Unterschiede Orgeldienst kath.Messe<->ev. Gottesdienst ?

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Ich kenne nur den Orgeldienst für evangelische Gottesdienste, für "normale" und Abendmahlgottesdienste.

Mich würde interessieren, wie insbesondere die Liturgie in einer kath. Messe abläuft aus Orgelsicht. Aber auch, ob ihr Unterschiede zwischen der Liedbegleitung, Intonation oder auch Auswahl der Stücke zu Beginn und am Ende der "Veranstaltung" ausmacht gegenüber einem ev. Gottesdienst mit Orgelbegleitung?
 
Also der Ablauf der kath. Messe, wo Organisten hauptsächlich benötigt werden, ist immer ziemlich gleich:

Freies Eingangsstück
Kyrie
Gloria*
Antwortgesang (Psalm)
Halleluja
Credo*
Gabenbereitung
Sanctus
Agnus Dei
Freies Kommunionstück
Dank- oder Schlusslied
Freies Ausgangsstück

An Werktagen entfallen die *, meist wird auch der eine oder andere Teil gesprochen statt gesungen.
Weil der Ablauf immer gleich ist, muss man auch vorher wenig absprechen, was wann kommt (das muss man natürlich intus haben). Das ist bei den Evangelen glaub ich anders. Was es gar nicht gibt ist das "Liturgie-Spielen", also mal nur ein "Amen" o. ä. begleiten, was ich sehr angenehm finde.
Die Intonationen sind glaube ich bei den Katholen i. d. R. kürzer, man möchte lieber singen als ewig den Kunststücken des Organisten zuhören. Überhaupt hat wohl die Orgel mehr begleitend-untergeordnete Funktion, deshalb wird auch nicht erwartet, dass die Gemeinde geschlossen bis zum Ende des Schlussstückes sitzen bleibt.
Das ist so meine Sicht der Dinge, allerdings habe ich seit über 10 Jahren keinem ev. Godi mehr beigewohnt und kenne das daher vor allem vom Hörensagen.
 
Ich kenne nur den Orgeldienst für evangelische Gottesdienste, für "normale" und Abendmahlgottesdienste.

Mich würde interessieren, wie insbesondere die Liturgie in einer kath. Messe abläuft aus Orgelsicht. Aber auch, ob ihr Unterschiede zwischen der Liedbegleitung, Intonation oder auch Auswahl der Stücke zu Beginn und am Ende der "Veranstaltung" ausmacht gegenüber einem ev. Gottesdienst mit Orgelbegleitung?

Halli Hallo,

hier meine ganz persönlich fest gemachten Unterschiede. Ich bin (angehender) katholischer Kirchenmusiker.

Katholischer Orgeldienst wird schlechter bezahlt. Gleichzeitig hatte ich oft das Gefühl, dass beim "evangelischen" Orgeldienst mehr vom Organisten verlangt wird. Ich wurde zumindest bei Evangelischen immer dazu angehalten, Literatur zu spielen.
Bei 3 (bis 4) regulären Messen pro Woche, plus außerplanmäßigen Diensten, wie Sterbeämtern, kann meine katholische Gemeinde von mir keine abwechslungsreiche Literatur erwarten, sodass ich Ein- und Auszug grundsätzlich improvisiere.

Orgelspiel zum Schluss der "Veranstaltung" existiert im katholischen Gottedienst wohl nicht... Das Lied zum Schluss ist ein Rausschmeißer (Ite, missa est!!!!), ein Lied zum Auszug der Gemeinde mit oftmals sehr lauten Unterhaltungen über Gott und die Welt. Wirklich zuhören tut mir keiner beim Lied zum Auszug. Sitzen bleiben höchsten 4 Leute (1 davon ist übrigens evangelisch und kennt das nur so...), für die spiel ich dann aber auch schön... ;) Diesen Rausschmeißer empfinden die meisten gar nicht mehr als Musik, sondern verlassen schlagartig mit hohem Lautpegel das Gotteshaus.

Meiner Empfindung nach sind Intonationen zu Liedern im katholischen Gottesdienst kürzer.

