Warum kein Lehrer?

@sla019, leere Kinderzimmer schreien für mich nach baulichen Maßnahmen (z.B. für ein Flügelzimmer ;-)) oder nach einem Umzug in ein kleineres Heim.
 
Aber Musiker lassen sich heute bezahlen, wenn im Rahmen der Adventszeit der Pfarrer seinen Schäfchen nicht nur Laienmusik zumuten will - und habe ich mit eigenen Augen/Ohren erlebt, zusätzlich zum jeweils angesetztem Zweck für die Kollekte eine weitere für die "Berufsmusiker" angesetzt wird.

Hi,

Wie stehst Du dazu? "Musik gegen Spende" in Kirchen ist eine neuzeitliche Plage. Geld für eine ordentliche Gage hätten die Kirchen eigentlich.
 
Du hast offensichtlich noch nie in so einer "Maßnahme" gesessen oder dir von einem Betroffenen davon berichten lassen. Dann würde dir nicht im Traum einfallen, hier von "eigenem Nutzen" zu reden.
Wasser auf meine Mühlen! Warum wohl sind diese "Maßnahmen" so schlecht? Weil Leute (in dem Fall Jobcenter) Geld zu verteilen haben, das nicht ihres ist und von dessen sinnvoller Verwendung sie keine Nutzen haben. Und weil andere Leute (nämlich "Bildungsanbieter") das Geschäftsmodell des "Förderknete abgreifens" verfolgen, wo sich bei geeigneter Vernetzung mit wenig Aufwand Aufträge generieren lassen.

Es der Umstand, dass Leute fremdes Geld verteilen, für dessen sinnvolle Verwendung ihnen die intrinsische Motivation fehlt, der derart marktunfähige "Bildungsanbieter" hervorbringt. Ich hebe das hervor um zu illustrieren, wie schwierig es ist, die sinnvolle Verwendung von Steuergeldern sicherzustellen. Und man sieht, dass der Ruf nach höheren Steuern nur den Verteilern mehr Macht gibt, aber nicht zwingend irgendwelche Probleme löst.
 
Hi,

Wie stehst Du dazu? "Musik gegen Spende" in Kirchen ist eine neuzeitliche Plage. Geld für eine ordentliche Gage hätten die Kirchen eigentlich.

Ich kann zwar nicht einschätzen, wieviel Geld die einzelnen Gemeinden tatsächlich haben, aber im Prinzip hast Du absolut Recht. Wenn in der Kirche die Heizung kaputt ist, erwartet niemand, dass der Installateur für eine Spende kommt. Wenn ein Musiker dort auftritt, soll er ebenso wie ein Installateur seine Rechnung stellen dürfen und seine angemessene Gage bekommen.
 
Mensch genieße die Plage! Sie wird schneller rum sein als Du Dir vorstellen kannst. Und glaub mir: die Stille in leeren Kinderzimmern kann auch dröhnen. Wart nur. ;)

Also, ich genieße, dass ich jetzt meine Zeit wesentlich freier einteilen kann als früher. Heute staunte ein Kollege, dass ich jeden Tag 1-2h zum Klavier üben erübrigen kann. Er meinte, mein Tag hätte mehr Stunden als seiner. Wahrscheinlich kommt das daher, dass er kinderlos ist und daher nie gemerkt hat, wie viel Zeit man ohne bzw. mit erwachsenen Kindern hat ;-)
 
Wenn ich aber Deine Beiträge aber auch die Beiträge von Barratt lese, bekomme ich den Eindruck, dass Du Dir das Leben solcher Menschen gar nicht vorstellen kannst.
[...]
reiche Leute wie Du oder Barratt verstehen, dass es eine andere Welt gibt.

Ich muss wirklich schmunzeln. Glaubst Du, ich bin "reich" (:dizzy:) auf die Welt gekommen? Aus einer Beamtenfamilie? :lol: Nein. Ich bin auch noch sone komische Type, die sich nicht unter Druck setzen lassen will, weder finanziell (wenn Du nicht x tust/y unterlässt, dann...) noch moralisch (was wir alles für Dich getan haben - da verlangen wir jetzt auch z). Meine Hobbys habe ich mir deshalb selbst finanziert. Hab halt schon in der Schulzeit gearbeitet und immer gespart. Als Studi bin ich gegen den Willen meiner Eltern ausgezogen, hab eine kleine Kellerwohnung, ein kleines Auto und ein kleines Pferd ausschließlich von meiner Hände (naja, eher von meines Kopfes) Arbeit unterhalten.

