TV- und Radio-Sendungen - Klavier und klassische Musik

Ein neues Video mit Seymour Bernstein - verblüffend zum Thema „hairpins“ bei Chopin und Brahms:
Das Video habe ich damals bei meinem Tonebase Probeabomonat angeschaut und wollte hier im Forum auch eine Frage dazu stellen, ob das so richtig sein kann, bin aber nicht dazu gekommen :)

In seinem Buch, was er noch in den 80ern (?) veröffentlich hat, schreibt er - nicht zu den Hairpins, aber immerhin zu crescendo/diminuendo - Folgendes:
Subsequently, I discovered many musical problems that are shared by most musicians, one of which is a tendency to rush on crescendos and slow down on diminuendos.
..
With practice you will eventually learn to feel a crescendo without speeding up, and a diminuendo without slowing down.


Hier in dem Video sagt er, dass die Hairpins "< >" - "accelerando/ritardando" bedeuten und nicht, wie ich immer gedacht habe "crescendo/diminuendo". Intuitiv habe ich z.B. in Schumanns Mignon solche Stellen auch so interpetiert und dachte, das wäre ein Fehler von mir. Es klingt für mich schlüssiger, wenn man beschleunigt, auf dem Höhepunkt stehen bleibt und dann wieder langsam das Tempo wiedeherstellt. Das funktioniert sogar ohne dass man lauter/leiser wird.
 
In seinem Buch, was er noch in den 80ern (?) veröffentlich hat, schreibt er - nicht zu den Hairpins, aber immerhin zu crescendo/diminuendo - Folgendes:
Subsequently, I discovered many musical problems that are shared by most musicians, one of which is a tendency to rush on crescendos and slow down on diminuendos.
..
With practice you will eventually learn to feel a crescendo without speeding up, and a diminuendo without slowing down.
Das kann ich bestätigen, passiert mir regelmäßig.

Hier in dem Video sagt er, dass die Hairpins "< >" - "accelerando/ritardando" bedeuten und nicht, wie ich immer gedacht habe "crescendo/diminuendo". Intuitiv habe ich z.B. in Schumanns Mignon solche Stellen auch so interpetiert und dachte, das wäre ein Fehler von mir. Es klingt für mich schlüssiger, wenn man beschleunigt, auf dem Höhepunkt stehen bleibt und dann wieder langsam das Tempo wiedeherstellt. Das funktioniert sogar ohne dass man lauter/leiser wird.
Wenn ich mich richtig erinnere, interpretiert er bestimmte Gabeln in der Romantik als Rubato-Zeichen. Danach Wiederaufnahme des Tempos ohne Wiederreinholen der Zeit. Keine Dynamik. Er zitiert eine Schülerin von Clara Schumann (zu Brahms) und Fanny Mendelssohn und illustriert das an Beispielen von Chopin und Brahms.
 
S. Bernstein ist nicht der Einzige, der diese Zeichen als Tempo-Angaben versteht.
Er sagt ja u.A. auch, dass Chopin niemals redundant bei seiner Notation war. Weshalb es keinen Sinn ergibt, direkt unter eine (vermeintliche) Dynamik-Klammer zusätzlich "crescendo", "decrescendo" etc. zu schreiben.
Das ergibt nur einen Sinn, wenn die Klammer als Tempo-Angabe verstanden wird.

Wenn man nach "Chopin hairpins" googelt, findet man weiteres zu diesem Thema, wobei allerdings viele Beiträge zumindest Bezug auf Seymour Bernstein (und u.A. auf seine Publikation "Chopin: Interpreting His Notational Symbols") nehmen.
Ich weiß also nicht, ob und wie dieses Thema mehrheitlich in der Fachwelt diskutiert wird.

 
"Jazzpianist Thelonius Monk: Ein Porträt"

 
Seymour Bernstein über Glenn Gould und Mozart:

 
Seymour Bernstein über Gould und Brahms:

 
Wenn ich mich richtig erinnere, interpretiert er bestimmte Gabeln in der Romantik als Rubato-Zeichen. Danach Wiederaufnahme des Tempos ohne Wiederreinholen der Zeit. Keine Dynamik.
Hier mal Info aus erster Hand: Laut Seymour Bernstein war es Johannes Brahms, der zu seinem Freund und Geiger Joseph Joachim gesagt haben soll, als es um die Interpretationen der "hairpins" ging: "Wannimmer ich diese Zeichen schreibe, dann meine ich, dass du besonders ausdrucksvoll sein sollst und alles tun kannst, um das zu bewirken."
Da Seymour nach eigenen Angaben Zeitgenosse von Beethoven und auch Brahms ist...kann man diese Botschaft ernstnehmen.
Sie bedeutet, dass negative Betonungen, crescendi, decrescendi, accelerandi, ritardandi...alle möglich sind. Nur: mach was aus dieser besonderen Stelle, diesem besonderen Motiv.
So einfach ist das.
 
@Presto, doch, ich weiß es genau! Er ist es! ;-)Im Übrigen auch von Chopin. Ein echter Tausendsassa!
Wenn man ihn kennt, weiß man, dass das stimmt.
Und ich kenne ihn...
 
Du hast Recht! Ich vergass! Mir persönlich ist es wichtiger, dass er Beethoven gekannt hat.
 

Ein tolles Konzert von Yuja Wang in Wien, heute Abend um 20:15 Uhr auf 3-Sat, schon jetzt in der Mediathek abrufbar. U.a. mit der 3. Sonate von Skrjabin, und der "Jagd-Sonate" von Beethoven, das ganze Programm ist im Text des Links ersichtlich. Warum es allerdings nicht gemäß tatsächlichem Programmverlauf gesendet wird, keine Ahnung:konfus::

 
Zuletzt bearbeitet:
Mein Gott, wie diese Frau wieder bekleidet ist :puh:Na ja , Klavierspielen kann sie ja
 
Interessant...die Ausstattung des Künstlers findet mehr Resonanz als die Musik...
 
Ich bin eigentlich kein Freund solcher Zusammenstellung von Programmen wie in einem Gemischtwarenladen. Aber die Stücke einzeln betrachtet waren schon sehr interessant, am besten gefielen mir die Etüden von Ligeti und Glass. Den Danzon von Marquez habe ich hier zu Hause liegen, irgendwann möchte ich den auch mal spielen. Insgesamt wesentlich angenehmer und frischer im Klavierspiel als der dröger Barenboim danach….
 
@Tastatula - das passiert aber nur bei weiblichen Performern, und meist beschwert sich das weibliche Publikum. Und die Performance ist dann nebensächlich, leider.
Ja, sie ist körperbetont gekleidet, aber es steht ihr (nicht ganz neidlose Bemerkung) und es lenkt nicht vom Klavierspiel ab.
 

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