Wann ist ein/e Klavierlehrer/in zufrieden?

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Annaklena

Annaklena

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13. Apr. 2017
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Das erlebe ich am ehesten bei Schülern, die sehr guten Klangsinn, musikalisches Verständnis, gute Kantabilität etc. haben, aber nur halbfertig geübte Stücke mitbringen. Ich weiß, dass sie wissen, wie es klingen soll.
Als ich das las, bin ich irgendwie darüber gestolpert, weil ich mich da sehr angesprochen fühlte. Denn ich glaube, ich bin genau so eine Klavierschülerin. Und da dachte ich mir, was bedeutet halbfertig? Und warum ist das schlecht?

Gerade letzte Woche bei meiner Klavierstunde dachte ich bei einem Stück: Wann kann ich das Stück denn endlich weglegen? Ich will doch nicht ewig damit rumhängen. Aber meine Klavierlehrerin meinte dann, ich sollte es noch einmal spielen. Da ich aber schon in der Woche davor gesagt hatte, ich übe das Stück jetzt nicht weiter, ich kann es gut genug, hatte ich das Stück in der Woche davor gar nicht mehr gespielt.

Ich übe es schon seit Wochen, es wird natürlich besser, aber ich werde wohl nie ein Stück fehlerfrei spielen können. Und ich möchte bei so einem kleinen Mini-Menuett auch nicht jede Nuance der Dynamik ausprobieren und es dadurch immer wieder spielen müssen, obwohl ich es schon auswendig kann. Ich möchte jetzt lieber weitergehen und die beiden Stücke üben, die ich später angefangen habe.

Man muss doch irgendwie vorankommen. Es kann doch nicht sein, dass ich ein Stück erst perfekt spielen muss, bevor ich zum nächsten weitergehen kann. Dann würde ich Jahre mit einem einzigen Stück verbringen, denn perfekt ist es nie, und ich schaffe es so gut wie nie, ein Stück fehlerfrei zu spielen.

Aber das muss ja auch nicht sein. Ich lerne an jedem Stück etwas und komme weiter, werde besser. Dennoch kann ich nicht fehlerfrei spielen, und das ist auch nicht mehr mein Ziel. Sicherlich würde ich mir wünschen, fehlerfrei spielen zu können – und manchmal, wenn ich allein übe, klappt das ja auch –, aber wenn man jemandem vorspielt, dann klappt das ja so gut wie nie. Deshalb arbeite ich darauf gar nicht mehr hin.

Ich bin jetzt ein Stück über 60, ich spiele erst seit ein paar Jahren, und ernsthaft eigentlich erst seit ein paar Monaten wieder. Ich komme voran, bin musikalisch, aber ich werde keine Yuja Wang mehr. Und es wäre auch Quatsch, wenn ich das versuchen würde.

Aber wieso will meine Klavierlehrerin dann immer noch dasselbe Stück von mir vorgespielt haben, obwohl wir doch weitermachen könnten? Es ist ja nicht so, dass ich nichts kann oder keine Fortschritte mache. Nur habe ich manchmal das Gefühl, Klavierlehrer wollen ein Stück mit einem totarbeiten, bis man es wirklich nicht mehr sehen und hören kann.

Ein Stück, das ich zu 90% oder so spielen kann, ist doch in Ordnung. Es muss doch nicht 100% und fertig sein. Was ist gegen „halbfertig“ zu sagen, solange man nicht damit bei einem ernsthaften Konzert auftreten will, sondern nur für sich selbst spielt?
 
Dann hab ich wohl einen weniger perfektionistischen KL. Wenn ich noch lange nicht zufrieden bin, geht er schon zum nächsten Stück. Sein Argument: Das, was er mir anhand eines bestimmten Stückes beibringen wollte, könne ich jetzt und in den nächsten Stücken werde ich meine Fertigkeiten ebenso vertiefen und verfeinern können, warum uns da aufhalten? Mein KL nimmt zu meinem Perfektionismus ein willkommenes Gegengewicht ein. Leider hat sein Unterricht andere Nachteile, die mich überlegen lassen ... okay, nicht das Thema.
 
