In etwas anderem möchte ich Dir, @Ludwig, gleich die Unschuld rauben: Die Beschäftigung mit dem Sonatenhauptsatz führt unmittelbar zur Beschäftigung mit der Krise des Sonatenhauptsatzes, die darin besteht, daß nach erfolgreicher Zertrümmerung des vorhandenen Materials (in der Durchführung) die wörtliche Wiederauferstehung der Themen (in der Reprise) eigentlich unmöglich ist. Bei Tom und Jerry gibt es das: gerade noch unter der Planierraupe, im nächsten Bild schon wieder kerngesund. Von der Konsequenzlogik her gedacht, ist das in der Musik schwer zu vermittlen, und die (besseren) Komponisten haben das gespürt und daraus Konsequenzen gezogen: der frühe Haydn, in den extremen Streichquartetten op.20, rettet sich manchmal von der Durchführung direkt in die Coda. Ab der Romantik wird die Reprise zur einer Art zweiten Durchführung umfunktioniert. Bei anderen wird die Durchführung zugunsten der Rahmenteile völlig entwertet, zu einem braven Intermezzo degradiert, was in gewisser Weise auch konsequent ist (extrem in den Kopfsätzen von Mendelssohns Streichoktett oder Elgars 2.Symphonie).
Was jedenfalls im Kompositonshandbuch steht, Themenaufstellung mit Tonartendualismus in der Exposition, ein bissel Verwirrspiel in der Durchführung, und dann als grandioser Knalleffekt die Wiederholung der Themen in ein und derselben Tonart, ist ein Modell für Anfänger, von dem man später als Komponist nur noch auf intelligente Weise abzuweichen pflegt.