Wann ist ein/e Klavierlehrer/in zufrieden?

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Annaklena

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Das erlebe ich am ehesten bei Schülern, die sehr guten Klangsinn, musikalisches Verständnis, gute Kantabilität etc. haben, aber nur halbfertig geübte Stücke mitbringen. Ich weiß, dass sie wissen, wie es klingen soll.
Als ich das las, bin ich irgendwie darüber gestolpert, weil ich mich da sehr angesprochen fühlte. Denn ich glaube, ich bin genau so eine Klavierschülerin. Und da dachte ich mir, was bedeutet halbfertig? Und warum ist das schlecht?

Gerade letzte Woche bei meiner Klavierstunde dachte ich bei einem Stück: Wann kann ich das Stück denn endlich weglegen? Ich will doch nicht ewig damit rumhängen. Aber meine Klavierlehrerin meinte dann, ich sollte es noch einmal spielen. Da ich aber schon in der Woche davor gesagt hatte, ich übe das Stück jetzt nicht weiter, ich kann es gut genug, hatte ich das Stück in der Woche davor gar nicht mehr gespielt.

Ich übe es schon seit Wochen, es wird natürlich besser, aber ich werde wohl nie ein Stück fehlerfrei spielen können. Und ich möchte bei so einem kleinen Mini-Menuett auch nicht jede Nuance der Dynamik ausprobieren und es dadurch immer wieder spielen müssen, obwohl ich es schon auswendig kann. Ich möchte jetzt lieber weitergehen und die beiden Stücke üben, die ich später angefangen habe.

Man muss doch irgendwie vorankommen. Es kann doch nicht sein, dass ich ein Stück erst perfekt spielen muss, bevor ich zum nächsten weitergehen kann. Dann würde ich Jahre mit einem einzigen Stück verbringen, denn perfekt ist es nie, und ich schaffe es so gut wie nie, ein Stück fehlerfrei zu spielen.

Aber das muss ja auch nicht sein. Ich lerne an jedem Stück etwas und komme weiter, werde besser. Dennoch kann ich nicht fehlerfrei spielen, und das ist auch nicht mehr mein Ziel. Sicherlich würde ich mir wünschen, fehlerfrei spielen zu können – und manchmal, wenn ich allein übe, klappt das ja auch –, aber wenn man jemandem vorspielt, dann klappt das ja so gut wie nie. Deshalb arbeite ich darauf gar nicht mehr hin.

Ich bin jetzt ein Stück über 60, ich spiele erst seit ein paar Jahren, und ernsthaft eigentlich erst seit ein paar Monaten wieder. Ich komme voran, bin musikalisch, aber ich werde keine Yuja Wang mehr. Und es wäre auch Quatsch, wenn ich das versuchen würde.

Aber wieso will meine Klavierlehrerin dann immer noch dasselbe Stück von mir vorgespielt haben, obwohl wir doch weitermachen könnten? Es ist ja nicht so, dass ich nichts kann oder keine Fortschritte mache. Nur habe ich manchmal das Gefühl, Klavierlehrer wollen ein Stück mit einem totarbeiten, bis man es wirklich nicht mehr sehen und hören kann.

Ein Stück, das ich zu 90% oder so spielen kann, ist doch in Ordnung. Es muss doch nicht 100% und fertig sein. Was ist gegen „halbfertig“ zu sagen, solange man nicht damit bei einem ernsthaften Konzert auftreten will, sondern nur für sich selbst spielt?
 
Da hast Du etwas falsch verstanden. :001: Es geht IMMER um Herrn Hasenbein. Und NUR um ihn. Etwas anderes existiert einfach nicht. :005:
Aber da ist er ja nicht der Einzige. Es gibt einfach ungeheuer viele Menschen, und mir scheint das immer noch zuzunehmen in der heutigen Zeit, für die nur ihre eigene Sichtweise existiert, niemals die eines anderen. Daraus resultieren so viele Probleme, Kriege und auch Konflikte hier in diesem Forum oder in anderen Foren oder sozialen Medien. Aber das werden wir nicht ändern können. Ich akzeptiere das jetzt einfach. Ich bin zu alt, um mich immer mit solchen Menschen herumzustreiten wegen nichts und wieder nichts. Das ist wirklich Zeitverschwendung pur.

