Warum spielt ihr Klavier? Was "gibt" es Euch?

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chopinfan

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Hallo ihr Lieben,

angeregt durch @Monique s Lustlosigkeitsfaden möchte ich gerne in die Runde fragen, was Euch das Klavierspielen eigentlich "gibt". Oder anders herum gefragt: Warum spielt ihr eigentlich Klavier?

Ich stelle mir diese Frage auch öfters, und anders als bei fast allen anderen Tätigkeiten, fällt mir spontan keine rechte Antwort ein. Das ist ziemlich kurios, da ich im Leben schon einiges an Zeit mit dem Klavierspielen (und Musikhören und Reden/Nachdenken über Klaviermusik) verbracht habe.

Es scheint zumindest bei mir also eine Art Grundbedürfnis zu sein, mich in der Musik auszudrücken. Auch fühle ich mich insgesamt ausgeglichener, wenn ich Klavier spiele. Andererseits finde ich konzentriertes Üben durchaus anstrengend (Stichwort: Lustlosigkeit nach einem langen Arbeitstag), und oft nervt mich die Tatsache, dass mein Spiel ätzend klingt (ohne Aussicht auf nennenswerte Besserung; quält die Ohren der lieben Mitmenschen) und vor Fehlern nur so strotzt (ist logisch, bei zuwenig Üben).
Was mich am Klavier auch etwas stört, ist, dass man als Einzelkämpfer damit nicht im Orchester oder (zumindest nicht so leicht) in einer Band spielen kann. Man kann das Klavier auch nicht einfach einpacken und mitnehmen, wie z.B. eine Geige oder Querflöte. Manchmal nervt mich dieser schwarze Kasten einfach nur (fordernder Platzfresser), manchmal ist er die Quelle von Leichtigkeit, Freude und Flow. Mein Verhältnis zum Klavier ist also durchaus zwiespältig und spannungsreich.

Wie ist das denn bei Euch? Was ist Eure Motivation für dieses zeitintensive, jahrelange Geduld verlangende, irgendwie schräge "schwarzweiße" Hobby, oder sogar Beruf (!) ?

Kennt ihr auch dieses Zwiespältige und Spannungsreiche, oder ist bei Euch alles reine Freude?

LG
chopinfan
 
Zuletzt bearbeitet:
Kennt ihr auch dieses Zwiespältige und Spannungsreiche, oder ist bei Euch alles reine Freude?

Nein, bei mir gibt es bisher (nach jetzt fast 3,5 Jahren mit Klavier) kein zwiespältiges Verhältnis zum Klavier.

Es war seit meiner Jugend ein absoluter Traum einmal Klavierspielen zu lernen. Diesen Traum hatte ich 2 Jahre bevor ich dann begann eigentlich schon einmal komplett begraben.

Dann lachte mich das Keyboard meiner Tochter eines Tages an. Ich habe es aufgebaut, nach zwei Wochen selber herumwurschteln beschlossen, dass ich Unterricht will und hatte zwei weitere Wochen später meine erste Stunde.

Natürlich gibt es auch mal Tage, an denen das Üben schwerfällt und auch vereinzelt, an denen ich keine Lust habe, mich an die Tasten zu setzen. Aber die sind sehr selten.

Ich genieße die Zeit, die ich am Klavier verbringe und es ist mir letzendlich egal, wie weit ich jemals komme und was andere vielleicht in der gleichen Zeit schon für Stücke spielen. Mir macht der Unterricht und das Üben Freude und das ist für mich das wichtigste.

Vielleicht sehe ich seit meiner Depression vor einigen Jahren heute auch manches entspannter, so dass ich mir selber bei den Fortschritten am Klavier keinen Stress mache.
 
Ich komme von einem Melodieinstrument und ich finde es toll bekannte Titel nochmals von der harmonischen Seite aufzurollen. Oke, rechte Hand ist klar. Aber was macht die Linke? Ahja, die Akkorde. Ach, lustig, die Töne nehme ich ja auch beim Improvisieren ... Zufall?!? :-D Eher nicht ;-)

Außerdem mag ich das entspannte Spielen am Klavier. Taste drücken und Ton ist erstmal da. Mir ist bewusst, dass das nur der Anfang ist.
Wenn ich bedenke wie lange es am Saxophon gebraucht hat einen einigermaßen anhörbaren Ton zu bekommen. Und Saxophon ist eigentlich nicht schwierig. Deshalb genieße ich diese Form der Leichtigkeit beim Musizieren am Klavier.
Klavier ist zudem motorischer. Ich mag die Arbeit mit den Händen. Das war schon immer so bei mir. Deswegen habe ich mich auch für Klavier entschieden.
Wohin es mich führt und wie weit wird man sehen.
 