Ja, als ich jünger war, war ich auch viel perfektionistischer. :001: Aber ich habe versucht, mir das immer mehr abzugewöhnen. Weil Perfektionismus auch irgendwie langweilig ist. Man langweilt sich selbst damit. Und manchmal auch andere. :006:

Je älter man wird, desto mehr merkt man, was für eine Zeitverschwendung das ist. Die 80:20-Regel ist besser. Wenn ich etwas zu 80% kann (mit 20% Aufwand), lohnt es meistens nicht mehr, die restlichen 20% (mit 80% Aufwand) auch noch anzustreben. Es sei denn, es geht um Leben und Tod wie beispielsweise bei einer Herzoperation oder so etwas. Aber Klavierspielen ist keine Herzoperation. Das muss nicht perfekt sein, um gut zu sein und das Publikum zu befriedigen und zumindest zum größten Teil auch mich selbst.

Ich bin mit meiner Klavierlehrerin auch sehr zufrieden. Sie ist eine sehr gute Lehrerin und für mich absolut die passende. Aber es ist mir jetzt schon mehrmals aufgefallen, dass sie länger an einem Stück dranbleiben will als ich. Obwohl ich es mindestens zu 80% kann. Deshalb kam mir diese Frage in den Sinn, als ich das in dem anderen Thread las mit dem „halbfertig“. Für Konzertpianisten reicht halbfertig natürlich nicht. Das verstehe ich auch. Aber für uns Hobbypianisten und speziell noch für uns Rentner langt das lange. Aber da meine Klavierlehrerin wesentlich jünger ist als ich, hat sie da wohl noch andere Ansprüche.

Ich sage ihr das natürlich, wenn ich das Stück nicht mehr spielen will, und normalerweise akzeptiert sie das auch. Es gibt ja genug andere Stücke, an denen wir üben können. Aber ich habe immer das Gefühl, sie möchte doch noch hier an der Dynamik und da an der Artikulation und da an der Technik und da am Tempo arbeiten usw. Auch wenn man das ja mit jedem Stück machen kann. Dazu muss man ja nicht immer dasselbe Stück spielen.

In gewisser Weise hat Dein Klavierlehrer da recht, finde ich. Warum immer dasselbe spielen? Techniken und Fingerfertigkeit kann man an jedem Stück üben. Und wenn man schneller vorangeht, erarbeitet man sich wesentlich mehr Repertoire.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es gibt ja genug andere Stücke, an denen wir üben können. Aber ich habe immer das Gefühl, sie möchte doch noch hier an der Dynamik und da an der Artikulation und da an der Technik und da am Tempo arbeiten usw. Auch wenn man das ja mit jedem Stück machen kann. Dazu muss man ja nicht immer dasselbe Stück spielen.
[…]
Techniken und Fingerfertigkeit kann man an jedem Stück üben. Und wenn man schneller vorangeht, erarbeitet man sich wesentlich mehr Repertoire.
Bis man wirklich effizient an Technik und Gestaltung arbeiten kann, muß man den Notentext beherrschen. Allein das braucht schon seine Zeit. Heinrich Neuhaus hat seinen Schülern folgendes Bild vermittelt: Wenn man einen Top Wasser zum Kochen bringen will, ist es unsinnig, ihn alle paar Minuten von der Herdplatte zu nehmen. - Wenn ich den Gedanken weiter fortspinne: Noch unsinniger ist es, das Wasser kurz vor dem Siedepunkt wegzuschütten und hoffen, daß es mit dem nächsten Topf Wasser schneller geht …

Oder mit Karl Valentin zu sprechen: Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. Auch hier wäre zu ergänzen: vor allem die letzten 5 Prozent.

Im übrigen seid Ihr viel zu sehr auf Eure Lehrer fixiert. Niemand hindert Euch, Euer Repertoire selbständig zu erweitern. Ihr scheint vornehmlich für Eure Lehrer, für die nächste Klavierstunde zu üben, anstatt das, was Ihr dort vermittelt bekommt, auf andere Stücke und auf das vorhandene Repertoire zu übertragen.
 
Als ich das las, bin ich irgendwie darüber gestolpert, weil ich mich da sehr angesprochen fühlte. Denn ich glaube, ich bin genau so eine Klavierschülerin. Und da dachte ich mir, was bedeutet halbfertig? Und warum ist das schlecht?

