gut einteilt. Langsam langsam lässt man das Kind dann los und überträgt ihm/ihr jeden Tag etwas mehr an Verantwortung und Selbstständigkeit.

Wenn die Eltern all das machen, glaube ich nicht, dass ein Kind wiederholt unvorbereitet in die Stunde kommt bzw gar keine Fortschritte sichtbar werden.

Und falls doch: dann würde ich mich noch´mals mit den Eltern beraten und schauen wo die Ursache liegen könnte.

Ich hoffe, mein Beitrag stört nicht, so als Nicht-Pädagogin und Nicht-Klavierlehrerin ;-)

Finde das Thema interessant.

Lg,
devasya
 

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