Das Eingangslied bezieht sich häufig auf den Inhalt des Evangeliums, oder auch z.B. auf den Eingangsvers. Kyrie wird ganz gern auch mal nur gesprochen, Gloria gesungen. Die 1. Lesung kommt in der Praxis meiner Meinung nach eher selten vor, damit entfällt auch der 1. Zwischengesang (Psalm). Ausnahmen bestätigen die Regel. Es folgt die 2. Lesung mit darauffolgendem Ruf vor dem Evangelium: Hallelujah-Ruf und Hallelujah-Vers. Nach der Predigt kommt das Credo, dass die Gemeinde auch ganz gern in gesungener Form in Form eines Liedes mit Orgel bekräftigt. Zur Bereitung der Gaben wird ein Lied gesungen. Es folgt später als Teil des Hochgebetes das Sanctus-Lied, dass ohne Intonation, meistens dann ja fast "subito", zu begleiten ist. Bringt Probleme mit sich, so dass es einem keiner Übel nimmt, sondern eher begrüßt, wenn eine wirklich gaaanz kurze Intonation vorangestellt wird. Nach dem Vater-Unser folgt das Agnus-Dei.
Ihren nächsten Einsatz hat die Orgel oftmals bei der Kommunionausteilung, da spielt sie meditative Musik "sub communio". Auch hier kenne ich keinen katholischen Kirchenmusiker, der hier strikt Literatur spielt: selbstverständlich wird improvisiert.
Nach der Kommunion folgt später das Dank-Lied, das entweder schon das Schluss-Lied war, oder es folgt ein Marien-Lied...

Die Lieder bilden mit allen anderen Elementen des Gottesdienstes eine Einheit. Das gesungene Wort stellt jedoch das wichtigste dar. Orgel ist nur Mittel zum Zweck. Virtuosität ist daher hier eher fehl am Platz. Einfachste Intonationen und Liedbegleitungen werden lieber gesehen, als groß ausgearbeitete, womöglich auch ausgearbeitete Harmonisierungen und durchkomponierte Vorspiele.

Oftmals hat der Organist auch kleinere Liturgische Wendungen ad hoc zu begleiten. Das "Amen" der Gemeinde, ein Fürbitt-Ruf oder auch mal den Pfarrer spontan beim Singen eines Gesanges mit der Orgel begleiten, wenn seine Stimme abzufallen droht. So kenn ich auch katholische Gemeinden, wo grundsätzlich alles von der Orgel begleitet wird, sogar das Vater-Unser. Gleichzeitig kenn ich Gemeinden, wo soetwas kaum vorkommt. Liegt wohl aber auch daran, dass im Orgelbuch für das Gotteslob die liturgischen Gesänge ausgespart wurden ;D
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Zum Vater-unser singen oder sprechen möchte ich sagen, dass das auf Pfarrer, Gemeinde und Organist ankommt. Bei mir im Dorf is es normal, das das Vater-unser gesungen wird. Ob mit oder ohne Orgel. Kommt auf den Organisten an. Das ist aber wiederrum nicht bei allen Pfarrern so. Wenn einer nur zur Vertretung da ist, wird das meistens gesprochen. In der Stadt nebendran wird das Vater unser grundsätzlich gesprochen (da singen die Leute aber egal bei welchem Lied eh nicht mit).

Ist das bei den Evangelen ähnlich? würde mich wirklich mal Interessieren, da ich nur zu Konfirmationen da mal in der Kirche bin und da spielt dann meistens ne Band.
 
Ich kenne nur den Orgeldienst für evangelische Gottesdienste, für "normale" und Abendmahlgottesdienste.

Mich würde interessieren, wie insbesondere die Liturgie in einer kath. Messe abläuft aus Orgelsicht. Aber auch, ob ihr Unterschiede zwischen der Liedbegleitung, Intonation oder auch Auswahl der Stücke zu Beginn und am Ende der "Veranstaltung" ausmacht gegenüber einem ev. Gottesdienst mit Orgelbegleitung?

