Warum/Weshalb/Wozu spielen Pianisten auswendig?

P

Pflaume

Guest
Moin,

ich wollte mal fragen, warum/wozu/weshalb Pianisten irgendwie immer auswendig vorspielen. Hat das einen bewegenden Grund oder machen die es einfach, weil sie nach 1000x üben das Stück sowieso auswendig können?
Oder sieht so ein Stück Partitur auf dem Flügel im Konzertsaal einfach blöd aus?

Ich bin kein Pianist, aber ich fühle mich mit Noten meist sicherer :)
 
Hallo Pflaume :),
Wenn ich ein Stück auswendig spiele, dann ist es viel leichter für mich Gefühl in das Stück hineinzubringen, als wenn ich ständig auf die Noten gucken muss.
Und, klar, wenn man es 1000x gespielt hat, geht es einfach auswendig...:)
 
Heißt das nicht "wieso, weshalb, warum - Achtung, gleich kommt ein Kartong..." :D

Ich hab da eine Vermutung: die Pianisten wollen einfach allein auf der Bühne sitzen und nicht noch einen Umblätterer neben sich haben.

Interessanterweise spielt es in dem Moment keine Rolle mehr, wenn ein zweiter Musiker (Geiger oder Sänger z.B.) mitwirkt - dann spielen die Pianisten plötzlich alle nach Noten und niemand findet was dabei :p :rolleyes:
 
Moin,

ich wollte mal fragen, warum/wozu/weshalb Pianisten irgendwie immer auswendig vorspielen. Hat das einen bewegenden Grund oder machen die es einfach, weil sie nach 1000x üben das Stück sowieso auswendig können?
Oder sieht so ein Stück Partitur auf dem Flügel im Konzertsaal einfach blöd aus?

Ich bin kein Pianist, aber ich fühle mich mit Noten meist sicherer :)

Hallo Pflaume,

das Auswendigspielen in Klavierkonzerten kam so im 19. Jahrhundert in Mode, genauso wie das Spielen von großen Repertoiren in Klavierkonzerten, wie es Franz Liszt begonnen hat.

Obwohl es auch große Pianisten gibt, die auch nicht auswendig spielen und mit Noten, z. B. Swjatoslaw Richter.

Zudem ist das Auswendigspielen eine Meinungssache.

Einige finden es nicht notwendig und sagen Auswendigspielen habe nichts dem Musikalischen und der Klaviertechnik zu tun.

Ich bin allerdings für das Auswendigspielen

Das Auswendigspielen hat große Vorteile:

1. Du bist z. B. im Urlaub auf Mallorca. Um Dir lauter hübsche spanische Mädchen und da steht ein Klavier. Du erzählst, daß du Klavier spielst. Und die Mädels fordern Dich auf doch etwas zu spielen.

Doch Du hast die Noten nicht dabei!!!

Spaß jetzt mal beiseite.:D Wenn Du Deine Klavierwerke auswendig spielen kannst, bist Du nicht von den Noten abhängig. Das ist doch schade, wenn Du ein Klavier auffindest, aber nichts vorspielen kannst, weil Du die Noten nicht dabei hast.

2. Man klebt nicht so an den Noten und man kann freier und musikalischer spielen, wenn man die Stücke auswendig spielen kann. (Das ist allerdings Meinungssache und meine Meinung.)

3. Ich habe die Komposition im Kopf und immer bei mir! Das ist doch was schönes! Selbst wenn die Welt untergeht, alle Noten weg. Ich habe sie!:D

4. Was jetzt aber wirkliche Gründe für das Auswendigspielen sind:
Man kann bei Franz Liszt unmöglich alle schnellen Läufe, weite Sprünge vom Notentext verfolgen, die muß man ohnehin alle auswenig spielen.
Auch Chopin Etüden wie z. B. op. 25 Nr. 12, die kann man ja gar nicht vom Notentext verfolgen. Die muß man auch auswendig lernen.