Als ich meinen heutigen Ehemann kennenlernte, wohnte er noch in einer miesen Kellerwohnung. Wir sind beide absolut nicht mit goldenen Löffeln auf die Welt gekommen. Alles was wir haben, jeder Cent, ist selbst erarbeitet.

Ich persönlich kann mich gut an die Zeiten erinnern, wo ich mich von Tütensuppen, Nudeln und Griesbrei ernährt habe, um zu sparen. ;-)Während ich nachts meine Magisterarbeit niederschrieb, ging ich tagsüber 8 Stunden arbeiten. Korrekt ist natürlich, dass es im Fall eines Scheiterns die Möglichkeit gegeben hätte, reumütig ins elterliche Häuschen zurückzukriechen. Somit war ich zwar "mittellos", aber nur aus sportlichem Ehrgeiz, meine Mutter ("Das schaffst Du doch nicht") Lügen zu strafen - der familiäre Hintergrund wäre dagewesen, falls alle Stricke gerissen wären.

Meines Erachtens läuft im Leben alles nur mühsam ohne Kontakte. Kontakte, die einem weitere Kontakte vermitteln können. Man tut seinen Kontakten bei Bedarf Gefallen (z. B. indem man eigene Kontakte anspricht), und vice versa genauso. Das ist wahrscheinlich das, was Ihr als "Vitamin B" bezeichnet. Dabei geht es aber in aller Regel überhaupt nicht darum, jemand anderes um sein Recht zu bringen oder gar bei irgendjemandem das Hündchen zu machen, sondern es ist ein fortwährendes Geben und Nehmen aufrecht gehender Menschen - Stichwort Networking.

Solange es um rechtliche Ansprüche geht, sind diese gesetzlich festgelegt und für vergleichbare Situationen gleich für alle. Und das ist richtig und wichtig. Bei allem, was darüber hinausgeht, kommt man um das Wohlwollen der Mitmenschen in aller Regel nicht herum. Dazu gehört, dass man sich "sociable" verhält (mir fällt gerade keine wirklich passende deutsche Übersetzung für dieses Wort ein - irgendwie typisch, könnte man meinen).

Der offenbar missverständliche Begriff "Willen" impliziert nicht nur den starken Wunsch, sondern dass man bereit ist, "Himmel und Hölle" in Bewegung zu setzen. Klinkenputzen kann dazugehören, solange man noch nicht so integriert ist, dass ein richtig platzierter Anruf genügt. Wenn man das zu tun nicht bereit ist, ist der "Wille" halt doch mehr ein "es wäre toll, wenn".

Wenn man allerdings andere Leute - ohne sie zu kennen - freihändig und öffentlich einer Latte Straftaten bezichtigt oder sie pauschal beleidigt, ist das keine umgängliche Verhaltensweise.
schulterzuck.gif
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi Barratt,

Ich will Deine Anstrengung nicht klein reden. Nur scheinst Du zu denken, dass alle arme Kinder es so machen könnten wie Du.

Hab halt schon in der Schulzeit gearbeitet und immer gespart. Als Studi bin ich gegen den Willen meiner Eltern ausgezogen, hab eine kleine Kellerwohnung,

das z.B. geht bei Hartz-IV-Kindern nicht ohne Weiteres, weil das Einkommen des Kindes auf Gesamteinkommen der Familie angerechnet wird, das Kind also mit seiner Arbeit als Schüler nur dazu beiträgt, dass der Staat sparen kann.

Ich persönlich kann mich gut an die Zeiten erinnern, wo ich mich von Tütensuppen, Nudeln und Griesbrei ernährt habe, um zu sparen.

Der Unterschied ist, ist dass das Deine freie Entscheidung war, und dass Du sparen wolltest (andere Ziele hattest). Manche essen Nudeln und können dabei nicht sparen. Und wer Kinder hat, möchte man vielleicht doch, dass wenigstens die Kinder gesund essen.

Solange es um rechtliche Ansprüche geht, sind diese gesetzlich festgelegt und für vergleichbare Situationen gleich für alle. Und das ist richtig und wichtig.

Die Beurteilung, was eine vergleichbare Situation ist, ist aber nicht fair. Wenn die Versorgungssituation für alle Missbrauchsopfer schlecht ist, ist es zwar gerecht in dem Sinne, dass alle Missbrauchsopfer es schwer haben, aber das ist längst nicht gerecht. Ich stelle mir gerade vor, wie oft SaWa sich wohl in ihrem Leben anhören musste, dass sie nur faul wäre und von allen Schwierigkeiten weglaufen würde, und dass sie sich endlich mal anstrengen solllte, anstatt ihr die Bestätigung zu geben, wieviel sie getan hat, um ihr Leben in Lot zu bringen, auch wenn sie dabei viele Rückschläge erleben musste.

