Tinnitus - Versuch einer "Eigentherapie"

Marlene

Marlene

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Hallo,

eine Umfrage hier im Forum hat gezeigt, dass einige mein Problem teilen und ebenfalls unter Tinnitus leiden. Die Suche nach Ursache und Behandlung gleicht der sprichwörtlichen Suche der Nadel im Heuhaufen.

Auf meinem rechten Ohr höre ich einen mehr oder weniger "lauten" Pfeifton und die nachgenannten "Singzikaden". Auf dem linken Ohr „höre“ ich drei verschiedene Klänge, einer ist sehr hoch, er klingt ähnlich der Singzikaden die uns das Gefühl von Sommer vermitteln (auf den wir derzeit noch sehnsüchtig warten). Sommerlich ist mir allerdings bei diesem Ton im Kopf nicht zumute. Denn dieser Ton ist so laut, dass z.B. Mahlers 7. oder Schostakowitschs 10. Symphonie in Bühnennähe ihn nicht übertönen können. Der zweite Ton hört sich ebenfalls wie Singzikaden an, ist aber tiefer. Der dritte Ton, ein Pfeifton, ist leiser als die beiden vorgenannten und meist nur abends und nachts hörbar wenn die Außengeräusche zurückgehen und ich zur Ruhe komme und mich dadurch vermutlich mehr auf die „Klänge“ konzentriere. Nachts sind auch die „Singzikaden“ deutlich „lauter“. Laut HNO-Arzt muss ich mit dem Geräuschphänomen leben und daher „rede“ ich mit jedem Klang in etwa so: „Du bist nicht da, Du bist nur Einbildung, ein Hirngespinst und bald bist Du eh nicht mehr da!“. Das hilft nicht die Klänge loszuwerden, aber sich aufzuregen macht sie nur schlimmer.

Vorige Woche kam plötzlich, ich habe mich gerade ins Bett gelegt, rechts ein neues Pfeifen hinzu, das recht „laut“ war. Ich habe dann etwas ausprobiert und es hat erstaunlich schnell funktioniert. Ich habe genau in der Tonhöhe des Pfeifens gepfiffen, ruhig und langsam und so lange mein Atem es zugelassen hat. Danach war das Pfeifen weg und kam nach etwa einer Minute zurück. Also habe ich die Prozedur wiederholt und dann noch einmal. Das Pfeifen ist seitdem nicht mehr zurückgekommen. Zufall? Nein!

Vorgestern Abend habe ich mich ins Bett gelegt und links ist der am Tag kaum wahrnehmbare Pfeifton sehr deutlich hervorgetreten. Also habe ich erneut gepfiffen und zwar genau diesen Ton, langsam und ruhig. Der Ton war nach vier Durchgängen weg und ist während dieser und der vergangenen Nacht nicht mehr gekommen.

Das Gehirn „deutet“ die Bewegungen der Sinneshaare in der Cochlea falsch und „erzeugt“ einen nicht vorhandenen Ton (wie genau der Tinnitus entsteht ist ja leider nach wie vor nicht bekannt – vorgenanntes ist aber eine einleuchtende Vermutung). Folglich könnte der Effekt meines eigenen Pfeifens dieser sein: Wenn das Hörzentrum nun den echten Ton wahrnimmt sieht es wohl keine Notwendigkeit mehr darin den Ton selber zu produzieren. Denn führt man dem Körper z.B. ein Hormon zu, dann stellt der Organismus die Produktion des eigenen Hormons ein oder reduziert sie. Die Frage ist allerdings, ob sich mein Pfeifen irgendwie „abnutzt“, sich das Gehirn also irgendwann nicht mehr austricksen lässt.

Ich werde mich jetzt nach einer Klangtherapie erkundigen denn den Klang der „Singzikaden“ kann ich nicht selber erzeugen und somit neutralisieren.

Hat jemand von Euch bereits Erfahrungen mit Klangtherapie?


Liebe Grüße
Marlene
 
Danke für die Links, aber Musik hilft bei mir nicht, diese Therapie ist mir bekannt. Musik kann problematisch sein für mein Hörzentrum. Teilweise kann ich sogar das Klavier spielen kaum ertragen und übe daher gewisse Lieder zwischendurch eine Oktave tiefer (z.B. wenn cis'' vorkommt, das einer akustischen Folter gleicht und nur am Bösendorfer einigermaßen erträglich ist).