Annaklena, ich wünsche Dir viel Erfolg und gutes Gelingen.
Danke, Marlene. Das ist sehr lieb von Dir. :blume: Ich habe keine Zweifel daran, dass es mir gelingen wird. Es kommt nur darauf an, in welcher Form. Sicherlich nicht perfekt, aber in diesem Fall kommt es auf die Geste an. Darauf, dass ich es überhaupt tue. Nicht so sehr auf die Perfektion.
 
Jetzt habe ich mir mal das Inhaltsverzeichnis meines Links angesehen. Welch eine Enttäuschung! Da präsentiert der Herr Heumann in diesem Band wohl tatsächlich eine "Originalversion" des ersten Satzes von Op. 27/2. Das hatte ich nicht erwartet!:-(

Aber anscheinend gibt es doch eine Heumannsche "Bearbeitung" der Mondscheinsonate:

https://de.schott-music.com/shop/heumanns-pianotainment-no302822.html

100 leichte Klavier-Hits von Beethoven bis Lady Gaga :super::super::super:

Oh Mannomann. :-D Bis Lady Gaga. Das geht dann vielleicht doch etwas zu weit. ;-) Das ist nicht ganz meine Kragenweite. So etwas wollte ich noch nie spielen.

Ich habe mir jetzt auch einige "leichte" Bearbeitungen angesehen, soweit ich das online konnte. Anscheinend geht es da am meisten um die Anzahl der Vorzeichen, denn normalerweise waren die alle in d-moll. Ein b statt so vieler Kreuze. Aber das erleichtert die Sache ja in keiner Weise. Im Gegenteil ist es ja viel leichter, auf den schwarzen Tasten zu spielen. Je mehr, desto besser.

Aber ich bin selbst erstaunt, dass sich meine Finger immer weniger wehren. Nur eine None, das wird wahrscheinlich nicht so schnell gehen. Vor allem, wenn ich mit den anderen Fingern dazwischen dann auch noch Töne spielen soll. Mal sehen. Vielleicht tut sich ja noch was bis Ende Juli.
 
Und ich frage mich regelmäßig, warum das Motto "Leben und leben lassen!" für viele Menschen so schwer ist zu beherzigen! 🤔
Weil wir in einer sehr narzisstischen Welt leben, würde ich sagen. Das Ich-Bewußtsein übersteigt das Uns-Bewusstsein um Längen. Aber ich wie ich schon sagte: Was man nicht ändern kann, muss man einfach akzeptieren. Sonst reibt man sich nur auf.

Auf der anderen Seite hast du natürlich Recht. Das ist ja genau der Grund, aus dem viele Hobbyspieler nach Jahren unzufrieden werden, wie man hier in diversen Fäden lesen kann.
Richtig. Aber ich denke, das kommt erstens immer auf den Menschen an und dann auch auf die konkreten Umstände. Meine Umstände sind beispielsweise gar nicht so schlecht. Ich habe Erfolgserlebnisse, ich komme voran, ich freue mich, dass ich jetzt viel mehr kann als noch vor ein paar Monaten, suche auch immer wieder nach neuen Wegen, damit ich es mir doch ein wenig erleichtere. Ich habe mir jetzt beispielsweise ein Keyboard mit schmaleren Tasten gekauft. Dadurch kann ich mehr üben. Und wenn ich die Abläufe dann kann, wechsle ich auf das "große" Klavier. Also auf mein VPC1, das normal breite Tasten und eine richtige Klaviertastatur hat. Das geht erstaunlich gut. Man muss nur ein bisschen erfinderisch sein. :-)