5. Der Grund wurde hier schon genannt: Das Notenumblättern!
Dieses Laster entfällt beim Auswendigspiel!


Liebe Grüße, Mario
 
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Interessanterweise spielt es in dem Moment keine Rolle mehr, wenn ein zweiter Musiker (Geiger oder Sänger z.B.) mitwirkt - dann spielen die Pianisten plötzlich alle nach Noten und niemand findet was dabei :p :rolleyes:

Ja, das ist wohl logisch!

Ich wollte nämlich wirklich mal ein Kammermusikwerk auch auswendig spielen. Aber dann: Begleitstimmen auswendig zu lernen... Ist daaaaas laaaaangweilig!!!!

Nicht nur die ganze Zeit f, a, c, a, f, a , c, a... auswendig zu spielen, sondern auch die Pausen auswendig zu lernen, wieviel Takte der Pianist eigentlich genau immer Pause hat, wenn der Geiger oder Sänger öfters mal kurze Passagen allein zu interpretieren hat.

Dann müßte auch fast noch die Stimme des anderen auswendig gelernt werden. Falls sich der mal verspielt und jetzt auch nicht einmal der Pianist die Partitur hat.

Daher ist es nur zu logisch warum das eher selten ist und es nicht Mode wurde, daß auch Kammermusikwerke von Pianisten auswendig gespielt werden.

Gruß, Mario
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Interessanterweise spielt es in dem Moment keine Rolle mehr, wenn ein zweiter Musiker (Geiger oder Sänger z.B.) mitwirkt - dann spielen die Pianisten plötzlich alle nach Noten

Nach meiner Erfahrung ist es auch oft so, dass sehr viele Begleitstücke in ziemlich kurzer Zeit neben den eigenen Stücken erlernt werden müssen. Da traue ich mich dann nicht einfach so auswendig vorzuspielen.

Außerdem kommt es immer wieder vor, dass du oder derjenige den du begleitest mitten im Stück "aussteigt" und man schnell wo anders einsetzen muss, was ohne Noten natürlich schwerer fällt.

Ich spiele sonst lieber auswendig, weil ich beim Umblättern immer nervös werde.
 
Umblättern nervt, auch wenn man einen Umblätterer hat.
Je mehr vom Stück man auswendig kann (und das kommt ja automatisch früher oder später), desto größer die Gefahr, daß man nicht mehr aufmerksam mitliest und da, wo man doch die Noten braucht, nicht mehr weiß, wo man ist.
Ob das freiwerdende Konzentrationspotential wirklich dem Ausdruck zugute kommt, finde ich fraglich, aber man kann auch Blickkontakt mit dem Publikum aufnehmen und das wirkt sich irgendwie doch auf den Ausdruck, bzw. eher auf den Eindruck aus.
 
Hallo Pflaume,

seit ich auswendig spiele, höre ich mir viel genauer zu und ich spiele viel kontrollierter und schöner!

Die Gestaltung von so manchen Passagen wird einfach schöner und konzentrierter, wenn man auf die Tasten schaut.

Walter
 
Letztendlich wird ein Stück sowieso motorisch in den Händen gespeichert sein. Es ist dann nur die Frage, ob man die Noten braucht, um dies Abzurufen oder ob man es auch ohne kann. Nach einem kurzen Blackout kann einem wohl selbst mit Noten der Wiedereinstieg schwerfallen, wenn man nie versucht hat, inmitten von Passagen einzusteigen, das ist in meinen Augen kein entscheidender Punkt, mit Noten zu spielen. Wenn man dann plötzlich an Positionen das Spiel wiederaufnehmen muss, an dem man den Fingersatz gar nicht im Kopf hat, könnte es selbst mit den Noten vor einem schwer fallen, das Spiel an dieser Position wiederaufzunehmen.