Gerade letzte Woche bei meiner Klavierstunde dachte ich bei einem Stück: Wann kann ich das Stück denn endlich weglegen? Ich will doch nicht ewig damit rumhängen. Aber meine Klavierlehrerin meinte dann, ich sollte es noch einmal spielen. Da ich aber schon in der Woche davor gesagt hatte, ich übe das Stück jetzt nicht weiter, ich kann es gut genug, hatte ich das Stück in der Woche davor gar nicht mehr gespielt.

Ich übe es schon seit Wochen, es wird natürlich besser, aber ich werde wohl nie ein Stück fehlerfrei spielen können. Und ich möchte bei so einem kleinen Mini-Menuett auch nicht jede Nuance der Dynamik ausprobieren und es dadurch immer wieder spielen müssen, obwohl ich es schon auswendig kann. Ich möchte jetzt lieber weitergehen und die beiden Stücke üben, die ich später angefangen habe.

Man muss doch irgendwie vorankommen. Es kann doch nicht sein, dass ich ein Stück erst perfekt spielen muss, bevor ich zum nächsten weitergehen kann. Dann würde ich Jahre mit einem einzigen Stück verbringen, denn perfekt ist es nie, und ich schaffe es so gut wie nie, ein Stück fehlerfrei zu spielen.

Aber das muss ja auch nicht sein. Ich lerne an jedem Stück etwas und komme weiter, werde besser. Dennoch kann ich nicht fehlerfrei spielen, und das ist auch nicht mehr mein Ziel. Sicherlich würde ich mir wünschen, fehlerfrei spielen zu können – und manchmal, wenn ich allein übe, klappt das ja auch –, aber wenn man jemandem vorspielt, dann klappt das ja so gut wie nie. Deshalb arbeite ich darauf gar nicht mehr hin.

Ich bin jetzt ein Stück über 60, ich spiele erst seit ein paar Jahren, und ernsthaft eigentlich erst seit ein paar Monaten wieder. Ich komme voran, bin musikalisch, aber ich werde keine Yuja Wang mehr. Und es wäre auch Quatsch, wenn ich das versuchen würde.

Aber wieso will meine Klavierlehrerin dann immer noch dasselbe Stück von mir vorgespielt haben, obwohl wir doch weitermachen könnten? Es ist ja nicht so, dass ich nichts kann oder keine Fortschritte mache. Nur habe ich manchmal das Gefühl, Klavierlehrer wollen ein Stück mit einem totarbeiten, bis man es wirklich nicht mehr sehen und hören kann.

Ein Stück, das ich zu 90% oder so spielen kann, ist doch in Ordnung. Es muss doch nicht 100% und fertig sein. Was ist gegen „halbfertig“ zu sagen, solange man nicht damit bei einem ernsthaften Konzert auftreten will, sondern nur für sich selbst spielt?
Das solltest du so deiner KL sagen, finde deinen Standpunkt nachvollziehbar beschrieben.
(Ich denke, dass bei Spätanfängern (sowie bei KL) nicht pauschal was erwartet werden kann, deshalb ist auch die Frage im Threadtitel m.E. nicht allgemeingültig zu beantworten.)
 
Ich bin mit meiner Klavierlehrerin auch sehr zufrieden. Sie ist eine sehr gute Lehrerin und für mich absolut die passende. Aber es ist mir jetzt schon mehrmals aufgefallen, dass sie länger an einem Stück dranbleiben will als ich. Obwohl ich es mindestens zu 80% kann.
Liebe Annaklena,

ich schließe mich @Kaltstoff an: besprich das mir deiner Klavierlehrerin!

Du hältst ja viel von ihr und offensichtlich ist sie noch nicht zufrieden. Es fragt sich aus meiner Sicht, ob deine 80% und ihre 80% übereinstimmen - ich vermute nicht. Möglich ist, dass es ihr tatsächlich nur um Verspieler und mangelnde Sicherheit geht, möglich ist aber auch, dass es ihr um grundsätzliche musikalische Fähigkeiten geht. Dass möglicherwiese dein Gehör noch nicht so ausgebildet ist, wie sie es gerne hätte und du bestimmte, ihr wichtige Dinge noch nicht hörst und daher nicht umsetzt.

