Stilistische Frage an Euch: Mondscheinsonate (op. 27/2) cis-Moll Beethoven

Leisepedal: Top oder Flop?


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Schteinwäy

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Moin moin,

Vorwort: Ich finde die Bezeichnung "Sonata quasi una fantasia" besser als "Mondscheinsonate" - wer weiss, ob Beethoven den Namen gut fände..

Wie dem auch sei, vor einigen Wochen habe ich mit dem ersten Satz der "Quasi una fantasia"-Sonate v. Ludwig van angefangen, dem wunderschönen, ruhigen Adagio.

Diesbezüglich hätte ich eine stilistische Frage.
Dass das rechte Fortepedal zum Einsatz kommen muss (laut Beethoven) ist klar, beim Una Corda- bzw. Leisepedal ist jedoch Spielraum offen, meiner Meinung nach.

Was haltet Ihr davon, das Leisepedal durchgängig zu halten, oder es synchron zum Fortepedal nach jedem neuen Taktbeginn "loszulassen" und neu zu halten?

Ich habe die ersten Takte jeweils mit und ohne Leisepedal gespielt und höre abgesehen von der Lautstärke Unterschiede. Was meint Ihr?
 
Die Pedalbezeichnung bezieht sich auf die Hammerklaviere, auf denen Beethoven das Stück komponiert hat. Ich habe kürzlich einen Kurs zum Hammerklavier besucht wo jemand diesen Satz gespielt hat. Da die Töne weniger lang klingen könnte man das rechte Pedal tatsächlich ohne Absetzen halten (oder nur selten wechseln), das linke Pedal schafft dort einen extrem viel leiseren, weicheren Klang und eine ganz andere Atmosphäre. Wie man das heute pedalisiert, hat damit also gar nichts zu tun - nur mit der Atmosphäre und dem "Effekt", nicht aber mit der Anweisung.
 
@Stilblüte sehr interessante Info's! Habe mich immer gewundert, was es mit dem Begriff "Hammerklavier" auf sich hat. Beethoven's op. 106 "Hammerklaviersonate" trägt wohl offensichtlich ihren Namen, da sie für das Hammerklavier gedacht ist.

Mir ging es in erster Linie darum, Meinungen zum Leisepedal anzuhören, da verminderte Lautstärke nur ein atmosphärischer Effekt ist.
 
Was haltet Ihr davon, das Leisepedal durchgängig zu halten, oder es synchron zum Fortepedal nach jedem neuen Taktbeginn "loszulassen" und neu zu halten?
Einen ganz besonderen klanglichen Effekt durchgängig anzuwenden, das nimmt diesem Effekt seine spezifische Qualität in Abgrenzung zum Regelfall, das linke Pedal nur gezielt einzusetzen oder sonst ganz darauf zu verzichten. Es gibt in dem 1. Satz von op. 27/2 echoartig angeordnete Akkordfolgen und ähnliche Gestaltungsmittel, die durch den "fahlen" Klang des Spiels "mit Verschiebung" reizvoll ausgeleuchtet werden können. Eine pauschale Gleichsetzung, die "linkes Pedal gleich leiserer Klang" bedeutet, ist grundfalsch. Und der falscheste denkbare Ansatz wäre es, anschlagsmäßig mangelhaftes und indifferentes Leisespielen künstlich durch Bleifuß auf dem linken Pedal herbeiführen zu wollen.

LG von Rheinkultur
 
Ich finde die Anmerkungen Schiffs sehr überzeugend für diese Sonate:


View: https://www.youtube.com/watch?v=TRJFQZrRUrE


"senza sordini" bezieht sich ihm zufolge lediglich auf das das rechte Pedal, eine "una corda" Anweisung fehlt hingegen. Auch ist er der Meinung, dass auf modernen Instrumenten durchgängig mit rechtem Pedal gespielt werden kann und man Beethovens Anmerkung diesbezüglich sehr ernst nehmen soll. Mir spricht er da - gerade im Hinblick auf op. 106 - genau aus dem Herzen.

Aus diesem Grund halte ich mich auch noch eine Weile von dieser Sonate fern, da ich noch nicht in der Lage bin, diese Anweisungen überzeugend umzusetzen :-D
 
Auch ist er der Meinung, dass auf modernen Instrumenten durchgängig mit rechtem Pedal gespielt werden kann und man Beethovens Anmerkung diesbezüglich sehr ernst nehmen soll.