Ich mache ja beides:
- Im katholischen GoDi wird die Liturgie a capella gesungen - sehr angenehm. Bei wichtigen Gottesdiensten wird die Liturgie vom Organisten von der Orgelbank aus gesungen, dafür gibts extra ein Mikro. Ist ungewöhnlich - hat aber was.

- Im kath. Gottesdienst muss der Organist die Lieder an die Wand projezieren und evtl. Strophen auch noch weiterschalten (also zusätzlich zum Orgelspiel). Das muss man schon üben, damit man nciht beim Choralspiel ins Schleudern kommt.

- Vorspiel: kurz und laut (Ausreichend für den Einzug des Priesters samt Hofstaat, max. 1 Minute)

- Nachspiel kurz - die Katholen rennen bei uns eh raus. Da kann man auch mal halbfertige Literatur spielen....

- Manchmal muss man raten, was der Priester von einem will. Die geben null Hilfestellung, falls mal etwas durcheinander gerät (grade so Gabenbereitung oder Lied nach der Kommunion, wan fängt man an zu intonieren)

Ich selber bin evangelisch und der evangelische Gottesdienst ist mir vertrauter. Insgesamt ist es bei uns aber so, dass die Katholen anspruchsloser sind und die Gottesdienste insgesamt einfacher sind, schon alleine, weil keine großartigen Stücke am Anfang/Ende zu spielen sind.
 
Zum Vater-unser singen oder sprechen möchte ich sagen, dass das auf Pfarrer, Gemeinde und Organist ankommt. Bei mir im Dorf is es normal, das das Vater-unser gesungen wird. Ob mit oder ohne Orgel. Kommt auf den Organisten an. Das ist aber wiederrum nicht bei allen Pfarrern so. Wenn einer nur zur Vertretung da ist, wird das meistens gesprochen. In der Stadt nebendran wird das Vater unser grundsätzlich gesprochen (da singen die Leute aber egal bei welchem Lied eh nicht mit).

Ist das bei den Evangelen ähnlich? würde mich wirklich mal Interessieren, da ich nur zu Konfirmationen da mal in der Kirche bin und da spielt dann meistens ne Band.
Das Vaterunser wird bei uns in 99% aller Fälle gesprochen. Selten mal gesungen (Calypso-Version). Diese katholische Variante (also so Gregorianik-ähnlich) ist in der evangelischen Kirche unbekannt.
 
Danke für die schnelle Antwort. Calypso-Version hört sich Interessant an. Ich kenn nur die katholisch-normal-Version.

Insgesamt ist es bei uns aber so, dass die Katholen anspruchsloser sind und die Gottesdienste insgesamt einfacher sind, schon alleine, weil keine großartigen Stücke am Anfang/Ende zu spielen sind.

Das sagt ein Freund von mir auch immer. Dann wirds wahrscheinlich so sein. Aber warum spielen dann die Evangelischen Orgelschüler nach einem Jahr schon komplette Godies, die Katholischen aber erst (viel) später?
 
Danke für die schnelle Antwort. Calypso-Version hört sich Interessant an. Ich kenn nur die katholisch-normal-Version.



Das sagt ein Freund von mir auch immer. Dann wirds wahrscheinlich so sein. Aber warum spielen dann die Evangelischen Orgelschüler nach einem Jahr schon komplette Godies, die Katholischen aber erst (viel) später?

Kannst Du so nicht sagen. Ich kenne auch evangelische Orgelschüler, die erst viel später regelmäßig auf der Orgelbank im Gottesdienst saßen und katholische, die schon viel früher Gottesdienstpraxis gesammelt haben.

Vielleicht liegt es aber auch an der (nur für Anfänger willkommenen, sonst eher hemmenden) Art und Weise des Aufbaus des Orgelbuchs zum EG (zumindest das, dass ich in der Hand hatte). Dort gab - wenn ich mich richtig erinnere - eine ausgeschrieben Kurz-Intonation, ein durchkomponiertes Vorspiel, einen vierstimmigen Satz, einen dreistimmigen Satz und sogar einen um einen halbton höher transponierten Satz.