Und es geht nicht, dass das Umfeld immer so auf die Betroffenen eindrischt und gleichzeitig erwartet, dass die Betroffenen "reumütig" zurückkommen.
 
@Rastaman
Unsinn, es geht doch nicht um "Pöstchenschacherei", sondern um Kontakte. Private Gefallen. Was Du jetzt leider missverstanden hast, verurteile ich mindestens genauso wie Du.
 

Du hättest mit Deiner Aussage recht, wenn ihr nicht dass Missverständnis zugrunde läge, dass mir in den Sinn gekommen sei, mich sozusagen als leuchtendes Beispiel für "arme Kinder" hinzustellen. Also wirklich nicht, und schon gar nicht für "alle".:blöd:

Irgendjemand (Du glaube ich) schrieb was von "reichen Leuten" und wie die angeblich seien. Ich habe nur einen knappen Abriss meines Werdegangs geschildert, um mit dem Irrglauben aufzuräumen, "reiche Leute" seien reich geboren und geblieben. Abgesehen von einigen Erben großer Vermögen kommen "reiche Leute" zwar durchaus aus gutem Hause, aber da haben sie vor allem bestimmte Wertvorstellungen mitbekommen, nicht unbedingt Geld. Ich jedenfalls nicht.

Kann ja sein, dass es heute anders ist, aber meinen Führerschein habe ich selbst bezahlt und den kleinen Polo damals auch. Als ich später den Polo an einen "armen Führerscheinneuling" weiterverschenken wollte, fand ich niemanden (alle die ich kannte, hatten schon von den Eltern ein Auto geschenkt bekommen) - da habe ich ihn einem Arbeiter vom hiesigen Chemiekonzern geschenkt. Ich hätte mich damals gefreut, wenn mir jemand ein altes Auto geschenkt hätte. Stichwort Kontakte: Dieser Mann kannte jemanden, den ich kannte. ;-)
 

Meines Erachtens läuft im Leben alles nur mühsam ohne Kontakte. Kontakte, die einem weitere Kontakte vermitteln können. Man tut seinen Kontakten bei Bedarf Gefallen (z. B. indem man eigene Kontakte anspricht), und vice versa genauso. Das ist wahrscheinlich das, was Ihr als "Vitamin B" bezeichnet. Dabei geht es aber in aller Regel überhaupt nicht darum, jemand anderes um sein Recht zu bringen oder gar bei irgendjemandem das Hündchen zu machen, sondern es ist ein fortwährendes Geben und Nehmen aufrecht gehender Menschen - Stichwort Networking.

Solange es um rechtliche Ansprüche geht, sind diese gesetzlich festgelegt und für vergleichbare Situationen gleich für alle. Und das ist richtig und wichtig. Bei allem, was darüber hinausgeht, kommt man um das Wohlwollen der Mitmenschen in aller Regel nicht herum. Dazu gehört, dass man sich "sociable" verhält (mir fällt gerade keine wirklich passende deutsche Übersetzung für dieses Wort ein - irgendwie typisch, könnte man meinen).

Der offenbar missverständliche Begriff "Willen" impliziert nicht nur den starken Wunsch, sondern dass man bereit ist, "Himmel und Hölle" in Bewegung zu setzen. Klinkenputzen kann dazugehören, solange man noch nicht so integriert ist, dass ein richtig platzierter Anruf genügt. Wenn man das zu tun nicht bereit ist, ist der "Wille" halt doch mehr ein "es wäre toll, wenn".

Erstmal finde ich es ist eine tolle Leistung was du geschafft hast - weißt du aber selbst ; )

Was die Kontakte betrifft - ja, genau, die sind so mega wichtig. Aber auch so kann soviel schief gehen, ich habe es bei meinem Mann mit erlebt.
Als er arbeitslos war hat er Kurse gemacht, um Zertifizierungen für seine Kenntnisse mit Computer Netzwerken zu erhalten. Dort wurde ihm auch gesagt, dass er unbedingt an diversen Meetings teilnehmen muss, eben um Kontakte zu knüpfen.
Das konnten wir uns aber leider nicht leisten.
Ein Kursleiter hat ihn dann in ein Projekt einbezogen - eine Lernplattform programmieren - damit er bei Bewerbungen was vorweisen kann... Aber tja, das Projekt wurde vor Fertigstellung abgeblasen.
Wieder mal: Nix gewesen.

