Was bedeutet euch euer/eure KL?

Hallo René,

schöne Gegend, Du Glückliche! Grüß' Neuharlingersiel von mir!

Für Deine Suche nach dem/der KL wünsche ich Dir viel Glück.

LG,
Marlene
 
Hallo Rene,

ich habe eine KLin mit der ich nunmehr seit Jahren ausgesprochen zufrieden bin und brauche mir daher keine Gedanken zur Auswahl eines neuen KL zu machen.

Das würde erst anstehen, wenn ich - falls überhaupt jemals - in die unwegsamen Gefilde der ganz schwierigen Klavierliteratur vordringen sollte. Schüler, die so weit kommen gibt meine KLIn aus eigener Überzeugung nämlich an andere KLs ab. Ihre Begründung dafür ist, dass sie an der Musikhochschule ein Streichinstrument im Hauptfach hatte und das Klavier das Zweitinstrument war.

Mir ist wichtig ob ich darauf achten sollte, ob es ein Klavierpädagoge ist und was die anders machen als z.B. Lehrer, welche die Musikhochschule besucht haben. Das ist ja vermutlich etwas anderes als die Ausbildung, die ein Klavierpädagoge hat.

Vor diesem Hintergrund interessiert mich auch diese von dir gestellte Frage. Ich kenne mich als Laie mit den Studiengängen für Musiker und Musiklehrer überhaupt nicht aus und frage mich somit ebenfalls, welcher Studiengang nun eigentlich am gezieltesten auf den Beruf des Klavierpädagogen zugeschnitten ist und auf ihn vorbereitet.

Soweit ich es als Laie beurteilen kann, gibt es doch grob gesagt zwei Möglichkeiten des Studiums (???)

1) reines Musikstudium an einer Musikhochschule mit Klavier als erstem oder zweitem Instrument
Hier würde ich als Laie denken, dass in einem solchen Studium vor allen Dingen die Beherrschung des Instruments auf höchstem Niveau auf dem Plan steht und dass es sich in erster Linie an künftige Solisten und Orchestermusiker richtet???

2) ein Lehramtsstudium, in dem das Fach Musik gewählt wird und im Fach Musik Klavier als erstet oder zweites Instrument gewählt wird.
Hier würde ich als Laie denken, dass der Schwerpunkt eher auf pädagogischen und didaktischen Inhalten liegt als bei der möglichst perfekten Beherrschung des Instruments???

Somit hätte ich bei der Auswahl eines Klavierlehrers - zumindest was den Punkt "fachliche Eignung" angeht - auch ziemliche Probleme.

Ist z.B. ein KL, Lehramt studiert hat und im Fach Musik Klavier als erstes Instrument hatte praxisnäher ausgebildet als ein KL, der eine Musikhochschule besucht hat und dort Klavier als Zweitinstrument hatte oder umgekehrt???

Vielleicht kann einer unserer KLs hier im Forum die hier bestehenden Unkenntnisse mal aufklären??

LG

Debbie digitalis
 
Es gibt da noch Studiengänge namens Instrumentalpädagogik (oder ähnlich, je nach Hochschule). Da geht es dann darum, zum Instrumentallehrer für das gewählte Hauptfachinstument auszubilden.
 
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Ist z.B. ein KL, Lehramt studiert hat und im Fach Musik Klavier als erstes Instrument hatte praxisnäher ausgebildet als ein KL, der eine Musikhochschule besucht hat und dort Klavier als Zweitinstrument hatte oder umgekehrt???

Vielleicht kann einer unserer KLs hier im Forum die hier bestehenden Unkenntnisse mal aufklären??


Liebe Debbie,

es ist schwer zu sagen, ob ein KL, der wie deine KLin, mit der du ja sehr zufrieden bist, mit Zweitfach Klavier schlechter ist als mit Hauptfach, ob einer mit Lehramt schlechter ist als mit Diplom oder Reifeprüfung. Fachkenntnis und pädagogische Befähigung, zu der auch ein Interesse an Menschen gehört, kann bei allen unterschiedlich ausgeprägt sein.

Ich wage es also nicht, da zu urteilen, habe für mich persönlich aber eine ganz klare Meinung. Da ich auch mal gut Blockflöte und Cello gespielt habe und auch im Nebenfach Gesang hatte, auch mal dirigiert und einen Kinderchor geleitet habe, könnte ich theoretisch auch diese Fächer unterrichten.

Ich würde das aber nie machen, da ich mich nicht dazu kompetent erachte!!! Ich habe das nicht als Hauptfach studiert, kann also nichts davon professionell, ich habe keine Ahnung von Didaktik und Methodik dieser Fächer! Und gerade der Anfangsunterricht muss wirklich hervorragend sein, von einer möglichst guten Lehrkraft.

