Warum nicht mit schwierigen Stücken anfangen?

A

Anke

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13. Juli 2008
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Hallo
und einen schönen Abend in die Runde
Hab eine Frage, die mich beschäftigt, seitdem ich versuche, Klavier spielen zu lernen.
Ich hoffe, ich kann mich so ausdrücken, dass es verständlich rüberkommt.
Ich bin eigentlich ziemlich ungeduldig, spiele trotzdem brav Kinderlieder und Fingerübungen.
Jetzt sind Ferien und ich hab mich mal an einem Menuette von A M Bach versucht, was ja eigentlich für Anfänger geeignet sein sollte.
Und festgestellt, dass ich mir jeden Takt mühsam erarbeiten muss, vor allem das Zusammenspiel beider Hände (einzeln klappt es eigentlich ganz gut).
Nun ja, ist nicht schlimm, mir macht es Spaß.
Trotzdem.
Warum kann man nicht mit schwierigen Stücken anfangen zu spielen? Dort muss ich mir auch jeden Takt erarbeiten - genau so wie bei leichten Stücken.
Oder kann man nach einigen Jahren Unterricht (und natürlich üben) schwierige Stücke schneller lernen, weil die Fingerfertigkeit dann größer ist?
Aber jedes Musikstück ist doch anders, was nützt mir dann, wenn ich ein Stück spielen kann?
Oder kann das Gehirn mit der Zeit einfach die Noten besser erfassen, auf die Tastatur umsetzen? So dass man sich dann schneller ein Stück erarbeiten kann?
Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ich jemals ein schwieriges Stück spielen kann, ohne dass ich monatelang üben muss. Dass ich es vor allem dadurch eher spielen kann, weil ich andere Dinge geübt habe.
Hm, klingt wahrscheinlich alles ziemlich verworren.
Na, ich poste es trotzdem mal.
 
Hallo Anke,
dein Problem kommt mir ja soo bekannt vor. Ich versuche mich auch immer mal wieder zwischendurch an den "schweren Stücken", und nach Wochen, Monaten krame ich die immer mal wieder hervor und siehe da: es geht nach einiger Zeit viel besser. Ich fange jetzt erst, nach 3 Jahren, langsam damit an, die Finger rechts "automatisch", also ohne hinschauen, zu spielen. Das klappt nicht das ganze Stück über, aber vorher habe ich nur auf die Tasten und Noten geschaut, sehr anstrengend. Also so gesehen kann man das Gehin "trainieren", und es gelingt einem dann bei neuen Stücken immer leichter, die Töne zu treffen, aber es geht nicht ohne tägliches Training. Aber spiel ruhig zwischendurch immer mal wieder Stücke, die eigentlich viel zu schwer sind, kram sie nach ein paar Wochen wieder raus: du wirst sehen dass du Fortschritte gemacht hast!
Mir hilft einfach das hundertfache Wiederholen, beim 10. Mal spielt es sich leichter, beim 100.Mal wie von selbst, hab Geduld.
Lieben Gruß und weiter viel Erfolg!
 
Bin auch ziemlich ungeduldig, wenn es um Klavierstücke geht, aber ich kann aus Erfahrung sagen, dass mir die leichteren Stücke am Anfang schon was gebracht haben für die etwas schwierigeren.

Nach 2 Jahren hatte ich mal bei nem Schülerkonzert ein Stück gehört, was ich unbedingt auch können wollte. Die Noten hatte ich zufällig da, aber nachdem ich mich mehrere Stunden erfolglos dran versucht hatte, packte ich die Noten erstmal wieder weg.

Besonders deprimierend, wenn das eben auch noch welche spielen, die etliche Jahre jünger sind...

Jetzt, nach einem weiteren Jahr Unterricht und 3 Jahren alleine irgendwie rumklimpern fällt mir das Stück wesentlich leichter.

Es ist ja auch ein Unterschied, ob ich mir einen Takt zwar mühsam erarbeiten muss, denn aber wenigstens nach einer gewissen Zeit hinbekomme, oder ob ich stundenlang nur an einem Takt sitze, aber ein Ende gar nicht in Sicht zu sein scheint.

