Üben und Ehepartner

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kreisleriana

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als kleines Anhängsel zum Repertoirepflege-Faden:

also was ich aus den Antworten so entnehmen konnte, kommt wohl niemand um das leidige Thema herum, Werke die parat bleiben sollen, mehr oder weniger regelmäßig hervorzuholen und immer wieder langsam und genauest durchzugehen.

Stilblüte schrieb, dass sie die Stücke dann irgendwann "so nerven",dass diese dann wieder für eine Weile aus dem Repertoire veschwinden,

Walter schrieb, dass das wieder herausholen auch für Berufsmusiker schon "sehr mühsam" ist....

oK, das ist die Sicht dessen, der am Flügel sitzt, aber wie ist es dann erst für den Partner ?? :(

Ich mag da ein wenig traumatisiert sein: als Teenager übte ich schon sehr viel, sechs Stunden kamen da öfter zusammen und dann eben immer wieder die selben Werke, bei denen ich nicht zufrieden war und an manchen Stellen endlos herum feilte.Bis meinen Eltern der Kragen platzte und ich Spielverbot bekam, eine Zeit lang fürchtete ich, das Klavier würde verkauft werden, schließlich durfte ich wieder spielen, aber das Üben bestimmter Werke (es waren ein paar knifflige Chopin Sachen drunter) war strengstens verboten, schon der Klang des Anfangstaktes eines Werkes reichte, um eine heftige "allergische Reaktion" auszulösen, da half kein Moderator , nicht mal Pappkarton vor den Saiten, den ich in meiner Verzweiflung anbrachte.

Veilleicht daher habe ich große Hemmungen, in Gegenwart meiner Frau altes Repertoire immer wieder aufzufrischen und zu üben aus Angst, sie würde die schönen Werke ebenso zu hassen beginnen wie einst meine Eltern!
Denn wirklich angenehm kann es ja wirklich nicht sein, irgendeine Beethoven Sonate, eine Chopin Etude, die Sprungsequenz aus der Schumann Fantasie etc im Lauf der Jahre zum tausendsten Mal anhören zu müssen....

Nun hat sie sich beklagt, dass ich in ihrer Gegenwart gar nicht mehr spiele, sondern nur, wenn sie nicht zu Hause ist. Ich sagte, "ich will dich nicht nerven mit ewig den gleichen Sachen, damit sie dir nicht einmal zum Hals raus hängen...", "so ein Blödsinn, spielst eh so schön", sagte sie, ich kann damit trotzdem nicht umgehen. :confused:

Kennt jemand dieses Problem und wie geht ihr damit um?
 
Ich mach es so, dass ich meinen Ehepartner am Ende, manchmal auch zu Beginn einer Übesession frage, welche Stücke ich ihm vorspielen soll, quasi als Belohnung. Dann haben wir beide etwas davon. Zu mehr als drei Stunden üben komme ich aber zeitlich bedingt überhaupt nicht, und auch das ist sehr selten.

Viele Grüße

Terri
 
Ja, aber mein Problem leigt in MIR, meine Frau beklagt sich ja nie, aber ICH fürchte, ihr die Werke kaputt zu machen durch das wiederholte Auffrischen und zerlegen.
 
Sehr gutes Thema!!!

Ich stelle mir seit langem dieselbe Frage. Bei uns dudelt es den ganzen Tag, häufig auch noch aus verschiedenen Zimmern mit unterschiedlichen Instrumenten (Geige, Cello Klavier, Klavier, Klavier, Posaune). Manchmal bittet mich meine Frau (die einzige Nichtmusikerin im Hause) man möge ihr eine Stricknadel bringen, damit sie sich die Trommelfelle durchstechen kann.
 
Ich würde sie trotzdem fragen, was sie gerne hört, und ihr diese Sachen dann vorspielen. Das baut schon mal Hemmungen ab. Vielleicht mal in ihrer Gegenwart diejenigen Stücke üben, die nur noch Feinschliff brauchen, bei denen man also nicht einzelne Takte zigweise wiederholen muss. Oder diese Stellen dann nach einiger Wiederholung erstmal übergehen. Die Melodiephrasen zum Üben größer lassen. Ist sicherlich nicht die optimalste Übeweise, aber es wäre ein Annähern an einen Zuhörer beim Üben.
Und ich würde sie bitten, mir ehrlich zu sagen, wann es ihr zuviel wird. Nur, mein Ehepartner würde da mit der Antwort ausweichen. Er würde mir dann eher sagen, an welchem Stück ich weiterüben soll. Das ist jedoch immerhin auch etwas.
Letztendlich ist es doch so, dass, egal wie lange an einem Stück geübt wird, wenn es dann fertig ist und vorgetragen wird, erfreuen sich doch alle wieder daran. Und wenn der Partner weiß, wie lange man dafür gebraucht hat, weiß er das Ergebnis doch noch mehr zu schätzen. Meiner tut das jedenfalls.