Meine Frage war nach Klangtherapie, ob also jemand Erfahrungen damit hat den "Klang" im Kopf mit "seinesgleichen" zu neutralisieren.
 
Marlene, wenn man das als Nichtbetroffener liest, ist man auch etwas erschüttert und kann eigentlich keine Tipps geben. Aber da Du ja auch offensichtlich bereit bist auch Eigeninitiative und Versuche zu machen, kannst Du vielleicht Deinen neuen Gedanken bezüglich der "Singzikaden" nachgehen. Über Wikipedia und wohl auch woanders kommt man wohl an Tonbeispiele. Diese abspeichern und dann mit einem Audioprogramm auf Deine inidividuelle Tonhöhe anpassen.
Falls das von mir total unqualifiziert ist, bitte ich um Nachsicht. Ich habe davon ja gar keine Ahnung.

Gruss
Manfred
 
Manfred, diese Idee finde ich interessant, danke für die Anregung. Ich suche mal danach und "gebe" mir die Zikaden dann mit "In-Ohr-Kopfhörer".

Bei all dem akustischen Terror in meinem Kopf höre ich zum Glück noch gut, das ist ja auch was. Aber das cis'' zum Beispiel terrorisiert dann in der Art, dass ich das Gefühl habe jemand hält ein Blech vor mein Ohr und haut mit dem Fäustel drauf. Der Bechstein wurde zwar vor einigen Wochen gestimmt und intoniert, aber derzeit wirkt sein Klang auf meine Ohren trotzdem hart was dazu führt, dass ich "Seine Majestät" ein wenig vernachlässige.
 
@Marlene
einen leichten Tinitus habe ich auch, meistens kann ich das bei mir leichte Pfeifen ignorieren.

Ich habe den Eindruck, mein körperlicher Zustand spielt eine große Rolle ob ich dieses Geräusch als störend empfinde oder nicht (Stress, ausgeschlafen, genügende Flüssigkeitszufuhr, Sport treiben, mich "beschäftigen" oder "nichts tun" etc. etc.)

Der Hinweis in meinen Links oben "sich damit nicht beschäftigen und nicht versuchen das Geräusch aktiv zu beeinflussen ... etc." hilft mir am besten.

Viel Erfolg
 
Danke erstmal für Deine guten Wünsche, searcher.

Ich versuche ihn auch zu ignorieren. Aber ich will jedes neue Geräusch aktiv beeinflussen und zwar aus folgendem Grund: Der Organismus hat ein „Schmerzgedächtnis“. Hat eine Person über Monate Schmerzen die dann durch was auch immer bekämpft werden konnten, dann signalisiert das Gehirn trotzdem Schmerzen, weil es diese verinnerlicht hat. Weil ich befürchte, dass das Gehirn sich auch seinen selbst „erzeugten“ neuen Klang merkt versuche ich ihn loszuwerden. Teilweise indem ich nachts aufstehe damit ich in der Ruhe der Nacht diesen Klang nicht verinnerlichen kann. Denn wenn ich aufstehe geht er weg bzw. wir leiser weil ich beschäftigt bin (z.B. am Digitalpiano). Das führt zwangsläufig zu zeitweisem Schlafentzug. Der hat aber keinerlei Auswirkungen auf den Tinnitus, denn wenn ich gut schlafe ist er teilweise noch intensiver.

Leicht war er bis vor einem Jahr und zwar chronisch seit etwa 20 Jahren (nur links). Dann kam ein Hörsturz und links wurde dieser Klang („Singzikaden“) lauter. Weil der Tinnitus da schon chronisch war hat der HNO-Arzt die Achseln gezuckt. Ich konnte mit dem Geräuschphänomen gut umgehen und habe mir gesagt es sei der Klang des Universums. Irgendwie muss man sich das ja schön reden. Dann ist in diesem Frühjahr nachts etwas passiert, das laut Arzt kein Hörsturz war. Es hat aber dazu geführt, dass ich etwa eine Woche kaum hören konnte auf dem rechten Ohr wo in der besagten Nacht zwei Klänge neu hinzu gekommen sind, die vorher kaum wahrnehmbar waren. Und links war es dann ein Dreiklang und alle drei viel lauter.

