Warum/Weshalb/Wozu spielen Pianisten auswendig?

Ich kann killymatrix nur zustimmen.


Letztendlich ist ein Solokonzert eines klassischen Pianisten etwas Besonderes, was mich schon immer fasziniert hat und was in einer gewissen Tradition steht. Und dazu gehört es sich eben, in angemessener Kleidung und Stil etc. aufzutreten. Und das Publikum wahrnehmen, sich aber in die Musik zu versenken und auswendig zu spielen, gehört sich meines Erachtens auch dazu.

Z.B. Horowitz hat das genau so zelebriert (und fehlenden Kontakt oder Konzentration auf die Musik kann man nun wirklich nicht unterstellen),
und ich frage mich, wieso man irgendeinem Zeitgeist hinterherrennen soll und
daran etwas verändern soll.
Nur meine persönliche Meinung.
 
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Ich stimme zu, ein Pianist sollte nicht von der Musik ablenken. Den gültigen Kleidungskodex (ist er denn wirklich noch gültig?) halte ich aber für veraltet. Dabei muß man allerdings Abstriche machen: Gulda hat sicherlich den einen oder anderen musikalisch nicht erreicht, weil sein Erscheinungsbild das wichtigere Thema war, dabei war er ja aus heutiger sich alles andere als extrem oder effekthascherisch gekleidet, nur eben nicht im Anzug, es muß aber für alle Drangsalierungen Vorreiter geben, die das durchbrechen. Ich denke, ein Pianist ist in seiner Kleidungswahl genauso frei wie sein Publikum. Selbst in Banken sind die Mitarbeiter heute teilweise recht leger gekleidet. Sollen wir Pianisten da im Gestern verharren?

Aber nochmal zum ursprünglichen Thema: Wer dauernd irgendetwas neues vortragen muß, wird wohl kaum alles auswendig lernen wollen oder können. Und "halbwegs auswendig" beansprucht die Konzentration vermutlich mehr als nach Noten zu spielen. Wenn man aber mit einem festen Repertoire auftritt, sind Noten eher hinderlich. Abgesehen vom Konzentrationsfaktor kann mit Noten so viel unpassendes geschehen, daß es einfach zweckmäßig ist, sie wegzulassen, wenn es möglich ist.

Was mich aber noch interessieren würde: Wenn es stimmt, daß Leute früher viel mehr in Konzerten nach Noten gespielt haben, warum hat sich das geändert? Man braucht ja keine modernen wissenschaftlichen Erkenntnisse, um Vor- und Nachteile des Auswendigspielens abzuwägen.
 
Guendola, stimme mit dir völlig überein, was das Outfit und das drumherum angeht. Mir ist es auch ziemlich wurscht, was ein Pianist für Klamotten anhat, oder ob er/sie mit dem Fuß tappt oder Kopf nickt oder Grimassen schneidet. Solange all das dient, daß der eigentliche Job, das Musikmachen, möglichst gut gelingt.

Und ich stimme auch überein, das Musikmachen vor Zuhörern eine Kommunikation darstellt, die ich auch viel höher einschätze, als wenn man in ein stummes leidenschaftsloses Mikrophon reinspielt für eine Aufnahme im Internet. Weil es direkter ist, genauso wie Theaterspielen für viele Schauspieler einen viel grösseren Thrill darstellt als einen Fernsehfilm zu produzieren.

Jedoch bleibe ich dabei, dass man gut beraten ist (egal, welche Könnensstufe!), wenn man sich beim Spielen nur auf die Musik konzentriert, und Zuhörer, falls vorhanden, so gut wie möglich versucht auszublenden. Lenkt alles ja nur ab. Wenn das ehrliche Bemühen, einfach nur das Beste aus sich rauszuholen und sich auszudrücken, zum Schluss durch Beifall oder nette Worte belohnt wird (oder, was ich noch schöner finde, aber (leider) nur selten selber so erlebt habe (aber immerhin), wenn man zum Schluss die Zuhörer ansieht und in feuchte Augen sieht).
 
Pianisten spielen "inwendig", sie haben die Musik in sich aufgenommen, fühlen sich in ihrem Repertoire quasi zu Hause.
man kann die Noten vor sich hinstellen, etwa aus Angst (wie Richter, der damit seine Angst vor einer Gedächtnislücke bewältigt hat), aber man spielt trotzdem "inwendig"
Gruß, Rolf
 
so abwegig ist der erste Punkt nicht: Bei den Eltern meines Freundes zu Hause... dummerweise steht dort ein Klavier und duuuummmerweise erfahren sie das ich Klavier spielen kann. Hab dann was vorgespielt und ich glaub jetzt mögen sie mich ziemlich :)
 

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