Was auch immer du dir für (Stütz-)Fingerübungen raussuchst, ich rate zu größter Vorsicht - viele eifrige Klavierspieler machen ihre neuen Übungen gleich mit dem Gedanken, etwas gutes zu tun, eine Stunde lang oder auch nur 20 Minuten - und fangen sich gleich eine Sehnenscheidenentzündung ein...
... ;) ... da müssten manche Publikationen ja als grober Unfug wenn nicht gar Körperverletzung (bzw. Anstiftung zu solcher) geahndet, manche Übenden wegen Selbstverstümmelung eingekerkert werden... ...
aber freilich ist was Wahres dran: wenn man es mit Fleiß und Wut und Druck und Anstrengung falsch macht, kann das unangenehm werden!
Sinn und Zweck guter Übungen dieser Art ist es, ein präzises Gefühl für die Tasten in jedem Finger und im Arm zu entwickeln - das schließt die Erfahrung ein, dass sowohl das nach unten Bringen und unten Halten einer Taste als auch das Aufheben derselben ganz ohne Mühe, Anstrengung und Druck funktioniert. Natürlich dauert es eine Weile, bis das in allen zehn Fingern angekommen ist.
eine Art Vorübung oder Basisübung:
2-3-4 auf die drei schwarzen Tasten, 1-5 auf c und e
- - - der Reihe nach ganz langsam alle Finger nacheinander ohne Ton in den Tastenboden bringen:
a) das macht kaum Mühe (abgesehen von der Koordination)
b) das macht gar keine Mühe, wenn der Arm hilft: mit jedem nach unten Bewegen mit dem Arm etwas vorwärts (Millimeter nur) und mit dem Handgelenk ein wenig auf und wieder ab
c) mit jedem Finger wird der Arm ein ganz winziges bissle "leichter"
d) aha: wenn man das richtig macht, dann halten die Finger, sind aber elastisch und beweglich (weil ja der Arm und das Handgelenk etwas bewegt werden)
- - - der Reihe nach die Tasten aufheben und wieder runterbringen:
a) wenn 1-2-3-5 unten bleiben, aber 4 loslassen soll: igitt, werden manche denken, das fühlt sich angespannt an, das will nicht so richtig - - wenn hier wiederum der Arm hilft, wird es aber mühelos gehen!!
b) man erfährt also, wie die Armführung alle Finger "gleich stark macht"
Das kann man, auch wenn es sich trübselig anhört, nach und nach mit klingenden Tönen machen, mit Repetitionen, mit crescendo-diminuendo usw. und das kann man in allen 24 Dur- & Moll-Fünffingerlagen machen. Damit gewöhnt man sich ann allerlei hügeliges Tastenterrain; weiterhin kann man das auch mit allerlei Akkordgriffen machen.
Ich glaube nicht, dass man da irgendwas falsch machen kann - man braucht halt Geduld - - - und man braucht Interesse: das Interesse daran, immer feiner und sensibler zu fühlen. Und man darf nirgendwo mit Wut und Druck (ich meine Druck auf den Tastenboden) agieren. Dann kann nicht mehr allzuviel schief gehen.
...eines könnte schief gehen: man sollte die Hand nicht schief halten - also darauf achten, dass der kleine Finger nicht mit seiner Außenseite die Tasten runterbringt.
gestreckt oder gebeugt? völlig egal - das Berühren der Tasten bevor man irgendwas macht, sollte so schlapp und entspannt wie möglich sein, also relativ flach (aber nicht total gerade gestreckt) - - - von hier aus kommt dann ja durch die Armbewegungen der Bewegungsradius bzw. die abfedernde Elastizität der Finger zu Bewußtsein: bewegt man den Arm und das Handgelenk wie beschrieben, dann ändern ja die "haltenden" Finger ihre From!!! und zwar: ganz von allein.
Danach könnte man sich mit einigen der Übungen von Peter Feuchtwanger beschäftigen.
Tatsächlich sind die Finger unterschiedlich stark und unterschiedlich beweglich ((man kann mit 1-4 nicht so feste kneifen wie mit 1-2 :D )), aber je fünf unterschiedliche Finger sind ja
an einer Hand und damit an einem Arm angebracht:
und der gleicht das aus!!!
Gruß, Rolf
(ich weiss: es gibt auch, z.B. von Brahms, gräßlich unbequeme Stütz- und Halteübungen mit Über- und Untersätzen - das ist am Anfang eher unnütz, damit sollten sich fortgeschrittenere gelegentlich befassen, wenn z.B. Skalen und Arpeggien nicht laufen wollen)