Meiner Meinung nach bringt es mehr, wenn man mit leichteren Stücken beginnt. Kann aber wahrscheinlich bei jedem anders sein. Da zeigt sich auch wieder meine Ungeduld ;)
Kann einfach nicht monatelang an einem schweren Stück üben, wenn ich in der Zeit mehrere etwas leichtere lernen könnte und mir dadurch besagtes schweres Stück auch irgendwann leichter fiele.

Außerdem spielt man bei Stücken, die einen technisch überfordern auch ziemlich verkrampft und das ist auch nicht gerade ideal.

Aber jedes Musikstück ist doch anders, was nützt mir dann, wenn ich ein Stück spielen kann?
Oder kann das Gehirn mit der Zeit einfach die Noten besser erfassen, auf die Tastatur umsetzen? So dass man sich dann schneller ein Stück erarbeiten kann?
Man lernt an den leichteren Stücken auf jeden Fall besser die Noten. Wenn man ein zu schweres Stück hat, dann spielt man das irgendwann sowieso nur noch auswendig, weil man auf seine Finger sehen muss.
Gut, passiert manchmal bei leichteren Stücken auch, aber dadurch, dass man die schneller "kann", kommen wieder neue Stücke und man muss zumindest die ersten Male wieder neue Noten umsetzen.

Und das, was man in leichteren Stücken bereits lernt, kann man ja später auch für andere verwenden. Ist ja nicht so, dass sich die Technik dann so drastisch verändert.

In einer Fremdsprache fange ich ja auch normal mit leichten Wörtern an und baue dann darauf auf.
 
Um schnellstens voran zu kommen ist es ratsam 2/3 der Zeit am Klavier mit seinen Lieblingsstücken zu verbringen, die man schon KANN!!! Das Geheimnis ist, dass die "guten" Schüler immer die alten Lieblingsstücke wiederholen. Daher macht es durchaus Sinn, sich tolle Stücke, die ein "Hauch" zu schwer sind, einzupauken um sie dann wochenlang zu trainieren. Das ist die Metodik der Suzuki-Metode! Wiederholung wird dort GROSS geschrieben! Denn man lernt auch noch Monate später immer noch neue Feinheiten umzusetzen - am gleichen Stück!

Ich bin großer Fan von der Vermittlung zu schwerer Stücke! Dauert etwas länger aber das ist gut für die Motorik. Für die Auge-Hand-Koordination gelten andere Regeln. Das Prima-Vista-Spiel wird durch andere Trainingsmethoden vermittelt... Doch vor dem Prima-Vista (= auf den ersten Blick) sollte doch wohl ein gewisses Maß an Motorik vorhanden sein... dazu dann wieder: permanente Wiederholungen der gleichen Stücke!!!
 
Hallo Viola, das tut gut, die eigene Vorgehensweise aus berufener Feder bestätigt zu bekommen. Gracias! Macht Mut...8)
 
Zwei Schritte vor und drei zurück

Hallo,
ich habe die Angewohnheit, immer ein Stück vorzurpeschen und dann wieder zurückzukehren.
Wie geht das?
Ich habe vor einiger Zeit 6 Stücke aus dem Notenbüchlein für AM Bach gespielt - die ich auch regelmäßig wiederhole!
Danach habe ich einiges aus den Kleinen Präludien von Bach gespielt (wird natürlich auch wiederholt), danach mit den zweistimmigen Inventionen begonnen.
Dann kehre ich zum Notenbüchlein zurück und nehme mir ein neues Menuett vor, das ich noch nicht gespielt hatte. Und nun freue ich mich daran, wie leicht es mir fällt, das einzustudieren.
Ebenso mache ich es bei Schumann, Album für die Jugend: Zunächst einige von den einfachen Stücken am Anfang, dann ein schwereres, dann wieder zurück und ein einfacheres.

Ab und an greife ich nach einem für meinen Lernstand sehr schweren Stück (war bei mir z.B. kürzlich das Regentropfenprelude von Chopin). Ich schaue, wie weit ich komme, lasse es dann eine Weile liegen, hole es wieder vor ...

Irgendwann habe ich mir auch mal ganz simple Stücke im Fünftonraum vorgenommen - da hatte ich keine Mühe, die Finger sofort auf den richtigen Tasten zu haben, habe mich dann aber ganz auf den Klang konzentriert und versucht aus so einem Ministückchen das Größte rauszuholen.