Sport, Arbeit, Konzentration (also auch der Klavierunterricht), Musik, etc. lenken mich auch ab und es kann passieren, dass ich erst abends, wenn ich zur Ruhe komme merke, dass da ja noch eine Kreissäge in meinem Kopf ist. Aber seit März ist es sehr schlimm und kaum zu ignorieren. Bei einem Test wurde ein dem Tinnitus ähnlich hohes Geräusch produziert und erst bei 110 dB konnte ich mein Ohrgeräusch nicht mehr wahrnehmen.

Aber die Zuversicht lässt mich gelassen bleiben, denn ich weiß, dass der Tinntus in einigen Monaten leiser werden wird. Was seine signifikante Verschlimmerung voriges Jahr ausgelöst hat löse ich auf und deshalb wird er sich zurückziehen.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
du hast dich ja schon sehr gründlich erkundigt und prinzipiell bereits alles richtig gedeutet.Bei 110dB wird eine Masker-Therapie aber schwierig werden,die Masker arbeiten ja ähnlich wie du es mit dem Pfeifen selbst entdeckt hast(aber nicht mit gehörschädigenden 110 dB)
Masker könnte man ja als eine Art "Klangtherapie" sehen,und zudem in ihrer Wirksamkeit bewährt-obgleich weit davon entfernt,eine wirklich gute Therapie (die es bekannter Maßen beim chronischen Tinnitus nicht gibt) zu sein,das Störegeräusch das sie erzeugen liegt dabei etwas unter der Tinnituslautstärke.

Dem neuen Ton so schnell wie möglich entgegen zu treten ist absolut richtig,sich auf ihn zu konzentrieren wäre natürlich katastrophal,da dann das Gehirn ihn verstärken würde und der Teufelskreis nur angeheizt werden würde.Bei akuter Verschlechterung oder lautem neuen Ton würde ich trotzdem auf die alten Therapien (so miserabel diese belegt sind) ebenfalls zurückgreifen,Effekte gibt es immer wieder (wieviel Placebo sei dahin gestellt),also Infusion,div.Med.(inkl.Cortison),Physioptherapie etc.
 
Laut HNO-Arzt ist das alles nicht wirksam, weil der Tinnitus bei dem Hörsturz voriges Jahr bereits chronisch (aber leise) war.

In zwei Wochen werde ich einen anderen Weg gehen. Ich hatte 2002 nach einer Impfung eine Zentralvenenthrombose (Auge) und war einige Monate lang auf dem rechten Auge blind bzw. stark sehbehindert. Als alles nicht geholfen hat bin ich im Internet darauf gestoßen, dass eine Quecksilberbelastung des ZNS durch Amalgamfüllungen die Ursache sein könnte. Ich habe einen Arzt gefunden, der die Hg-Ausleitung gemacht hat. Der Arzt hat bei mir damals eine Quecksilberbelastung von über 700fach über dem Referenzwert gefunden und sie ist noch immer sehr hoch. Denn ich habe damals wegen der hohen Kosten (Krankenkasse zahlt nicht) mit der Entgiftung aufgehört. Aber nächsten Monat mache ich weiter und ich erhoffe mir genauso viel Erfolg davon wie bei meiner vorübergehenden Blindheit.

Bei allem Wissen um Amalgamfüllungen ist mir nicht klar, warum dieser Dreck noch immer im Mund „verbaut“ wird und alternative Füllmittel selber bezahlt werden müssen.
 
Bei allem Wissen um Amalgamfüllungen ist mir nicht klar, warum dieser Dreck noch immer im Mund „verbaut“ wird und alternative Füllmittel selber bezahlt werden müssen.

Liebe Marlene,

ich fürchte Du bist hier dem Schwindel irgendwelchen "Wunder -Naturheilern" aufgesessen. Amalgan kann sicherlich zu Allergien führen, insbesondere wenn eine Nickelverunreinigung eine Rolle mit spielt. Auch ist Amalgan verhältnismäßig weich, so daß es im Laufe der Zeit durschaus den Zahn sprengen kann. Aber diese ganzen Vergiftungsmärchen, so von wegen Quecksilber, ist Unsinn. Gefährlich bei (elementaren) Quecksilber sind deren Dämpfe, diese können durchaus zur Schädigung des ZNS bis hin zum Tode führen, auch die wasserlöslichen Salze von Hg sind nicht so ohne.
Bei Amalgan handelt es sich allerdings um eine Quecksilber - Natriumlegierung welche recht korrosionsbeständig ist und somit auch keine toxischen Stoffe in die Blutbahn abgibt - in handelsüblichen Lebensmitteln sind die löslichen Hg Anteile wesentlich höher als bei einer Amalganfüllung.