Kennst du die Aufnahme, auf der Schiff so spielt? Ich finde sie scheußlich. Und er selbst scheint auch nicht mehr so überzeugt davon zu sein - inzwischen macht er das nicht mehr.

Man kann Musik - sei sie nun von Beethoven oder Bach - auf modernen Instrumenten nicht exakt so spielen, wie man sie auf Instrumenten der Entstehungszeit spielen würde. Überspitzt gesagt handelt es sich um eine Transkription, wenn man Musik, die vor ca. 1850 komponiert wurde, auf heutigen Konzertflügeln aufführt. Und wie bei jeder Transkription muss man einen Kompromiss finden, der die Klangvorstellungen des Komponisten mit den Eigenheiten und Klangmöglichkeiten des gewählten Instrumentes vereint.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Halten des Fortepedals ist definitiv abhängig von der Art des Pianos.
Auf E-Pianos hört es sich nicht so schwammig wie auf Hammerklavieren an, wenn man das rechte Pedal durchgängig hält.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es Pianisten geben, die das ständige Halten des Fortepedals auf heutigen Hammerklavieren bevorzugen, ich persönlich halte es für Unfug.
 
Ein "ständiges Halten" wird Beethoven mit seiner Anweisung doch nicht gemeint haben? Ganz ohne Pedalwechsel dürften sich der erste Satz selbst am Hammerklavier tatsächlich "schwammig" anhören, oder nicht?
 
Ja das tut er, aber das kann auch die Absicht sein. Ich vermute, dass wir heute - besonders in Deutschland - einen gewissen Exaktheitsfanatismus an den Tag legen, der früher vielleicht viel weniger wichtiger war.
Ob man das Haltepedal den ganzen ersten Satz hindurch tritt, hängt auch vom individuellen Instrument und dem Raum ab. Französische Hammerklaviere sind auch ganz anders als englische, und gerade zur Zeit Beethovens haben sich die Instrumente ungefähr so schnell selbst überholt wie heutzutage Smatrphones. Aus dem Notentext geht außerdem nicht genau hervor, ob Beethoven meint "die ganze Zeit halten" oder "die ganze Zeit benutzen [aber durchaus ab und zu wechseln]".

Manchmal kann man die Anweisungen auch schon umsetzen. Im 4. Klavierkonzert beispielsweise gibt es auch ein paar Stellen mit Haltepedal, und dort kann man das (fast) genauso umsetzen.
 

Ein "ständiges Halten" wird Beethoven mit seiner Anweisung doch nicht gemeint haben? Ganz ohne Pedalwechsel dürfte sich der erste Satz selbst am Hammerklavier tatsächlich "schwammig" anhören, oder nicht?

Im "Tastenmuseum" in Hamburg steht u.a. ein Hammerflügel aus Beethovens Zeit (ca. 1800). Ich hatte letztes Jahr die Gelegenheit kurz darauf zu spielen und fand, dass er im Vergleich zu modernen (ab ca. 1840) Instrumenten, doch recht "dünn" klingt. Schließlich hat der Flügel nur einen Tonumfang von 5 Oktaven. Da schwingt ohne Dämpfer einfach viel weniger mit als bei einem Instrument mit 7 Oktaven. Mein subjektives Hörempfinden ist jedenfalls unzufrieden mit dem Dauerpedal. Im Gegesatz dazu genieße ich diesen Satz mit moderat genutzem Pedal (i.d.R. 1 x pro Takt) und langsam genug gespielt in höchstem Maße.:blume:
 
Dass der Klang so dünn ist liegt vor allem auch daran, dass weniger Spannung auf den Saiten ist (Holzrahmen, kein Gussrahmen) und die Hammerköpfe viel kleiner sind, außerdem ist der Hebel glaube ich auch kleiner, jedenfalls ist es der Tastentiefgang.
 
Senza sordini ist eigentlich eine Anweisung für Streichinstrumente ^^

Außer diesem einen Stück, dem 1. Satz der Vollmondsonate, kenne ich kein weiteres Klavierstück mit dieser Vortragsanweisung.

Daß man das Stück mit (rechtem) Pedal spielt, versteht sich von selbst - da wäre keine extra Angabe nötig gewesen.
 

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