Ich denke, es ist in jedem Fall ratsam, ein Stück auswendig zu lernen. Neben dem rein motorischen Lernen (was letztendlich eh stattfindet) kann man so viel mehr machen:
- Die einzelnen Notennamen auswendig lernen
- Funktionen suchen (z.B. C-Dur-Akkord, g-moll-Arpeggio etc.)
- Das Notenbild bildlich abspeichern
- Das Stück in Abschnitte gliedern und lernen, an jedem Abschnitt starten zu können (Fingersatz bewusst mitlernen)
- Die Tasten bewusst merken (Tastatur-Gedächtnis, wohl das üblichste) und das Stück mental spielen

Je mehr vom Stück man auswendig kann (und das kommt ja automatisch früher oder später), desto größer die Gefahr, daß man nicht mehr aufmerksam mitliest und da, wo man doch die Noten braucht, nicht mehr weiß, wo man ist.

Das hängt wohl von der Lernmethode ab. Wenn man das Stück wirklich nur oberflächlich in Abschnitte einteilt, diese spielt und dabei auswendig lernt und am Ende zusammenhängt, drückt man vielleicht die richtigen Tasten zur richtigen Zeit... aber wenn daraus Musik werden soll, muss man sich intensiver mit den Noten beschäftigen, alle Vortragsanweisungen (Dynamik etc.) auswendig lernen und beachten und das Stück auch im Gesamten sehen.

Das hat aber meiner Meinung nach nicht direkt etwas mit dem Auswendiglernen zu tun.

Also warum auswendig lernen?
Bei technisch sehr anspruchsvollen Stücken (schwere Sprünge), bei denen der Blick auf die Klaviatur quasi unvermeidlich ist, würde das Spiel vom Blatt alles vermutlich nur erschweren. Wenn man wirklich auf die Noten, dann auf die Klaviatur schauen muss, dann diesen Sprung bewältigen und daraus noch Musik machen will... solange das Ergebnis stimmt, soll's mir egal sein, aber ich schätze es als leichter ein, stets bei den Tasten zu bleiben, bewusst die Tasten als Mittel zu benutzen und nicht den Umweg über die Noten zu gehen.

Mehr gibt es übrigens hier noch (ja, der Chang... :D). Aber insgesamt hört sich das nicht schlecht an, finde ich:
- Schnelleres lernen schwerer Stücke
- Verlangsamung des altersbedingten Verfalls des Gehirns durch intensive Benutzung
- 100% Konzentration auf die Musik (ich sehe die Noten immer als Umweg, wenn nicht bewusst, dann vermutlich unbewusst)

Dazu kommt (wie bereits erwähnt) noch, dass man nicht von den Noten abhängig ist. Wenn es ein paar schwer auswendig zu lernende Stücke gibt, die man vom Blatt spielt, halte ich das nicht für tragisch (sind dann wahrscheinlich auch nicht die persönlichen Lieblinge, da bei denen die Musik eigentlich schon so im Ohr sein müsste, dass das Auswendiglernen kein Problem darstellen sollte). Aber den Großteil des eigenen Repertoires stets vortragen zu können, zu jeder Zeit, wenn ein Tasteninstrument zur Verfügung steht, sollte doch allein schon die Mühe wert sein (was heißt Mühe, bei Chang kann man ja nachlesen, dass man dadurch letztendlich Zeit spart).

Was mir manchmal viel wichtiger ist... wie intensiv sollte man auf die Tasten schauen? Stört der "Umweg" über die Tasten das Musikempfinden, weil man die Musik zu stark mit den Tasten verknüpft, anstatt sich einfach geistig und körperlich dem Klavier zuzuwenden?
 
...Das hängt wohl von der Lernmethode ab. Wenn man das Stück wirklich nur oberflächlich in Abschnitte einteilt, diese spielt und dabei auswendig lernt und am Ende zusammenhängt, drückt man vielleicht die richtigen Tasten zur richtigen Zeit... aber wenn daraus Musik werden soll, muss man sich intensiver mit den Noten beschäftigen, alle Vortragsanweisungen (Dynamik etc.) auswendig lernen und beachten und das Stück auch im Gesamten sehen.

