Warum kein Lehrer?

@Andre73: Ja, ich wäre der perfekte König. Und Du auch.

Spaß beiseite, natürlich muss der Staat Steuern erheben und über seine Organe umverteilen. Aber zu glauben, dass dieser Prozess gerecht wäre (und noch mal: was ist eigentlich gerecht?) und perfekt und objektiv läuft, ist naiv.

Die Welt, die wir hier alle gerne hätten, scheitert an den Menschen, die sie "betreiben" müssen. Das wird immer so sein. Ich als Ostler hab es halt durch, was aus scheinbar guten Ideen wird, wenn man sie erstmal praktisch umsetzen muss.

Ich würde mir bei vielen Leuten etwas mehr Realitätssinn wünschen. Wenn eine zweitbeste Lösung im realen Leben funktioniert, die vordergründig beste Lösung hingegen nicht, dann kann man über die menschlichen Eigenschaften zetern, die die "beste" Lösung zum Scheitern bringen, oder die "zweitbeste" Lösung für die unter-den-gegebenen-Umständen-beste-Lösung halten und ebendiese implementieren.
 
Ich denke, dass das für die meisten Betroffenen zutrifft. Jeder, der auch nur einen flüchtigen Blick in die hindernisreichen Prozesse wirft, die dem Bezug von Transferleistungen vorausgehen, oder sich den Umfang der Bezüge ansieht, erkennt, dass die wenigstens Menschen in einer solchen Situation freiwillig verharren.

Ganz genau! Ich hatte keine Ahnung von wie der Ablauf bei den Behörden aussieht, wenn man seine Wohnung verloren hat und Unterstützung braucht um zu einer neuen zu kommen.
Das war ein Alptraum! Ich will hier niemanden mit den Details langweilen, zumal die hier in Österreich anders sind als in Deutschland - aber ich habe damals nur eine Wohnung bekommen, weil der Hauseigentümer davon lebt an Leute zu vermieten die auf Unterstützung angewiesen sind. Was der abgezogen hat war Betrug von hinten bis vorne. Und man kann da exakt nix gegen machen, weil man selber drinnen hängt...
Ich habe danach völlig verstanden wieso es Leute gibt die auf der Donauinsel unter der Brücke leben, obwohl sie doch vom Sozialamt Geld für eine Wohnung bekommen könnten...
 
Nein, @Infinity: ich führte dann eine Fernbeziehung Österreich - Deutschland. Das tun übrigens sehr viele meiner Kollegen, europaweit, und auch mit Kindern.
Liebe Christine, nichts für ungut, aber bitte hör auf, über Sachen zu schreiben, von denen du offensichtlich keine Ahnung hast. Krieg doch erst mal Kinder, krieg das mit der Betreuung auf die Reihe, schau, wie du dich als quasi Alleinerziehende fühlst, wenn du deinen Partner nur 2 Tage in der Woche siehst, und dann schreib dein Statement bitte nochmal
 
Der Mindestlohn wird nicht nur großräumig umgangen ...

Das kannst Du sicher belegen, sonst würde Du sowas ja kaum behaupten. Nicht wahr?

... sondern ist für gerade die Gruppen denen er hier gerade nahegelegt wird, schlicht nicht gültig -- z.B. Lanzeiterwerbslose.

Langzeitarbeitslose haben lediglich während der ersten sechs Monate keinen Anspruch auf den Mindestlohn. Das ist als Wiedereingliederungsmaßnahme sinnvoll.
 
@jbs ich habe doch gar nicht gesagt, dass das leicht ist, oder dass ich persönlich mit Kindern so leben wollen würde... aber ich habe nunmal eine Reihe von Kollegen, bei denen das beispielsweise auf die Distanz Wien-München seit Jahren erfolgreich funktioniert...
 
Richtig. Hartzereltern sind durch eine Menge "begleit"-Umstände oft derart mit sich selbst beschäftigt, daß hier nur gut finanzierte öffentliche Einrichtungen den Kindern helfen könnten. Der Verweis auf die Pflichten der Eltern ist ein beliebtes Ablenkungsmanöver, wenn es um öffentliche Bildungsfinanzierung geht.
Trotz meiner obigen Posts gegen massive Umverteilung durch den Staat stimme ich Dir hier zu. Wobei man bei aller Kritik doch auch die Verbesserung der letzen Jahre sehen muss. In Berlin sind Kitas inzwischen kostenlos, was eben keine finanziellen Hürden mehr aufbaut, so dass viele Kinder in der Kita von professioneller Förderung profitieren könnten, wie sie manche Eltern nicht leisten können (ja, leider gibt es Eltern, die nichts vorlesen, die nicht basteln, nicht musizieren, etc.). Das gibt Kindern wenigstens etwas mehr Chancen, aus dem Teufelskreis der Armut rauszukommen.