Ich persönlich mag das auch nicht. Ich mag das zu frühe Weglegen von Stücken und auch das Stücke in der Versenkung verschwinden lassen nicht. Ich hole weggelegte Stücke gerne wieder hervor, weil es einfach toll ist, wenn man erfahren kann, dass Dinge, die einem vor Monaten noch sehr schwer gefallen sind, plötzlich leicht oder zumindest leichter fallen.
Genau. :super:

Eine andere äußerst hilfreiche Erfahrung mache ich gerade mit dem Improvisieren. Ich benutze das Buch von Cornelia Malecki "Improvisieren am Klavier im Stil von New Classics und Filmmusik" (wirst du wieder verreißen, aber ich find's gut). Das wirkt sich tatsächlich positiv auf alles andere aus, schränkt meine privaten Stücke neben dem Klavierunterricht zwar aktuell etwas ein, aber alles gleichzeitig bringt ja auch nichts!
Improvisieren ist jetzt auch eine große Entdeckung für mich. Es gibt auch einige Videos auf YouTube, in denen darüber berichtet wird, wie gut das Improvisieren sich auf das Spielen klassischer Stücke auswirkt. Das war ein richtiger Augenöffner für mich, denn ich habe Improvisieren ehrlich gesagt immer nur mit Jazz in Verbindung gebracht. Aber so ist es gar nicht. Die klassischen Komponisten haben früher alle improvisiert und viele ihrer Stücke sind daraus entstanden. Da ist uns heute in der klassischen Musik einiges verlorengegangen, weil klassische Musiker nicht mehr improvisieren.

Deshalb finde ich es gut, dass das wieder aufgenommen wird. Vielen Dank für den Tipp mit diesem speziellen Buch. Das werde ich mir ansehen. Und ja, auf allen Hochzeiten gleichzeitig kann man nicht tanzen. Das eine der wichtigsten Erkenntnisse, die man im Leben haben kann. Denn wenn man das versucht, wird man unweigerlich scheitern. Wenn man sich aber auf das konzentriert, was einem wirklich wichtig ist und tatsächlich etwas bringt, dann wird man auch zufrieden sein. Man darf einfach nicht so einen Tunnelblick haben, auch mal nach links und nach rechts sehen und alle Chancen nutzen, die sich bieten. Es gibt so viele Chancen in unserer heutigen Welt, von denen man früher nur träumen konnte. Es wäre falsch, wenn man daran vorbeigehen würde, nur weil man irgendwelche Vorurteile hat, was sich quasi gehört und was nicht.

Es gibt da eine tolle Übung für Daumen und kleinen Finger. Fange mit dem kleinen Finger der linken Hand auf dem tiefsten C an und spiele dann das nächste C mit dem Daumen dazu. Dann übernimmst du das C vom Daumen mit dem kleinen Finger und spielst anschließend die nächste Oktave, übernimmst wieder mit dem kleinen Finger und so weiter bis zum Ende der Klaviatur. Du kannst so automatisch nicht dauerspreizen, denn das ist ja genau die Ursache für Verkrampfung und Schmerzen. Das kannst du dann mit allen D's, E's und so weiter machen und ebenso spiegelbildlich mit der rechten Hand.
Ich habe das schon mal mit Arpeggios und Umkehrungen versucht, aber das werde ich jetzt auch mal versuchen. Klingt nach einer guten Übung. :super:
 
Zuletzt bearbeitet:
Gib mal bei YouTube „Piano instruction :beethoven‘s moonlight sonata , mouvement 1 , Shirley Kirsten „ ein. Da zeigt sie ziemlich zum Schluss wie sie mit den Händen überkreuz das b spielt.
Habe es ausprobiert und klappt.
Übrigens ich habe täglich nur die schweren Stellen geübt, spart Zeit !
Viel Erfolg!
 