Was es nun auch ist - ein Gespräch, in dem du dein Anliegen thematisierst und fragst, was genau ihr an deinen Stücken noch fehlt, so dass sie es noch nicht weglegen will, wird Klarheit bringen.

Liebe Grüße

chiarina
 
Wann kann ich das Stück denn endlich weglegen? Ich will doch nicht ewig damit rumhängen.
Das ist bei meiner (nun nicht mehr ganz so neuen) KL auch so. Ich lerne bei ihr viel weniger Stücke als bei meiner früheren KL. Oft bin ich auch davon genervt, dass wir so lange noch am selben Stück rumeiern.
Aber:
Bis man wirklich effizient an Technik und Gestaltung arbeiten kann, muß man den Notentext beherrschen.
Das stimmt! Und ich merke, dass ich die Stücke, die ich jetzt bei ihr lerne auf einem anderen Niveau kann als die Stücke, dich ich bei meiner früheren KL gelernt habe. Z.B. kann ich sie auswendig (was mir früher schwer fiel).
Und ich habe eine ganz andere Sicherheit. Das gibt mir auch für manche alte Stücke mehr Sicherheit. Das versöhnt mich mit meinem Schicksal, immer wieder die gleichen beiden Stücke zu üben.

Im Grunde ist es wohl auch so, dass diese Stücke eigentlich vielleicht noch etwas zu schwer für mich sind und mich deswegen länger beschäftigen als nötig bzw. übe ich zu wenig für diesen Schwierigkeitsgrad.

Ich kann deinen Frust verstehen, es geht mir ähnlich und ich wollte meiner KL nun einmal folgendes vorschlagen: bisher laufen zwei Stücke auch vom Arbeitsstand immer recht parallel nebeneinander. Ich wollte sie jetzt bitten, ein neues Stück dazuzunehmen, auch wenn die anderen noch nicht ganz fertig sind, damit ich verschiedene Übungsstände habe. Es ist dann schon wesentlich abwechslungsreicher, finde ich, und auch etwas öfter Bewegung in den Stücken drin. Und es macht auch Spass, wenn man ein Stück hat, das man noch "buchstabiert" und eines, das schon flüssig läuft und bei dem man an Feinheiten arbeitet.
 
Es gibt Stücke, die mir sehr am Herzen liegen. Die übe ich auch gerne lang und dann lernt man auch anderes, z. B. mir beim Spielen zuhören, ohne den Faden zu verlieren.

Und es gibt (weit mehr) Stücke, die ich dann auch irgendwann nicht mehr hören kann. Die lege ich auch gern weg, wenn ich das, was ich in dem Stück lernen sollte, auch kann.

Dazu kommt noch, dass mich ein wirklich schönes neues Stück auch wirklich fasziniert und meine Aufmerksamkeit auch völlig einnimmt.

Also meistens stirbt das alte Stück eher indirekt, wenn mein Lehrer mir ein neues vorschlägt für das mein Herz schlägt.
 
Ich wollte sie jetzt bitten.....Es ist dann schon wesentlich abwechslungsreicher, finde ich, und auch etwas öfter Bewegung in den Stücken drin.
Niemand hindert Euch, Euer Repertoire selbständig zu erweitern.
Ich verstehe diese Fixierung auch nicht so recht.
Als ich mal ein Jahr Unterricht hatte, habe ich immer nebenbei anderen Kram geübt (Clementi ging mir so was von auf den Sack). Nie wäre ich auf die Idee gekommen, den KL zu fragen. Ich hatte ihm dann einfach z.B. die fertigen "Strömungen" vorgespielt und um Anmerkungen gebeten.
 
Zuletzt bearbeitet:

Manchmal kann das Festhalten an einem Stück auch ein großer Fehler sein. Es gibt Lernprozesse, die man 1. nicht direkt messen kann (oder können sollte), auf die man aber schließen kann. Und 2. eine viel größeres Zeitfeld haben um sich voll zu entwickeln und ausprägen /sichtbar werden zu können.