Ich verstehe den Zusammenhang mit dem Zitat von meinem Beitrag nicht.
 

Es gibt schon eine Menge Threads zu dem Thema.

Mehr gibt es übrigens hier noch (ja, der Chang... :D
... und es stimmt einfach. Ein von Anfang an nach der "Methode" explizit auswendig gelerntes Stück sitzt einfach. Basta. Langes Gerede macht es auch nicht anders!
Bisschen Selbstdisziplin ist alles, was man braucht, falls man gleich losspielen will. Und musikalisches Spielen ist irgendwie nach Noten für mich jedenfalls eine wacklige Angelegenheit.

Klavirus
 
Je mehr vom Stück man auswendig kann (und das kommt ja automatisch früher oder später), desto größer die Gefahr, daß man nicht mehr aufmerksam mitliest und da, wo man doch die Noten braucht, nicht mehr weiß, wo man ist.

Ok, wenn man ein Stück nicht sicher auswendig kann, sollte man wohl besser die Noten hinstellen. Jedoch, das aufmerksame Mitlesen sehe ich eher als Gefahr an, dass die Konzentration nicht zu 100% bei dem ist, was wir überhaupt ausdrücken wollen. Bzw. anders herum, Auswendigspielen hat den Vorteil, dass wir keinen Anteil der Konzentration auf das Notenlesen verwschwenden müssen. Das kommt dem Ausdruck zugute!

Ob das freiwerdende Konzentrationspotential wirklich dem Ausdruck zugute kommt, finde ich fraglich, aber man kann auch Blickkontakt mit dem Publikum aufnehmen und das wirkt sich irgendwie doch auf den Ausdruck, bzw. eher auf den Eindruck aus.

Warum findest du das fraglich, dass das freiwerdende Konzentrationspotential dem Ausdruck zugute kommt?
Blickkontakt zum Publikum halte ich für das schlechste, was man tun kann. Ich denke auch, falls Pianisten in die "Masse" gucken, dann sehen sie wohl eher durch sie durch. Was zählt ist, das Ohr immer an dem halten, was wir gerade spielen. Ob auch das Auge, kann man geteilter Meinung sein. Aber sicherer ist es schon, wenn man auf die Tasten guckt.

Auswendig spielen hat auch noch was anderes gutes: Man kann beim Flügel das Notenpult komplett wegnehmen. Der Hörunterschied ist drastisch, man hört den Klang viel klarer. Es ist ein Riesenunterschied, ob das Notenpult weg ist oder runtergeklappt oder hochgeklappt.

Wenn ich mir nicht richtig sicher bin, aber eigentlich doch gerne auswendig spielen möchte, klappe ich das Notenpult runter und lege die Noten flach drauf. Da ich gross bin, kann ich auch ganz komfortabel in dieser Position auf die Noten gucken.

Außerdem bin ich der festen Meinung, dass man ein Stück nur dann richtig begriffen hat, wenn man es auch komplett auswendig spielen KANN. Das heißt nicht, dass man es im Ernstfall tun muß, aber wenn man es nicht auswendig spielen kann, dann gibt es Stellen, an denen ein Teil der Konzentration dem Notenlesen geopfert werden muß. Konzentration ist aber alles!
 
Ich verstehe den Zusammenhang mit dem Zitat von meinem Beitrag nicht.

Öh, ja, gibt auch keinen. Ich hab mich da vertan, sorry. ;)
Mit dem "aufmerksam mitlesen" habe ich das Anschauen der Noten nach dem Auswendiglernen verbunden.

Ich weiß jetzt auch, was du meinst. Die beste Lösung ist da wohl einfach, alles auswendigzulernen. Oder eben bei einem Auftritt ganz klar sagen zu können: den Part spiel' ich aus dem Kopf, diesen Teil vom Blatt und entsprechend zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle in den Noten zu sein, dies also auch vorher zu üben.