Der Tinnitus ist allerdings eine Folge von Überlastungen des Nervensystems - es wurde früher behauptet, daß es eine typische Klavierstimmerkrankheit sei....ja wenn ich 8 oder mehr Klaviere am Tag stimme ist das Nervensystem nun mal absolut überreizt, nur so etwas kann auch im Büro passieren wenn man am Tag zig Datenbanken warten und pflegen muß.

Nach einer Weile Ruhe und Entspannung verschwindet der Tinnitus wieder von alleine.


Viele Grüße

Styx
 
... - in handelsüblichen Lebensmitteln sind die löslichen Hg Anteile wesentlich höher als bei einer Amalganfüllung....

Besonders schädigend für das Nervensystem ist Methylquecksilber, z.B. in Fisch
http://www.umwelt.nrw.de/verbraucherschutz/pdf/projekt2004_nr8.pdf

Wegen der Schwermetallbelastung von Meeresfisch, gab (oder gibt es?) mal eine behördliche Empfehlung, nicht mehr als einmal pro Woche Meeresfisch zu essen.

Ein Gift ist aber etwas anderes als eine allgergieerzeuge Substanz. Da reichen kleinste Menge, also auch evtl. Amalgam. Aber dann läßt sich keine Belastung im Körper feststellen.

Gruss
Manfred
 

Nun ja...eine Amalganfüllung kann allerdings gefährlich werden wenn man gern mal ein Glasl HNO³ (Salpetersäure) zu sich nimmt, dies reagiert dann mit Amalgan zu recht problematischen Hg/Na Salzen, welche nicht nur gesundheitschädliche Folgen haben können, sondern obendrein noch unter das Sprengstoffgesetz fallen :D :D :D :D


Viele Grüße

Styx
 
Styx, wie kommst Du denn eigentlich auf Natrium-Amalgam? Natriummetall ist hochreaktiv. Zahnamalgam enthält andere Metalle:
Amalgamfüllung
 
ich fürchte Du bist hier dem Schwindel irgendwelchen "Wunder -Naturheilern" aufgesessen

Deine Furcht ist völlig unbegründet – Wunderheiler & Co. haben bei mir keine Chance.

Aber diese ganzen Vergiftungsmärchen, so von wegen Quecksilber, ist Unsinn.

Schwermetallbelastungen sind kein Unsinn und schon gar kein Märchen. Schon Beethoven ist mit dieser Einstellung in Bezug auf seinen Weingenuss dieser fatale Irrtum unterlaufen.

Der Tinnitus ist allerdings eine Folge von Überlastungen des Nervensystems

Dies wird als eine der Ursachen diskutiert.

- es wurde früher behauptet, daß es eine typische Klavierstimmerkrankheit sei....

Das kann ich nachvollziehen. Als der Klavierstimmer bei mir war habe ich das Weite gesucht.

Nach einer Weile Ruhe und Entspannung verschwindet der Tinnitus wieder von alleine.

Wenn das stimmen würde müsste mein Tinnitus in den letzten Monaten erträglich leise geworden sein.

Ein Gift ist aber etwas anderes als eine allgergieerzeuge Substanz. Da reichen kleinste Menge, also auch evtl. Amalgam. Aber dann läßt sich keine Belastung im Körper feststellen.

Irrtum! Eine Belastung lässt sich feststellen!
 
Schwermetallbelastungen sind kein Unsinn und schon gar kein Märchen. Schon Beethoven ist mit dieser Einstellung in Bezug auf seinen Weingenuss dieser fatale Irrtum unterlaufen.


Irrtum! Eine Belastung lässt sich feststellen!

Hier liegt ein Mißverständnis vor; Es ging explizit um die Schwermetallbelastung durch Amalgan, und damit werden einfach mal Schauermärchen betrieben.

Wenn das stimmen würde müsste mein Tinnitus in den letzten Monaten erträglich leise geworden sein.

Ich wage mal ganz vorsichtig zu bezweifeln daß Du Dich der Ruhe und Entspannung widmest - wie lange hast Du denn Dein Klavier nicht mehr angefaßt? Wie lange hast Du denn schon kein Telephon, Internet, Fernseher usw. mehr?
Mach doch mal ein paar Wochen Urlaub auf dem Lande, fern ab der modernen Zivilisation, und dann schaust mal wie schnell sich Dein Tinnitus anfängt zu langweilen :D

Viele Grüße

Styx
 
Ich wage mal ganz vorsichtig zu bezweifeln daß Du Dich der Ruhe und Entspannung widmest - wie lange hast Du denn Dein Klavier nicht mehr angefaßt?