Viele Grüße

Terri
 
Hallo Kreisleriana,

Ich habe da keine Skrupel. Die Welt ist so oft brutal, und diese Brutalität (Klavierüben) ist noch die Geringste, die ein Mensch aushalten muss. Sie könnte sich ja mit versalzenem Essen revanchieren.
:D

Hast Du Dir mal überlegt, dass man durch anderer Verbissenheit etwas zu erreichen für sich selbst etwas lernt? Wenn ich jemand beobachte, wie er eine Hürde meistert, dann kann ich mich mit ihm freuen. Ich will damit sagen: Sie könnte sogar mehr aus dem Werk herausholen, dass Du einstudierst.
8-)

Guck mal hier:



Es ist für das Familienmitglied keine Strafe, jemand (in diesem Fall ein kleines Mädchen) zu beobachten, wie es Koordinationsschwierigkeiten hat? Irgendwann erlernt es das Kind und dann darf man sich mit ihm mit freuen. :-)

LG
Michael
 
Warum machst Du Dir soviele - vielleicht zuviele - Gedanken darüber? Wenn Deine Frau Dir signalisiert, dass sie Dich gerne spielen hört, ist das doch toll! Schlimmer wäre es anders herum.. Ein goldener Mittelweg wäre, zu spielen wenn niemand im Haus ist UND wenn sie da ist.
Gratulation, dass Du überhaupt so viel üben kannst - wie geht das eigentlich? Ich habe leider das Problem, dass ich wg. der Nachbarn nach 2 Std. tägl. Üben aufhören muss (da bin ich meist erst richtig eingespielt...)
 
Ja, aber mein Problem leigt in MIR, meine Frau beklagt sich ja nie, aber ICH fürchte, ihr die Werke kaputt zu machen durch das wiederholte Auffrischen und zerlegen.

Hallo Kreisleriana,

ich würde Dir raten, ein Zwiegespräch zwischen Dir und Dir als deine Ehefrau zu führen.
Und die Stühle zu tauschen.
Rede zu Dir als deine Ehefrau und antworte als deine Ehefrau, auf deine Befürchtungen usw. .


Liebe Grüße
Stanzi
 
Ich würde sie trotzdem fragen, was sie gerne hört, und ihr diese Sachen dann vorspielen. Das baut schon mal Hemmungen ab. Vielleicht mal in ihrer Gegenwart diejenigen Stücke üben, die nur noch Feinschliff brauchen, bei denen man also nicht einzelne Takte zigweise wiederholen muss. Oder diese Stellen dann nach einiger Wiederholung erstmal übergehen. Die Melodiephrasen zum Üben größer lassen. Ist sicherlich nicht die optimalste Übeweise, aber es wäre ein Annähern an einen Zuhörer beim Üben.
Und ich würde sie bitten, mir ehrlich zu sagen, wann es ihr zuviel wird. Nur, mein Ehepartner würde da mit der Antwort ausweichen. Er würde mir dann eher sagen, an welchem Stück ich weiterüben soll. Das ist jedoch immerhin auch etwas.
Letztendlich ist es doch so, dass, egal wie lange an einem Stück geübt wird, wenn es dann fertig ist und vorgetragen wird, erfreuen sich doch alle wieder daran. Und wenn der Partner weiß, wie lange man dafür gebraucht hat, weiß er das Ergebnis doch noch mehr zu schätzen. Meiner tut das jedenfalls.

Ach ja, man sollte es auch nicht zu ernst nehmen und sich im Endeffekt an den Resulaten erfreuen. Klaviermacher hat da in seinem obigen Post schon Recht. Als unsere Tochter kürzlich anfing, sich das Brahmsche es-moll Scherzo einzuhämmern, war das tatsächlich zunächst echt hart (wers kennt weiß was ich meine). Später dann, als es schließlich richtig saß, war es andererseits ein Hochgenuss zuzuhören.
Man könnte schlimmere Kinder haben ("die ihre Zeit als Internetjunkies Zeit bei Facebook unc Co verplempern oder schlimmer....")

....von Clavio ganz zu schweigen. (duckflitzundwech)
 
"so ein Blödsinn, spielst eh so schön", sagte sie, ich kann damit trotzdem nicht umgehen.
Immer das gleiche Problem. Da wird etwas klipp und klar gesagt und statt das WORTWÖRTLICH zu nehmen, wird interpretiert, werden zukünftige Szenarien mit eingerechnet. Du hast eine tolle, liebe, ehrliche Frau. Nimm sie beim Wort, um Himmels willen! Peng, aus. Sie wird sich melden, wenns zuviel wird. Sakra!!!
 