Im Studium gibt es folgende Möglichkeiten:

- Diplomstudiengang Instrumentalpädagogik, heute meist Bachelor of Music oder Bachelor of Education mit Hauptfach Klavier (auch anderen Hauptfächern mit obligatorischem Nebenfach Klavier - an Musikschulen zumindest vom VdM wird man nur eingestellt, wenn man den Abschluss im Hauptfach Klavier besitzt - das ist der eigentliche Abschluss für Klavierlehrer)

- Lehramt (Schulmusik) mit Hauptfach Klavier. Das ist keine Lehrbefähigung, Klavier zu unterrichten, sondern Musik an Schulen zu unterrichten.

- Künstlerische Ausbildung (KA) mit dem Abschluss "Künstlerische Reifeprüfung": keine pädagogische Ausbildung, dafür höhere Anforderungen an das Instrumentalspiel, die natürlich auch in den anderen Studiengängen nicht gering sind

- Komposition - Komponisten geben oft Klavierunterricht oder Harmonielehre, Gehörbildung...... , weil sie mit ihrem Beruf oft kein Geld verdienen können. Sie haben nicht unbedingt große pianistische Fähigkeiten, pädagogische Ausbildung null, können aber einen interessanten Unterricht bieten, der ihre Kenntnisse mit einbringt

- Dirigieren - kommen ebenfalls selten zu Geld und geben z.T. Klavierunterricht. Sie können oft gut Klavier spielen, da sie korrepetieren müssen, haben aber auch keine pädagogische Ausbildung.


Bei ausübenden Klavierlehrern tummeln sich dann noch jede Menge, die überhaupt nie eine Musikhochschule von innen gesehen haben.

Jetzt bist du leider auch nicht viel schlauer, befürchte ich. So viel ist klar: eine Garantie für einen guten Lehrer bekommt man nicht nur durch Ausbildung und Zeugnisse. Aber hat man einen KL, der Pädagogik und Hauptfach Klavier an einer Musikhochschule studiert hat, ist man schonmal auf einer sicheren Seite.

Ich finde einen Lehrer am besten, der wirklich gut (so gut wie möglich :p ) Klavier spielen und auch bewusst reflektieren kann, was und wie er spielt. Der also ein breites Fachwissen hat über Musik und Klanggestaltung am Klavier. Der so strukturiert ist, dass er komplexe Schritte in ihre Einzelteile zerlegen kann und so auch Anfängern die Grundlagen eines schönen Klavierspiels in individueller Weise und mit pädagogischem Feingefühl vermitteln kann. Der Menschen zuhören kann und sieht, wo ihre Probleme liegen. Der ihre Stärken herausarbeiten und ihre Schwächen gemeinsam mit ihnen verbessern kann. Bei dem (Spiel-)Freude, Geduld und Humor nicht zu kurz kommen und dem die persönliche Entwicklung, die mit dem Klavierspiel oft untrennbar ist, ein ebenfalls großes Anliegen ist. Der auch für sich Neugierde, Kreativität und Offenheit erhalten hat. Wenn der dann noch gerade mit Kindern seinen Spieltrieb immer wieder neu entdeckt und imstande ist, sich selbst zu hinterfragen und seinen Unterricht zu verbessern, ist schon viel gewonnen. :D


Liebe Grüße

chiarina
 
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Jou! Und dazu dann Krobben frisch vom Kudder...

Aber besser nicht die Krabben selber pulen!!! Du brauchst Deine Fingerkuppen noch zum Klavier spielen... ;) Die Pulerei zwiebelt gehörig an denselben. Lieber die Kapitänsplatte im Restaurant schräg oberhalb des Sieltores bestellen und den Blick auf den Hafen und natürlich - da hat Rolf völlig Recht - das friesisch Herbe genießen.
 
Liebe chiarina,

vielen, vielen Dank für deine so ausführliche und informative Antwort!!!

Liebe Debbie,

es ist schwer zu sagen, ob ein KL, der wie deine KLin, mit der du ja sehr zufrieden bist, mit Zweitfach Klavier schlechter ist als mit Hauptfach, ob einer mit Lehramt schlechter ist als mit Diplom oder Reifeprüfung. Fachkenntnis und pädagogische Befähigung, zu der auch ein Interesse an Menschen gehört, kann bei allen unterschiedlich ausgeprägt sein.