Allerdings gehen leider ja die Ansprüche an das, was die Kita leisten soll, zeitgleich massiv zurück. Und formal könnte der Obrigkeits-Skeptiker einwenden, die Kita diene ja eh nur dazu, die Kinder zu hörigen Konsum-Statisten zu verbiegen ...

Wenn man allerdings weiter geht und kostenlose Angebote für alle und über die Kita hinaus anbieten möchte, wird es schwierig. Ist Sport wichtiger als Musik? Welcher Sport? Ist Rockmusik auch Musik? usw. usf.
 
Ich hatte auch mal eine Phase, wo ich mir ernsthaft überlegt habe, bei Firmenempfängen nicht mehr zu spielen, einfach weil mir die gönnerhafte und glatte Atmosphäre unerträglich verlogen vorkam und das mir nicht gut tat. Leider oder zum Glück ist die Gage besser als bei einem Kirchenkonzert.

Firmenempfänge zu welchem Anlass? Kultur war und wird immer abhängig vom guten Willen anderer sein. Es ist die Wirtschaft oder der Staat. Und wenn eine Firma einen Empfang gibt, um ihre Aktionäre willkommen zu heißen, ein Firmenjubiläum zu feiern, oder schlicht ein Tagung einzuberufen, die sie sponsern etwa zu einem medizinischen Thema, so ist das nicht schlecht und glatt, sondern das ist die Öffentlichkeitsarbeit, die eine Firma leisten muss, um sich im Geschäft zu behaupten. Ich finde es nahezu unerträglich, wie hier manchmal ohne Wissen um wirtschaftliche Zusammenhänge über Besserverdienende, Firmen , Kapitalisten per se hergezogen wird, dabei ist die Rechnung klar, ohne funktionierende Wirtschaft kann jeder Staat einpacken! Dann ist auch mit öffentlich geförderter Kultur nichts. Und mit Bildung umsonst schon gar nicht.

Das überhaupt heute so viele meinen sich im Künstlergeschäft umtun zu dürfen ist doch nur Folge eines wirtschaftlich guten Zustands. Pianisten können bei durchschnittlichen Leistungen nicht von ihrer "Berufung" leben, dass war schon immer so und wird so bleiben. Nur die allerbesten und beliebtesten können sich aussuchen wo, wann und für wieviel Geld sie spielen wollen. Der Rest muss sich eben mit Gönnern abgeben, oder die Musik Hobby sein lassen. Punkt.
 
@jbs ich habe doch gar nicht gesagt, dass das leicht ist, oder dass ich persönlich mit Kindern so leben wollen würde... aber ich habe nunmal eine Reihe von Kollegen, bei denen das beispielsweise auf die Distanz Wien-München seit Jahren erfolgreich funktioniert...
So, erfolgreich.
1) Von aussen kann man aber nie beurteilen, wie es in einer Beziehung tatsächlich aussieht, die können dir erzählen was sie wollen, jeder will erfolgreich sein und sein Leben meistern.
2) Sie werden wohl ihre Gründe haben, das so zu handhaben, aber der Preis ist hoch. Zeit ist heutzutage ein kostbares Gut, und ich halte es für praktisch ausgeschlossen, dass in einem solchen Leben Beziehung funktioniert.
3) man führt zwei verschiedene Leben, versteht einander nicht mehr, entfremdet sich - Scheidung.
4) ganz abgesehen von den Kindern, echt super toll, wenn die eigenen Kinder den Vater quasi nicht mehr kennen
 