Das Klavier macht mir Freude. Ich wollte auch schon als Kind spielen, finanziell gesehen war aber leider nur Gruppenunterricht am Keyboard drin, den ich dann schnell wieder abbrach. Aber in der Zeit des Keyboardspielens als Kind half es mir in Stresssituationen, das weiß ich noch.

Die Faszination für die Instrumente blieb, aber ich dachte lange, für mich sei der Zug abgefahren. Bis ich vor ein paar Jahren mein Studium beendete und finanziell auf einmal Klavierunterricht möglich wurde. Seit nun 2,5 Jahren spiele ich und habe mittlerweile ein wunderschön klingendes Klavier zu Hause.
Wenn ich gestresst bin, hilft es mir runterzukommen, wenn ich glücklich bin, macht es mich noch glücklicher, wenn ich traurig bin, spiele ich langsam und erfreue mich einfach nur am Klang der einzelnen Saiten. Selten habe ich Tage, an denen mein Klavier mir stressbedingt zu laut ist und ich mich nicht dransetzen kann.
Am Klavier kann ich ansonsten alles um mich vergessen und abschalten. Und bei meiner Arbeit steht ein Flügel, den nutze ich auch ab und an in Pausen als Rückzugsort. 🙂
 
Ach ja , warum ?
Ich war schon als Kind von der Musik fasziniert. Mein Vater spielte Geige . Auch alleine ,ohne Orchester . Ich wäre als Kind so gerne Ballettänzerin geworden . Aber damals hatte man für so etwas kein Geld. Dann , als meine Kinder so weit waren ,haben sie in der Waldorfschule Flöte gelernt . Der Lehrer gab für einige Erwachsene auch Unterricht . Somit habe ich Tenorflöte in einem ,von Ihm geleitet Flötenquarttett, mitgespielt . Er hatte Gambe gelernt . Dann haben meine Kinder ,ein extra angeschafftes Klavier lernen müssen . Mutter wollte das so . Das ging nicht lange gut . Also übernahm Mutter die Stunden . Dann starb der , schon etwas ältere Lehrer. Mutter hat auch dann aufgehört. Schließlich wollte mein Enkelchen Klavier lernen . Ging auch einige Jahre gut. Sie hatte Spass daran . Bis sie im Urlaub war und ich ihren Unterricht übernommen habe in den 3 Wochen . Als sie zurückkam war sie enttäuscht , dass Oma ihren Part übernommen hatte .
Tja , dann nahm ich eben weiter Unterricht . Da war ich aber schon im Rentenalter . Tja und seitdem habe ich jetzt 12 Jahre Unterricht . Auch ,wenn ich neulich unlustig war, heisst es nicht ,dass es mir keinen Spaß macht und erst aufhören werde,wenn ich Alzheimer habe ,oder das irdische verlasse.
Manchmal ,durch private Belastungen ,ist man eben unlustig . Aber , glaubt mir bitte , ohne meine geliebten Tasten , kann ich mir mein Dasein nicht mehr vorstellen . Und deshalb nehme ich weiter Unterricht und ,wenns die Zeit erlaubt und die Unlust verflogen ist , werde ich meinen 3. Bewohner weiter masakrieren. Warum ? Keine Ahnung :denken:
 
(Das mit der "Band" lässt sich aber leicht lösen. Klavierspieler werden von Sängern und Melodiespielern in Dauerschleife gesucht... es geht nicht einmal jetzt nur um Kammermusik...)
 