Ist natürlich vollkommen unkreativ, aber ich kann mir vorstellen, dass viele Orgelschüler angehalten werden, schnellstmöglich Gottesdienste zu begleiten und die können dann auf die manualiter, dreistimmigen Sätze zurückgreifen, wie auch auf die ausgeschriebenen Intonationen.
 
Vielen lieben Dank an dussek, TiNte, annettschn und Atra für eure Beiträge, habe einiges daraus gelernt, wie es bei Katholens so orgeldienstmäßig zugeht.

Was ich aus Orgelspielsicht schade finde, dass es offenbar bei einer katholischen Messe nicht gefragt ist, Literatur zu spielen. Während man bei einem evangelischen Gottesdienst die Gelegenheit hat, sowohl beim Eingangsstück als auch beim Ausgangsstück (zumindest kürzere) Literaturstücke abliefern zu können, oder auch beim Abendmahl (z.B. solche unsterblich schönen Stücke wie "Schmücke dich, o liebe Seele" von J.S.Bach, nur um ein Beispiel zu nennen).

Was die Länge der Intonation angeht, so hält sich die bei mir auch in Grenzen, max. vielleicht so lang wie eine Strophe des Liedes. Allerdings finde ich manche Intonationen aus dem Choralbuch auch gelungen, obwohl die eben ziemlich kurz sind. Von großen Kunstausschmückungen bei den Intonationen halte ich auch nicht viel, könnte sie aber auch gar nicht liefern mangels Erfahrung darin bisher.

Offenbar gibt es, wenn ich eure Beiträge richtig verstanden habe, Unterschiede, ob die Liturgie a capella gesungen oder von Orgel begleitet wird. Atra hat die Erfahrung gemacht, dass in ihren katholischen Orgeldiensten die Liturgie a capella gesungen wird, während dussek und TiNte die Erfahrung haben, dass Orgelbegleitung bei der Liturgie durchaus an der Tagesordnung ist. Es scheint also da Unterschiede zu geben, je nach Gegend oder Pfarrer/Priester vielleicht?

Nebenbei, es gibt vom ziemlich bekannten katholischen Domkantor (Peter Wagner) aus meiner Stadt einen zweibändigen Lehrband "Orgelimprovisation mit Pfiff", und er hat im Rahmen meines damaligen C-Kurses diese Improvisationen SEHR beeindruckend uns vorgeführt. Allein, mich wundert, dass diese ausschweifenden Improvisationen, als Intonationen gedacht, bei Katholens dann offenbar keine Anwendung finden können, - etwas merkwürdig, warum solche "Hammerintonationen" ausgerechnet von einem katholischen Organisten (einem sehr begnadeten übrigens) kommen...
 
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Das angenehme an der katholischen Messe ist - wie dussek schon gesagt hat - dass der prinzipielle Ablauf eigentlich immer gleich ist (sofern es sich um einen normalen Sonntag im Jahreskreis und keinen Feiertag handelt, aber selbst an Feiertagen ist dieser Ablauf fast immer vorhanden und wird dann eben noch entsprechend ausgebaut).

Solch groß angelegte Improvisationen für ein Lied, wie du im letzten Beitrag erwähnst, Mindenblues, bieten sich hier bei den Katholiken zum Beispiel sehr gut für die Eröffnung des Gottesdienstes an, da der Einzug von Pfarrer etc. und das Eröffnungslied (zumindest in unserer Gegend) lückenlos ineinander übergehen, und somit das, was ich zum Einzug spiele sowieso direkt in die Intonation des Eröffnungslieds übergeht. Ob ich dann für diesen musikalischen Komplex eine groß angelegte Intonation verwende, oder ein sehr kurzes (Literatur)stück, aus dessen Schlussakkord heraus ich direkt in eine (dann katholikengewohnt kleine) Intonation hineinimprovisiere und bei Bedarf moduliere, macht dann vom Ablauf her keinen Unterschied aus.

Sonst mache ich es auch so, dass die normalen Liedintonationen maximal die Länge einer Liedstrophe haben (Ausnahmen bestätigen die Regel). So sind es die Katholiken wohl einfach gewohnt. Langes Vorspiel ist für sie unwichtig, sie wollen möglichst schnell zum Singen kommen. Insbesondere beim Lied zum Sanctus werden allerhöchstens vier Takte Vorspiel erwartet (und das wäre dann schon viel).