..... "ich will dich nicht nerven mit ewig den gleichen Sachen, damit sie dir nicht einmal zum Hals raus hängen...", "so ein Blödsinn, spielst eh so schön", sagte sie, ich kann damit trotzdem nicht umgehen. :confused:

Ich würde ihr das glauben, ehrlich! Schließlich haben wir Dich hier alle schon spielen gehört. Du bietest ihr ständig wunderbarst gespielte Klaviermusik, sie könnte es weißgott schlechter haben.
 
Ich bin davon überzeugt, dass es natürlich Tage gibt, an denen es den Partner nervt, wenn man über Wochen schwerpunktmäßig ein Stück spielt und insbesondere einzelne Passagen daraus immer und immer wieder übt.

Vor dem Hintergrund dessen, dass ich meinen Partner hin und wieder zum Zwangskonzert lade, [Ironiemodus] erfreute es mich letztens wirklich [Ironiemodus-Ende], als er ganz unaufgefordert die Tür zum Wohnzimmer öffnete und leise, nicht stören wollend, hineintrat, um dann stutzend auszurufen: „Ach, das ist von der CD? Ich dachte, DU spielst so schön!“ Nuja… immerhin hatte er das Stück wiedererkannt; also konnte die musikalische Folter zuvor ja nicht ganz so schlimm gewesen sein.

Heute kann ich drüber lachen, im Moment des Geschehens war ich aber schon ein bisschen bedröppelt.

Gruß
Jasnaja
 
Vor dem Hintergrund dessen, dass ich meinen Partner hin und wieder zum Zwangskonzert lade, [Ironiemodus] erfreute es mich letztens wirklich [Ironiemodus-Ende], als er ganz unaufgefordert die Tür zum Wohnzimmer öffnete und leise, nicht stören wollend, hineintrat, um dann stutzend auszurufen: „Ach, das ist von der CD? Ich dachte, DU spielst so schön!“ Nuja… immerhin hatte er das Stück wiedererkannt; also konnte die musikalische Folter zuvor ja nicht ganz so schlimm gewesen sein.

Wieso? Das ist doch voll nett. Immerhin hat er das schöne Spiel in den Bereich der Möglichkeit gestellt. Ist doch auch irgendwie ein Lob.

Ich bin davon überzeugt, dass es natürlich Tage gibt, an denen es den Partner nervt, wenn man über Wochen schwerpunktmäßig ein Stück spielt und insbesondere einzelne Passagen daraus immer und immer wieder übt.
Dagegen hilft, dass man schwerpunktmäßig immer an mehr als nur einem Stück übt. ;)
 
Genau. Hat mit Deiner Frau erst mal nichts zu tun. ;)
Denke lieber darüber nach, was Deine Frau alles wirklich an Dir nervt (ich bin sichern da gibt´s einiges) und dann überlege Dir, dass das alles weg fällt, wenn Du Klavier spielst. :)

"so ein Blödsinn, spielst eh so schön" kann ja auch bedeuten: "Ja, spiel Klavier, da nervste mich wenigstens nicht mit was Anderem". :)
 
......Denke lieber darüber nach, was Deine Frau alles wirklich an Dir nervt (ich bin sichern da gibt´s einiges) und dann überlege Dir, dass das alles weg fällt, wenn Du Klavier spielst. :)
"so ein Blödsinn, spielst eh so schön" kann ja auch bedeuten: "Ja, spiel Klavier, da nervste mich wenigstens nicht mit was Anderem". :)

Weise Worte! Ich schließe daraus, lieber Peter, dass auch Du schon länger unter der Haube bist, ein alter Eheveteran, offensichtlich. :mrgreen:
 
Haha nee, da wüsste ich das gar nicht. Manche Sachen beobachtet und bemerkt man besser als Außenstehender. :)
 
Genau. Hat mit Deiner Frau erst mal nichts zu tun.

Denke lieber darüber nach, was Deine Frau alles wirklich an Dir nervt (ich bin sichern da gibt´s einiges) und dann überlege Dir, dass das alles weg fällt, wenn Du Klavier spielst.

"so ein Blödsinn, spielst eh so schön" kann ja auch bedeuten: "Ja, spiel Klavier, da nervste mich wenigstens nicht mit was Anderem"

hmm, na das wär schon schlimm.

Aber hie und da nerv ich sie schon: in der Karwoche musste sie Matthäus Passion,Joahnnes Passion, Parsifal und Cavalleria Rusticana anhören, obwohl sie sonst eigentlich nur Pop Zeug hört....:p
 

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