Ich bezweilfe, daß Honey & Co. wirklich die Umsetzung eines lebenswerten Sozialismus im Sinn hatten. Das ist nicht "gescheitert", sondern war nie gewollt. Da hat sich eine Elite einfach bereichert und das System dann "Arbeiter- und Bauernstaat" genannt -- wie bei der Farm der Tiere.
Das glaube ich nicht. Diese Elite hat größtenteils während der Nazizeit einiges auf sich genommen. Ja, ich weiß, W. Pieck ist "nur" mit'm Lautsprecherwagen rumgefahren und Mielke hatte einen Schutzmann umgebracht. Jedenfalls waren sie in der Nazizeit keine Mitläufer oder Dünnbrettbohrer. Ich glaube schon, dass die von ihrer Sache überzeugt waren. Und dann sind zwei Dinge passiert:
  • Wie die heutigen Gutmenschen auch leiten sie aus ihrer eigenen Selbstlosigkeit die Legitimation ab, ihren als "richtig" erkannten Weg auch gegen Widerstände durchzusetzen.
  • Durch fehlende Kontrollmechanismen verlieren sie die Bodenhaftung und arbeiten am Ende nur noch an der Stabilisierung des Systems, das eigentliche Ziel geht vor diesem Tagesgeschäft verloren.
Und bereichert - hm, tja, ich hab Honeckers Villa in Wandlitz gesehen. Jeder Mittelständler mit einem funktionierenden Unternehmen wohnt um Klassen besser. Einen Steinway D hätte der Erich nicht stellen können ...

Edit: Es ist so ein Fall, wo das vordergründig beste System (Volkseigentum an Produktionsmitteln, Verteilung im Sinne aller, "Jeder nach seinene Leistungen, jedem nach seinen Bedürfnissen") am Menschen scheitert, der seine Position halten möchte, nach mehr Macht strebt, sich für klüger als andere hält, dem seine "Bekannten" eben näher sind als die anonyme "Arbeiterklasse" usw. usf. Unser jetziges Wirtschaftssystem ist bestenfalls zweitbestes mit all der Verschwendung und gleichzeitiger Ungerechtigkeit, die es hervorbringt, mit dem Zwang zu Wachstum auch um den Preis totaler Umweltzerstörung, usw. Aber genau diese Ungerechtigkeiten setzen die Kräfte frei, die letztlich zu Fortschritt führen und dazu, dass viele vom System abgehängte immer noch besser leben als jemand in Afrika.
 

@jbs, klar steckt man nicht drin und kann Beziehungen von außen nicht beurteilen. Dass Kinder ihren eigenen Vater kaum zu Tageszeiten sehen, wenn sie selbst noch wach sind, scheint leider in vielen Familien Alltag zu sein - sogar, wenn sie alle unter einem Dach wohnen. Dazu braucht man nicht mal eine Fernbeziehung zu haben. Was ich davon halte, kannst du dir sicher denken. Da liegen wir nämlich keinesfalls weit auseinander - und um dazu eine Meinung zu haben, muss ich nicht mal selbst Kinder haben. Es wäre ja fatal, sich immer nur zu Dingen äußern zu dürfen, die man aus erster Hand kennt. Dann wäre es nämlich auch sehr, sehr still in diesem Forum ;-)

Mit "erfolgreich" meinte ich in meinem Beispiel lediglich, dass diese Ehepartner sich anscheinend trotz der Situation bis heute nicht getrennt haben...
 
...Aber zu glauben, dass dieser Prozess gerecht wäre (und noch mal: was ist eigentlich gerecht?) und perfekt und objektiv läuft, ist naiv.....

Es ist schwer zu beschreiben, was gerecht ist.

Ich kann dir zumindest in schnellen Stichworten sagen, was ungerecht ist.

Deutschlands untere Mittelschicht wird abgehängt: http://www.welt.de/wirtschaft/artic...nds-untere-Mittelschicht-wird-abgehaengt.html
Vermögensverteilung: Deutschland ist gespalten - in Superreiche und den Rest: http://www.spiegel.de/wirtschaft/so...schland-sehr-ungleich-verteilt-a-1051286.html
etc. etc.

Dazu gibts ja genug Seiten, die wegen der wachsenden Bedeutung immer öfter thematisiert werden.


Klar ist Politik nicht immer toll, nicht immer gerecht etc.
Aber zumindest müssen sich mal mehrere Menschen auf einen Kompromiss einigen.

