Was haltet ihr davon?

Hallo sebi678,

ich habe mir deine Hexe gerade angehört und will vorausschicken, dass ich weder Klavier- noch Musikprofi bin, sondern lediglich eine Späteinsteigerin am Klavier, die sich jedoch begeistert mit Klaviermusik im besonderen und Musik im allgemeinen auseinandersetzt.

Daher solltest du den Eindruck, den dieses Stück in der Wiedergabe über PC auf mich macht auch lediglich als Laien-feedback einordnen!

Ich finde dein Stück wirklich interessant und bin zunächst beeindruckt, dass du eine Komposition für (11?) Stimmen/Instrumente verfasst hast. Am allerbesten gefällt mir ehrlich gesagt der erste Satz, das Erscheinen der Hexe ist wirklich gut musikalisch umgesetzt, die Sache wird spannend und ich würde persönlich den ersten Satz auch als eigenständige Musik einordnen.

Der zweite Satz beginnt m.E. auch noch sehr spannend - allerdings entwickele ich im Verlauf des 2. Satzes den Eindruck, dass diese Musik möglicherweise eine Filmmusik sein soll. Die Musik passt, aber die Hexe gewinnt in diesem Satz (in meinen Ohren) nicht weiter an Gestalt und Profil - vielleicht ist sie gerade in eine spannende Handlung verwickelt, die man jetzt auf einer Bühne sehen sollte??? Das anfängliche Motiv ist jetzt immer häufiger, in abgewandelter Form, erneut zu hören (vermute ich als absoluter Kompositionslaie!).

Auch der Beginn des dritten Satzes hat wieder seinen Reiz! Durch energisches Klopfen gibt die Hexe zu erkennen, dass sie sehr wohl noch da ist (und sich nicht zur Hintergrundmusik abstempeln lässt). Es wird dramatisch und die Spannung steigt.Zwar wird das Anfangsmotiv noch des öfteren in Variationen strapaziert (meine ich als Laie zu erkennen) - doch das Ende des dritten Satzes finde ich persönlich wieder richtig schön - hach!

Der vierte Satz: er beginnt für mich sehr ansprechend (die wieder mal pizzicato erscheinende Hexe!). Doch dann wirds mir persönlich zu schwülstig. Vielleicht müsste man jetzt zu diesem Zeitpunkt wirklich einen Film zu dieser Musik sehen. Wie soll ich sonst den jetzt musikalisch erzeugten Aufruhr verstehen?

LG

Debbie digitalis


(die in diesem Forum mitunter auch als Hexe digitalis unterwegs ist und sich daher für eine Komposition mit dem Titel "Die Hexe" besonders interessiert hat!
 
Hi sebi678,

ich finde es gut, dass du dich an ein "großes Werk" herangewagt hast.
Ich höre da viel Programmatik heraus.
Weniger Zwischentöne.

Was nach meiner Meinung zu verbessern wäre:

- viel zu viel parallele Stimmführung
- zu viel Unisono; du schaffst damit nur eine Klangfäche, keine Differenzierung.
- zu wenig Kontrapunkt
- keine Modulation

Bitte, dies ist kein Gemecker, sondern soll dich weiterbringen und ermutigen:p:p:p.
Bin auch nur Laie und "Soundbastler".

Tip: mal in Satzlehre, Reharmonisierung etc. einlesen.
Bei deinem Talent/Ambitionen lohnt es sich bestimmt. !!!

Lieber Gruß, NewOldie
 
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Vielen Dank...

für eure ausführlichen Antworten.
@ debbie digitalis: Nun ja, wie du richtig vermutet hast, war das Stück als Untermalung zu einer Handlung gedacht. Der letzte Satz war sozusagen als Finale gedacht, wo die Handlung ihren dramatischen Höhepunkt erreicht.

@New Oldie: Was meinest du mit
"Zwischentönen"?
Ich werde deinen Rat wohl befolgen und mich in Satzlehre etc. einlesen.
Könntest du mir evt. Literatur dazu empfehlen, die man auch als Nicht-Musiker versteht?
Wäre dir äußerst dankbar. XD

Vielen Dank und LG,
sebi678

:blues: sry ich konnte nicht anders als dieses Smiley einzubringen. Das ist einfach genial.
 