Zum Auszug kann man auch ruhig mal große (oder kleine) Literatur bieten, solange man sich nicht daran stört, dass 90 Prozent der Gläubigen sich einen Dreck drum scheren und einfach fluchtartig die Kirche verlassen, sobald der Pfarrer ausgezogen ist. (Unser Pfarrer zieht sehr schnell direkt durch die Nebentür neben dem Altar in die Sakristei aus, sobald das Schlusslied gesungen ist).

Entgegen der Darstellung von dussek, gibt es bei uns nicht Danklied ODER Schlusslied, sondern immer Danklied UND Schlusslied. Auch fällt Gloria und 1. Antwortgesang hier nie weg (selbst wenn es nur eine Lesung gibt: dann wird der Antwortgesang dann halt zwischen Lesung und Halleluja gesungen). Dafür kommt es hin und wieder vor, dass zum Kyrie oder Agnus Dei kein Lied gesungen wird, sondern nur gebetet. Kleine Unterschiede sind also von Gemeinde zu Gemeinde doch vorhanden bei den Katholiken.

Das Stück was zur Kommunion gespielt wird, geht hier auch fließend in die Intonation des Danklieds über.
Das Schlusslied endet mit seinem Schlusston und sofort danach setzt sich der Pfarrer ohne ein weiteres Wort in Bewegung (d.h. eventuelle Registerwechsel nach dem Schlusslied für einen imposanten Auszug sollten gut durchdacht sein, denn eigentlich ist dafür gar keine Zeit mehr vorhanden:D ).

Solche Dinge wie das Vaterunser, das "Geheimnis des Glaubens" und ähnliche liturgischen Gesänge werden entweder a capella gesungen, oder einfach gesprochen. Je nachdem, was der Pfarrer gerade für eine Laune (bzw. Stimme) hat. Von der Orgel wird dies hier aber in keinem Fall begleitet.
 
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bei uns keine Orgel sondern Klavier

Ich bin seit einigen Jahren in der ev. methodistischen Ortsgemeinde.
Unser Gottesdienstraum/Kirche hat keine Orgel sondern ein Klavier.

Die Stücke zu Beginn und Ende werden von den Pianisten "sehr breit" ausgewählt. Habe schon die Träumerei gehört, Ragtime, Sonatenausschnitte, melodische Stücke aus Rockpiano I und II und anderes mehr. Beim Schlussstück bleibt die Gemeinde sitzen und normalerweise wird hinterher geklatscht.

Gesungene Liturgie ist unbekannt. Auch Psalmen werden nur in Form "normaler Lieder" gesungen. Es gibt Gottesdienste, in denen eher "klassische Choräle" überwiegen und solche, in denen recht modernes Liedgut überwiegt. Immer ist es aber eine Mischung und so ist es ganz gut, wenn die Pianisten einigermaßen die freie Liedbegleitung beherrschen.

Insgesamt empfinde ich die methodistische Kirchenmusik "viel näher bei den Besuchern" als in den Jahrzehnten bei der ev. Landeskirche (Bayern).
Kinder im Vor- und Grundschulalter mit "gemischten Eltern" welche beide, landeskirchliche und methodistische Gottesdienste kennen, sprechen meist in der Form: "letztes Wochenende waren wir in der Orgelkirche, heut sind wir aber wieder in der Klavierkirche."
Martin (noch kein Pianist bei den Methodisten)
 

@ Martin:

Diese Art der Begleitung mit Klavier statt Orgel kenne ich auch: In der Winterzeit nach Weihnachten wird in meinem Fall die Kirche nur wenig geheizt, sodass der Gottesdienst statt in der Kirche im Gemeindesaal stattfindet. Mir persönlich gefällt die Begleitung am Klavier eigentlich noch mehr als mit der Orgel, da ich "näher dran bin" am Geschehen, weiterhin fällt mir das Klavierspielen leichter, da jahrzehntelang daran gewöhnt.