Mit 9 wollte ich's lernen, mit 11 durfte ich's.
In einigen Kapiteln hab ich's im Vorstellungsfaden beschrieben:

Jetzt bin ich 71 und das Klavier ist ein ganz wichtiger Teil meines Lebens.
Neben meiner glücklichen Beziehung, dem Gleitschirmfliegen, dem Streunen in der Natur, und natürlich meiner Fotografie und deren Präsentation.
Ich hab mich in meinem Leben sehr unterschiedlich intensiv mit den Tasten beschäftigt.
In den 80-ern hab ich in einer Rockband gespielt - alles nachzulesen in meinem Vorstellungsfaden.
Vor allem in den 90-ern - frisch verliebt - habe ich einiges fürs Klavier komponiert - was ich gerade in letzter Zeit wieder mit Begeisterung übe und spiele (vor allem meine Sonate).

Was mir über alle Durststrecken hilft ist das Kreuzen durch mehrere Epochen in jeder Übungssession.
So beiße ich mich nicht an einem technischen Problem fest und wechsele total die Anforderungen.
Wichtig finde ich, dass man sich durch unsichere Stellen im Tempo durchpfuschen kann.
Mit solchen Stellen beschäftige ich mich bei Gelegenheit separat.
Dass sich falsche Töne bei mir einprägen, würde ich für mich ausschließen.
Ich nehme sie immer wahr, aber kann sie nach Bedarf ignorieren.

Durchgängig spiele ich derzeit selten länger als 1 Stunde, spätestens nach 1 1/4 ist meine Power erschöpft.
JSBachs Wohltemperiertes Klavier ist immer dabei, 4 Ligeti-Stücke auch, Beethoven meist auch (v.a. 110), oft Chopin (27.1).

Grüße
Manfred
 
Zuletzt bearbeitet:
Für mich ist Klavier das Instrument, das mich sinnlich am meisten anspricht. Wenn ich ein Klavier sehe, will ich es anfassen, wissen, wie es sich anfühlt, hören wie es klingt. Im Klavierladen würde ich am liebsten ALLE Klaviere ausprobieren.

Ich mag sehr viele Arten von Musik und sehr viele Instrumente, aber so wie beschrieben zieht mich nur das Klavier an. Deswegen ist das Klavier meine leidenschaftliche grosse Liebe seit ich mit drei Jahren zum ersten Mal ein Klavier gesehen, gehört und gefühlt habe und sofort und meine gesamte Kindheit und Jugend eines wollte. Alle anderen Instrumente bevor ich mir dann endlich ein Klavier leisten konnte, waren nur Vernunftehen. Mit der Gitarre verbindet mich noch eine gewisse Vertrautheit, aber nicht diese Leidenschaft.

Ich liebe ausserdem am Klavier, dass man mehrere Stimmen spielt. Man ist praktisch sein eigenes Orchester. Deswegen mag ich Gitarre auch, denn die kann das auch, aber bei weitem nicht so gut wie das Klavier.

Das Klavier macht mich jeden Tag glücklich, auch wenn ich es nur anschaue. Und wenn ich keine Lust habe zu spielen, ist meist der einzige Grund dafür, dass ich frustriert bin von all dem, was noch nicht so klingt wie ich möchte.

Ein Digitalpiano oder noch schlimmer ein Keyboard fühlt sich für mich im Vergleich zum Klavier so an wie aus dem Fenster schauen im Vergleich zum draussen sein.
 
-Motiv 1 ; unangenehme Nachbarn so lange mit meinem Geklimper tratzen, bis sie freiwillig ausziehen.

-Motiv 2 ; (früher) Madl abschleppen

-Motiv 3 ; kostenlos saufen

-Motiv 4 ; Melancholiker zum heulen zu bringen, Choleriker zum toben, Sanguiniker zum Lachen und Phlegmatiker zum Langweilen

-Motiv 5 ; Weihnachtslieder mit Flöte begleitet, klingen scheiße.

-Motiv 6 ; Bisserl Taschengeld nebenher

-Motiv 7 ; (seit etwas über 40 Jahren aktuell) schauen ob nach der Stimmung auch alles passt.
 

Mir gefallen die verschiedenen Gefühle, die unterschiedliche Klänge und Rhythmen bei mir auslösen. Einen sehr großen Anteil daran haben die alten Disney Filme. Da passte jeder Ton zur jeweiligen Situation.
 
