Gratulation zur Übung!
Man könnte viel rumbeckmessern, Details zum Tonsatz etc. Aber darum geht's Dir jetzt wohl nicht.
Was den Sonatensatz betrifft, so fehlen Reprise und Coda. Folgen die noch?
Stilistisch ist das eine kuriose Mischung: ein sehr klassizistisches Hauptthema, ein vom Charakter schön kontrastierendes, ungewöhnliches und sehr gutes Seitenthema und eine sehr präzise erfundene, fast "rockige" Schlußgruppe.
Die Durchführung - der wichtigste Teil des Sonatensatzes - wirkt durchdacht, und Du denkst dabei an alle Themen. Schlecht ist die Zäsur in Takt 48. Sie kommt zu früh; die Durchführung ist doch noch gar nicht zu Ende. Das darauf fast wörtliche Wiederauftauchen des Hauptthemas ist auch unglücklich. Es erweckt den Anschein, als folgte die Reprise, dabei ist es nur eine Scheinreprise (den Fachausdruck gibt es wirklich). Aber mit Scheinreprisen würde ich nicht experimentieren, solange Du dabei bist, Dir das Grundmodell des Sonatensatzes zu erarbeiten.
Für die schulbuchmäßige klassische Durchführung sind zwei Dinge wichtig: ein Modulationsplan - eine Tonartenkette, die Du Dir ausdenkst, und das Prinzip der thematischen Verarbeitung: der Zerlegung vor allem des Hauptthemas in kleinere Einheiten, mit denen Du herumspielst, bis hin zur völligen Motivzersplitterung.
Für die Exposition gilt: Tonartdualismus (Gegensatz Tonika fürs Hauptthema, Dominante fürs Seitemthema), für die Reprise Aufhebung dieses Tonartengegesatzes. Hört sich ziemlich schmematisch an. Das ist es auch und hat jeden besseren Komponisten produktiv genervt. Aber das wird dem Anfänger leider noch nicht zugestanden.
Vorschlag für den nächsten Sonatensatz: Versuch, stilistisch in einem bestimmten Rahmen zu bleiben.
Gruß, Gomez