Momentan ist er bei einer Firma Lagerleiter - am Papier wird er als Lagerangestellter geführt, weil ein anderer Mitarbeiter die Krise kriegt, wenn ihm diese Position bescheinigt wird. Sein Chef hat ihm vor 2 Jahren einen Karrieresprung in Aussicht gestellt - weil er in seinen 7 Jahren in der Firma etliche Verbesserungen eingebracht hat - doch... das verlauft nun im Sand. Durch Veränderungen der Firmenstruktur ist sein Chef nun Chef einer weiteren Niederlassung geworden und was er vor 2 Jahren geredet hat... Mensch, wen interessierts!

Ich weiß nicht, wie oft es vorkommt das jemand im Berufsleben immer ausgezeichnete Leistungen bescheinigt bekommt, aber dennoch nie vorwärts kommt... Ihm ist es auf jeden Fall immer so ergangen dass seine Loyalität einfach ausgenutzt wurde.

Wie bei meinem letzten Post - ich will damit nur sagen/zeigen, dass es grandios schief gehen kann... in so ziemlich jeder Hinsicht. Auch wenn man ein überaus vernünftiger, netter Mensch ist. Es muss wirklich nicht an einem selber liegen...

Liebe Grüße
Sabine
 
Hi Barratt,

Ich habe auch nicht behauptet, dass reiche Leute reich geboren wurden. Reich ist auch relativ. Wer aber offenbar ein Haus besitzt, das groß genug ist für mehrere Klaviere und Flügel (und diese alle zweimal im Jahr stimmen lassen kann) und das alles noch von der Rente finanzieren kann, der ist für normale Verhältnisse schon reich.

Arme Kindheit ist an sich noch nicht so schlimm, wäre das nicht mit zu vielen demütigenden Erfahrungen verbunden gewesen.

Für mich ist es einfach verstörend, dass Du offenbar denkst, dass es alles nur an Dir liegt, dass es bei Dir gut gelaufen ist (und folglich, dass andere selber schuld sind, wenn sie Rückschläge erlitten haben).
 
@Infinity

Gestatte, dass ich auf meine Einkünfte nicht näher eingehe. ;-) Sie sind aber alle legal und höchstversteuert.

Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass es bittere Schicksale gibt, durch die Leute wirklich unverschuldet in eine missliche Situation geraten. Wie sie dann damit umgehen, ist gewiss individuell. Manche verbittern. Andere bleiben trotzdem umgänglich.
 
Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass es bittere Schicksale gibt, durch die Leute wirklich unverschuldet in eine missliche Situation geraten. Wie sie dann damit umgehen, ist gewiss individuell. Manche verbittern. Andere bleiben trotzdem umgänglich.

Hi Barratt,

Ich jedenfalls habe mehr Respekt für Leute, die versuchen, auf die Missstände aufmerksam zu machen, als für Leute, die resignieren und nett bleiben, weil eh keiner auf sie hören würde.
 
*lol* -- jaja, im Golfclub ist es ein Geben und nehmen, weil man Leute, die weniger zurückgeben können gar nicht befürchten muss...


jaja, hast schon Recht. Der Leiter der SVA hier ist auch so'n Schleimer. Hat sich da jetzt einen guten Sessel ergattert. Der weiß immer ganz genau, zu wem er nett sein muss. Mein Lehrer findet ihn auch reichlich devot. Darunter leiden müssen die Schüler, weil er leider nicht viel Ahnung hat, sich aber anmaßt, Gehörbildung und Theorie zu unterrichten.
Ich glaube hier verwechselt einer ein Netz aus Freunden und Bekannten, den man pflegt und im Bedarfsfall um Hilfe bitten kann, mit dem "Arbeitgeber"-Beispiel Golfplatz. Die Wirtschaft läuft übrigens nur so, niemand stellt einen fremden, unbeschriebenen Manager ein, die Gefahr, dass die Firma den Bach runtergeht ist viel zu groß - es wird sich immer auf die abgesicherte Empfehlung verlassen.

Z.B. schrieb jemand vorher, eine Seminarteilnahme ging in die Hose, weil kurzfristig keine 40 E für die Anfahrt da war. D. h. meiner Meinung nach, hier hat jemand kein soziales Netz. Wenn alle Stricke reißen, gibt es gerade für solche Fälle noch den Asta mit einer Notfallkasse. Allerdings braucht man da einen Bürgen, womit wir wieder beim sozialen Netz wären. Normalerweise helfen sogar Nachbarn, mit denen man nur losen Kontakt hat, in einem solchen Notfall aus. Wenn man Kleinkinder hat, ist man ja auch ständig auf solche sozialen Beziehungen angewiesen.