Ein Bild: Wenn dieses Stück ein Seebeben ist und der Lehrer so lange an Ort und Stelle bleibt den Tsunami zu erwarten, dann kann der Schüler und er noch immer traurig auf den Surfbrettern warten. Oder aber man paddelt weiter, lässt sich weiter treiben und stellt irgendwann am Ende fest, dass man die ganze Zeit auf einer Eifelturmhohen Welle reitet, (die man vorher als solche gar nicht wahrgenommen hat.)
Die Gefahr, dass der Schüler die Welle verlässt, weil der Lehrer mahnt zu verharren, sehe ich größer, als "das bisschen messbare Springflut" , was ggf. auch zu großen Teilen der Eitelkeit u.o. Sturkopf des Lehrers geschuldet sein kann.

Kurz: Man tritt mehr auf der Stelle, wenn man scheinbar auf der Stelle tritt, und weniger, wenn man scheinbar nicht weiter kommt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Niemand hindert Euch, Euer Repertoire selbständig zu erweitern.
Das ist wahr. Nur muss man dann auch die Zeit dafür haben. Wenn ich an dem, was ich für die nächste Woche für die Klavierstunde üben muss, schon viel üben muss, bleibt für etwas anderes meist keine Zeit. Obwohl ich das immer wieder mache, etwas anderes üben. Aber oftmals muss ich es dann auch wieder lassen, weil es keinen Sinn hat, auf zu vielen Hochzeiten zu tanzen. Dann kommt man bei keiner zu etwas Richtigem.

Aber ich bin ansonsten ja zufrieden. Wenn ich keine Klavierstunde hätte, hätte ich kein richtiges Ziel und würde viel weniger üben. Das ist der eigentliche Sinn der Klavierstunde: Dass ich überhaupt genug übe. Dass ich weiß, WAS ich üben soll. Weil ich das von allein ja nicht unbedingt systematisch aufbauen könnte, um weiterzukommen. Dann würde ich mal hier rumklimpern, mal da rumklimpern, dieses YouTube-Video oder das, und das würde zum Schluss zu nichts führen.

Deshalb ist ein Klavierlehrer oder eine Klavierlehrerin so wichtig: damit sie die Struktur vorgibt und ich mich nicht verzettele oder das Falsche übe. Oder sehr wenig oder gar nicht übe, nur mal so rumklimpere. Und dann komme ich nie über das Anfängerstadium hinaus, in dem ich jetzt bin, und bin frustriert.
 
Es fragt sich aus meiner Sicht, ob deine 80% und ihre 80% übereinstimmen
Das ist ein guter Einwand. Ich glaube aber auch, dass 80% ihr zu wenig wären, während es mir eben jetzt erst einmal reicht. Möglicherweise kann ich ja dann in Zukunft zu dem Stück zurückkommen und komme auf mehr als 80%, weil ich zwischenzeitlich an anderen Stücken einiges gelernt habe, das ich auch für dieses Stück verwenden kann. Ich bin ja noch sehr am Anfang.

möglich ist aber auch, dass es ihr um grundsätzliche musikalische Fähigkeiten geht. Dass möglicherwiese dein Gehör noch nicht so ausgebildet ist, wie sie es gerne hätte und du bestimmte, ihr wichtige Dinge noch nicht hörst und daher nicht umsetzt.
Da lobt sie mich eigentlich immer. Dass ich Sachen, die sie mir sagt, sehr musikalisch umsetze. Oder auch von selbst mit großer Musikalität an die Stücke herangehe. Ich glaube, mein Gehör ist tatsächlich recht gut, aber meine Finger und alles andere hinkt da noch weit hinterher. Und das braucht einfach viel Zeit und viel Übung, die ich noch nicht habe, woran ich jetzt erst arbeite.

Was es nun auch ist - ein Gespräch, in dem du dein Anliegen thematisierst und fragst, was genau ihr an deinen Stücken noch fehlt, so dass sie es noch nicht weglegen will, wird Klarheit bringen.
Das werde ich jetzt auf jeden Fall mal machen. Bisher dachte ich immer, es reicht, wenn ich sage, lass uns jetzt was anderes spielen, wenn ich ein Stück schon ein paar Wochen in Arbeit hatte. Aber vielleicht ist das nicht die richtige Art zu kommunizieren.
 
bisher laufen zwei Stücke auch vom Arbeitsstand immer recht parallel nebeneinander. Ich wollte sie jetzt bitten, ein neues Stück dazuzunehmen, auch wenn die anderen noch nicht ganz fertig sind, damit ich verschiedene Übungsstände habe.
Das finde ich gut. Obwohl ich jetzt eigentlich schon zwei Stücke habe (wenn ich das Menuett jetzt weglege. Das war das dritte), die sehr unterschiedlich sind in den Übungsständen. Denn eins davon kann ich schon recht gut und es ist nicht so sonderlich schwer, beim anderen bin ich noch ziemlich am Anfang. Und es ist auch weitaus schwieriger (1. Satz Mondscheinsonate).