Auch bei uns wird es sehr liberal gehandhabt, was man beim Klavier als Eingangs- und Ausgangsstück wählt. Ich hatte auch schonmal Chopin dabei, die Nocturne 15/3 in g-moll (Vortragsbezeichung "religioso" im Mittelteil :D, danke nochmal an Rolf, der mir den Tip für diese Nocturne gab). Normalerweise nehme ich aber auch mit Klavier gerne Bach, z.B. ein Präludium aus WTK1 zu Beginn, und die Fuge am Ende.

Meiner Meinung nach sollte man sehr virtuose Stücke meiden, das passt nicht zum Charakter des Events, und überlange Stücke (mehr als einige Minuten lang) auch. Und vielleicht als Eingangsstück eher etwas gesetztes, getrageneres, etwas, wo man am Sonntag morgen zur Ruhe findet. Und als Ausgangsstück dann gerne auch etwas fröhlicher.

Aber bin insgesamt noch zu kurz dabei, und kann nicht mit jahrelangen Erfahrungen glänzen - gerne würde ich auch etwas darüber erfahren, welchen Charakter eurer Meinung nach Eingangs- und Ausgangsstücke haben sollen (wobei ich hier gelesen habe, dass dies eigentlich nur für ev. Gottesdienste relevant ist, da bei den kath. Messen das Eingangsstück "zu Ende sein hat", wenn die erlauchten Gottesdiener eingezogen sind, und nicht, wenn das (Literatur)-Stück sein natürliches Ende gefunden hat.:rolleyes:
 
(wobei ich hier gelesen habe, dass dies eigentlich nur für ev. Gottesdienste relevant ist, da bei den kath. Messen das Eingangsstück "zu Ende sein hat", wenn die erlauchten Gottesdiener eingezogen sind, und nicht, wenn das (Literatur)-Stück sein natürliches Ende gefunden hat.:rolleyes:

Wir Katholiken kennen kein Eingangsstück. Bei uns gibt es Musik zum Einzug. Wenn der Einzug beendet ist, alle auf ihrem Platz sind, hört die Musik auf und es wird gesungen. Gesang hat eine höhere Bedeutung und ist näher bei Gott als Orgelspiel. Orgelspiel ist heidnisch.

Oftmals ertönt die Orgel jedoch schon vor dem Gottesdienst. Ich verfahre folgendermaßen: Sobald die Glocken, die das Volk Gottes in die Kirche rufen sollen, verstummen (5 Minuten vor Beginn des Gottesdienstes) beginne ich mit einem meditativen Orgelspiel zur Einstimmung auf die Feier. Sobald der Pfarrer einzieht (es ertönt dabei ein Gong, eine kleine Glocke, whatever) und die Gemeinde sich erhebt, geht mein meditatives Spiel in ein präludieren über wobei ich dann über den c.f. des ersten Liedes improvisiere und damit die Intonation liefere. Die Liedbegleitung geht dann direkt in diese Impro über. Liedanzeiger sei Dank. In dieser 5 Minütigen Einstimmung (die in einem Dom gerne einmal über 20 Minuten geht, wie ich zuletzt in Paris hören konnte) ist natürlich auch genug Platz für Literatur. Aber in einem Gottesdienst habe ich keine Zuhörer, kein Publikum. Ich kann nicht konzertieren, sondern verrichte einen Dienst an der Gemeinde, die ich dabei unterstütze, Gott zu preisen.

Da ich die Lieder schon lange anzeige, bevor ich wirklich intoniere, fallen bei mir die Intonationen gerade mal so lang aus wie die Kurzintonationen im Orgelbuch zum EG.
 