Der Mensch ist nichts ohne Vitamin B. Und in Westeuropa kann man froh sein, dass zumindest in Clangröße nur noch selten gehandelt wird. In der weiteren Welt bringt ein neu gewählter Politiker z.B. erstmal die gesamte Verwandschaft in neuen Pöstchen unter, er muss das, nicht weil er will. Denn ohne Familie ist man nichts.

Im Westen ersetzen solche Bindungen Freunde und Bekannte, dass kann ein Golfklub sein, oder die Kleiderkammercrew des DRK.
 
Dann wurde mir nett angeboten, daß ich ja auch nur so dabei sitzen könne, vielleicht mit einem Wasser.

Naja, aber wenn man als anwesender Normalverdiener dann jemanden, der gerade knapp bei Kasse ist (das muss nicht mal ein Hartzer sein) aus Sympathie und reiner Freundlichkeit heraus einfach spontan einladen will, dann ist dem das auch wieder nicht recht... Das Gefühl kenne ich nämlich von der Seite her auch, und dann kann man nun leider wirklich nix mehr machen.
 
Z.B. schrieb jemand vorher, eine Seminarteilnahme ging in die Hose, weil kurzfristig keine 40 E für die Anfahrt da war. D. h. meiner Meinung nach, hier hat jemand kein soziales Netz.

Hi Elli,

Wie soll ein Missbrauchsopfer, dessen Vater=Täter angesehen ist, das sich von der Gesellschaft versteckt, weil es zu oft zu hören bekommen hat, dass es nur lügen würde, und weil es sich schämt, Opfer geworden zu sein, ein soziales Netz aufbauen.

Das ist auch bei Hartzerkindern so, wenn sie sich schämen müssen, weil sie so oft als faule Schmarotzer abgestempelt wurden.
 
Z.B. schrieb jemand vorher, eine Seminarteilnahme ging in die Hose, weil kurzfristig keine 40 E für die Anfahrt da war. D. h. meiner Meinung nach, hier hat jemand kein soziales Netz. Wenn alle Stricke reißen, gibt es gerade für solche Fälle noch den Asta mit einer Notfallkasse. Allerdings braucht man da einen Bürgen, womit wir wieder beim sozialen Netz wären. Normalerweise helfen sogar Nachbarn, mit denen man nur losen Kontakt hat, in einem solchen Notfall aus. Wenn man Kleinkinder hat, ist man ja auch ständig auf solche sozialen Beziehungen angewiesen.

Der Mensch ist nichts ohne Vitamin B. Und in Westeuropa kann man froh sein, dass zumindest in Clangröße nur noch selten gehandelt wird. In der weiteren Welt bringt ein neu gewählter Politiker z.B. erstmal die gesamte Verwandschaft in neuen Pöstchen unter, er muss das, nicht weil er will. Denn ohne Familie ist man nichts.

Im Westen ersetzen solche Bindungen Freunde und Bekannte, dass kann ein Golfklub sein, oder die Kleiderkammercrew des DRK.

Das war ich, mit den 40 Euro für die Zugfahrkarte.
Es stimmt, ich habe nicht viele Sozialkontakte - nie gehabt. Kontakte sind sehr schwierig - ich darf ja niemals etwas über mich erzählen. Man kann Missbrauch natürlich verschweigen... man kann vieles nicht erzählen und es macht auch weiter nichts aus.
Aber man stößt bald an Grenzen. Die Leute fragen was man Weihnachten macht und finden es seltsam, wenn man keinen Kontakt zur Familie hat... Das muss man dann irgendwie erklären.
Andere Möglichkeit, man erzählt nach und nach offen von sich. Habe ich durchaus auch gemacht - funktioniert auch nicht. Die Leute fangen an nachzufragen, wollen mehr und mehr wissen und am Ende musste ich sie trösten, weil sie das alles gar nicht fassen konnten.
Das will ich doch aber auch nicht!
Und solche Reaktionen kamen durchaus auch von Sozialarbeitern, Therapeuten...

Jedenfalls hatte ich damals - als es um die 40 Euro ging - schon ein paar Leute (naja 3), die ich bitten konnte mir das Geld zu leihen. Nur hilft das nichts, wenn man wirklich gar kein Geld mehr hat. Denn natürlich kann man sich nicht ständig Geld ausleihen... Wenn das ein einmaliger Notfall gewesen wäre, hätte sogar ich es geschafft ; )

Edit: Zitat ist von @elli
 

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