Da ich mit meinen Händen kaum eine Oktave greifen kann, geschweige denn eine None, ist dieser 1. Satz schon eine Herausforderung. Da müssen wir auf jeden Fall noch viel arbeiten, um diese meine Handicaps auszugleichen. Aber ich möchte dann natürlich trotzdem weiterkommen und auch noch andere Stücke spielen und nicht das nächste halbe Jahr allein mit dem 1. Satz der Mondscheinsonate verbringen, bis meine Finger sich vielleicht wenigstens ein bisschen daran gewöhnt haben.
 
Ich verstehe diese Fixierung auch nicht so recht.
Als ich mal ein Jahr Unterricht hatte, habe ich immer nebenbei anderen Kram geübt (Clementi ging mir so was von auf den Sack). Nie wäre ich auf die Idee gekommen, den KL zu fragen. Ich hatte ihm dann einfach z.B. die fertigen "Strömungen" vorgespielt und um Anmerkungen gebeten.
Das ist aber ein ganz anderes Niveau als das, auf dem ich jetzt bin. :001: Und dann muss man ja auch wissen, was man überhaupt spielen kann. Ich kenne viele Stücke, die ich gern spielen würde, aber die sind weit außerhalb meiner technischen Anfängerfähigkeiten. Deshalb bin ich froh, wenn ich jemanden habe, der mir Stücke vorschlägt, die ich auch tatsächlich spielen kann. Wobei die Mondscheinsonate jetzt mein Wunsch war. Das hat einen ganz besonderen Grund, warum ich die bis zum 31.7. können muss. Oder will auf jeden Fall. Also den ersten Satz. Von etwas anderem spreche ich ja gar nicht. :002:
 
Manchmal kann das Festhalten an einem Stück auch ein großer Fehler sein. Es gibt Lernprozesse, die man 1. nicht direkt messen kann (oder können sollte), auf die man aber schließen kann. Und 2. eine viel größeres Zeitfeld haben um sich voll zu entwickeln und ausprägen /sichtbar werden zu können.
Das merke ich jetzt ganz deutlich. Seit ich Ende letzten Jahres wieder angefangen habe, hat sich viel getan, das ich gar nicht so bemerkt habe. Zuerst hatte ich aber das Gefühl, nicht nur auf der Stelle zu treten, sondern geradezu im Rückwärtsgang eingehakt zu sein. Denn ich konnte vor ein paar Jahren schon wesentlich mehr. Und es ging auch einfacher und schneller. Obwohl ich damals weniger geübt habe als jetzt.

Seit ein, zwei Wochen habe ich aber das Gefühl, jetzt hat es doch an der einen oder anderen Stelle "klick" gemacht. Ein neues Menuett einzuüben, das ich jetzt einmal probeweise so nebenbei angefangen hatte, ging jetzt viel, viel einfacher als das mühsame Vorgehen mit dem ersten Menuett seit vielen, vielen Wochen.

Natürlich kann ich das neue Menuett trotzdem noch nicht fehlerfrei und im Originaltempo spielen. So einen großen Sprung habe ich jetzt nicht gemacht. Aber ich konnte es recht schnell nach ein paarmal Üben mit separaten Händen recht ordentlich langsam mit beiden Händen spielen. Das Üben mit nur einer Hand empfinde ich immer als sehr einfach, da ich gut Notenlesen kann und auch rhythmisch sicher bin. Das geht wirklich schnell. Aber das Zusammenfügen macht mir immer noch große Probleme. Die diesmal eindeutig wesentlich geringer waren. Wobei wir hier wirklich von sehr einfachen Anfängerstücken sprechen, nicht von anspruchsvollen Werken.
 
