Vom Blatt spielen

lemongirl

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Ich spiele seit 8 Monaten Klavier oder versuche es zumindest, hatte keinerlei Vorkenntnisse und bin jetzt 38 Jahre jung. Hatte mich hier auch angemessen vorgestellt:).
Gibt es eine Methode, wie ich besser 'vom Blatt' spielen kann? Ich habe einmal pro Woche Unterricht in einer hier ansässigen Musikschule und bin auch mit meiner Lehrerin echt zufrieden.
Sie sagte mir, dass ich mir ganz leichte Stücke aus dem ersten Band von Alfred's Klavierschule für Erwachsene vornehmen soll, um so besser vom Blatt spielen zu lernen. Ich bin jetzt im zweiten Band der Klavierschule und habe selber gemerkt, dass ich die Stücke nur oft genug spielen muss, dann kann ich sie fast auswendig und spiele sie, für meine Verhältnisse auch recht gut, kann aber nicht immer sagen, an welcher Stelle ich gerade bin, da ich wie gesagt, recht gut auswendig spielen kann. Aber das reicht mir nicht.
Ich möchte lieber wissen, wo ich bin!!! Denn manchmal braucht man halt doch die Noten zur Orientierung, oder? Ist echt schwer.
Wer hat noch einen guten Tipp?
Gelesen habe ich mal hier im Forum, dass man sich ein Tuch über die Finger legen soll?!
Werde sicherlich kein Konzertpianist mehr, aber ich möchte es so gut wie möglich machen. (Wer will das nicht?:))
Jetzt sind Sommerferien und ich habe 6 Wochen Zeit zum Üben....
 
Grüß' Dich Lemongirl,

mir geht es genau wie Dir, bin jetzt etwa 12 Monate am Klavierspielen. (Und habe mich hier noch nicht mal ordentlich vorgestellt. Ups, muss ich wohl noch nachholen.) Ich lerne die Stücke auch relativ schnell auswendig. Als Folge gucke ich nur noch auf die Tasten. Und da entgeht einem ja die eine oder andere Info aus den Noten, die man beim ersten Lernen übersehen hat.

Ich habe jetzt von meiner Klavierlehrerin die Aufgabe bekommen, ein Rondo von Mozart blind zu spielen. Die Hände soll ich allerdings einzeln einüben. Da ich explizit den Auftrag bekommen habe, hab' ich es dann auch umgesetzt. Das heißt, ganz durch bin ich noch nicht. Was soll ich sagen, es funktioniert. Ist schon ein kleines Aha-Erlebnis. Ich kann am Ende wahrscheinlich beide Hände blind einzeln spielen. Wie das Experiment ausgehen wird, wie es funktioniert, wenn ich beide Hände zusammenführe, tja, das weiß ich im Moment allerdings noch nicht. :rolleyes:

lg

Nora
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Es hilft natürlich nicht viel, immer wieder die gleichen Stücke vom Blatt zu spielen, wenn man sie bald auswendig kann. Leichte Stücke bieten sich natürlich an und es gibt eine Vielzahl von legalen Quellen für klassische Klaviermusik, wo man passende Noten runterladen kann. Aber man kann auch schwerere Stücke vom Blatt spielen, nur eben nicht im Originaltempo. Die zweistimmigen Inventionen und die Präludien in "Wohltemperiertes Klavier" von Bach sind für sowas nicht schlecht, zumal man zwangsläufig durch alle möglichen Tonarten kommt, wenn man die Werke durcharbeitet.

Das Wesentliche ist meiner Meinung nach, möglichst viele neue Noten vom Blatt zu spielen und sich dabei nicht zu überfordern. In den genannten Themen hier im Forum müßte auch ein Buch zum Üben erwähnt sein, das noch gezielter vorgeht.

Ein ganz wichtiger Faktor beim Spielen vom Blatt ist das Gespür für die Fingersätze. In meiner Ausgabe des Wohltemperierten Klaviers sind diese sehr spärlich angegeben und durchaus nicht immer optimal aber sie reichen aus, um ohne Hopser oder Fingerverknotungen durch die Stücke zu kommen. Ohne solche Vorgaben muß man sich Noten vor dem Spielen ansehen und sich ein paar Gedanken machen. Das geht zuerst nicht besonders gut aber im Laufe der Zeit wird es immer besser ;)
 
Hallo Lemongirl;

ich spiele nun schon fast 2 jahre und immer noch alles auswendig. daher hat meine KL angeregt, dass wir ab sofort 10 min des Unterrichts für das Blatt-Spiel (und nur dort!) abzwacken. Die Hefte der Reihe "Piano Sight Reading" scheinen mir dafür gut geeignet. Ab Mittwoch gehts los. Bin mal gespannt. Wichtig ist m.E. das Vermeiden jeglicher Wiederholung, da wir "Auswendigspieler" sonst sofort unser "Talent" wieder einsetzen...
 
