Stützfingerübungen

S

SebKam

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25. Apr. 2009
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Hallo zusammen,

ich verfolge schon länger euer Forum, allerdings passiv. Da ich nun aber auch wieder intensiv Klavier üben will, habe ich eine Frage: Was sind Stützfingerübungen? Darüber wird ständig diskutiert und die scheinen ja gerade für den 4. und 5. Finger sehr gut zu sein. Leider habe ich keinerlei Ahnung, was das eigentlich genau ist. Ich habe Die Schule der Geläufigkeit und Hanons Klaviervirtuosen. Sind da Stützfingerübungen drin?

Wie ihr bemerkt, hatte ich einen Klavierlehrer, der sich mit Klavierpädagogik nicht allzu gut auskannte :-( Deshalb möchte ich jetzt verstärkt technische Übungen machen.

LG,
SebKam
 
Hallo SebKam, bei Hanon oder auch in der Schule der Geläufigkeit wirst du keine finden.

Stützfingerübungen sind Übungen, bei denen du mit einem Finger eine Taste herunterdrückst (stumm) und mit den anderen vier Fingern eine Tonfolge spielst und einige Male wiederholst.

Zum Beispiel drückst du mit dem fünften Finger (linke Hand) das c runter und spielst mit den anderen Fingern g-f-e-d-e-f-g-f-e-d u.s.w.
Für die rechte Hand würde es so aussehen:

Mit dem 5. Finger g runterdrücken und die anderen Finger spielen c-d-e-f-e-d-c- usw.

Der Stützfinger bleibt dabei liegen.

Solche Übungen gibt es für alle fünf Finger, also der Stützfinger kann jeder Fnger sein, wobei der 1. und der 5. Finger meiner Meinung nach der einfachste ist.
Bei den anderen drei Fingern als Stützfinger kann es durchaus eine Weile dauern, bis du deine Übungen legato spielen kannst.

In welchen Klavierschulen du solche Übungen findest, können dir bestimmt einige andere sagen, ich selber kenne sie nur aus der Bisping-Klavierschule, die aber scheinbar sehr unbekannt ist.
 
Es gibt das Heft "Greifen und Begreifen" von Anna Hirzel-Langenhan, da sind jede Menge solcher Übungen drin, und wenn man`s halbwegs regelmäßig macht, merkt man auch eine Veränderung in den Fingern!
Viel Spaß
tini
 
Was auch immer du dir für (Stütz-)Fingerübungen raussuchst, ich rate zu größter Vorsicht - viele eifrige Klavierspieler machen ihre neuen Übungen gleich mit dem Gedanken, etwas gutes zu tun, eine Stunde lang oder auch nur 20 Minuten - und fangen sich gleich eine Sehnenscheidenentzündung ein...
Bitte mit solchen Halteübungen sehr behutsam umgehen, keinesfalls über Schmerzen oder "Unwohlsein" hinaus üben und nie länger als 5 oder höchstens 10 Minuten am Stück ;)
Die Sehnen sind empfindlich und brauchen länger als Muskeln, um sich an Belastungen zu gewöhnen. Bzw. der Kopf braucht länger, solche Halteübungen so auszuführen, dass keine unnötigen Körper-Teile belastet und verkrampft werden.

Was für Übungen für dich passend sind, hängt sehr von deinem Kenntnisstand ab...

lg STilblüte
 
Bei den anderen drei Fingern als Stützfinger kann es durchaus eine Weile dauern, bis du deine Übungen legato spielen kannst.

Danke, Stilblüte! Das hätte ich genauer erklären müssen...

Mit dem obigen Satz meinte ich um Himmels Willen nicht, daß man die Übung in einer Sitzung so lange machen soll, bis man sie legato kann. Ich meinte, daß man Tage, vielleicht sogar Wochen diese Übung machen sollte, bis sie wirklich gut klingt.

Am Anfang neigt man wirklich dazu, den Stützfinger 'sehr krampfhaft auf die Taste zu pressen' und das liegt mit Sicherheit nicht im Sinne des Erfinders!

Ich habe ganz gute Erfahrungen damit gemacht, indem ich jeden Tag jede Übung vier- bis sechs mal wiederholt habe. Dann wird es automatisch mit jedem Tag entspannter.
 
Was auch immer du dir für (Stütz-)Fingerübungen raussuchst, ich rate zu größter Vorsicht - viele eifrige Klavierspieler machen ihre neuen Übungen gleich mit dem Gedanken, etwas gutes zu tun, eine Stunde lang oder auch nur 20 Minuten - und fangen sich gleich eine Sehnenscheidenentzündung ein...

... ;) ... da müssten manche Publikationen ja als grober Unfug wenn nicht gar Körperverletzung (bzw. Anstiftung zu solcher) geahndet, manche Übenden wegen Selbstverstümmelung eingekerkert werden... ...

aber freilich ist was Wahres dran: wenn man es mit Fleiß und Wut und Druck und Anstrengung falsch macht, kann das unangenehm werden!