Genau, die None mit Zuhilfenahme des Pedals mit der linken Hand spielen. Das geht gut, so hatte ich es anfangs auch eingeübt. Mittlerweile geht es sogar in einer Hand…
 
Annaklena, ich überlasse es jedem, frei zu wählen, ob er oder sie sein Leben gerne als Kampf, Leiden und Erkämpfen führen will und auch noch stolz darauf sein will.

Und ich überlasse es jedem und jeder, seinem Leben, das sowieso schon Kampf und Leid ist, als Hobby auch noch etwas hinzuzufügen, das mit Kampf zu tun hat, statt sich dort mal etwas anderes zu gönnen.

Vermutlich kann man nicht anders, wenn man dieses Mindset wie Du hat. Weil man nichts anderes kennt und wahrscheinlich auch denkt, man habe nichts anderes "verdient".
 
Und ich überlasse es jedem und jeder, seinem Leben, das sowieso schon Kampf und Leid ist, als Hobby auch noch etwas hinzuzufügen, das mit Kampf zu tun hat, statt sich dort mal etwas anderes zu gönnen.

Es hat nichts mit dem Thema zu tun, obwohl ... 🤔

Das Leben ist sowieso schon "Kampf und Leid"? Ist es das? Sind da nicht auch Phasen ohne Kampf und Leid dabei, die nur viel zu viele Menschen als selbstverständlich empfinden und deswegen gerne vergessen?

Was wäre ein Hobby, das man sich "ohne Kampf" gönnen könnte? Leute, die ihr Hobby schon fast krankhaft perfektionieren müssen/wollen, begegnen mir überall, die meisten davon belächle ich inzwischen unsichtbar von außen, weil ich manchmal nicht verstehen kann, wie man so blind für so viel Schönes sein kann, das einem tagtäglich begegnet und das man nur sehen muss, so man denn will. Ganz besonders zählen dazu die (zum Glück eher wenigen) Hundebesitzer, die aller Welt beweisen müssen, wie wohlerzogen ihre Hunde sind ... Andere lassen ihre Hobbys in Freizeitstress ausarten, wieder andere lassen den aktuellen Trend entscheiden, was gerade überhaupt ihr Hobby ist. Worin besteht der Kampf? Dazuzugehören? Besser zu sein als andere? Im leidigen Kampf um Anerkennung, wodurch auch immer?

Diebezüglich ist ein Hobbyklavierspieler, der sich manchmal vielleicht auch vergeblich um das Erlernen eines Stückes bemüht, doch schon enorm weit in der Fähigheit, Hobby und Kampf zu trennen!
 
Klagt nicht, kämpft! :009:

Ich hatte es in einem anderen Faden, Jahre zuvor einmal gesagt. Man kann und sollte irgendwann (zumindest potentiell) an dem Punkt sein, an dem man "das was man kann" zulassen kann und mit und als Freude empfindet.

Dergestalt nämlich, dass es NICHT immer auch gleichzeitig "nur ein Stück in einem Ausbildungs- , Genesekontext ist.

Und wenn man dann mitkriegt, wie sich jemand über ein Kleinod freut, ist das ein "unermesslicher (da unvergleichlicher)" (Selbst-)wert.

Das ist mEn eine Kunst und auch ein Talent. Grade auch in der heutigen Zeit wo man medial allvernetzt und umzingelt ist von "ich bin besser als du´s" und "das kannst du alles nicht"s.

Es ist ein schmaler Grat, aber es gibt mehr zwischen Himmel und Erde als große Klappen und mehr Anschläge pro Sekunde.

Wenn ihr´s nicht fühlt, ihr werdet´s nicht erjagen.
 
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Mein KL ist auch sehr penibel. Perfektionistisch nicht, aber hatte eine geringe Fehlertoleranz. Das hat sich geändert. Jetzt ist et leider nur noch online für mich da weil er weggezogen ist.
 

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