Vielen Dank, für die guten Vorschläge. Wahrscheinlich müsste ich tatsächlich erstmal versuchen an neue Noten zu kommen, die dafür geeignet sind. Werde eure Vorschläge gleich mal im Netz suchen.

Ich hatte den Rat meiner KL befolgt und Stücke aus dem ersten Band vom Blatt gespielt, hat aber nichts genützt, denn die kann ich auch noch ganz gut auswendig. :cry: Ich hätte es eigentlich ganz gerne, dass ich, sobald ich eine Note spielen möchte, ich sofort weiß wie die heißt. Wenn ich kurz nachdenke, weiß ich es natürlich, aber halt nicht sofort. Macht es dann Sinn, sich wirklich unbekannte (leichte) Stücke zu nehmen und jeden Tag z. B. 10 min die Noten beim Spielen laut zu sagen?
 
Hi lemongirl,

Macht es dann Sinn, sich wirklich unbekannte (leichte) Stücke zu nehmen und jeden Tag z. B. 10 min die Noten beim Spielen laut zu sagen?

bin mir nicht sicher, ob das gut ist. Das Ziel ist ja, dass du ein Notenbild siehst und dieses sofort auf dem Klavier spielen kannst und das ohne Umweg über andere Hilfsmittel, es müssen direkte unbewusste Assoziationen vom Notenbild zum Ausführen der entsprechenden Bewegungen aufgebaut werden.

Der korrekte mentale Vorgang ist folgender:

  1. Visuelle Erfassung der Noten (Notenbild)
  2. Umsetzen in eine innere Klangvorstellung
  3. Auslösen/Ausführen der notwendigen Bewegungen
  4. Kontrolle des erzeugten Klanges (Rückmeldung)

Übrigens:
Oft wird Punkt 2 übersprungen. Das Notenbild wird direkt in ein Tastenbild umgesetzt, dadurch ist dann keine innere Kontrolle über den Klang möglich, was eine Grundvoraussetzung für meisterliches Klavierspiel ist. (Ich bin auch so ein Bewegungsspieler ;-) )

Eine letzte Weisheit: ;-)

Vom Blatt Spielen übt man durch vom Blatt Spielen.

Das muss man sich auch bewusst machen, weil man sucht oft irgendwelche Abkürzungen (bei mir aus Faulheit).

Gruß
 
Oh man, das hört sich echt nach Arbeit an. Ist ja nicht so, dass ich total faul bin, sonst hätte ich wahrscheinlich auch nicht mit dem Klavierspielen angefangen, aber manchmal bin ich echt etwas überfordert. Und dabei möchte ich es wirklich gut machen (Ehrgeiz ist auf jeden Fall genug vorhanden) Aber vielleicht ist auch das mein Problem.
@Bachopin: werde versuchen es zu beherzigen und auch umzusetzen. Aber Punkt 2 ist tatsächlich nicht so einfach, da ich wie gesagt, kaum Vorkenntnisse habe. Die beschränken sich auf Blockflöte spielen in der Kindheit. Aber wahrscheinlich macht auch hier 'Übung den Meister'.
Ich gebe auf jeden Fall nicht auf.....
Gruß
Heike
P.S. Habe gerade im Clavio Shop 'Piano Sight Reading' bestellt
 
Hallo Lemongirl,
ich habe hier eine interessante Internetseite aus der Schweiz, wo einem die ganze Rhytmik näher gebracht werden soll und somit auch die Möglichkeit die Noten sofort umzusetzen. Vielleicht hilft es ja
Alles Gute
Gruß Thorsten
http://www.worldjazz.ch/Rhytmuskurs/Level1.htm
 
Das ist ja ne super Seite. Vielen Dank Take-Two für den guten Tipp. Werde mich morgen gleich mal näher damit beschäftigen.:) und hoffe, dass es was fürs tägliche Üben bringt....;)
 
