Was ist "virtuos"?

Ich mochte in diesem Carnegie Hall Recital nur die witzig und brillant gespielte Haydn Sonate! Und auch die Abegg Variationen waren nicht schlecht!

Abegg war auch gut, Haydn mag ich generell nicht. Kann ich nichts mit anfangen. Kann ich nichts zu sagen. Schubert fand ich so lala.
Aber die richtig grässlichen Sachen kamen danach. Chopin hat bei ihm z.B. auch immer eine Überladenheit und irgendwie auch Oberflächlichkeit.

Das ist jetzt auch eine subjektive Sache, aber manchmal stört es mich, wenn bei extrem schweren Stücken technische Defizite zu hören sind und manchmal nicht.
Beispielsweise kommt er hier an seine Grenzen und das klingt stellenweise für meinen persönlichen Geschmack nicht so gut:


View: https://www.youtube.com/watch?v=o15d5MDDZuI


Auch sie hier kommt stellenweise an ihre Grenzen, trotzdem mag ich die Version:


View: https://www.youtube.com/watch?v=W46BKM0mg-g



Bei anderen Stücken (hier kann man auch über den Begriff "virtuos" diskutieren) bemerke ich technische Defizite erst, wenn jemand spielt, der es einfach irgendwie besser hinbekommt als die anderen - so wie der Kollege hier in der Schlussfuge - einfach Weltklasse:


View: https://www.youtube.com/watch?v=Sf9eZdeS8es
 
Wagner/Liszt empfehle ich Cziffra und klassischer Moisseiwitsch oder Bolet
 
Die Godowskis Passacaglia leidet einfach daran, dass er versucht Effekt zu machen statt elegant und mühelos!
Wer das Stück Mal probiert hat, weiss was Hamelin oder Rian de Waal da leisten!
 
Wer das Stück Mal probiert hat, weiss was Hamelin oder Rian de Waal da leisten!

Hamelin mag ich auch nicht. Überhaupt nichts, was er anrührt. Wir haben einen unterschiedlichen Geschmack, was so extrem virtuose Sachen angeht.
Ich bevorzuge, wenn da auch ordentlich Gewalt hintersteckt, bei ihm klingt alles irgendwie so - für mich - langweilig glatt. Die Godowsky-Passacaglia von ihm finde ich noch ganz OK, Après une lecture de Dante dagegen z.B. zum Gähnen.
Hamelin steht allerdings technisch über der Sache im Gegensatz zu dem jungen Kerl in dem Video.
 
Liszts etwas wüstere Stücke wie Dante finde ich auch eher bei weniger eleganten Spielern gut. Aber die sinnfreien Gewalttaten eines Volodos bei Dante sind auch wenig erfreulich!
 
IIch würde auch schon die Opernfantasien von Liszt nicht auf dem Niveau der h-Moll Sonate sehen.
Sollen sie auch nicht sein, geht halt ein wenig in Richtung U-Musik.
@St. Francois de Paola das ist viel zu verkürzt und zu pauschal.
1.es gibt ein paar Opern"fantasien" von Liszt, z.B. die über Rienzi (Vorlage wie Fantasie sind gleichermaßen … unerbaulich), die teils wenig taugen und viel Show-Klimperei aufbieten - jepp, Richtung U-Musik des 19. Jhs.
2. es gibt Opern"paraphrasen", in aller Regel als Virtuosenstücke konzipiert, von denen einige lediglich Showpiecen sind (Norma, Don Giovanni u.a. - jepp, U-Musik s.o.) aber andere erweisen sich als (wiederum hochvirtuose) Klavierinszenierungen von herausragenden Szenen (Rigoletto, Trovatore, Don Carlo, Aida) - letztere sind in ihrer musikalischen Qualität ihren genialen Vorlagen nicht unterlegen!
3. es gibt "Transkriptionen" (Tristan, Tannhäuser, Requiem, Sinfonie fantastique u.a.) einzelner Opernabschnitte und kompletter sinfonischer Werke - diese halten sich zwar nicht sklavisch, aber doch recht eng an die Vorlagen und versuchen, so viel wie möglich davon auf dem Klavier zum klingen zu bringen - deren mus. Qualität hinkt ihren Vorlagen nicht hinterher (ob man es interessant findet, eine adaequate Klavierversion der Berliozsinfonie zu höern, oder lieber das Original ist eine andere Frage)
kurzum die mus. Qualität der vielen verschiedenen Lisztschen Bearbeitungen ist sehr unterschiedlich, oder anders gesagt, es gibt ein paar ganz hervorragende, deren mus. und techn. Niveau auf Augenhöhe mit der h-Moll Sonate sind.
 
gibt ein paar Opern"fantasien" von Liszt, z.B. die über Rienzi

Ich hab sie noch nicht gespielt aber unterrichtet und finde sie obzwar etwas plakativ doch Recht gut aufgebaut mit einprägsamen Themen! Wenn man nicht zuviel Dauerfortissimo spielt und gut phrasiert ein wirkungsvolles Stück!
Die Oper???!? Ich würde mir eine frühe 5-stündige Wagner Oper auch kostenlos oder gegen Schmerzensgeld nicht antun! Aber als bekennender Anti-Wagnerianer ist das ja verständlich!
 
Die Oper???!? Ich würde mir eine frühe 5-stündige Wagner Oper auch kostenlos oder gegen Schmerzensgeld nicht antun! Aber als bekennender Anti-Wagnerianer ist das ja verständlich!

Das ist halt auch oft schwierig, wenn man etwas nicht mag, trotzdem die Genialität anzuerkennen. Ich mag z.B. keinen Ravel, erkenne aber doch in gewisser Weise die Genialität.
Ich mag aber auch keinen Haydn. Und da erkenne ich nichts an Genialität, so sehr ich es versuche.
 

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