Ich denke schon, dass mal als reicher Gönner schnell einen Messias/Königs-Komplex bekommt, sieht man in Diskussionen immer wieder, selbst wenn sich diese Leute natürlich möglichst sozialkonform bei der Meinungsäußerung disziplinieren. Mitunter werden Diskussionen hitzig und schon gehts los: Ich habe das und das finanziert, ich zahle so und so viel, was hast Du beigetragen, Du musst halt fleißig sein und die Haare kämmen... blablabla
 
Hi ChristineK,

Ich kenne Hartz-IV-Empfänger, von denen ich nur meinen Hut ziehen kann, dass sie am Leben geblieben sind und trotz allem nicht aufgegeben haben. Nach außen sieht das vielleicht so aus, als wären sie nur faul, weil sie von ihrer Lebensgeschichte nichts erzählen (weil zu schmerzhaft, dissoziert, oder weil sie nicht wollen, dass die Leute sagen, dass sie nur in der Opferrolle suhlen wollen), aber in Wirklichkeit ist das eine enorme Leistung.

Also ehrlich gesagt, betrifft diese besondere Lebens- und (i mplizierte Leidens-)geschichte nur einen Bruchteil der sich mit dem Schicksal eines sozialhilfeempfängers abgefundenen. Die Sozialleistungen einschließlich Leistungen für Arztbehandlungen, Wohnen und Kita (Kita war schon immer umsonst für Hilfeemfänger!) sind halt heutzusage so, dass man es damit einrichten kann. Wer das nicht will, muss eben was dafür tun - es spricht doch Bände, dass lernunwillige junge Erwachsene dafür bezahlt werden müssen, damit sie bei verordnetem Unterricht zum eigenen Nutzen überhaupt erscheinen!
 
Firmenempfänge zu welchem Anlass? Kultur war und wird immer abhängig vom guten Willen anderer sein. Es ist die Wirtschaft oder der Staat. Und wenn eine Firma einen Empfang gibt, um ihre Aktionäre willkommen zu heißen, ein Firmenjubiläum zu feiern, oder schlicht ein Tagung einberufen, die sie sponsern etwa zu einem medizinischen Thema, so ist das nicht schlecht und glatt, sondern das ist die Öffentlichkeitsarbeit, die eine Firma leisten muss, um sich im Geschäft zu behaupten.

Hi elli,

Natürlich weiß ich das. Öffentlichkeitsarbeit ist glatt. Am Anfang habe ich mich auch gefreut, denn man fühlt sich als Teil der Glanz. Bei solchen Empfängen ist die Musik aber höchstens nur Untermalung, die Musik darf nicht provozieren, sie darf nicht zu tief berühren, sie muss nur schön sein, damit die Gäste in gute Stimmung kommen. Natürlich muss der Musiker oder noch besser die Musikerin auch hübsch anzusehen sein.

Ja, man verdient bei solchen Anlässen auch besser als bei normalen Konzerten. Man kann natürlich Privat und Beruf trennen und solche Anlässe als Verdienstquelle sehen und für den Auftrag dankbar sein.Wenn man aber persönlich das Elend auf der Welt sieht, und den Kapitalismus auch als ein Teil des Problems sieht, muss man sich auch fragen, ob man sich selbst gegenüber verantworten kann, dass man auch so sein Geld verdient oder ob das Heuchelei ist.

Kunst ist für alle da, nicht nur für Reiche.
 
@ChristineK ja Christine, deine letzten Posts klangen halt etwas arg ahnungslos in meinen kindergeplagten Ohren. :kuscheln:
 
Kunst ist für alle da, nicht nur für Reiche.

Hat jemand dem widersprochen? Es jedem Kunstschaffenden unbenommen für umsonst in jedem Bürgerzentrum, in jedem Kirchenraum zu musizieren und dafür das zu spielen, wonach er sich fühlt.

Wenn der Auftrag lautet Untermalung eines wichtigen Empfangs, um eine günstige Atmophäre für mögliche Investoren zu schaffen, so ist daran nichts schlechtes. Wenn man zu stolz für so einen Auftrag ist, kann man ihn nicht annehmen.


Aber Musiker lassen sich heute bezahlen, wenn im Rahmen der Adventszeit der Pfarrer seinen Schäfchen nicht nur Laienmusik zumuten will - und habe ich mit eigenen Augen/Ohren erlebt, zusätzlich zum jeweils angesetztem Zweck für die Kollekte eine weitere für die "Berufsmusiker" angesetzt wird.

Die Moral , die du meinst zu pachten, ist - verzeih mir - reichlich aufgetragen.

Eine Hochzeitsgesellschaft bestellt eine Livemusik auch, um zu tanzen und fröhlich zu sein und nicht um den Klängen eines Messiaen zu lauschen:
 
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