[...] aber man kann auch Blickkontakt mit dem Publikum aufnehmen und das wirkt sich irgendwie doch auf den Ausdruck, bzw. eher auf den Eindruck aus.

Im Übrigen wüsste ich nicht, weshalb man beim Spielen sein Publikum anschauen sollte (beim ernsthaften Spielen ;)) bzw. inwieweit sich das positiv auf den Ausdruck auswirken sollte. Und als Zuhörer wäre ich eher verwundert als begeistert, wenn sich der Pianist regelmäßig im Publikum umschaut... :rolleyes: (oder amüsiert, wenn er das mit einem fetten Grinsen macht und dabei schön auf die Tasten haut :D)
 
Warum findest du das fraglich, dass das freiwerdende Konzentrationspotential dem Ausdruck zugute kommt?
Weil es hier nicht ausschließlich um großartige Pianisten geht und viele die zusätzliche Konzentration gleich in weniger Fehler oder noch mehr Unsicherheit (wenn sie daran denken) umsetzen.

Blickkontakt zum Publikum halte ich für das schlechste, was man tun kann. Ich denke auch, falls Pianisten in die "Masse" gucken, dann sehen sie wohl eher durch sie durch. Was zählt ist, das Ohr immer an dem halten, was wir gerade spielen. Ob auch das Auge, kann man geteilter Meinung sein. Aber sicherer ist es schon, wenn man auf die Tasten guckt.
Nein, nicht so wie der Entertainer, der einzelne Zuschauer direkt ansieht, aber man muß sich doch auch mal orientieren, wie das Publikum so drauf ist, die Atmosphäre erfassen und so, Musik ist immer Kommunikation. Wenn man das Publikum ignoriert, kann man auch gleich im Internet auftreten.

Ich habe in meinen vorigen Beiträgen einfach mal ein paar kontroverse Ideen aufgeworfen, damit diese Diskussion nicht bei den üblichen Allgemeinplätzen bleibt, die kann man ja überall nachlesen ;) (soll nicht heißen, daß ich gegenteiliger Meinung bin)
 
Nein, nicht so wie der Entertainer, der einzelne Zuschauer direkt ansieht, aber man muß sich doch auch mal orientieren, wie das Publikum so drauf ist, die Atmosphäre erfassen und so, Musik ist immer Kommunikation. Wenn man das Publikum ignoriert, kann man auch gleich im Internet auftreten.


Sorry aber das ist doch auch Schmarrn, Kontakt kann man doch mit dem
Publikum a) über Musik und b) bei Ovationen aufnehmen. Aber während
des Musizierens - nein nein nein.
 
Nun ja, ich spiele ehrlichgesagt überhaupt kein Konzert,

aber einen Pianist der irgendwelchen Omis zublinzelt während er spielt

kann ich einfach nicht recht ernst nehmen.

Nachher und vorher natürlich schon, klar.
 
Nun ja, ich spiele ehrlichgesagt überhaupt kein Konzert,

aber einen Pianist der irgendwelchen Omis zublinzelt während er spielt

kann ich einfach nicht recht ernst nehmen.

Nachher und vorher natürlich schon, klar.

Roll noch mal hoch und schau, was ich vorher geschrieben hatte. Da war keine Rede davon, Omis zuzublinzeln, sondern davon, einfach auch das Publikum und die Atmosphäre im Raum visuell wahrzunehmen.

Mal ganz davon abgesehen: Warum soll man das eigentlich als klassischer Pianist nicht dürfen (Omis zublinzeln etc.)? Klar, man darf auch nicht mit dem Kopf wippen oder mit dem Fuß das Metrum stampfen, aber warum eigentlich nicht? Man stelle sich nur mal vor, Mozart hat sich gerade in eine neue Hofdame verliebt und spielt ihr seine neue Komposition vor, darf er sie dabei nicht ansehen, nicht lächeln, muß er konzentriert an den Tasten kleben? Das ist zugegebenermaßen noch kein Konzert im herkömmlichen Sinne, aber wo ist dann die Grenze? Zwei Zuhörer, vier, acht, 100?