Ich bin auch nicht an jedem Tag gleich gut drauf zum Spielen. Schon deshalb ist immer wieder mal was anderes dran.

lg vom Ibächlein
 
Warum kann man nicht mit schwierigen Stücken anfangen zu spielen? Dort muss ich mir auch jeden Takt erarbeiten - genau so wie bei leichten Stücken.

Kann man doch! Ich habe, seitdem ich Klavierunterricht habe, nur schwere Stücke aufbekommen.

Aber es ist trotzdem besser, mit leichteren anzufangen, denn man kommt viel schneller weiter, denn man lernt Musik zu verstehen und man trainiert seine Motorik, sein Musik- und Tastengedächtnis. Dadurch kann man dann schwere Stücke viel schneller einstudieren.
 
"Nur" schwere Stücke aufzubekommen ist meines Erachtens auch nicht so klasse, die Mischung machts. Wie bei Ibächlein, das finde ich einfach klasse.

Aber wenn man sich wohl fühlt ist das doch die Hauptsache, da kann man rangehen wie man will. Es gibt kein "besser". Und eine bestimmte "Systematik" greift nicht bei allen gleich, so wie uns einige Schulen, die auch hier im Shop angeboten werden, glaubend machen wollen: diese "Klavierschule klassisch-modern; Eine Klavierschule für Kinder ab 6 Jahren, welche systematisch und "behutsam" vorgeht!"
Da falle ich ja vom Stuhl vor Amüsement!!! Blos behutsam sein mit den Kinderchen...! Aber wahrscheinlich ist mit "behutsam" etwas ganz anderes gemeint, woran man immer wieder erinnern sollte: liebevoll! Aber für mich hört sich das Wort "behutsam" an wie pampern. Bloß das Kind schön in Watte einpacken... naja. Keine Ahnung wie der Inhalt ist.

Ich würde mal sagen es gibt ganz grob 4 Lerntypen. Dafür EINE Systematik anzubieten ist vermessen (was nicht heißt, dass diese "eine" Systematik für einige durchaus das Richtige ist!!! Aber besser verkaufen tut sich: Hier hast Du EIN Heft womit ALLE Klavierschüler fast wie von selbst Klavier spielen lernen!)
 
Hi Ubik!

Hattest Du nie mal Sehnsucht, ein schönes, leichtes, gut klingendes Stück in weniger als 2 Monaten zu spielen?!? Oder vielleicht sogar weniger als 2 Wochen?
 
Hallo,

ich denke auch das es gut und zum Teil auch notwendig ist Stück zu spielen die vielleicht noch ein wenig zu schwer sind. So macht man meines Erachtens die größten Fortschritte. Allerdings sollten 2 Punkte dabei beachtet werden:

1. Beim Üben braucht man Erfolgserlebnisse! Wenn man ausschließlich Stücke spielt (oder versucht zu spielen) die deutlich über dem eigenen Niveau liegen, dann ist die Gefahr groß, daß das Ganze in Frustration und Demotivation endet. Das kann aber nicht das Ziel sein. 2. Sind die Stück technisch zu anspruchsvoll, verkrampft man schnell. Unter Umständen gewöhnt man sich eine falsche Finger-/Handhaltung an. Man ist bei diesen Stücken so sehr damit beschäftigt sie irgendwie auf die Tasten zu bringen, dass kein Raum/Kapazität für Ausdruck und Gefühl in der Spielweise bleiben. Auch das kann nicht das Ziel sein.

Deswegen finde ich 1/3 , 2/3 Regel von Viola als Faustregel ganz gut.
 

hallo,

ich finde auch, die mischung macht es. ich bekomme von meinem lehrer die stücke ausgesucht, angepasst auf mein können. und das variiert sehr wohl zwischen sehr leicht - was ich dann nach einer woche gut kann, und anspruchsvolleren stücken, die mich auch mal vier wochen kosten, ehe ich sie halbwegs auf die reihe bekomme. und das finde ich gut, diese mischung aus schnellem erfolgsrerlebnis und sich verbeissen können. ich glaube aber auch, dass da die vorlieben charaktersache ist.