Seit fünf Minuten nicht mehr – war gerade eine Stunde dran. Und ich will auch nicht damit aufhören meine Flügel anzufassen und zu spielen. Tinnitus oder nicht: Ich will Klavier spielen!

Wie lange hast Du denn schon kein Telephon, Internet, Fernseher usw. mehr?

Wer kann schon auf Telefon und Internet verzichten... Wer beides geschäftlich braucht schon gar nicht. Der Fernseher ist für mich nebensächlich. Und wenn das Ding läuft dann dient es der Entspannung (z.B. wenn ich Rachmaninovs 2. Symphonie höre oder seine Klavierkonzerte).

Mach doch mal ein paar Wochen Urlaub auf dem Lande, fern ab der modernen Zivilisation, und dann schaust mal wie schnell sich Dein Tinnitus anfängt zu langweilen :D

Nö! Ich will nicht einmal eine Woche ohne Klavier spielen verbringen. Urlaub geht auch aus einem anderen Grund nicht.

Um zum eigentlichen Thema zurückzukommen: Das Flöten hat sich manifestiert. Mein "Trick" funktioniert nur kurzzeitig um einzuschlafen. Wenn ich nachts aufwache dann flötet es wieder und seit heute Morgen sitzt es fest und - seltsamerweise - wechselt es hin und her.
 
Hallo Marlene,

ich kann phänomenologisch folgendes beisteuern.

Das Auftreten und das Verschwinden meines Tinnitus kann ich auf den Tag genau terminieren.

Beginn: ... ich wundere mich eines abends, dass ich plötzlich den Zeilentrafo meines Fernsehgerätes höre. Ich schalte nacheinander Fernseher, Dimmer für Energiesparlampen etc. aus.
Geräusch bleibt.
Da beginnt mir zu dämmern, das ich jetzt mit 50 einen Tinnitus habe.
Ich habe gerade mal wieder angefangen Musik zu machen, spiele aber seit meiner Jugend (zum Lächeln meiner Bandkollegen) nur mit Gehörschutz.
Auch unter den Ohrstöpseln und 100 dB ist das Pfeifen präsent und nervt unendlich.
Es bleibt tagelang und störend, alles überlagernd, es ist am Morgen da, bevor ich aufwache.

Ich überlege: besonderer Stress, Veränderungen im Leben? Eigentlich nicht.

In ein paar Wochen will ich mit Freunden einen Halbmarathon laufen. Ganz gemütlich. Ohne Stress, ohne Sieger.
Ich beginne mit dem Training, laufe sonst 7 -10 Km; erhöhe gemütlich auf 14-20 Km.
Auch beim ganz entspannten ersten Lauf höre ich das Pfeifen.
Das ist das letzte mal, dass ich mich daran erinnere.
Es folgen 3 Läufe bei unangenehmen Sprühregen, abends bis in die Dunkelheit aus Zeitgründen. Im Wald (Forstgehege) mit Taschenlampe.:p

Der geplante Halbmarathon fällt aus und ich sitze 2 Wochen nach dem Auftreten in einem Seminar und mir fällt PLÖTZLICH auf, dass der Tinnitus verschwunden ist.
Einfach fort, ohne sich zu verabschieden.

Meine "somatische Intelligenz" sagt mir, dass es mir dieser nächtlichen Lauferfahrung zu tun hat, irgendwie bin ich im Dreck und Schlamm und strömendem Regen nachts dem Pfeifen davongelaufen.:p

Hoffe, es geht dir auch so.


Lieber Gruß, NewOldie
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Schon Beethoven ist mit dieser Einstellung in Bezug auf seinen Weingenuss dieser fatale Irrtum unterlaufen.
Also ich persönlich bin ja mit medizinischen Diagnosen von Personen, die ich nicht persönlich getroffen habe und die zudem noch bald zwei Jahrhunderte tot sind, sehr, sehr zurückhaltend...

(Gelegentlich ist sowas aber auch recht unterhaltsam, so wie vor ein paar Monaten die postume Diagnose, daß Che Guevara an Amusie gelitten habe.)
 

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