Abgesehen davon, daß es hin und wieder Stellen gibt, die man nicht gut metronomisch üben kann, wenn man sie nicht vergewaltigen will, sollte man sonst natürlich alles auch mit vorgegebenem Grundschlag spielen können. Für Ensemble-Spiel ist das eine Selbstverständlichkeit, weil man ja anders gar nicht zusammenkommt. Im Orchester spielt der Dirigent Metronom, wenn auch hoffentlich etwas biegsamer als das mechanische. Solange man beim Spiel mit Metronom noch aus dem Konzept kommt, liegt es jedenfalls nie am Metronom, das natürlich immer recht hat. Bekommt man etwas scheinbar ohne Metronom hin, aber mit Metronom nicht, heißt das schlicht, daß man es auch ohne Metronom fehlerhaft spielt.
Was dagegen hilft, ist evtl. das langsame Üben und die nur allmähliche Steigerung des Tempos erst, nachdem es langsam zuverlässig stimmte. Also notfalls erst mal den Schlag unterteilen, indem man das Metronom z.B. Achtel statt Viertel schlagen läßt. Was aber vor allem dagegen hilft, ist, bei der Erarbeitung eines neuen Stücks, ERST den Rhythmus und das Zählen zu üben und DANN die Töne, d.h. möglichst nicht erst Töne irgendwie ohne genaue rhythmische Vorstellung zu spielen. Um die richtige rhythmische Vorstellung zu gewinnen, braucht man weder das Metronom, noch das Klavier -- im Gegenteil, es ist viel effektiver, die genaue rhythmische und metrische Vorstellung ohne Instrument zu erarbeiten und erst ans Instrument zu gehen, wenn diese Vorstellung stimmt. Das kann man z.B. erreichen, indem man klatscht, klopft, Rhythmus-Silben spricht oder mit der Zunge schnalzt, während Fußbewegegungen das Metrum vorgeben.
Das Metronom ersetzt nämlich kaum die rhythmische Vorstellung und ist eher als Kontroll-Instrument zu gebrauchen: als Disziplinierungs-Gerät, mit dem man sich zwingt, nie zu schnell zu üben, sondern das Tempo nur sehr allmählich und systematisch zu steigern, und als Kontrolle, daß man einen einmal gewählten Grundschlag konsequent durchhält, ohne unwillentlich, und ohne es zu merken, zu beschleunigen oder zu schleppen. So lange man das erst beim Spiel mit Metronom merkt, ist man noch nicht vollständig Herr der Lage, deswegen kann das Metronom ein nützlicher Helfer sein, der einem sagt, hier stimmt's noch nicht. Aber erst dadurch, daß man auch ohne Metronom sich der Fehler bewußt wird, gewinnt man einiges.
Entsprechend setze man das Metronom ein: Man kontrolliert das eigene Spiel damit, das Metronom sagt, es stimmt noch nicht, also schaltet man das Metronom ab und versucht an der eigenen Vorstellung zu arbeiten, die man schwer erlangen kann, wenn man sich vom Metronom abhängig macht. Man schalte es erst wieder ein, nachdem man an der eigenen Vorstellung gearbeitet hat, und wiederhole das so oft, bis das Metronom einem sagt, daß es nun stimme. Das klingt mühsam, ist aber tatsächlich der kürzeste Weg, der nicht an ganzen Stücken, sondern an 1-4 Takten erprobt werden sollte. Sobald beim Spiel mit Metronom etwas nicht mehr stimmt, macht es darum keinen Sinn, weiterzuspielen und zu versuchen, das auszugleichen; das einzige, das Sinn macht, ist, das Metronom abzuschalten und sich klarzumachen, was warum nicht stimmte.