ich möchte zum beispiel schon was anspruchsvolles, aber nichts, das mich frustriert, weil es einfach deutlich über meinem niveau liegt. wenn ich einen takt partout nicht mal annähernd hinbekomme, ist es halt zu früh, dann gibt’s das stück eben später. und ich brauche auch das erfolgserlebnis, einfach mal etwas einfach so ohne große anstrengung spielen zu können, seien es fingerübungen oder eben stücke von früher. und wirklich ans "üben", das heisst ans erarbeiten neuer stücke, setze ich mich auch nur, wenn ich lust habe und ausgeglichen bin, sonst hat das eh keinen sinn und frustriert mich nur. zum glück bin ich das meistens :mrgreen:.

lavendel
 
Hallo,

es darf meines Erachtens nicht der Fehler gemacht werden, Stücke lernen
zu wollen, wenn sie intellektuell noch zu schwer sind.
Damit meine ich Ryhtmik (auch Unabhängigkeit der Hände) und Harmonik.

Als Anfänger habe ich beispielsweise Stücke einfach so gelernt, Note für Note,
ohne die Zusammenhänge zu begreifen (grade mal die Tonart). Wenn ich solche
Stücke heute sehe, dann checke ich erstmal die Harmonien und evtl. rhythmische Muster und ordne sie schon bekannten Dingen zu. Dadurch fällt mir Manches leichter (z.B. Auswändiglernen), ich bin dem Stück einfach mehr gewachsen.
Was die manuellen Fähigkeiten betrifft, darf man sich denke ich mal gerne etwas überfordern. Ohne das theoretische Rüstzeug wird man aber an Dingen hängenbleiben, die einem zu einem späteren Zeitpunkt mit mehr Erfahrung keine Schwierigkeiten bereitet hätten (etwa Läufe spielen wollen, ohne Tonleitern zu beherschen etc.).
 
Hallo Anke,

Ich habe eigentlich auch direkt mit relativ schwierigen Stücken angefangen.
Natürlich nicht mit solchen, die ein guter Klavierspieler als schwierig bezeichnen würde, aber mit welchen, die für einen Anfänger eigentlich viel zu schwierig sind.

Mein erstes Stück war das Hauptthema aus Fluch der Karibik.
Für einen guten Klavierspieler sicherlich nicht sooo schwierig,
aber:
Jemand, der davor noch kein einziges Stück gespielt hat, das eine schnelle Motorik erfordert, und das tut dieses Stück eindeutig, der steht da vor etwas ganz Neuem.

Allerdings muss man auch sagen: Das Stück war insofern machbar, da es keine Technik erfordert, die zu Beginn unbequem ist ( also unbequeum wären zum Beispiel mal ganz krass Oktavparallelen, oder irgendwelche Triller, für die man einfach eine sehr gute Feinmotorik benötigt)

Dieses Stück lag also von vornherein sehr gut in der Hand, was mir aber völlig neu war, war:

a) Tempo reinbringen ( ich hab zunächst die ersten Seiten sehr langsam gespielt, das Tempo kam erst nach vielleicht einem Monat oder so; das würde ich heute nie mehr so machen)

b) Noten lesen ( ich musste immer erst in den Notenzeilen die einzelnen Linien abzählen und dann noch mal extra auf der Tastatur die einzelnen Töne abzählen, immer mit Ausgangston c; alles sehr mühsam)

c) Dynamik ( bis eine Woche vor dem Vorspiel hab ichs monoton runtergespielt)

Jetzt stellt sich die Frage: Warum waren alle drei Punkte völlig neu für mich?

- Weil ich davor jahrelang (sehr) leichte Stücke aufbekommen habe, die ich

a) zu Hause nie geübt habe, weil ich keine Lust hatte, also kamen wir wenn dann nur im Unterricht voran --> Folge: Ich habe nie auch nur ein Stück bis zur Hälfte fertig gebracht

b) selbst wenn ich diese leichten Stücke richtig geübt hätte, wäre zumindest noch Punkt a) völlig neu gewesen.