Sinn und Zweck guter Übungen dieser Art ist es, ein präzises Gefühl für die Tasten in jedem Finger und im Arm zu entwickeln - das schließt die Erfahrung ein, dass sowohl das nach unten Bringen und unten Halten einer Taste als auch das Aufheben derselben ganz ohne Mühe, Anstrengung und Druck funktioniert. Natürlich dauert es eine Weile, bis das in allen zehn Fingern angekommen ist.

eine Art Vorübung oder Basisübung:
2-3-4 auf die drei schwarzen Tasten, 1-5 auf c und e
- - - der Reihe nach ganz langsam alle Finger nacheinander ohne Ton in den Tastenboden bringen:
a) das macht kaum Mühe (abgesehen von der Koordination)
b) das macht gar keine Mühe, wenn der Arm hilft: mit jedem nach unten Bewegen mit dem Arm etwas vorwärts (Millimeter nur) und mit dem Handgelenk ein wenig auf und wieder ab
c) mit jedem Finger wird der Arm ein ganz winziges bissle "leichter"
d) aha: wenn man das richtig macht, dann halten die Finger, sind aber elastisch und beweglich (weil ja der Arm und das Handgelenk etwas bewegt werden)
- - - der Reihe nach die Tasten aufheben und wieder runterbringen:
a) wenn 1-2-3-5 unten bleiben, aber 4 loslassen soll: igitt, werden manche denken, das fühlt sich angespannt an, das will nicht so richtig - - wenn hier wiederum der Arm hilft, wird es aber mühelos gehen!!
b) man erfährt also, wie die Armführung alle Finger "gleich stark macht"

Das kann man, auch wenn es sich trübselig anhört, nach und nach mit klingenden Tönen machen, mit Repetitionen, mit crescendo-diminuendo usw. und das kann man in allen 24 Dur- & Moll-Fünffingerlagen machen. Damit gewöhnt man sich ann allerlei hügeliges Tastenterrain; weiterhin kann man das auch mit allerlei Akkordgriffen machen.

Ich glaube nicht, dass man da irgendwas falsch machen kann - man braucht halt Geduld - - - und man braucht Interesse: das Interesse daran, immer feiner und sensibler zu fühlen. Und man darf nirgendwo mit Wut und Druck (ich meine Druck auf den Tastenboden) agieren. Dann kann nicht mehr allzuviel schief gehen.

...eines könnte schief gehen: man sollte die Hand nicht schief halten - also darauf achten, dass der kleine Finger nicht mit seiner Außenseite die Tasten runterbringt.

gestreckt oder gebeugt? völlig egal - das Berühren der Tasten bevor man irgendwas macht, sollte so schlapp und entspannt wie möglich sein, also relativ flach (aber nicht total gerade gestreckt) - - - von hier aus kommt dann ja durch die Armbewegungen der Bewegungsradius bzw. die abfedernde Elastizität der Finger zu Bewußtsein: bewegt man den Arm und das Handgelenk wie beschrieben, dann ändern ja die "haltenden" Finger ihre From!!! und zwar: ganz von allein.

Danach könnte man sich mit einigen der Übungen von Peter Feuchtwanger beschäftigen.

Tatsächlich sind die Finger unterschiedlich stark und unterschiedlich beweglich ((man kann mit 1-4 nicht so feste kneifen wie mit 1-2 :D )), aber je fünf unterschiedliche Finger sind ja an einer Hand und damit an einem Arm angebracht: und der gleicht das aus!!!

Gruß, Rolf

(ich weiss: es gibt auch, z.B. von Brahms, gräßlich unbequeme Stütz- und Halteübungen mit Über- und Untersätzen - das ist am Anfang eher unnütz, damit sollten sich fortgeschrittenere gelegentlich befassen, wenn z.B. Skalen und Arpeggien nicht laufen wollen)
 
'sehr krampfhaft auf die Taste zu pressen'

(Wagner, Walküre, dritter Akt)

krampfhaft und gar pressen - - - diese Vokabeln mögen andernorts ihren Sinn haben, aber am Klavier sind sie absolut tabu (und noch mehr tabu ist, sowas zu machen)

Aber Danke (!!!) für diese beiden Vokablen - die sind mir gar nicht eingefallen, aber sie beschreiben sehr schön, was ich mit unnötigem Druck auf den Tastenboden gemeint hatte. Liebe Florentine, das ist keine Ironie oder sowas: ich bin das Klavierspielen so sehr gewohnt, dass mir "pressen" etc. völlig fremd ist, auch als Wort in diesem Zusammenhang.

liebe Grüße, Rolf
 
(Wagner, Walküre, dritter Akt)

krampfhaft und gar pressen - - - diese Vokabeln mögen andernorts ihren Sinn haben, aber am Klavier sind sie absolut tabu (und noch mehr tabu ist, sowas zu machen)

Aber Danke (!!!) für diese beiden Vokablen - die sind mir gar nicht eingefallen, aber sie beschreiben sehr schön, was ich mit unnötigem Druck auf den Tastenboden gemeint hatte. Liebe Florentine, das ist keine Ironie oder sowas: ich bin das Klavierspielen so sehr gewohnt, dass mir "pressen" etc. völlig fremd ist, auch als Wort in diesem Zusammenhang.