Es tut mir leid, daß ich dieses Nebenthema so auswalzen muß aber ich finde diese Fragen einfach zu interessant um sie unter den Tisch fallen zu lassen.
 
Ich halte es für bedenklicher, einen Teil der eigenen Konzentration dazu zu ver(sch)wenden, das Publikum anzuschauen, wenn man stattdessen zu 100% bei der Musik sein könnte.

Das Publikum ist dir also egal, du spielst im Konzert nur für dich alleine?

Die ganz großen Pianisten spielen nur für die Musik. Aber sie spielen vor Publikum, weil sie den Zuhörern diese Musik überbringen möchten. Bei einem wirklich guten Vortrag wird ein großer Pianist wohl innerlich völlig bei der Musik sein, dann hätte er nicht einmal die Zeit, das Publikum anzuschauen.

Außerdem könnte diese Tätigkeit, wenn man sie nicht regelmäßig ausführt oder vorher zumindest mental ausreichend geübt hat, einen wohl eher verwirren, als den Kontakt mit dem Publikum zu fördern. Zudem spielt ein großer Pianist zwar vor Publikum, er selbst wendet sich aber ausschließlich der Musik zu, da er weiß, dass er sich absolut auf die Musik konzentrieren muss, wenn er den Zuhörern diese Musik näherbringen möchte.

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Zum neuen Beitrag:
Man stelle sich nur mal vor, Mozart hat sich gerade in eine neue Hofdame verliebt und spielt ihr seine neue Komposition vor, darf er sie dabei nicht ansehen, nicht lächeln, muß er konzentriert an den Tasten kleben? Das ist zugegebenermaßen noch kein Konzert im herkömmlichen Sinne, aber wo ist dann die Grenze? Zwei Zuhörer, vier, acht, 100?

Ich hoffe doch mal, dass die meisten Pianisten sich zumindest in jungen Jahren gelegentlich vor kleineren Gruppen mehr oder weniger stark in der Richtung ausgelebt haben. :D

Wenn es ein kleiner, heiterer Vortrag in kleinerer Runde ist, spricht ja auch nichts dagegen. Ich muss gerade an Victor Borge denken, der ja auch nicht gerade ein Paradebeispiel für den stillen, streng der Musik lauschenden Pianisten darstellt (bezogen auf seine Komödiantenauftritte in den Videos von z.B. Youtube). Das sind zwar hervorragende Leistungen, die er weiterhin abliefert, aber dadurch lenkt er den Zuschauer natürlich auch von der Musik ab. Und in einem klassischen Konzert zählt meiner Meinung nach nur die Musik (außer es ist wirklich anders geplant wie eben z.B. bei Victor Borge, wo wohl primär der Humor zählt). Selbst wenn ein Pianist besser spielt, wenn er den Zuhörerraum überblickt, muss er sich bewusst sein, dass diese Zuhörer gleichzeitig auch Zuschauer sind - und jede ungewöhnliche Handlung (dieses Umschauen halte ich für ungewöhnlich) erregt womöglich die Aufmerksamkeit des Zuschauers und führt diese damit leicht von der Musik weg.

Wie viele Zuschauer es sein dürfen? Mmh... ich liebe das
Aber ich denke, sobald es vor einem kleinen Spiel vor Freunden übergeht zu einem Spiel vor Fremden oder Autoritätspersonen (Lehrer, Jury etc.) sollte man sich (allein schon der Routine wegen) vollständig auf die Musik einlassen.

Obwohl ich dazu sagen muss, dass die Frage an sich schon sehr interessant und sicher nicht einfach zu beantworten ist. Das oben sind nur meine Gedanken, mich würden natürlich auch weitere Meinungen dazu interessieren. :)
 

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