Übrigens, die nächsten Stücke waren ( in der Reihenfolge): Hauptthema aus Herr der Ringe, Türkischer Marsch, Grand Valse brillante Op. 18 ( Chopin)

An diesen Stücken habe ich Folgendes gelernt bzw. verbessert
Herr der Ringe: Noten lesen, musikalisch spielen
Türkischer Marsch: Noten lesen, Feinmotorik ( im Hauptthema), Tonleitern, Arpeggien
Grand Valse brillante: Noten lesen ( nach dem Stück gings dann schnell), ne Menge Technik, gezieltes Pedalspiel ( war verdammt schwierig)

Was ganz wichtig ist ( Und das war bei mir nicht immer der Fall ( deswegen gab es so manchen Nervenkollaps^^) ) :
Ein schwieriges Stück sollte nie mehrere verschiedene Schwierigkeiten enthalten, es geht nicht alles auf einmal !!
Will heißen: Spiele nicht gleich ein Stück, welches technisch UND musikalisch ungewohnte, sehr komplexe Aufgaben stellt.
Wenn du kämpfst, bekommst du eins von Beidem hin, aber wenn du Keins von Beidem vorher gemacht hast, dann wirst du kein Stück spielen können, welches gleichzeitig zum Beispiel eine gute Geläufigkeit erfordert, UND noch mehrstimmig ist.

Oder: Spiele nicht direkt ein Stück, welches zugleich schnelle Tonleitern oder Arpeggien, UND schwierige Akkorde beinhaltet.

Oder: Spiele kein langsames Stück, welches dich mental stark fordert UND bei dem zugleich beim Notenlesen verzweifelst, weil es z.B. Begleitung in rechter und rinker Hand hat.

Ich will nur sagen: Achte bei der Stückauswahl darauf, dass nicht zu viele verschiedene Schwierigkeiten drin vorkommen, die dich zum Verzweifeln bringen werden.
Das ist bei mir bei dem Chopin- Walzer schiefgegangen. Da kam einfach zu viel drin vor, was mich verdammt herausgefordert hatte:
Ich denk da nur an diese blöde Tonleiter im Seitenthema, oder das Pedalspiel, dass da verdammt genau eingesetzt sein will, oder die Tonrepetitionen.
Dann kam noch das nicht unbedingt so schnelle Notenlesen hinzu, dann musste ich das erste Mal richtig Phrasen beachten, usw......

Ich hab verdammt viel dran gelernt, aber ich habs nach 3 Monaten ( davon 2 übrigens im Selbststudium) aufgegeben, weil ichs vor lauter Technik musikalisch gar nicht mehr auf die Reihe bekommen hab, und ich selbst es nicht mehr hören konnte.

Verdammt wichtig ist des weiteren, dass du dir bewusst machst, was ein schwieriges Stück überhaupt ist.Bei diesem Punkt habe ich einen entscheidenden Fehler gemacht, den ich jetzt ausbüßen muss:
Ein schwieriges Stück kennzeichnet sich nicht nur als ein technisch schwieriges Stück.
Du musst dir bewusst machen, welche Arten von Schwierigkeiten es gibt:

a) Technik ( also z.B. Tonleitern, Akkorde, Arrpeggien usw.)

b) Das Musikalische : Ich habe den Denkfehler begangen, zu glauben, dass das Musikalische nur aus Dynamik ( also leiser/ lauter), und das Stück mit Empfindung zu spielen, besteht.
Dabei sind diese beiden Punkte nur ein Aspekt. Genau so wichtig sind z.B. Gesangliches Spiel ( schönes Legatospiel), Differenzierung einzelner Stimmen, Nuancen, und viele kleine Feinheiten ( z.B. ein und den selben Ton ohne Pedal legato zu spielen)

c) Polyphonie und Polyrhytmik ( ganz wichtig bei Bach)

d) Das Mentale, wobei dass im Musikalischen und der Polyphonie/ rythmik drin ist

e) Die Ausbildung des Gehörs, wobei das zu a), b), und c) dazugehört.

Ich habe jetzt mal versucht, das so einzuteilen, weil es Stücke gibt, in denen das eine mehr vorkommt als das Andere und so jedes Stück eine andere Art von Schwierigkeit enthält.

Zugleich ist es aber so, dass die einzelnen Punkte ganz stark miteinander zusammenhängen, und oft ist es schwierig zu sagen, ob ein Problem technischer oder musikalischer Natur ist.

So kannst du zum Beispiel Akkorde so üben, dass es aussieht, als ob du sie technisch beherrscht.
In einem Stück wird dir das allein aber nichts bringen, weil es darauf ankommt, WIE du den Akkord spielst.
Also die Gewichtung der einzelnen Töne, du musst jeden Ton richtig hören, nicht nur den Obersten, usw.

Dir, Anke, geht es ja im Endeffekt darum, schwierige Stücke spielen zu können, aber man muss sich eben nicht mit sämtlichen Aspekten der Schwierigkeit an sich gleichzeitig überfordern.