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Kritik und Verbesserungsvorchläge erwünscht.
Hexen und andere quasi thematisch verwandte gespenstische Szenarien gibt es ja einige in der Musik, zwei spektakuläre Beispiele:
Hector Berlioz: Sinfonie fantastique 5. Satz (Traum von einem Hexensabbath)
Modest Mussorgski: die Nacht auf dem kahlen Berg

in der Klaviermusik ein schönes Beispiel für eine Hexe:
Modest Mussorgski: Baba Yaga (aus den "Bildern einer Ausstellung")

Hexen müssen in der Musik offenbar 1. ordentlich loslegen können, 2. auch mal schräg-schrille Töne von sich geben, 3. eine bedrohliche, ja angsteinjagende Stimmung verbreiten. Die drei Beispiele aus der romantischen Musik zeigen überzeugend (und hochvirtuos) grausige, böse, durch die Luft reitende Hexen und deren bacchantische Orgien :D (betrachte die drei Beispiele bitte als Anregung - es geht nicht darum, Berlioz oder Mussorgski nachzuahmen) --- sei mir nicht böse, aber deine Hexe kam mir so vor, als habe sie schon Feierabend gemacht oder wäre in Rente ;) Da ist für meinen Geschmack zu wenig bedrohliches und zu wenig Tempo. Keinesfalls muss ein ganzes Stück rasen, aber wenn es um Hexen geht, sollte es zumindest einen wild jagenden Abschnitt geben (oder ein paar richtig gefährliche Dissonanzen).
 
@New Oldie: Was meinest du mit
"Zwischentönen"?

ich meinte das, was rolf beschrieben hat.

Buchempfehlung:

Composing Music: A New Approach: Amazon.de: William Russo, Jeffrey Aines, David Stevenson: Englische Bücher

leider auf Englisch. Auf Deutsch kenne ich nichts Verständliches für Laien wie mich.
Geht aber tendenziell in Richtung Jazz-Harmonie, weniger Satzlehre.

Noch ein paar Ideen:
- Frage und Antwort. Eine Stimme fragt, Hexe antwortet.
- eine Begleit-Stimme mal auf Harmonieton stehen lassen, auch Dissonanzen dabei im Kauf nehmen
- Elementarer Satz: (Begleit-)Stimmen sich in Umkehrintervallen gegeneinander bewegen lassen. (Quinte rauf vs. Quarte runter, statt Unisono, weiter in dem Sinne)
- Töne auf Stimmen so verteilen, dass sich erst im Zusammenklang eine Melodie ergibt.
- Spiegelungen, Verkürzungen, Dehnungen eines Motivs
- Rhythmische Verschiebungen

Aber bitte, bin Laie und laufe gerade Gefahr hier von den Kompositionsexperten zur Rechenschaft gezogen zu werden.:D

No risk, no fun. :p

Lieber Gruß, NewOldie
 
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Nochmals vielen Dank!

Zwar gehen Hexen für gewöhnlich nicht in Rente (z.B. meine ehemalige Mathe-Lehrerin), aber ich verstehe schon was du meinst, Rolf. :P

Dank auch nochmal an New Oldie für seinen Buchtipp.
 
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Hier ein Link zu einem von mir geschriebenen Stück: Die Hexe (made minor improvments) | MuseScore.com
Was haltet ihr davon?
Kritik und Verbesserungsvorchläge erwünscht.
LG
Hi!
Ich bin erst heute dazugekommen, die Musik anzuhören und gebe deshalb spät Feedback. Da ich selber ein solches Opus nicht annähernd fabriziert habe, bitte nimm es nur als Meinungsäußerung.

Insgesamt wirkt Deine Arbeit auf mich beeindruckend.

Ich begreif es Filmmusik zu sowas wie "Herr der Ringe". Einige Stellen sind gut, sind auch bombastisch.

Insgesamt vermisse ich etwas Überraschung; es ist nicht "konstruiert", aber hie und da vielleicht zu "linear"; insgesamt wirkt es auf mich - nackt, ohne die Filmbilder :-) - manchmal überladen.

In einem Buch habe ich mal gelesen, man soll aus einen fertigen Arrangement solange was rausschmeißen, bis man merkt, dass was fehlt und es dann wieder reinnehmen. Wenn Du auf diese Weise das Elementare des Werkes isoliert hast, kannst Du vielleicht weniger bombastisch, aber dafür "zwingender in der Beweisführung" ergänzen.

Mein Lieblingsfilm ist übrigens nicht Herr der Ringe, sondern "Spiel mir das Lied vom Tod". Ich meine das auch musikalisch.

Aus Dir wird mal was! :-)
 

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