Es gibt Stücke, die mir sehr am Herzen liegen. Die übe ich auch gerne lang und dann lernt man auch anderes, z. B. mir beim Spielen zuhören, ohne den Faden zu verlieren.

Und es gibt (weit mehr) Stücke, die ich dann auch irgendwann nicht mehr hören kann. Die lege ich auch gern weg, wenn ich das, was ich in dem Stück lernen sollte, auch kann.

Dazu kommt noch, dass mich ein wirklich schönes neues Stück auch wirklich fasziniert und meine Aufmerksamkeit auch völlig einnimmt.

Also meistens stirbt das alte Stück eher indirekt, wenn mein Lehrer mir ein neues vorschlägt für das mein Herz schlägt.
Dem würde ich in allen Punkten zustimmen. :001: Aber das betont, finde ich, auch das, was ich oben schon sagte. Ich schätze es sehr, wenn ich mein Programm nicht ganz allein zusammenstellen muss (vor allen Dingen jetzt, in diesem meinen Anfängerstadium nach ein paar Monaten), sondern durch meine Klavierlehrerin die Gelegenheit bekomme, mich systematisch weiterzuentwickeln. Wozu natürlich nicht nur Stücke, sondern auch Tonleitern und Kadenzen gehören, die sie mich am Anfang jeder Stunde kurz spielen lässt. Das würde ich normalerweise wahrscheinlich nie tun und auch nie gezielt üben. Dafür bin ich meiner Klavierlehrerin sehr dankbar, weil ich merke, wie sehr ich diese Übungen brauche und wie viel sie mir im Moment bringen.

Einige Übungen, die sie mir gegeben hatte, konnte ich aufgrund von Schmerzen in den Händen nicht spielen, aber ich arbeite daran, meine Finger trotzdem mit allem, was ich spiele geschmeidiger und hoffentlich schmerzfreier zu machen. Da würde ich allein vielleicht auch eher aufgeben, weil ich denken würde, dann geht es halt nicht, das Klavierspielen, wenn ich dabei Schmerzen habe. Aber es muss irgendwie gehen. Es braucht wahrscheinlich nur weit mehr Zeit, als ich gedacht habe.
 
Bis man wirklich effizient an Technik und Gestaltung arbeiten kann, muß man den Notentext beherrschen. Allein das braucht schon seine Zeit. Heinrich Neuhaus hat seinen Schülern folgendes Bild vermittelt: Wenn man einen Top Wasser zum Kochen bringen will, ist es unsinnig, ihn alle paar Minuten von der Herdplatte zu nehmen. - Wenn ich den Gedanken weiter fortspinne: Noch unsinniger ist es, das Wasser kurz vor dem Siedepunkt wegzuschütten und hoffen, daß es mit dem nächsten Topf Wasser schneller geht …

Oder mit Karl Valentin zu sprechen: Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. Auch hier wäre zu ergänzen: vor allem die letzten 5 Prozent.

Im übrigen seid Ihr viel zu sehr auf Eure Lehrer fixiert. Niemand hindert Euch, Euer Repertoire selbständig zu erweitern. Ihr scheint vornehmlich für Eure Lehrer, für die nächste Klavierstunde zu üben, anstatt das, was Ihr dort vermittelt bekommt, auf andere Stücke und auf das vorhandene Repertoire zu übertragen.

So sehe ich das auch! Wahrscheinlich wäre mein Klavierlehrer der richtige für @Annaklena, der ist mit meinen Vorträgen nämlich auch regelmäßig zufrieden, während ich es noch lange nicht bin. Ich halte es aber auch mit dem letzten Absatz aus dem Zitat: für alles brauche ich meinen Lehrer nicht, vieles kann ich mir auch selbstständig erarbeiten. Und niemand zwingt mich, ein Stück wegzulegen, nur weil der Lehrer das tut.

Gerade auch bei den Verspielern fällt mir auf, dass es manchmal extrem viel bringt, ein Stück ein paar Tage liegen zu lassen und dann noch einmal kleinteilig dranzugehen, abschnittsweise, Hände getrennt. Oder gar, ein vor Monaten weggelegtes Stück wieder aufzufrischen. 😊
 

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