Danke für diese Aussage! So sehe ich es eigentlich auch!
Wenn man allerdings als Anfänger gar keine Ahnung hat, welche Lehrkraft man ansteuern soll, dann versucht man natürlich erst mal anhand von formalen Kriterien, sprich der sogenannten "fachlichen Qualifikation" vorzugehen. Findet man dann kurzfristig und im erreichbaren Umkreis niemand, dann hört man sich im erreichbaren Umfeld um und folgt schließlich Empfehlungen von bekannter, vertrauenswürdiger Seite. So bin ich seinerzeit auch vorgegangen und wirklich nicht schlecht, sondern im Gegenteil äußerst gut, damit gefahren!

Wenn auch meine Klin das Klavier "nur" als Zweitinstrument hatte, so kann sie doch - und das ist für mich jetzt immer noch entscheidend - sämtliche Anfängerschwierigkeiten im Lernprozess nachvollziehen und dazu zielgerichtete Hilfestellungen anbieten. Sie überfordert mich nie, fordert mich aber immer und weiss offenbar genau wo meine Schwachpunkte liegen.

Pädagogisch und didaktisch ist sie meiner Einschätzung nach voll auf der Höhe.
Ob sie hinsichtlich der Beherrschung des Instruments nahezu perfekt ist - das kann ich nicht beurteilen und das spielt für mich und den Unterricht, den ich von ihr erhalte bisher auch überhaupt keine Rolle. Allein - manchmal kommt es - meiner unmaßgeblichen Meinung nach - durch, dass sie in erster Linie ein Streichinstrument spielt....


Im Studium gibt es folgende Möglichkeiten:

- Diplomstudiengang Instrumentalpädagogik, heute meist Bachelor of Music oder Bachelor of Education mit Hauptfach Klavier (auch anderen Hauptfächern mit obligatorischem Nebenfach Klavier - an Musikschulen zumindest vom VdM wird man nur eingestellt, wenn man den Abschluss im Hauptfach Klavier besitzt - das ist der eigentliche Abschluss für Klavierlehrer)

- Lehramt (Schulmusik) mit Hauptfach Klavier. Das ist keine Lehrbefähigung, Klavier zu unterrichten, sondern Musik an Schulen zu unterrichten.

- Künstlerische Ausbildung (KA) mit dem Abschluss "Künstlerische Reifeprüfung": keine pädagogische Ausbildung, dafür höhere Anforderungen an das Instrumentalspiel, die natürlich auch in den anderen Studiengängen nicht gering sind

- Komposition - Komponisten geben oft Klavierunterricht oder Harmonielehre, Gehörbildung...... , weil sie mit ihrem Beruf oft kein Geld verdienen können. Sie haben nicht unbedingt große pianistische Fähigkeiten, pädagogische Ausbildung null, können aber einen interessanten Unterricht bieten, der ihre Kenntnisse mit einbringt

- Dirigieren - kommen ebenfalls selten zu Geld und geben z.T. Klavierunterricht. Sie können oft gut Klavier spielen, da sie korrepetieren müssen, haben aber auch keine pädagogische Ausbildung.

Liebe chiarina,

danke für diese Informationen! Das wusste ich nicht - aber Studiengänge und ihre Inhalte ändern sich ja beständig!


...eine Garantie für einen guten Lehrer bekommt man nicht nur durch Ausbildung und Zeugnisse....

Ich finde einen Lehrer am besten, der wirklich gut (so gut wie möglich :p ) Klavier spielen und auch bewusst reflektieren kann, was und wie er spielt. Der also ein breites Fachwissen hat über Musik und Klanggestaltung am Klavier. Der so strukturiert ist, dass er komplexe Schritte in ihre Einzelteile zerlegen kann und so auch Anfängern die Grundlagen eines schönen Klavierspiels in individueller Weise und mit pädagogischem Feingefühl vermitteln kann. Der Menschen zuhören kann und sieht, wo ihre Probleme liegen. Der ihre Stärken herausarbeiten und ihre Schwächen gemeinsam mit ihnen verbessern kann. Bei dem (Spiel-)Freude, Geduld und Humor nicht zu kurz kommen und dem die persönliche Entwicklung, die mit dem Klavierspiel oft untrennbar ist, ein ebenfalls großes Anliegen ist. Der auch für sich Neugierde, Kreativität und Offenheit erhalten hat. Wenn der dann noch gerade mit Kindern seinen Spieltrieb immer wieder neu entdeckt und imstande ist, sich selbst zu hinterfragen und seinen Unterricht zu verbessern, ist schon viel gewonnen. :D

Liebe chiarina,

das hast du wunderbar und vollkommend zutreffend ausgedrückt! Dem gibt es nichts hinzuzufügen!


LG

Debbie digitalis
 

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