Wir Katholiken kennen kein Eingangsstück. Bei uns gibt es Musik zum Einzug. Wenn der Einzug beendet ist, alle auf ihrem Platz sind, hört die Musik auf und es wird gesungen. Gesang hat eine höhere Bedeutung und ist näher bei Gott als Orgelspiel. Orgelspiel ist heidnisch.
Orgelspiel ist heidnisch xxD - naja, also gut, da würden mir aber noch ein paar andere Dinge einfallen, die heidnsichen Ursprungs sind;)
Außerdem steht im Vordergund die Musik und die ist egal durch welches Instrument übertragen sowieso immer ganz und gar "unheidnisch" bzw. "göttlich":p und am Singen würde auch nichts verloren gehen, wenn es ein ein Angemessenes Vorspiel und Nachspiel gäbe.
Aber in dieser Hinsicht müssen kath. und ev. Kirchenmusik zwangsläufig auseinander gehen. Wir (ev.) feiern einmal in der Woche den GD, wärend von einem kath. Kollegen quasi Fließbandarbeit verlangt wird => deshalb auch die unerschiedlichen Beziehungen und Ansprüche an die Musik.

Summa summarum - mal eine kath. GD zu spielen macht eig. wenig Arbeit. Um die fremnde Lithurgie ablaufmäßig stressfrei hinzubekommen, ist es auch ganz angenehm einen Einheimischen dabei zu haben der einem die Einsätze gibt^^
 
gerne würde ich auch etwas darüber erfahren, welchen Charakter eurer Meinung nach Eingangs- und Ausgangsstücke haben sollen
Passend zum Thema und da bietet das Kirchjahr doch das ganze Spektrum der menschlichen Emotionen und lässt damit auch Musik jeden Charakters zum Zug. Z.B. die Weihnachtszeit in freudig besinnlicher Erwartung, düsterne Beklemmniss von Passionszeit und Karfreitag, mysthische Auferstehungsmusik zu Ostern und an Festtagen wie z.B. Reformationstag kann man es auch mal virtuos euphorisch krachen lassen:tuba:
 
Das sagt ein Freund von mir auch immer. Dann wirds wahrscheinlich so sein. Aber warum spielen dann die Evangelischen Orgelschüler nach einem Jahr schon komplette Godies, die Katholischen aber erst (viel) später?

Es gibt nicht so viele Orgelschüler, die schon nach einem Jahr komplette Gottesdienste spielen. Oder man definiert "Beginn des Orgelunterrichtes " anders.
Man kann mit profunden Klavierkenntnissen auch einen Gottesdienst manualiter begleiten.
Wer dazuhin öfters sowieso in den Gottesdienst geht und mit der Liturgie vertraut ist, der kann im Prinzip auch ohne Orgelkenntnisse einen Gottesdienst begleiten.
Ich kenne aber einen katholischen Schüler, der hatte erst wenige Wochen Orgelunterricht (konnte aber schon ordentlich Klavier) und hatte mit 15 seinen ersten katholischen Gottesdienst begleitet. Jahrelang manualiter, irgendwann mit Pedal - jetzt studiert er kath. Kirchenmusik.
 
Pauschal schwer zu sagen. Bei Evangelens ist nicht immer Abendmahl, Sanctus und Agnus Dei entfallen dann. Ev. kenne ich vor allem mit Standardliturgie (z.B. immer "Allein Gott in der Höh" als Gloria). Bei kath. gibt es für jeden Ordinariumsteil eine gewisse Auswahl.

Begleitete Akklamationen kenne ich v.a. ev. Das will aber nicht viel sagen. Neulich wollte mal ein Pfarrer kath. unbedingt das mysterium fidei begleitet haben. Wenn's ihn glücklich macht...

Seitens der Pfarrer habe ich den Eindruck, bei ev. hat man keine Probleme, auch mal etwas "anders" zu machen. Die kath. Messe hat einen recht geregelten Ablauf.

Literatur und Impro: Da bei ev. das Vor- und Nachspiel zum GD gehört, wird meistens etwas "Gescheites" erwartet, also Literatur. Das Abendmahl dauert auch meist länger. Zu Beginn einer Messe richtet sich die Intro nach dem liturgischen Aufwand. Wenn der Pfarrer schnellstmöglich von der Sakristei zum Altar hastet, gibt es natürlich weniger Zeit als bei einem großen Einzug mit 20 Messdienern und Weihrauch. Daher wahrscheinlich kath. der Hang zur Impro. Bei den vielen Werktagsmessen muss man auch ein riesiges Repertoire haben, abgesehen davon, dass diese Messen ja eher schnell vorbei sind und wenig Zeit für Literatur lassen.