Meine ersten Versuche am Klavier machte ich im Kleinkindalter, ich wollte Klavier spielen seit ich denken kann. Mit drei Jahren musste ich erst einmal in die Früherziehung, was ich aber nicht wollte, ich wollte Klavier spielen! Mit vier Jahren war es dann soweit, mein ein Jahr älterer Bruder, der hier übrigens auch im Forum ist, fing einen Tag vor mir an…. Natürlich gab es dann später Phasen in denen ich aufhören wollte aber der Lehrer hielt mich bei der Stange…. Am liebsten wäre ich Pianist geworden und um die Welt gereist. Das war mein Traum…. Dem „Druck“ des Vaters gebeugt studierte ich dann Jura und wurde Anwalt, dem Klavierstudium habe ich lange hinterher getrauert. Und dann nahm ich 2012 an meinem ersten großen Wettbewerb teil, es war wie ein Eintritt in eine neue Welt…. Seither mache ich beides, Job und Musik!
 
Am liebsten wäre ich Pianist geworden und um die Welt gereist. Das war mein Traum….
Das tun aber doch die wenigsten. Die Wahrscheinlichkeit wäre viel höher gewesen, dass du in irgendeiner Musikschule hättest unterrichten müssen. Ich denke, da hast du es beruflich doch nicht schlecht getroffen und Klavierspielen kannst du ja trotzdem.
Bei mir gehört das Klavierspielen einfach zum Tag dazu. Wenn die Tochter im Bett ist gehört diese Zeit nur mir und deswegen stellt sich mir die Frage nach Lust auch gar nicht. Es ist meine Auszeit, die fester Bestandteil meines Lebensrhythmus ist.
Es ist spannend, sich neue Stücke zu erarbeiten. Es regt den Geist an. Natürlich ist es auch wunderbar, Repertoirestücke zu pflegen, denn diese Selbstverständlichkeit, die sich im Lauf der Zeit einspielt (was Technik und Gestaltung angeht) ist als Kontrast zu den neuen Stücken auch sehr schön.
Bei den anderen Instrumenten übe ich eher nach Bedarf. In zwei Wochen haben wir einen Kurs beim Mandelring-Quartett, da wird dann drei Wochen täglich Bratsche geübt.
LG,
NaMu
 
Was soll ich tun? Ich kann nichts anderes...
Haha, das erinnert mich an meine Cousine. Die sagte tatsächlich mal kurz vor ihrem Schulabschluss als sie gefragt wurde, was sie beruflich machen will: „Ich bin dumm wie Brot. Ich kann nur Geige spielen“
Sie war auch tatsächlich in der Grundschule schon sitzen geblieben, übte aber seit der Kindergartenzeit täglich stundenlang. Und geigen konnte sie echt gut 😂
Dass du damit nur kokettierst, ist aber klar :007::004:
 
-Motiv 1 ; unangenehme Nachbarn so lange mit meinem Geklimper tratzen, bis sie freiwillig ausziehen.
Geige klappt da viel besser (Aaargh)
Die mochten keinen Rachmaninoff
ich trinke nicht (thehehehe)
-Motiv 4 ; Melancholiker zum heulen zu bringen, Choleriker zum toben, Sanguiniker zum Lachen und Phlegmatiker zum Langweilen
wenn ich das könnte, würde ich ja auch Geld damit verdienen (ist aber nicht!)
-Motiv 5 ; Weihnachtslieder mit Flöte begleitet, klingen scheiße.
Au ja (noch besser als Geige)
musste immer umsonst spielen (siehe oben)
-Motiv 7 ; (seit etwas über 40 Jahren aktuell) schauen ob nach der Stimmung auch alles passt.
Dank all den Technikern die Punkt 1 bis 6 erst möglich machen
 
Warum geht ein Bergsteiger auf den Berg? Weil er da ist.

Reicht das analog nicht auch als Grund fürs Klavierspielen?
Ich habe einen Psychologie Professor der ernsthaft postulierte dass wenn man etwas mehr als 1h am Tag machen müsse, damit man zufrieden ist, man bereit wäre z.B. einen Kinobesuch mit anderen Menschen dafür zurückzustellen , man im klassischen Sinne süchtig sei. Da ich eh „gut gelaunt war“ habe mit dem eine Streitgespräch vom Zaun gebrochen das 1h andauerte, bis ihm die Argumente für diese abstruse Aussage ausgingen. Ich hoffe er zahlt es mir nicht noch heim. Ich hab Prüfung nächste Woche 🤣🤣
 

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