Es ist sehr wichtig, dass du das Musikalische genau so als eine Herausforderung ansiehst, wie die Technik.
Daher solltest du zwischendurch auch immer mal Stücke spielen, die technisch vielleicht nicht ganz so schwierig sind, die aber musikalisch ne Herausforderung sind, z.B. langsame Stücke, bei denen du drauf achten musst, jeden Ton richtig zu gestalten und ihn in eine Legatolinie einzufügen, die aus einer schönen Melodie besteht. Und das IST sehr schwierig!

Damit du also wirklich Stücke üben kannst, die dir echt verdammt gut gefallen, und die sehr schwierig für dich sind, aber mit viel Mühe noch machbar,
solltest du dir sehr viel Klaviermusik anhören, um eben viele Stücke für dich zu entdecken, von denen dann welche in dieses Auswahlraster passen.

Liebe Grüße und viel Erfolg dabei:p
Hacon

PS: Bitte jetzt keine Diskussion à la " aber der Türkische Marsch ist doch leicht". Leicht ist genau das, was man schon kennt und schon erfolgreich angewendet hat.

PS 2: Mit diesem Beitrag versuche ich nur zu helfen, indem ich meine eigene Erfahrung mitteile. Dass der Beitrag jetzt leider in Richtung eines Selbstdarstellungsbeitrags geht, muss in Kauf genommen werden.

PS 3: Nicht alles, was ich hier geschrieben habe, muss für bare Münze genommen werden. Es ist meine Meinung, und die muss nicht in allen Punkten richtig sein.
 
Hallo,

ich finde man kann schon mit schwierigeren Stücken anfangen, aber nicht allzu schweren.
Besonders in der Klassik gibt es doch solche Stücke, wo ein Anfäger mit Informationen , welche so auf einem Notenblatt zusehen sind, überfordert wird.

Aber ich errinere mich noch, als ersten Song habe ich My Immortal von Evanescence eingeübt, das hat zwar 2 Monate gedauert, aber ich wollte das einfach spielen können. My Immortal ist zwar nicht allzuleicht, aber auch nicht soo schwer, eher mittelding, würd ich sagen.

Gruß
 
Angeblich wurden zu Bachs Zeiten mit den 2-stimmigen Inventionen ANGEFANGEN und mit AMB Notenbüchlein. Heute brauch man dafür "Vorkenntnisse..." schon verrückt.
 
Heute sind die meisten auch an populäre Musik (Pop, Rock etc.) gewöhnt, will heißen an Melodie + Begleitung. Ich würde gerne mal wissen, wie sich ein musikalischer Anfänger zu Bachs Zeiten gefühlt haben muss, der quasi nur an die mehrstimmig gedachte Musik gewöhnt war.

@Hacon: Ein gigantischer Beitrag! :D

Und recht hast du, wenn zu viele Schwierigkeiten auf einmal in einem Stück liegen, wird man sich schwer tun, alle gleichzeitig anzugehen. Und wer erst monatelang üben muss, um einen Takt in der Endgeschwindigkeit spielen zu können, hatte bis dahin nie die Möglichkeit, diesen Takt musikalisch wie er ihn sich vorstellt, zu spielen. Auch nicht grade praktisch. Auf der anderen Seite beginnt man ja auch nicht mit den Fugen des wohltemperierten Klaviers, wenn man in die Mehrstimmigkeit einsteigen will.

Wer sich unterfordert, kommt zu langsam voran, aber wer sich zu stark überfordert, kommt eventuell gar nicht, nur extrem langsam voran. Und wer die Musik vernachlässigt, bei dem ist eh jeder Fortschritt sinnlos. ;)
 
Dieses Stück lag also von vornherein sehr gut in der Hand, was mir aber völlig neu war, war:

a) Tempo reinbringen ( ich hab zunächst die ersten Seiten sehr langsam gespielt, das Tempo kam erst nach vielleicht einem Monat oder so; das würde ich heute nie mehr so machen)

Hacon, nur eine Verständnisfrage von mir:

wenn du heute nicht mehr (zumindest nicht am Anfang) langsam übst - wie lernst du deine Stücke dann? :rolleyes:
 
Gute Frage, Haydnspass! Wollte ich auch gerade fragen...:D
 

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