Eine ganz andere Sache ist dann nochmal ein Choralamt im alten Ritus, z.B. bei der konservativen Lefevre-Fraktion. Da ist Gregorianik angesagt, oft auch begleitete Akklamationen.

Vom Stil der Liedbegleitung hatte ich früher den Eindruck ev. etwas nüchtener und forscher, die Orgel führt den Gesang. Sehr transparent, 3stg.-Sätze gibt es heute noch im ev. Orgelbuch, gerne c.f. auf eigenem Manual. Bei kath. lieber etwas zurückhaltend, romantischer harmonisiert, begleitende Funktion der Orgel, eher für's Herz.
Allerdings hat sich das wohl in den letzten Jahren egalisiert. Ich habe viel für beide Fraktionen gespielt und glaube nicht, dass man an meinem Orgelspiel die Konfession erkennen kann, es sei denn, ich lege es darauf an.

Viele Grüße
Axel
 
Offenbar gibt es, wenn ich eure Beiträge richtig verstanden habe, Unterschiede, ob die Liturgie a capella gesungen oder von Orgel begleitet wird. Atra hat die Erfahrung gemacht, dass in ihren katholischen Orgeldiensten die Liturgie a capella gesungen wird, während dussek und TiNte die Erfahrung haben, dass Orgelbegleitung bei der Liturgie durchaus an der Tagesordnung ist. Es scheint also da Unterschiede zu geben, je nach Gegend oder Pfarrer/Priester vielleicht?

Nein, nein, bei uns werden die Gebete usw. NIE begleitet, sie stehen deshalb auch nicht im Orgelbuch. Es gibt ab und an Organisten, die unter die Kantillationen des Pfarrers ein sanften "Klangteppich" legen, das ist ganz nett, ist aber nicht so vorgesehen. Angenehm finde ich, dass man nicht wie bei den Evangelen ständig höchst aufmerksam sein muss, um dann im richtigen Moment zwei Akkorde unter das "Amen" der Gemeinde zu legen.

@Don Bos
Also wenn ihr das "Gloria" sowohl an Werktagen wie auch an Sonntagen der Advents- und Fastenzeit singt, dann ist das liturgisch aber höchst fragwürdig.
 
Also wegen dem ab wann GD´s spielen frag ich jetzt doch noch mal nach.

Und noch was zum Einzug: unter der Woche, bei normaler Werktagsmesse ist ja eh alles schlichter. Warum soll der Organist dann einen Einzug wie z.B. an Fronleichnam spielen (gut, das ist jetzt auch ein extrem festlicher Feiertag)?
Ich weis jetzt nicht ob das meine ganz persönlich katholische Sichtweise ist. Konkret meine ich warum einen großen Aufwand mit der Orgel machen, wenns dann nicht zu Rest passt?
 
Ich muss gestehen dass ich mir bei den kath. GD mehr "Mühe" zur Stückauswahl (also Ausgang und Kommunion) mache als bei den ev., das liegt aber v.a. daran dass die ev. Orgel keine besondere Literatur zulässt^^
Es stimmt sicher, dass die Orgel im kath va als Begleitung gesehen wird, das hängt aber auch sehr vom Pfarrer ab. Meiner Meinung nach ist das bei Liedern und Vorspielen auch richtig so. Alle "freien" Beiträge der Orgel kann man aber ruhig zelebrieren. Wozu gibts denn die vielen tollen Bäche^^ Außerdem kann man mit einem wuchtigen AUszug vielleicht ein paar Leute zum Warten nach dem SChlusssegen bewegen...
Ich finds auf jeden Fall toll, die Abwechslung zwischen ev und kath GDs zu haben!

achja, und weil vorher angeschnitten wurde, ob die freien Stücke an Liturgie/Anlass angepasst werden: Ich hab mal Bachs "Wenn wir in höchsten Nöthen seyen" bei einer Hochzeit nach dem Eheversprechen gespielt. Nach der Trauung hat sich jemand für "berührende" Untermalung bedankt :P
 

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