liebe Grüße, Rolf


Hallo Rolf,

du hast diese Übungen so wunderschön beschrieben, aber du glaubst auch nicht, was da alles falsch gemacht werden kann ....:) ! Ich würde auch wie Stilblüte zu großer Vorsicht raten. Diese Übungen sollten meiner Meinung erst gemacht werden, wenn ein Gefühl für Leichtigkeit und Lockerheit von Hand und Handgelenk da ist! Man kann dann nämlich 1000x "leicht und locker" sagen und der Schüler sitzt da mit total verkrampftem Handgelenk und sagt mit treuen Augen: "Ich bin doch total locker!" :D

Nur so kann ich mir erklären, dass ein paar Kommilitonen von mir damals aus den Sommerferien mit Sehnenscheidenentzündungen wegen Stützfingerübungen kamen. Musikstudenten!!!

Ansonsten, richtig ausgeführt und lieber von einem guten Klavierlehrer begleitet, sind Stützfingerübungen super.

Viele Grüße

chiarina
 
Man kann dann nämlich 1000x "leicht und locker" sagen und der Schüler sitzt da mit total verkrampftem Handgelenk und sagt mit treuen Augen: "Ich bin doch total locker!" :D

Nur so kann ich mir erklären, dass ein paar Kommilitonen von mir damals aus den Sommerferien mit Sehnenscheidenentzündungen wegen Stützfingerübungen kamen. Musikstudenten!!!

...man wundert sich, wie die Menschheit den gefährlichen Umgang mit Messer und Gabel hat erlernen können: ein Messer schneidet, eine Gabel piekt - das Klavier verfügt über diese beiden Gefahrenquellen nicht!!!

Aber stimmt: manche machen Sachen, dass man es schon fast für ein Wunder Gottes halten kann, dass die sich - mit denselben Händen!!! - nicht schon längst beim Essen den Daumen abgesäbelt haben... ... :D :D

Die Anweisung "in Bewegung bleiben" muss natürlich mitgeteilt werden und dann bitte auch beherzigt werden! nie starr werden!!!!

...übrigens neige ich zu dem Eindruck, dass nicht nur in solchen Übungen mit traumwandlerischer Sicherheit alles gefunden wird, was man falsch machen kann... :D ... das ist auch in Klavierstücken und Etüden mit erstaunlicher Kreativität der Fall...

... ... aber das mit den Musikstudenten ist erschütternd!!!!....

Der Mensch hat eines mit manchem Insekt gemeinsam: man bildet Staaten. Wenn ich die obigen Warnungen und Erfahrungen so Revue passieren lasse, fürchte ich, dass eher das Insekt das Erfolgsmodell ist (trotz Paral)...

herzliche Grüße,
Rolf
 
Deswegen schrieb ich ja auch, daß man dazu neigt, am Anfang 'krampfhaft zu pressen' und daß das mit Sicherheit nicht im Sinne des Erfinders sein kann.

Klavierspielen ist keine Sportart, kein Ski oder ein Pferd, wo man jederzeit Gefähr läuft, einen Unfall zu haben und sich was zu brechen.

Vielleicht hatte ich mich immer noch nicht richtig ausgedrückt.

Wenn man merkt, daß man beim Klavierspielen - egal ob bei Übungen oder beim Spielen - irgendwas mit Gewalt, krampfhaft oder sogar unter Schmerzen macht, sollte man damit sofort aufhören, weil es garantiert nicht richtig ist.

Jeder erwachsene Mensch sollte seinen Körper so gut kennen, daß er merkt, wenn er sich verspannt und sollte dann entweder aufhören oder es so machen, daß er sich dabei wohlfühlt.

Rolf, ich nehme dir deine Worte nicht übel. In deiner Eigenschaft als Klavierlehrer haben sich bei dir mit Sicherheit bei den Worten 'pressen' und 'krampfhaft' die Nackenhaare aufgestellt. Tut mir leid, ich habe es einfach nicht gut genug erklärt...
 
Deswegen schrieb ich ja auch, daß man dazu neigt, am Anfang 'krampfhaft zu pressen' und daß das mit Sicherheit nicht im Sinne des Erfinders sein kann.
(...)
Vielleicht hatte ich mich immer noch nicht richtig ausgedrückt.

aber ganz im Gegenteil!!! Ich habe mich doch ausdrücklich für das plastischere "krampfhaft pressen" bedankt: es bringt deutlicher zum Ausdruck, was unnötiger Druck auf den Tastenboden ist. ("Aber Danke (!!!) für diese beiden Vokablen - die sind mir gar nicht eingefallen, aber sie beschreiben sehr schön, was ich mit unnötigem Druck auf den Tastenboden gemeint hatte. Liebe Florentine, das ist keine Ironie oder sowas: ich bin das Klavierspielen so sehr gewohnt, dass mir "pressen" etc. völlig fremd ist, auch als Wort in diesem Zusammenhang." - so hatte ich es formuliert)

wir tuten da ins selbe Horn :)

Gruß, Rolf
 

Dann bin ich echt froh, ich dachte wirklich, ich hätte mich so blöde ausgedrückt. ;-)
 

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