@Lemongirl
Ich bin ein recht guter Blattspieler.:D
Weißt Du warum? Weil ich als Teenager extrem faul war und oft in meiner Klavierstunde das Blattspielen geübt habe. Ich muss und musste auch immer in der Klavierstunde jedes neue Stück sofort mit beiden Händen langsam vom Blatt spielen.
Vielleicht hilft es Dir wenn Du Dir eine neue/andere Klavierschule besorgst und damit täglich das Blattspielen übst. Ich würde dabei dann recht zügig vorangehen und nicht jedes Stück bis ins letzte Detail ausarbeiten. Das kannst Du ja bei den anderen Stücken machen. Wichtig beim Blattspielen finde ich, dass man immer weiter spielt, egal was passiert. Was man ja normal beim Üben nicht macht.
 

@Chrissi, habe teilweise damit schon angefangen aus einer anderen Klavierschule vom Blatt zu spielen, habe aber den entscheidenden Fehler gemacht, dass ich das Stück dann auch immer besonders gut spielen wollte. Das ist wohl der Knackpunkt. Halt einfach mal langsam spielen, ohne großartig auf die Melodie zu achten..Prima, danke für den Tipp
LG
Heike
 
Halt einfach mal langsam spielen, ohne großartig auf die Melodie zu achten.

Naja, Blattspiel heißt nicht, dass man nur die Noten runterspult, ohne auf die Melodie zu achten, sondern dass man den "Grundstock" eines Stückes spontan erfassen und spielen kann. Gerade die Melodie - die "musikalische Rede" - ist ein essentieller Teil eines Stückes. Fehler in der Begleitung und auch in der Melodie sind dabei nicht tragisch, - aber man sollte die Melodie schon beachten.
Langsam zu spielen, ist sicher gut, um das Blattspiel zu üben. Es hilft auch, trotz Fehlern weiterzuspielen und nicht abzubrechen.

Grüße von
Fips
 
Hi,
Gerade die Melodie - die "musikalische Rede" - ist ein essentieller Teil eines Stückes.

der Vergleich mit der "musikalischen Rede" finde ich sehr gut.
Bzw. es ist keine "musikalische Rede", das wäre eher wieder auswendig Spielen, es ist "musikalisches Vorlesen".

Gutes "Vom Blatt Spielen" ist wie wenn ein guter Schauspieler oder Autor aus einem/seinem Buch vorliest.

Er weiss ständig in welchem Kontext er sich im Moment befindet und er weiss auch wie es weitergeht (im Gegensatz zum Zuhörer ;-) ). Er kann dadurch die entsprechenden überzeugenden und fesselnden Stimmungen erzeugen.

Gruß
 
Gutes "Vom Blatt Spielen" ist wie wenn ein guter Schauspieler oder Autor aus einem/seinem Buch vorliest.
Er weiss ständig in welchem Kontext er sich im Moment befindet und er weiss auch wie es weitergeht (im Gegensatz zum Zuhörer ;-) ). Er kann dadurch die entsprechenden überzeugenden und fesselnden Stimmungen erzeugen.

Oh man, ich hoffe, dass mein musikalisches Verständnis mal irgenwann so weit reicht. Aber ich bin voller Hoffnung, da ich ja wie gesagt, erst seit 8 Monaten dabei bin...:klavier: aber es macht mir jeden Tag mehr Spaß.
Inzwischen kann ich sogar aus unbekannten Liedern die Melodie 'rauskitzeln', da war vor ein paar Monaten noch gar nicht dran zu denken. Musste immer erst bei youtube reinhören....damit ich wusste, worum es melodisch ging....
 
He lemongirl,

mach dir kein Stress. :-)

Alles muss man erstmal lernen und üben. Das kommt alles mit der Zeit.

Gruß
 
Genau! Ich habe mich jetzt - nach 20 Monaten purem Auswendigspiel - dazu durchgerungen, das Blattspiel zu üben. Da hast Du einen hübschen Vorsprung. Meine KL war übrigens vom "Piano Sight Reading" hellauf begeistert, weil es sehr gut vom "Buchstabieren zu Worten und ganzen Sätzen hinleitet"...
 
Hallo Lemongirl!

schön dass dir das Klavier spielen auch so viel Spaß macht :p! Das ist das Wichtigste!
Ich kann dein Problem gut verstehen. Bei mir war es früher in meiner Jugend auch so, dass wir im Klavierunterricht immer ein Stück nach dem Anderen durchgenommen haben. Und irgendwann konnte ich alle Stücke auswendig aber sehr schlecht vom Blatt spielen.

Mit der Zeit hat mich das gelangweilt und ich habe einfach angefangen leichte Stücke ohne zu üben nach Blatt zu spielen. Auch wenn ich viele Fehler gemacht habe, irgendwann war das Ergebnis doch ganz o. k.. Und ich mache das jetzt so, spiele mich kreuz und quer durch die Noten (nach Blatt) und wenn mir ein Stück wirklich gefällt studiere ich es ordentlich ein.

Meine Klavierlehrerin hat mir auch ein paar strenge Regeln aufgestellt:
1. nie auf die Tastatur schauen (bei Oktavsprüngen mache ich es noch ganz kurz :D)
2. nur wirklich sehr sehr selten zusätzliche Beschriftungen in den Noten.
Keine Vorzeichen, keine Notenbeschriftung, keine Griffe .... . Da bin ich auch ganz streng mit mir! Nur so bekomme ich nämlich das Gefühl für die Tonart und für das Greifen. Und ich vergesse so gerne mal ein Fis oder b :D.

Vielleicht konnte ich dir ein wenig weiterhelfen. Ich wünsche Dir ganz viel Erfolg!! Wäre schön von Dir zu hören, wie du Fortschritte machst.

Liebe Grüße

Schnatterinchen
 
Hallo Schnatterinchen,

vielen Dank für die weiteren tollen Tipps. Warte jetzt ganz gespannt auf die Noten, die ich mir bestellt habe.
Ich bin ja schon froh, dass ich überhaupt soweit schon gekommen bin, aber jetzt kommt halt der Ehrgeiz durch, es auch wirklich gut zu machen. Hätte aber nie gedacht, dass es mir soviel Spaß macht.
Eigentlich übe ich jeden Tag, aber manchmal zwinge ich mich auch zu einem Tag Pause und siehe da, dann klappt es manchmal schon viel besser. Allerdings mit dem 'Nicht-hin-gucken' ist es auch nicht so einfach. Habe hier mal gelesen, dass man ein Tuch über die Finger legen soll. Habe das auch versucht, aber das hat dann sowas von 'Drill' finde ich und habe es wieder gelassen. Dann gucke ich halt mal kurz!! hin, werde ja wahrscheinlich sowieso keine Konzertpianistin mehr (wär aber toll - hehehehe:) ) Aber man muss halt realistisch bleiben. Bin in meiner Familie die Einzige, die ein Instrument lernt und alle sind jetzt schon ganz beeindruckt...:p (man merkt wohl, dass ich ganz hin und hergerissen bin zwischen Stolz - weil ich es überhaupt angefangen habe / und Ärger darüber, dass es nicht besser klappt)
Zu dem Vom Blatt spielen kommt dann auch noch dazu, dass ich die Stücke, die ich üben soll, nicht so perfekt spiele, wie ich es gerne hätte. Aber vielleicht verlange ich da auch zuviel von mir.
Meine KL versucht mich immer zu bremsen, sie meint auch, dass ich mir zuviel Stress mache...
Naja, ich hoffe mal, dass ich wenn ich ein Jahr dabei bin, dass das Vom Blatt spielen dann nicht mehr so das große Thema ist...(und ich mir dann über andere Klavierthemen den Kopf zerbrechen muss:) )
 
Naja, ich hoffe mal, dass ich wenn ich ein Jahr dabei bin, dass das Vom Blatt spielen dann nicht mehr so das große Thema ist...
Ich fürchte, dass zwei Monate nicht reichen. Hab einfach Geduld. Noch ein Tipp: Nimm einfach mal Stücke auf (Video o.ä.). Wenn dann der Punkt kommt (und er kommt!), wo Du meinst, es ginge alles zu langsam und Du würdest Dich nicht weiter entwickeln -dann guck Dir die ollen Dinger an. Das vetreibt meist ganz schnell die trüben Gedanken.

Vor 8 Monaten hattest Du noch null Ahnung. Und heute beeindruckst Du schon die Familie. Hättest Du das gedacht?
 

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